Capri
,
Capriccio - Capsella

* 2
Capri.[* 2] zur ital. Provinz Neapel, [* 3] Kreis [* 4] Castellammare gehörige Insel im Mittelländischen Meer, am südlichen Abschluß des Golfs von Neapel (s. Kärtchen), 33 km von Neapel, 6 km vom Vorgebirge Punta della Campanella und 24 km vom Kap Miseno entfernt, mit einem Umfang von 17 km, gebirgig (im Monte Solaro bis 585 m sich erhebend), mit schroff abfallenden, fast durchaus unzugänglichen Felsenküsten, die ihr einen zackigen, malerischen Umriß geben, dessen Eindruck die alle Spitzen krönenden alten verfallenen Batterien noch erhöhen.
Der obere Teil der
Insel ist kahler
Fels
(Kalk); auf der Westseite ist sie mit
Wein- und Olivenpflanzungen bedeckt; einige
Palmen,
[* 5] Agaven und Opuntien zieren die
Landschaft. Zur Zeit der jährlichen
Wanderung (im Frühjahr und
Herbst) gibt
es Überfluß an
Wachteln, außerdem
Hasen und an der
Küste viel
Fische.
[* 6] Das
Klima
[* 7] ist sehr mild und gesund. Die einzigen Ortschaften
sind die beiden
Orte Capri
(120 m ü. M.) an der Südostküste und das höher gelegene Anacapri
,
zu welchem einst nur eine steile Felsentreppe von 536
Stufen, jetzt ein bequemer Fahrweg emporführt;
die Marina mit einigen kleinen
Häusern ist der einzige Landeplatz. Die Einwohner (1881: 4539) leben von
Öl- und Weinbau,
Fischerei
[* 8] und Wachtelfang.
Getreide
[* 9] und der wenige
Bedarf an Schlachtvieh werden von
Neapel herübergeschasft. Die
Wohnhäuser
[* 10] sind gleichförmig ein
Stock hoch, die
Dächer nicht flach, sondern kuppelartig abgeplattete Wölbungen,
von denen jedes
Zimmer eine besondere bildet. Besuchte
Punkte sind wegen der schönen Aussicht: die
Punta Tragara an der Südostspitze,
wo die
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drei malerisch gruppierten Faraglioni aus dem Meere ragen, ferner Forte di Bruto auf dem Monte Solaro und die sogen. Villa di Tiberio auf dem östlichen, 227 m hohen steilen Vorgebirge, von welchem angeblich Tiberius seine Opfer hinabstürzen ließ. Einige Trümmer sind von seiner Villa Jovis übrig. In der Nähe liegen an der Südostseite ein prächtiges natürliches Felsenthor und die Grotta di Mitromania (Magnum Mithrae antrum), ein altes Mithrasheiligtum. Eine der schönsten Merkwürdigkeiten aber ist die 1826 von A. Kopisch entdeckte Blaue Grotte (Grotta azzurra), 2 km vom Landungsplatz entfernt.
Der Eingang in dieselbe ist bei ruhiger See etwa 1,3 m über dem Spiegel,
[* 12] die Höhle selbst ist 36 m lang, 30 m
breit, 6-9 m hoch, das Wasser 12 m tief. Die hintern Wände sind mit Tropfstein bekleidet. Der größte Reiz besteht, bei klarem
Himmel,
[* 13] in jener unbeschreiblich schönen, glänzenden Bläue des Wassers, in seiner Durchsichtigkeit, in der öligen Schwere,
mit der es sich an den schwimmenden Körper hängt und den Badenden von lichter blauer Farbe umschlossen zeigt, besonders aber
in dem Abglanz der Wasserfarbe an der Felswölbung. Noch zahlreiche andre Meer- wie Landgrotten umgeben die Insel, unter denen
fast genau an der entgegengesetzten Seite der Insel die Grotta verde, am Meer direkt unter der Felswand
des Monte Solaro, als besonders schön hervorzuheben ist. - Capri
, das Capreä der Alten, soll zuerst von griechischen
Teleböern bewohnt gewesen sein; später war es Eigentum der Stadt Neapolis, und griechische Sprache und Sitte erhielten sich
dort bis in die Kaiserzeit, was wohl Augustus und Tiberius neben der herrlichen Lage und der friedlichen
Ruhe am meisten angezogen haben mag.
Schon jener bewohnte sie vorübergehend, Tiberius aber die letzten zehn Jahre seines Lebens dauernd; er schmückte sie mit zwölf
Villen. Im Mittelalter wechselte sie ihre Herren öfters, spielte aber in den Weltkämpfen nur eine Rolle
im Jahr 1286, als König Jakobs sizilische Flotte sie den Anjous entriß, und 1808 unter Murat, als General Lamarque die Engländer,
die sie im Namen des sizilischen Königs 1806 besetzt hatten, aus Capri
vertrieb.
Vgl. Gregorovius, Die Insel Capri
(Leipz. 1880; von
K. Lindemann-Frommel illustriert, das. 1868).