Küste
(Gestade), der vom
Meer bespülte und begrenzte Teil des
Festlandes und der
Inseln. Die Küsten
zeigen hinsichtlich ihrer horizontalen und linearen
Erstreckung, ihrer vertikalen
Erhebung über das
Meer und ihres orographischen
Baues mannigfaltige
Umrisse und
Formen. Die Küste
nlänge oder die
Linie, auf welcher ein Land oder ein
Erdteil vom
Meer bespült
wird, ist in ihrem
Verhältnis zum Flächeninhalt desselben
Landes oder
Erdteils von größter Wichtigkeit,
weil sich danach größtenteils die maritime Zugänglichkeit desselben bestimmt, welche bei der
Frage der Kulturfähigkeit
eines
Landes und
Volkes besonders in Betracht kommt.
Sphragid - Spiegel

* 2
Spiegel.
Über diese charakteristischen Verhältniszahlen vgl.
Gliederung der Kontinente. Nach ihrer vertikalen
Bildung zerfallen die
Küsten
in Flachküsten und Steilküsten. Wo Flachküsten das
Meer begrenzen, senkt sich das Land allmählich
bis zum
Meer und ebenso allmählich unter dessen
Spiegel
[* 2] hinab. An solcher Flachküste
setzt das
Meer beständig das von ihm
fortbewegte
Gerölle,
Sand etc. ab und zwar die gröbern
Bestandteile zu oberst, den feinern
Sand und
Schlick, den die zurücktreibende
Welle zum Teil wieder mit fortreißt, zu unterst.
Werden dergleichen Küsten
durch die
Ebbe trocken gelegt, wie die
Watten an der Nordseeküste
, so lagert die
Flut und
Brandung
dünne
Schichten von Schlamm,
Schlick oder feinem
Sande darauf ab. Solche flache, sandige Küste
nstrecken bilden den sogen.
Strand, der sich durch Einförmigkeit der
Konturen und mangelnde oder sehr dürftige
Vegetation charakterisiert.
Besonders wichtig wird die Anschwemmung von
Boden da, wo zugleich
Flüsse
[* 3] aus dem Innern des
Landes kommen und diese
Verlandung
begünstigen.
Alsdann zeigen sich vor den
Buchten oft schmale
Landzungen, wodurch die letztern zu
Lagunen oder Binnenseen und durch die
Ablagerungen
der
Flüsse allmählich mit
Sand oder Schlamm angefüllt werden. Ein ausgezeichnetes
Beispiel dieser
Verlandungen
sind die
Haffe an der Ostseeküste
(s.
Haff), und die
Nehrungen, durch welche sie vom
Meer getrennt werden, sind wahre Küste
nwälle.
Dergleichen
Verlandungen, namentlich losere Sandanhäufungen, werden zuzeiten wieder von dem andringenden Gewässer durchbrochen
und auch wohl wieder geschlossen, wie z. B. der
Lijmfjord in
Jütland im
Laufe von 1000
Jahren viermal mit
süßem und ebensovielmal mit salzigem
Wasser angefüllt worden ist infolge der
Eröffnung und
Verstopfung westlicher Einfahrten.
Küstenartillerie - Küs

* 8
Seite 10.357.
Oft wird auch das lose
Material, woraus diese
Wälle bestehen, durch
Infiltration von
Kalk, vorzüglich aber durch
Eisenoxyd zusammengebacken,
so daß eine Art
Konglomerat
(Riffstein, Uferbreccie) entsteht. Dergleichen
Gestein findet sich an der Küste
von
Ägypten,
[* 4]
Kalabrien,
Messina,
[* 5]
Elba,
Haïti,
[* 6]
Guadeloupe,
Martinique etc.
Kolossal sind oft die allmählichen Zuwüchse des
Landes
an Flachküsten
, wie z. B. in Nordchina, besonders wenn langsame Landhebung hinzutritt. Eine
ganz andre
Wirkung übt das
Meer an den Steilküsten
aus. An solchen wird durch die brandenden
Wellen
[* 7] fort
und fort eine
Menge festen
Materials abgelöst, das sich dann auf
¶
mehr
dem Meeresgrund ansammelt. Findet an solchen Steilküsten
der Wechsel von Ebbe und Flut statt, so wird der abwechselnde Einfluß
der Luft und des Wassers das Gestein um so rascher zerstören. Wo festeres Gestein zwischen weicherm gelagert ist, wird jenes
dem andringenden Meer noch trotzen, während dieses längst weggewaschen ist. So sind z. B.
die am Fuß der Kreidefelsen Rügens angehäuften Rollstücke Reste herabgestürzter Felsmassen, aus welchen die weichere Kreide
[* 9] ausgespült worden ist.
Sehr augenfällige Wirkungen des Auswaschens zeigen auch die Küsten
von Helgoland,
[* 10] welche in mannigfaltig gebildeten Zacken,
zum Teil Thore oder Pfeiler bildend, ins Meer vorspringen. Wo Steilküsten
nur aus weichen Gesteinsmassen
bestehen, ist natürlich deren Zerstörung durch das Meer noch ungleich größer, während durchaus feste Felsen, wie z, B.
der Gneis Norwegens, mehr glatt gespült werden und im ganzen den brandenden Wogen kräftigen Widerstand leisten.
Mineralien und Gestein

* 11
Gesteine.
Solche Gesteine
[* 11] bilden meist wild zerklüftete, zerrissene Küsten
, Klippenküsten; ganz besonders aber nennt man so
die Steilküsten
mit isolierten, schroffen Felspartien; von ihnen sind die Korallenklippenküsten wohl zu unterscheiden,
indem diese durch Korallenbänke (s. Korallenriffe)
[* 12] gebildet werden und zwar nicht nur an Steil-, sondern auch an Flachküsten.
Für die Schiffahrt sind die Flachküsten im allgemeinen wenig günstig, indem sie häufig auf weite Strecken selbst
für kleinere Fahrzeuge unzugänglich sind, auch selten natürliche Häfen darbieten und kostspielige künstliche Hafenbauten
notwendig machen.
Steilküsten dagegen sind in der Regel reich an tiefen, geschützten Buchten und Häfen, wie z. B. die steile Westküste Nord- und Südamerikas, die Küste Malabar in Ostindien, [* 13] die Küsten des südlichen und westlichen England, der Bretagne, Spaniens, Moreas, Kleinasiens etc. Zu fürchten sind an denselben jedoch unterseeische Klippen, [* 14] wie die blinden Schären (skjaer) an manchen Teilen der skandinavischen Küste, die gefährlichen Klippen an der westlichen Kanaleinfahrt, an der irischen Küste etc.