Drei
,
Drei-Ähren - Dreieck

* 3
Seite 5.129. die erste
ungerade Zahl nach der
Einheit, galt von jeher für eine vorzugsweise heilige Zahl, der
man in der körperlichen
wie in der geistigen
Welt eine hohe Bedeutung und einen geheimen Zauber beilegte. Daß schon den
Hebräern die drei
malige Wiederholung
einer
Handlung bedeutungsvoll war, bezeugen biblische
Stellen (wie
4. Mos. 6, 24. 26;
1. Sam. 20, 41;.
1. Kön.
17, 21. u. a.).
Noah hatte drei
Söhne, von denen die Drei
teilung der
Völker ausging. Der Grieche teilte dem
Hellen, der
Germane
dem Thuiskon drei
Söhne zu. Die auf die indifferente
Eins folgende Zwei erzeugt
Gegensätze, welche insbesondere
den dualistischen
Lehren
[* 2] zu
Grunde liegen, aber durch die Drei
wieder zu einer höhern
Einheit verbunden werden.
Daher war schon
den Pythagoreern die Dreizahl
(Trias)
¶
mehr
die vollkommenste, denn sie sahen in ihr als der Vereinigung der Monas (Einheit) und Dyas (Zweiheit) die erste Verbindung der
von ihnen angenommenen Grundprinzipien aller Dinge. Auch Aristoteles legt der Trias eine besondere Bedeutung bei, indem er alles
aus Anfang, Mittel und Ende bestehen läßt, und die Gewinnung eines die Endglieder vermittelnden oder
überragenden mittlern Teils darf überhaupt wohl als das Hauptmotiv der Triadenbildungen angesehen werden. So stuft man
Klassen, Ämter, Orden,
[* 4] Titel gern in drei
Grade ab, wie Lehrling, Geselle und Meister, oder zerlegt Symbole in drei
Glieder,
[* 5] wie Glaube,
Liebe, Hoffnung.
Der Dreifuß war bei den Griechen das Attribut des orakelgebenden Gottes, das Dreieck bei den Indern das des
Krischna, bei den Ägyptern das Symbol der Inkarnation des Osiris
[* 6] und des Apis,
[* 7] bei den Persern das der Fruchtbarkeit des Mithras.
Im altindischen Brahmanismus finden wir die Trias als Brahma (Weltschöpfer), Wischnu (Erhalter und Beschützer) und Siwa (Zerstörer
des Weltalls). Wir begegnen ihr ferner bei den alten Ägyptern, welche die drei
Grundvokale I, A, O zur
symbolischen Bezeichnung einer Drei
einigkeitslehre gebrauchten, die von dort in das System der Neuplatoniker überging.
Kyffhäuser Höhle - Kyk
![Bild 60.860: Kyffhäuser Höhle - Kyklopen [unkorrigiert] Bild 60.860: Kyffhäuser Höhle - Kyklopen [unkorrigiert]](/meyers/thumb/60/60_0860.jpeg)
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Kyklopen.
Auch die überwiegende Mehrheit der christlichen Bekenntnisse zählt die Dreieinigkeit Gottes zu ihren Fundamentallehren (s.
Trinität), und selbst in neuern philosophischen Systemen (bei Fichte,
[* 8] Hegel etc.) spielt die geheimnisvolle
Dreizahl
eine Rolle. Für die Bedeutung derselben bei den Alten sprechen sonst noch zahlreiche Umstände. Es gab drei
donnerschmiedende
Kyklopen,
[* 9] drei
Parzen, drei
Horen
[* 10] und anfangs drei, später dreimal drei Musen.
[* 11] Geryon, Hekate,
[* 12] Gorgo, Sphinx
[* 13] und Chimära waren dreigestaltig,
und Kerberos
[* 14] hatte drei Köpfe.
Die Römer [* 15] schlachteten an den Suovetaurilien dreierlei Vieh und stellten um den Eßtisch drei Sofas, jedes mit drei Plätzen. Sie hatten dreierlei kurulische Würden, dreierlei Bänke des Senats und zuletzt auch dreierlei Stände. Schon Romulus zählte drei Tribus, und wenn die Triumvirate, welche den Sturz der Republik zur Folge hatten, auch zufällig gewesen sein mögen, so vertraute man in Rom [* 16] wichtige Aufgaben doch meist drei Männern an. Das dreimalige Aufgebot bei christlichen Vermählungen, das dreimalige Läuten vor dem Gottesdienst, das dreimalige Ausschreiben bei gerichtlichen Verhandlungen, der dreimalige Aufruf bei Versteigerungen, das dreimalige Lebehoch u. a. erinnern daran, daß auch die Gegenwart der Zahl Drei wenigstens gewohnheitsmäßig noch eine besondere Bedeutung beimißt. Auch in der Logik tritt die Dreizahl bedeutsam auf. Sie zählt drei Funktionen des Verstandes: Begriffs-, Urteils- und Schlußbildung, und leitet bei der letztern aus zwei gegebenen Urteilen das dritte ab, sowie sie zu der Thesis und Antithesis als die Verbindung von beiden noch die Synthesis hinzufügt. Die Grammatik führt drei Geschlechts- und Zahlformen, dreierlei Casus obliqui und Steigerungsgrade, dreierlei Personen und Zeiten auf. - In der Musik bezeichnet die Ziffer 3 bei der Baßbezifferung die Terz, auch den vollkommenen Dreiklang, in welchem Fall gewöhnlich noch eine 5 darübersteht; in ausgeschriebenen Stimmen deutet sie eine Triole an. - Auch in der Mathematik spielt die Dreizahl eine Rolle: drei Dimensionen hat der Raum, und danach zerfällt die Geometrie in drei Teile, die Longimetrie, Planimetrie und Stereometrie;
die einfachste Figur ist das Dreieck, welches drei Seiten, drei Ecken, drei Winkel [* 17] hat und durch drei Stücke bestimmt ist u. dgl. m.