Titel
Heß
,
Schlesien

* 2
Schlesien. 1)
Johann Heß
oder
Hessus, ein um die Einführung der
Kirchenreformation in
Schlesien
[* 2] verdienter Mann, geb. 1490 zu
Nürnberg,
[* 3] studierte in
Leipzig
[* 4] und
Wittenberg,
[* 5] ward
Sekretär
[* 6] des
Bischofs zu
Breslau,
[* 7] trat auf
Reisen in
Verbindung mit Humanisten,
ging später nach
Italien
[* 8] und ward 1519
Doktor der
Theologie zu
Ferrara,
[* 9] 1520 Diakonus in
Rom.
[* 10] Nach
Breslau
zurückgekehrt und
Domherr geworden, trat er 1521 zur evangelischen
Lehre
[* 11] über, wurde 1522
Prediger zu
Nürnberg und 1523 an
die Magdalenenkirche nach
Breslau berufen, wo er 1524 in einer
Disputation öffentlich die
Sache des
Evangeliums siegreich verteidigte.
Er starb 1547.
Sein
Leben beschrieben
Kolde (Bresl. 1846) und
Köstlin (in der
»Zeitschrift des
Vereins für
Geschichte und
Altertum
Schlesiens«, Bd. 6 u.
12).
Geschichtskarten von D

* 13
Deutschland.2) Johann Jakob, namhafter theolog. Schriftsteller, geb. zu Zürich, [* 12] studierte daselbst, ward 1777 Diakonus, 1795 Oberpfarrer und Antistes der Geistlichkeit des Kantons Zürich; starb Er ist bekannt als der eigentliche Bahnbrecher für die Litteratur des Lebens Jesu durch seine »Geschichte der drei letzten Lebensjahre Jesu« (Zürich 1768) und »Lebensgeschichte Jesu« (8. Aufl., das. 1823), welche den Zeitgenossen neuerungssüchtig, den Spätern altgläubig schien, aber mit ihrer leise vermittelnden Darstellung ein halbes Jahrhundert lang dem frommen Bedürfnis in Deutschland [* 13] genügte. Aus seinem Nachlaß erschienen »Briefe über die Offenbarung Johannis« (Zürich 1844).
Vgl.
Escher, J. J. Heß
,
Skizze seines
Lebens
und seiner
Ansichten (Zürich
1837).
3) Karl Ernst Christoph, Kupferstecher, geb. zu Darmstadt, [* 14] erlernte in Straßburg [* 15] das Schwertfegerhandwerk und kam sodann zu dem Ziseleur und Medailleur Hohleisen in Mannheim. [* 16] Seit 1776 widmete er sich in Augsburg [* 17] der Kupferstecherkunst und ging 1777 nach Düsseldorf, [* 18] um an dem von Krahe begonnenen großen Galeriewerk zu arbeiten. Im J. 1783 begab er sich nach München [* 19] und von hier nach vierjährigem Aufenthalt nach Italien, wo er zu Neapel [* 20] und Rom Kunststudien machte.
Kaum nach
München zurückgekehrt, folgte er einem
Ruf nach
Düsseldorf, um mit
Bartolozzi wieder an dem großen Galeriewerk
zu arbeiten. Er lieferte in der punktierten
Manier mehrere ausgezeichnete
Blätter, z. B. den Marktschreier nach
Gerard
Dou,
die
Himmelfahrt der
Maria nach
Guido Reni, das
Porträt
Rubens' und seiner
Gattin. Treffliche
Blätter größern
Umfangs sind noch eine
heilige Familie nach
Raffael und das
Jüngste Gericht nach
Rubens. 1806 siedelte Heß
mit der
Düsseldorfer
Akademie und
Galerie nach
München über. Hier vollendete er unter anderm einen heil.
Hieronymus nach
Palma, die heiligen
drei Könige
nach van
Eyck und das
Bild des
Königs
Maximilian nach
Stieler. Er starb in
München.
Florentiner Konzil - F

* 21
Florenz.4) Ludwig, schweizer. Maler und Kupferstecher, geb. zu Zürich, war anfangs Fleischer, wurde aber durch den Umgang mit Sal. Geßner zur Malerei geführt. 1794 besuchte er Florenz [* 21] und Rom. Von seinen der Alpenwelt und Italien entlehnten Landschaften sind der Montblanc, das Rütli und die Tellskapelle hervorzuheben. Seit 1798 hat er auch Landschaften in Kupfer [* 22] geätzt. Er starb
5)
Karl
Adolf
Heinrich,
Maler, geb. 1769 zu
Dresden,
[* 23] bildete sich teils unter
Kloß, teils durch das
Studium nach ältern
Meistern
und errang, besonders nachdem er Rußland,
Ungarn
[* 24] und die Türkei
[* 25] als aufmerksamer Beobachter durchreist
hatte, eine Meisterschaft in der
Darstellung der
Pferde.
[* 26] Von seinen Werken nennen wir sein Pferdewerk (12
Bl., 1807), Studienblätter
für Pferdeliebhaber und den
Durchmarsch der Uralischen
Kosaken durch
Böhmen
[* 27] 1799 sowie die von ihm in
Lithographien herausgegebenen
Pferdeköpfe in natürlicher
Größe
(Wien
[* 28] 1825). Wenige andre
Maler haben ein so tiefes Verständnis der
Pferderassen in ihrem Zusammenhang mit
Volk und Land an den
Tag gelegt wie Heß
, dessen
Bilder auch in Beziehung auf
Hintergründe
und Menschenfiguren trefflich sind. Seit 1808 in
Wien ansässig, wo er
Lehrer an der
Kunstakademie wurde, starb Heß
in
Wilhelmsdorf bei
Wien.
Wagram - Wahâbiten

* 29
Wagram. 6)
Heinrich,
Freiherr von, österreich.
Feldzeugmeister, geb. zu
Wien, trat mit seinem 17. Jahr als
Fähnrich in den
österreichischen Militärdienst, war während des
Feldzugs von 1805 dem Generalquartiermeisterstab aggregiert und wurde 1806 bei
der
Aufnahme von
Wien, 1807 und 1808 bei der trigonometrischen
Vermessung des
Königreichs
Ungarn verwendet
und 1809 unter Beförderung zum
Oberleutnant in den
Generalstab versetzt.
In dem
Feldzug von 1809 zeichnete sich Heß
bei mehreren
Gelegenheiten, namentlich bei
Wagram,
[* 29] durch Umsicht und
Tapferkeit aus. 1813 wurde er
Hauptmann im Generalquartiermeisterstab
und machte die
Feldzüge von 1813 in
Deutschland und 1814 in
Frankreich mit. 1815 zum
Major befördert, arbeitete
er in den beiden folgenden
Jahren im Präsidialkriegsbüreau.
Seit 1822 Oberstleutnant im 33. Infanterieregiment, bekleidete er von 1821 bis 1823 die Stelle eines Kommissars des österreichischen Okkupationskorps in Piemont, ward 1829 Oberst und Kommandant des 2. Infanterieregiments, 1831 in den Generalstab versetzt und zum Chef der Generalstabsabteilung bei den mobilen Korps in Oberitalien [* 30] ernannt, in welcher Stellung er sich große Verdienste um die praktische Ausbildung der Truppen erwarb. Im Mai 1834 zum Generalmajor in Mähren ernannt, erhielt er 1839 die Leitung der Geschäfte des Generalquartiermeisterstabs und wurde 1842 zum Feldmarschallleutnant, im Mai 1848 aber zum Generalquartiermeister bei der Armee in Italien unter Radetzky ernannt.
Heß

* 34
Seite 8.465.
Hier leistete er durch seinen militärischen Scharfblick und seine praktischen
Erfahrungen Außerordentliches und hatte den
wesentlichsten
Anteil an den glänzenden Erfolgen der österreichischen
Waffen
[* 31] in den denkwürdigen
Feldzügen von 1848, wie
auch
Radetzky seinem thatkräftigen Wirken in allen seinen
Berichten die vollkommenste
Anerkennung zu teil
werden ließ. Am schloß Heß
den
Waffenstillstand mit
Sardinien
[* 32] ab. Als dieses denselben kündigte, entwarf
Heß
den
Plan zu jenem berühmten fünftägigen
Feldzug, welcher mit dem
Sieg von
Novara endete. Der
Kaiser ernannte ihn darauf zum
Wirklichen
Geheimen
Rat, dann zum
Chef des
Generalstabs der gesamten
Armee. Als die orientalischen Verwickelungen einen
für
Österreich
[* 33] bedrohlichen
Charakter annahmen, ward er im Juli 1854 an die
Spitze der großen
Armee, die an den Ostgrenzen
des
Reichs
Stellung nahm, berufen. Im folgenden Jahr trat er
¶
mehr
in seine Stellung als Generalstabschef zurück. Ende Mai 1859 zur Armee nach Italien entsendet, aber mit seinen Dispositionen nicht zur Geltung gelangend, schloß er 8. Juli mit den Franzosen den Waffenstillstand von Villafranca, wurde 12. Juli zum Feldmarschall befördert und mit dem Oberkommando der österreichischen Armee in Italien betraut. Am ward er zum Hauptmann der Trabantenleibgarde und der Hofburgwache in Wien, zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt; starb in Wien.
Schweiz

* 35
Schweiz. 7) Peter, Maler, Sohn und Schüler von Heß
3), geb. zu Düsseldorf, erhielt seinen ersten Kunstunterricht von seinem
Vater, radierte bereits in seinem 10. Jahr Tierstücke und bezog 1806 die Münchener Akademie. Auch während der Feldzüge 1813-15,
denen er im Generalstab des Fürsten Wrede beiwohnte, lag er der Kunst ob und zeichnete mehrere Szenen an Ort und Stelle. Später
machte er Reisen nach Wien, in die Schweiz
[* 35] und nach Italien. Bis 1817 malte Heß
nur kleinere Bilder ländlichen
und militärischen Inhalts, dann trat er mit einem größern, der Schlacht von Arcis sur Aube, auf; 1820 folgten die Verteidigung
der Kinzigbrücke bei Hanau
[* 36] durch den General v. Pappenheim, ein Scharmützel zwischen französischen Dragonern und österreichischen
Husaren, die Donischen Kosaken mit gefangenen französischen Bauern und der Morgen in Partenkirchen; ferner 1823 ein
Biwak österreichischer Truppen, 1829 das Gefecht am Engpaß bei Bodenbühl an der Tiroler Grenze, 1832 das Gefecht bei Wörgel
^[richtig: Wörgl] in Tirol.
[* 37] 1833 begleitete er den König Otto nach Griechenland
[* 38] und zeichnete hier unter anderm dessen Einzug
in Nauplia, den er 1835 in einem großen, an Porträten reichen Gemälde ausführte (München, Neue Pinakothek). 1839 folgte er
einem Ruf des Kaisers Nikolaus nach Petersburg
[* 39] und Moskau
[* 40] und stellte in acht großen Schlachtenbildern die Hauptereignisse von 1812 dar.
In den Arkaden des Münchener Hofgartens führte er mit seinem Gehilfen Nilson 39 Fresken aus der Geschichte der Befreiung Griechenlands vom türkischen Joch aus. Seine Gemälde sind durch tief durchdachte Komposition, lebensvolle Auffassung und treffliches Kolorit ausgezeichnet und bis ins kleinste Detail von großer Klarheit und Zartheit der Ausführung. Auch ist die Staffage wie das Landschaftliche mit gleicher Meisterschaft behandelt. Er starb in München.
8) Heinrich von, Maler, Bruder des vorigen, geb. zu Düsseldorf, war erst Schüler seines Vaters und kam mit diesem 1806 nach München, wo er 1813 in die Akademie der Künste aufgenommen wurde. Seine ersten größern Gemälde, namentlich eine Grablegung und eine heilige Familie (1817), verschafften ihm in der Königin Karoline, die jenes Bild kaufte, eine Gönnerin. Er malte für dieselbe 1817-21 noch die Christnacht, eine Charitas in Lebensgröße und mehrere Madonnenbilder. 1821 ging er nach Rom, wo er fünf Jahre zubrachte.
Glasmalerei

* 41
Glasmalerei.
Nach seiner Rückkehr ward Heß
Professor an der Münchener Akademie und malte im Göttersaal der Glyptothek
nach Cornelius Daphne in den Armen Apollos. Heß
hatte sich mit der Glasmalerei
[* 41] schon damals so erfolgreich beschäftigt, daß König
Ludwig I. von Bayern
[* 42] ihm die Leitung einer eignen Anstalt für dieselbe übertrug. Im Dezember 1826 begab sich Heß
nach Regensburg,
[* 43] wo er die Entwürfe zu den Glasgemälden für den Regensburger Dom anfertigte, die, von Frank und Schwarz
ausgeführt, in der Geschichte der neuern Glasmalerei Epoche machen.
An sie reihten sich seine Kartons für die Fenster der Auer
Kirche in München. In seiner Professur an der Akademie, die er im Frühjahr 1827 antrat, war sein erster
Erfolg die Errichtung einer eignen Klasse für die Ölmalerei, 1844 willigte man in die Gründung von Malerschulen; aber erst 1847 trat
die neue Organisation ins Leben, und noch jetzt hatte er mit so vielen Hindernissen zu kämpfen, daß er sich veranlaßt fand,
seine Professur niederzulegen. 1827 begann er die Kartons für die Allerheiligenkirche, und 1837 waren
diese Malereien vollendet.
Bogen (Baukunst)

* 44
Bogen.
In der ersten Kuppel und deren Nebengewölben befinden sich 33 kleinere und größere Darstellungen aus dem Alten Testament,
in der zweiten Kuppel und deren Nebengewölben 34 Gemälde aus dem Neuen Testament; der Bogen
[* 44] über dem Altar,
[* 45] jener über der
Chornische und letztere selbst enthalten 11 Bilder aus der Geschichte der Kirche. Darauf begann Heß
die Fresken der Basilika,
[* 46] in denen das Leben des heil. Bonifacius und der zu ihm in Beziehung stehenden Glaubensboten geschildert wird. Heß
vollendete
die Malereien 1840-45, die im Refektorium (das Abendmahl) 1846. Seit April 1849 Direktor der königlichen
vereinigten Sammlungen, starb er in München. Heß'
Kompositionen zeichnen sich durch einfache, aber großartige und
stets würdevolle Auffassung und geschmackvolle Ausführung aus.
9) Karl, Maler, Bruder der beiden vorigen, geb. 1801 zu Düsseldorf, erhielt seit 1806 in München seine Kunstbildung und sollte nach seines Vaters Wunsch sich der Stecher- und Radierkunst widmen. Doch gab er bald seiner Neigung zur Malerei nach. Seine Vorbilder waren vornehmlich Wagenbauer und sein Bruder Peter. Seine Schilderungen des Gebirgslebens sind durch poetische Auffassung, Wahrheit und treffliche Charakteristik ausgezeichnet. Er starb in Reichenhall.
Brüssel (Lage etc.; St

* 47
Brüssel. 10) Eugen, Maler, Sohn von Heß
7), geb. zu München, lernte bei seinem Vater und an der Münchener
Akademie, sodann in Brüssel,
[* 47] wo er sich die belgische Technik mit glücklichem Erfolg aneignete. Jagdszenen, historisches Genre,
Kriegsszenen waren seine Stoffe. Ein Hauptwerk von ihm, den Überfall der Schweden
[* 48] bei Dachau, besitzt die
Neue Pinakothek zu München; daselbst auch französische Kürassiere während des Brandes von Moskau etc. Heß starb in
München.
11) Georg, nordamerikan. Bildhauer, geb. zu Pfungstadt (Hessen-Darmstadt), war anfangs Klempner in Darmstadt und bildete sich daneben in der Sonntagsschule im Zeichnen aus. 1850 wanderte er nach Nordamerika [* 49] und erwarb dort durch Möbelschnitzereien so viel, daß er sich in München bei Widnmann vier Jahre lang der Bildhauerkunst [* 50] widmen konnte. Dann kehrte er nach Amerika [* 51] zurück, wo er sich in New York niederließ. Seine Idealschöpfungen sowie seine Porträtstatuen haben den lyrisch-romantischen Zug der Schwanthalerschen Schule. Von ihnen sind hervorzuheben: die Statuen der Echo und Lorelei, die Idealbüste der Wasserlilie, eine Statue des jugendlichen Goethe und ein Hochrelief: das unterbrochene Gebet.
12) Richard, Forstmann, geb. zu Gotha, [* 52] studierte in Aschaffenburg [* 53] und Göttingen, [* 54] stand 1859-68, zuletzt als Forstkommissar in Ohrdruf, im gothaischen Forstdienst und wurde 1869 Professor der Forstwissenschaft in Gießen. [* 55] Er schrieb: »Der Forstschutz« (Leipz. 1878, 2. Aufl. 1886);
Hesse - Hessen (deutsc

* 56
Seite 8.466.»Der forstwissenschaftliche Unterricht an der Universität ¶
mehr
»Lebensbilder hervorragender Forstmänner« (Berl. 1882-85);
»Die Eigenschaften und das forstliche Verhalten der wichtigern in Deutschland vorkommenden Holzarten« (das. 1883);
»Encyklopädie und Methodologie der Forstwissenschaft« (Nördling. 1885, Bd. 1).