Dieppe
Diepholz - Dieppe [unk
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* 2
Dieppe.
[* 2] (spr. djepp), Arrondissementshauptstadt im franz.
Departement
Niederseine, an der Mündung des Flüßchens
Arques in den
Kanal
[* 3] und an der Westbahn (zwei
Linien nach
Paris),
[* 4] besteht
aus der eigentlichen Stadt und der durch den
Arques von ihr getrennten Fischervorstadt Pollet, wozu noch die Vorstadt
Barre
am Abhang eines
Hügels im SO. kommt. Dieppe
hat regelmäßige
Straßen, einen trefflichen, sehr sichern
Hafen mit enger Einfahrt
und fast 10 m Wassertiefe, der 200
Schiffe
[* 5] von 60-600
Ton.
Gehalt aufzunehmen vermag und auch einen Vorhafen
und zwei
Bassins umfaßt, ein die Stadt beherrschendes festes
Schloß (von 1433), das gegenwärtig als
Kaserne dient, schöne
gotische
Kirche (St.-Jacques), ein Stadthaus mit
Bibliothek (15,000 Bde.) und
Museum, ein
Theater
[* 6] (1826 erbaut), eine
Statue des
Seehelden
Duquesne, berühmte
Seebäder (mit einem 1857 nach dem
Muster des
Londoner
Kristallpalastes erbauten
Kurhaus) und (1881) 21,585 Einw., die
Schiffbau,
Schiffahrt, Fischfang
(Heringe,
Makrelen und
Stockfische), Austernzucht,
Tabaks-
und Spitzenfabrikation, berühmte Schnitzwarenerzeugung (in
Horn,
Elfenbein und
Buchsbaum) etc. und bedeutenden
Handel (besonders
mit
England und
Norwegen)
[* 7] betreiben. 1883 sind in Dieppe
1870
Schiffe mit 540,876
Ton. ein- resp. ausgelaufen.
Der gesamte Warenverkehr belief sich auf 610,000 T., wovon 590,000 T. auf den internationalen
Handel kamen
(Wert der Einfuhr
56,5, der Ausfuhr 93,2 Mill.
Frank).
Von Dieppe
gehen regelmäßig
Dampfboote nach
Newhaven und
Grimsby in
England. Dieppe
hat ein
Collège,
eine Schiffahrtsschule und ist Sitz eines Handelstribunals und zahlreicher
Konsulate (darunter auch eines
deutschen
Konsulats).
Vgl. Bouteiller,
Histoire de la ville de Dieppe
(Dieppe
1878). -
Rotzloch - Rouen [unko
![Bild 63.1032: Rotzloch - Rouen [unkorrigiert] Bild 63.1032: Rotzloch - Rouen [unkorrigiert]](/meyers/thumb/63/63_1032.jpeg)
* 8
Rouen. Dieppe
(wahrscheinlich von deep, »tief«) war anfangs ein Dorf,
von wo
Wilhelm der Eroberer 1066 nach
England übersetzte; aus der Verschmelzung des alten
Dorfs mit Boutheilles und Beotheville
entstand die Stadt Dieppe
, die schon damals dem
Erzbischof von
Rouen
[* 8] gehörte, der sie vom König
Richard von
England als
Entschädigung für den Verlust von Andely erhielt. Der französische König
Philipp
August belagerte in seinem Streit
mit
Richard Löwenherz die Stadt und verbrannte alle
Schiffe. Im 15. Jahrh. entriß
Karl VII. Dieppe
den Engländern,
worauf
Talbot es belagerte, aber durch den tapfern
Dunois zum
Weichen gebracht ward.
Seit der Mitte des 14. Jahrh. war Dieppe
als
See- und Handelsplatz berühmt und mächtig. Von hier aus wurde die Westküste
Afrikas
besucht und Petitdieppe
an der Mündung des
Gambia gegründet, auch nach
Kanada von hier aus zuerst gefahren
und dasselbe für die
Franzosen in
Besitz genommen. Die
Blüte
[* 9] Dieppes
litt durch die
Auswanderung der
Hugenotten und wurde durch
das
Bombardement der
Engländer und
Holländer, deren
Flotte 1690 auf der
Höhe von Dieppe
von
Tourville geschlagen worden war, 22. und völlig
vernichtet. 3000
Bomben und 4000
Kugeln wurden während desselben in die Stadt geworfen und diese bis auf
das
Schloß und zwei
Kirchen in
Asche gelegt.
Leland Stanford Junior
![Bild 61.77: Leland Stanford Junior University - Le Mans [unkorrigiert] Bild 61.77: Leland Stanford Junior University - Le Mans [unkorrigiert]](/meyers/thumb/61/61_0077.jpeg)
* 10
Leland Stanford Junior University.
Nach dem
Ryswyker
Frieden mußten die Einwohner ihre
Häuser wieder aufbauen und zwar auf königlichen Befehl nach einem und
demselben
Stil, wodurch die Stadt ihre jetzige regelmäßige Gestalt erhielt; aber die
Blüte der Stadt
konnte man nicht wieder hervorrufen, zumal Le
[* 10]
Havres
Konkurrenz erdrückend wirkte.
Im deutsch-französischen
Krieg wurde Dieppe
vom
General v.
Manteuffel durch eine mobile
Kolonne besetzt und blieb bis zum
Sommer 1871 in der
Gewalt der
Deutschen.
Vgl.
Vitet,
Histoire de Dieppe
(Dieppe
1844);
Asseline (1619-1703), Les antiquitéz et chroniques de la ville de
Dieppe
(hrsg. von
Hardy, das. 1874, 2 Bde.).