aufzudrehen. Dies können sie indessen nur, indem sie sich umeinander winden. Bringt man daher jedes Ende des Fadenbündels
an einen
Haken und dreht auf der einen Seite in dem entgegengesetzten
Sinn, in welchem die
Fäden gedreht sind, so folgt man
nur dem von selbst vorhandenen Bestreben und erhält eineLitze, welche, sich selbst überlassen, nicht
wieder aufgeht. Wünscht man eine drallere, härtere
Beschaffenheit der
Litze, so wendet man das
»Schnüren« an, wobei die
Fäden
nur an dem einen Ende vereinigt, an dem andern aber noch an besondern drehbaren Häkchen befestigt sind, von denen sie, während
die
Litze bereits gebildet wird, noch im
Sinn der ursprünglichen Drehung des
Fadens nachgedreht werden.
Bei stärkern, aus aufgehaspelten
Fäden hergestellten
Litzen werden die
Haspeln
(Spulen) in rotierende
Gabeln gelegt, die sämtlichen
von ihnen ausgehenden
Fäden durch eine
Öse gezogen und an dem in derselben
Richtung rotierenden
Haken eines kleinen
Wagens,
des Seilwagens, befestigt. In demselben
Maß, wie dieser zurückbewegt wird, bildet sich von der
Öse ab
die
Litze mit der entgegengesetzten Windung wie die einzelnen
Fäden.
Drei oder vier solcher
Litzen werden dann zu einem
Seil
vereinigt nach genau denselben Prinzipien. In größern Betrieben erzeugt man das
Garn und die
Litzen auf
Maschinen, welche
als grobe
Watermaschinen (s.
Spinnen)
[* 2] anzusehen sind.
Zum Zusammendrehen von
Tauen (Tauschlagen) wird mit Vorteil die
Seilmaschine benutzt, welche
Litzen, auf
Spulen gewickelt, übernimmt,
zusammendreht und sofort aufwickelt.
[* 1]
Fig. 1-3 zeigen in einer etwas ältern Ausführung das
Wesen der
Seilmaschine. Die drei
Litzen befinden sich auf den
Spulen H, werden von den sich drehenden
Walzen I abgezogen und über die
Rollen
[* 3] K einem mit drei Kerben versehenen
Körper M
(Lehre)
[* 4] zugeführt, damit sie gleichmäßig zusammenlaufen und zwar in dem
Rohr
O. Über diesem liegt der
Rahmen GG, der, von der
Welle P mittels
Kegelräder um eine vertikale
Achse rotierend, die
Litzen zusammendreht, welche sich dann als
Tau auf die große
Spule D aufwickeln, die von der durch die Schnurrolle E gedrehten
Welle F mitgenommen wird.
Die
Rahmen mit den
Spulen H H drehen sich um vertikale, in den
Lagern N gehaltene
Achsen Q durch die
ZahnräderBB und C von der
Welle P aus, um den
Draht
[* 5] zu ersetzen, der durch das entgegengesetzte Zusammendrehen in O verloren geht. Das Abziehen der
Litzen
durch die
Walzen I erfolgt durch eine
Schraube ohne Ende J. Die
Rollen K sitzen in
Gabeln eines
Ringes LJ, der auf die
Säule A
geschoben ist, welcher die
Lehre M trägt. Durch einen besondern
Mechanismus wird die
Spule D auf F hin-
und hergeschoben, um das
Tau regelmäßig aufzuwickeln.
Die
Korden bestehen aus zwei oder drei
Fäden, welche von allen S. den stärksten
Draht haben. Die
Stricke nehmen von dem einen
zum andern Ende an
Dicke ab und bestehen aus
Flachs oder
Hanf und
Werg; sie gehören zu den geringsten S. Die
Stränge werden
als Zugstränge für
Fuhrwerke benutzt; sie sind aus besserm
Material gefertigt als die
Stricke und werden
aus vier
Litzen von je 3-4
Fäden zusammengedreht.
Zügel sind nach Art der
Stränge verfertigt, aber weniger sorgfältig.
Aus
Litzen gefertigte
Schnuren kommen häufig zur Anwendung. Das
Material ist Kernhanf; oft werden dieselben gebleicht. Die
Leinen bilden den Übergang zu den
Seilen (Fangleinen, Packleinen, Wäschleinen). Die stärkern
Leinen sind aus vier, die dünnern
aus drei
Litzen gedreht. Zwischen
Seilen und
Tauen ist eine scharfe
Grenze nicht zu ziehen. Bei
Seilen zum allgemeinen
Gebrauch,
außer zum Seewesen, ist der
Umfang selten größer als 18-20
cm; sie sind gewöhnlich vierschäftig und
haben in der Mitte ein dünneres
Seil, die
Seele, welche jedoch bei
Seilen unter 8
cmUmfang weggelassen wird.
Bandseile entstehen
durch Vereinigung nebeneinander liegender und abwechselnd entgegengesetzt gedrehter Rundseile, welche durch eine quer hindurchgestochene
Hanfschnur oder einen Metalldraht zusammengenäht werden.
s. Seilerwaren. - Dann (auch Bandmaschine genannt) eine Vorrichtung zum Wasserheben, bestehend in einem
senkrechten endlosen Seil, welches mit großer Geschwindigkeit über zwei Rollen läuft u. dabei das adhärierende Wasser mit
emporreißt.
Personen, welche auf einem gespannten Seil einherschreiten, tanzen und allerlei Künste ausführen, kommen
schon bei den Griechen, viel häufiger aber bei den Römern vor, welche Funambuli, die auf starken Seilen, und Neurobatae,
die auf Darmsaiten tanzten, unterschieden. Letztere hießen auch Aërobatae (»Lufttänzer«),
weil sie bei der Dünne der Saiten aus der Entfernung in freier Luft zu tanzen schienen. Seiltänzerkunststücke finden sich
auf Vasen
[* 9] und Wandgemälden abgebildet, und auf einigen Münzen
[* 10] von Kyzikos ist sogar das Besteigen des Turmseils dargestellt.
Später kamen von Indien und Ägypten
[* 11] aus S. nach Konstantinopel,
[* 12] und im Mittelalter kannte man indische,
persische, morgenländische Gaukler dieser Art. Der S. Arcangelo Tuccaro verfaßte eine illustrierte Schrift über seine Kunst
(Par. 1599). In neuerer Zeit zeichneten sich besonders Italiener als S. aus, und namentlich die Chiarinis, welche sich Akrobaten
nannten, während sich andre früher als Äquilibristen bezeichnet hatten, erlangten großen Ruf.
Unter den Deutschen brachte Kolter die Kunst zu staunenswerter Vollendung und erstieg zuerst auf einem scharf gespannten Seil
einen Turm.
[* 13] Später hat man dies ohne Balancierstange und selbst mit einer Bürde beladen ausgeführt, auch oben allerlei Kunststücke,
Umkleidungen etc. vorgenommen, Feuerwerke abgebrannt etc. In neuerer
Zeit erregte CharlesBlondin (geb. 1824 zu St.-Omer in Frankreich), der auf einem gespannten Seil wiederholt
den Niagarafall überschritt, allgemeine Aufmerksamkeit. Auch Tiere sind vielfach durch Dressur zu Seilkünstlern ausgebildet
worden.
Der Hanf- und Baumwollenseiltrieb hat den Riementrieb zur Übertragung großer Kräfte (bis 1000 Pferdekräfte) vielfach ersetzt.
Bei ihm wird die Kraft
[* 17] meist auf eine Anzahl Seile (bis 30) von 30-50 mmDurchmesser verteilt, welche mit
großer Geschwindigkeit (10-40 m und darüber pro Sekunde) neben- und untereinander laufen, wobei jede Seilscheibe mit einer
entsprechenden
Anzahl von Rillen von keilförmigem Querschnitt versehen sein muß. Der Hanf- und Baumwollenseiltrieb dient besonders
zur Übertragung der Kraft eines größern Motors auf die Haupttransmissionswellen und hat dabei vor dem
Riementrieb geringern Raumbedarf, etwas kleinere Betriebskosten und größere Sicherheit gegen Betriebsstörung voraus,
gestattet aber nicht, wie der Riementrieb, eine Ausrückung mittels Los- oder Leerscheibe. In Räumen mit großer Feuchtigkeit
oder sehr veränderlicher Temperatur werden die Spannungsverhältnisse der Seile zu stark beeinflußt.
Jarolimek ersetzt die Hanf- oder Baumwollenseile durch sogen. Stahlschnüre (Stahlschnurtrieb), d. h.
Schraubenfedern aus Stahldraht, deren lichter Durchmesser nur dem Drahtdurchmesser entspricht, so daß ihre Federung bei großer
Zugkraft nur gering ist. Bei geringerm Kraftbedarf, besonders bei Maschinen mit Hand- und Fußbetrieb, ist der Schnurtrieb allgemein
im Gebrauch. Man benutzt hier eine in sich zurückkehrende Schnur (Schnur ohne Ende, Treibschnur) aus Hanf
oder gedrehten Lederstreifen (gedrehten Riemen) oder Därmen (Darmsaiten, Peesen).
Bei dem großen Abstand der Seilscheiben muß das Seil in einem Bogen von verhältnismäßig großer Pfeilhöhe
zwischen den Scheiben herabhängen, um nicht durch sein eignes Gewicht zu zerreißen. Die durch das Gewicht des Seils in ihm
hervorgerufene Spannung erzeugt die auf den Scheiben zur Übertragung nötige Reibung. Bei sehr großen Entfernungen der beiden
Scheiben wird das Seil alle 100 bis 200 m durch Tragrollen unterstützt, weil sonst seine Einsenkung und
die dadurch bedingte Höhe der Unterstützungen der Scheiben (Pfeiler) zu groß werden würde. In solchem Fall wendet man auch
den sogen. zusammengesetzten S. an, indem man Zwischenstationen mit zweispurigen Rollen einschaltet, welche von Station zu Station
je durch ein endloses Seil verbunden sind.
Sind die Rollen ungleich hoch, so erhält man den sogen. schiefen S. Ablenkungen oder Verzweigungen
des Seillaufs sind mittels Wechselstationen mit Kegelrädergetrieben zu bewerkstelligen. Weniger empfehlenswert sind Leitrollen,
weil sie die Dauerhaftigkeit des Seils beeinträchtigen. Die Scheibendurchmesser wechseln zwischen 1,5
und 5,5 m bei einer Umfangsgeschwindigkeit von 10-30 m pro Sekunde. Berühmte Anlagen dieser Art sind:
der S. der SchaffhausenerWasserwerke, der S. der Société des eaux et des forêts in Freiburg,
[* 18] der S. der Compagnie générale de Bellegarde,
der Züricher S.
(Sseim, Ssem), Nebenfluß der Desna in Rußland, bildet sich aus zwei Quellflüssen im GouvernementKursk, wird
bei Kursk schiffbar, fließt westlich mit vielen Windungen in das GouvernementTschernigow u. mündet der
Stadt Sosniza gegenüber.
¶
der Begriff, dessen Erörterung Gegenstand der Ontologie (s. d.), eines Teils der Metaphysik, ist. Das S. wurde
im Mittelalter als existentia dem Wesen (essentia) entgegengestellt und als Ergänzung der Möglichkeit (complementum possibilitatis)
zur Wirklichkeit (actualitas) bezeichnet. Seit aber Kant durch sein berühmtes Exempel gezeigt hat, daß durch das S. zum
Wesen des Dinges nichts hinzugefügt wird (»hundert wirkliche Thaler sind nicht mehr und nicht weniger als hundert mögliche
Thaler«),
wird durch S. (nach Herbart, im Gegensatz zu Fichte
[* 21] und dem Idealismus) die absolute Position, d. h. das von der Voraussetzung
eines Setzenden schlechthin unabhängige Gesetztsein eines (einfachen) Etwas als eines Seienden (Realen),
ausgedrückt.
Die S., der kleinste, aber nächst dem Rhône wichtigste unter den vier großen FlüssenFrankreichs, wird bei Marcilly (von der
Mündung der Aube an) schiffbar, von Rouen
[* 25] an auch für die Seeschiffahrt zugänglich und hat sehr lebhafte
Dampfschiffahrt. Ihr Stromgebiet, welches ausschließlich Frankreich angehört, beläuft sich auf 77,769 qkm (1412 QM.); den
natürlichen Mittelpunkt des ganzen Seinebeckens bildet Paris.
[* 26] Dort mündet der größte Nebenfluß, die Marne, wenig unterhalb
die Oise, in ihren Thälern konvergieren zahlreiche Land- und Wasserstraßen auf Paris, von wo an der Fluß
zahlreiche Kurven beschreibt, somit langsamer fließt und höhere Schiffbarkeit erlangt.
Das Departement Seine-Inférieure (Niederseine), gebildet aus der obern Normandie und zwar aus den LandschaftenBray, Caux und Teilen von Vexin und Roumois, wird östlich von den DepartementsSomme und Oise, südlich von Eure, westlich und
nördlich vom Kanal (La Manche) begrenzt und hat einen Flächenraum von 6036 qkm (109,62 QM.).
Die Küste wird von Kreidefelsen von ansehnlicher Höhe gebildet, hat außer der Seinemündung keine Buchten
und außer dem Cap de la Hève keine Vorsprünge.
Das Land besteht aus fruchtbaren Thälern und bewaldeten Hügeln und gehört zu den reichsten, bestangebauten, bevölkertsten
und industriellsten von ganz Frankreich. Der Hauptfluß ist die Seine, welche den Südwesten des Departements
durchfließt, aus demselben nur noch kleine Zuflüsse aufnimmt und hier mündet; außerdem wird dasselbe noch durch zahlreiche
Küstenflüsse bewässert, von welchen die Bresle, Arques mit Béthune, Saane und Durdent die bedeutendsten sind.
Vgl. Corneille, La Seine-Inférieure industrielle et commercielle (Rouen 1873);
Bunel, Géographie du département
de la Seine-Inférieure (das. 1879).
Das Department Seine-et-Marne, gebildet aus Teilen von Isle de France, der Champagne, Brie und Gâtinais, grenzt nördlich an
die DepartementsOise und Aisne, östlich an Marne und Aube, südlich an Yonne und Loiret, westlich an Seine-et-Oise und hat einen
Flächenraum von 5736 qkm (104,18 QM.). Das
Land ist ziemlich eben, nur hier und da etwas hügelig, hat fruchtbaren Boden, wird vortrefflich angebaut und von der Seine
(mit Yonne, Loing und Yères) und der Marne (mit Ourcq, Petit-Morin und Grand-Morin) bewässert.
die drei Gesetze, welche Solon 594 noch vor seiner Verfassung erließ, und durch welche 1) die persönliche Schuldknechtschaft
aufgehoben und die Freigebung der wegen Schulden in Leibeigenschaft geratenen sowie der Freikauf der nach auswärts verkauften
Athener auf Staatskosten angeordnet, 2) durch Herabsetzung des Münzfußes (100 neue Drachmen waren an Silberwert
gleich 70 alten) die Rückzahlung der Schulden erleichtert und 3) der Zinsfuß ermäßigt wurde.
(Seismograph, griech., Erdbebenmesser), ein Apparat, welcher bei Erdbeben teils die
Richtung des Stoßes, teils die Eintrittszeit desselben registriert. Staatlich eingerichtete Beobachtungsstationen (Vesuvobservatorium
unter Palmieris Leitung, die Stationen in Japan
[* 60] etc.) sind mit komplizierten elektrischen Registrierapparaten ausgerüstet. Von
einfachen Instrumenten, zunächst zur Registrierung der Stoßrichtung, nennen wir das Malletsche S. Etwa 30 cm hohe Säulen,
[* 61] aus Stein, Eisen oder Holz, verschieden im Durchmesser, werden auf trocknem Sand in zwei rechtwinkelig zu
einander stehenden Richtungen in solcher Entfernung voneinander aufgestellt, daß sie sich bei eintretendem Fall nicht gegenseitig
umstürzen können.
Die Eindrücke im Sand geben beim Umstürzen die Richtung des Stoßes, das Umstürzen selbst der verschieden labilen
Säulchen den ungefähren Grad des Stoßes an. Das von Lepsius verbesserte, zuerst von Cacciatore erfundene S. besteht aus einem
runden, etwa 20 cm großen Gefäß
[* 62] aus Glas oder Thon, in dessen Mitten sich eine größere, mit Quecksilber vollkommen ausgefüllte
Vertiefung befindet, umgeben von 16 kleinen peripherisch angeordneten Vertiefungen. BeimEintritt eines
Stoßes fließt ein Teil des Quecksilbers durch die Neigung in eins oder auch (bei einem Stoß mittlerer Richtung) zwei der peripherischen
Näpfchen. Ferner hat man schon lange das Eintreten von Schwingungen im Ruhezustand aufgehängter Pendel
[* 63] benutzt, indem man
einer etwa durch die Torsion veranlaßten Drehung der Schwingungsebene bei längerm, unbeobachtetem Schwingen
durch ein Abkehren untergestreuten Sandes vermittelst eines Pinsels oder Stiftes am Pendel zu begegnen suchte. Lang verbesserte
diesen Pendelapparat sehr wesentlich
¶
mehr
dadurch, daß er das Pendel mit drei aus lauter kleinen Segmenten zusammengesetzten hölzernen Kreisen umgab. Das durch den
Stoß in Schwingungen versetzte Pendel wirft je nach der Stärke
[* 65] des Stoßes einander gegenüberliegende Segmente des engsten,
zweier oder aller dreier Kreise
[* 66] von der Unterlage herab, und die Holzstückchen werden, um die Reihenfolge
des Wegdrückens zu bestimmen, in einem unter dem Apparat befindlichen Trichter, resp. dessen Röhre aufgefangen.
Behufs einer exakten Zeitbestimmung des Eintritts eines Stoßes konstruierte Knop eine Erdbebenuhr mit horizontalem Zifferblatt.
Der Zeiger, eine kleine aufgeschlitzte Rinne, mit feinstem Quarzsand gefüllt, steht im Gegensatz zu den gewöhnlichen Uhren
[* 67] fest, während sich zwei konzentrische, mit der Stunden- und Minuteneinteilung versehene Kreise unter ihm
hindurch mit entsprechend verschiedener Geschwindigkeit bewegen. Durch das Schütteln bei einem Stoß stäubt aus dem Zeiger
eine kleine Sandlinie über beide konzentrische Ringe, für welche die Zeit des Zusammenfallens beider Teile in eine Richtung
auch bei nachträglicher Beobachtung eruiert werden kann.
Lasaulx' Seismochronograph arretiert bei eintretendem Stoß eine Pendeluhr. Zu dem Zweck wird ein kleiner, ausgelöst senkrecht
zur Uhrwand stehender und das Pendel am Weiterschwingen verhindernder Hebel
[* 68] durch ein kleines, der Empfindlichkeit wegen halb
aus Holz, halb aus Blei konstruiertes Gewicht angedrückt zur Uhrfläche erhalten; wird das Gewicht durch
einen Stoß herabgeworfen, so springt der Hebel vor, und die Uhr
[* 69] wird arretiert. Das kleine Instrument war jahrelang an vielen
Telegraphenuhren des DeutschenReichs offiziell angebracht, wurde aber 1887 wieder entfernt, weil es sich zu wenig empfindlich
erwies.
Das sogen. Milzstechen (in der linken
Seite unter den falschen Rippen) tritt ein, wenn man mit vollem Magen
[* 77] läuft oder sich sonst körperlich anstrengt. Es hört
sofort auf, wenn die Ursache wegfällt.
Bezirkshauptmannschaft Amstetten, hat eine 1112 gestiftete Benediktinerabtei
mit Obergymnasium und
Konvikt, bischöflichem Knabenseminar, Bibliothek, Naturalienkabinett, archäologischer
Sammlung etc. und (1880) 2050 Einw.
Fluß in dem sibir. GouvernementAmurprovinz, entspringt im Jablonoigebirge und strömt erst in südöstlicher,
dann in südlicher Richtung dem Amur zu, nachdem sie eine Reihe kleinerer Flüsse, Dschalinda, Selindscha, Gilui u. a., aufgenommen
hat, die alle mehr oder weniger reichhaltigen Goldsand führen.
Das reißende, trübe, gelbliche Wasser
der S. bringt den schwarzen Fluten des Amur¶
mehr
bedeutenden Zuwachs, und eine weite Strecke unterhalb des Vereinigungspunktes lassen sich noch beide Farben deutlich wahrnehmen.
Lucius Älius, der allmächtige Günstling des röm. KaisersTiberius, welcher als Befehlshaber der Prätorianer
(praefectus praetorio), teils auf das unbeschränkte Vertrauen des Kaisers, teils auf die Prätorianer gestützt, die er 23 n. Chr.
in einem ständigen Lager
[* 84] in der Stadt vereinigte, eine Zeitlang fast ausschließlich die GeschickeRoms
lenkte. Er ließ, um sich den Weg zum Thron zu bahnen, 23 den Sohn des Kaisers, Drusus, durch dessen von ihm verführte Gemahlin
Livia vergiften und räumte auch des Germanicus Gemahlin Agrippina wie dessen SöhneNero und Drusus aus dem
Weg. Um sich seines Einflusses auf den Kaiser desto mehr zu versichern, hatte er ihn 26 bewogen, sich auf die Insel Capreä
(Capri)
[* 85] zurückzuziehen; gleichwohl erhielt derselbe von einer durch S. angezettelten Verschwörung Kenntnis und ließ ihn
daher 31 nebst seiner ganzen Familie und einer großen Anzahl andrer, welche der Mitschuld bezichtigt
wurden, hinrichten.
Vgl. Jülg, Vita Lucii Aelii Sejani (Innsbr. 1882).
(spr. ssēchuhr),Victor, franz. Dramatiker, geb. 1816 zu Paris, mulattischer Abkunft, wandte sich nach einzelnen
lyrischen Versuchen der Bühne zu, welche er seit 1844 mit einer Anzahl von Stücken großen Stils in Versen
und Prosa versorgte. Ihr Charakter ist ein hochromantischer und verlangt szenischen Aufwand. Hervorzuheben sind: »La chute
de Séjan« (1849),
(Siclus, hebr. Schekel), althebr. Gewicht, besonders für edle Metalle, auch als eine Art von Rechnungsmünze dienend,
aber seinem Wert nach schwer zu bestimmen, als Münze erst von dem jüdischen FürstenSimon seit 143 v. Chr.
ausgeprägt, im Gewicht von etwa 13,7 g. Das Gepräge der S. ist: Becher
[* 87] und Lilienzweig, die Umschrift in althebräischer
Schrift bedeutet: »S. Israels, Jahr 1 (oder 2 bis 5)« und »Jerusalem
[* 88] die heilige« (s. Tafel »Münzen des Altertums«,
[* 83]
Fig. 10).
Auch halbe S. prägte Simon.
(im 16. Jahrh. Sek, vom span. vino seco), Trockenbeerwein,
aus Trauben bereitet, welche man nach der Reife so lange hängen läßt, bis Sonne
[* 93] und Luft den Wassergehalt
der Beeren etwa auf die Hälfte vermindert haben.
Man rechnet dahin den Jeres, Peralta, Malagawein und den Kanariensekt, Weine,
die sich durch hohen Zucker- u. Alkoholgehalt auszeichnen. In Norddeutschland jetzt auch s. v. w.
Champagner.
(lat.), Abteilung, Unterabteilung für einen bestimmten Zweck bei Behörden, Versammlungen, daher Sektionschef
in Österreich
[* 96] der Direktor einer Ministerialabteilung;
(lat. Leichenöffnung), die kunstgerechte anatomische Untersuchung eines Verstorbenen, sei es zur Feststellung
der unmittelbaren Todesursache für Zwecke der Justiz (gerichtliche S.) oder aus wissenschaftlichen Motiven zur sichern Feststellung
des Gesamtleidens eines Kranken. Die S. ist in den meisten Hospitälern obligatorisch, und es sind zu diesem Zweck
eigne Ärzte, Prosektoren, angestellt; auch in der Privatpraxis wird bereits vielfach sowohl im Interesse der Hinterbliebenen
als auch der behandelnden Ärzte die S. ausgeführt. Die öffentliche Gesundheitspflege arbeitet zur Zeit daran, die Untersuchung
des Kadavers in allen Fällen obligatorisch zu machen. Da die meisten wichtigen Erkrankungen ihren Sitz in den
innern Organen haben, so handelt
¶