Hülsenfrüchte
,
die
Samen
[* 2] vieler
Papilionaceen, welche als
Nahrungsmittel
[* 3] benutzt werden. Die wichtigsten Hülsenfrüchte
sind für
uns
Erbsen,
Bohnen,
Linsen; ihnen schließen sich an: die
Acker- oder
Saubohne (vicia
Faba), die
Kichererbse
(Cicer arietinum) und die
Platterbse
(Lathyrus sativus). Die
Gattung
Phaseolus und die nahe verwandte
Dolichos haben in andern
Erdteilen große Bedeutung, erstere vorzüglich in der
Neuen, letztere in der
Alten Welt.
Lupinen werden nur wenig als menschliches
Nahrungsmittel benutzt, aber für die wärmern Gegenden stehen die weitverbreitete
Erdeichel
(Arachis hypogaea)
und die Sojabohne
(Soja hispida) in erster
Reihe.
Die Hülsenfrüchte
sind charakterisiert durch ihren
Reichtum an stickstoffhaltigen
Körpern, besonders an
Legumin. In dieser Hinsicht übertreffen
sie das
Getreide,
[* 4] welches dagegen an
Stärkemehl reicher ist. Neben dem
Legumin enthalten die auch etwas
Eiweiß;
das Stärkemehl ist begleitet von Dextrin;
Erdeichel und Sojabohne sind fettreich, sonst ist Fett in geringer Menge vorhanden, auch andre Bestandteile, wie aromatische und bittere Stoffe, Gerbsäure etc., treten sehr zurück;
Hülsengewächse - Hults

* 5
Seite 8.784. an
Kali und
Kalk aber sind die Hülsenfrüchte
reicher als
¶
mehr
die Getreidearten. Die quantitative Zusammensetzung ergibt sich aus folgender Tabelle (vgl. auch die auf der Tafel »Nahrungsmittel« gegebene graphische Darstellung derselben):
Arten | Legum. und Eiweiß | Stärkmehl und Dextrin | Fett | Cellulose | Salze | Wasser | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Buff- oder Feldbohnen | Minimum | 13.75 | 42.80 | 1.20 | 4.53 | 1.80 | 11.00 |
Maximum | 28.19 | 53.29 | 2.80 | 11.57 | 4.65 | 19.70 | |
Mittel | 23.66 | 49.25 | 1.63 | 7.47 | 3.15 | 14.84 | |
Schminkbohnen | Minimum | 20.06 | 45.40 | 1.06 | 3.71 | 3.00 | 8.33 |
Maximum | 27.50 | 59.67 | 3.00 | 4.34 | 4.04 | 19.30 | |
Mittel | 23.12 | 53.63 | 2.28 | 3.84 | 3.53 | 13.60 | |
Erbsen | Minimum | 18.56 | 41.90 | 0.64 | 2.22 | 1.76 | 11.01 |
Maximum | 27.14 | 59.38 | 3.30 | 10.00 | 3.49 | 22.12 | |
Mittel | 22.63 | 53.24 | 1.72 | 5.45 | 2.65 | 14.31 | |
Linsen | Minimum | 22.00 | 44.00 | 1.04 | 3.27 | 2.20 | 10.49 |
Maximum | 29.00 | 59.07 | 2.50 | 3.92 | 2.79 | 15.40 | |
Mittel | 24.81 | 54.78 | 1.85 | 3.58 | 2.47 | 12.51 | |
Erdnuß | 28.25 | 7.16 | 46.37 | 13.78 | 3.25 | 6.50 | |
Sojabohne | 38.29 | 26.20 | 18.71 | 5.33 | 4.56 | 6.91 | |
Gelbe Lupine | 35.32 | 29.17 | 4.97 | 14.15 | 3.78 | 12.61 |
Linsen sind, was den Gehalt an eiweißartigen Bestandteilen betrifft, beinahe so viel wert wie ihr dreifaches Gewicht Weizenbrot
und lassen alles Fleisch weit hinter sich. Erbsen sind in dieser Hinsicht so viel wert wie Kalbfleisch und Schminkbohnen beinahe
so viel wie Taubenfleisch, welches durch seinen Reichtum an stickstoffhaltigen Nahrungsstoffen alle Fleischarten
übertrifft. Dem hohen Nahrungswert der Hülsenfrüchte
(sie bilden das konzentrierteste Nahrungsmittel, welches wir besitzen) steht schwerere
Verdaulichkeit gegenüber, welche nur durch zweckmäßige Zubereitung einigermaßen gehoben werden kann.
Mehemed Pascha Kibrisl

* 6
Mehl.
Zur Brotbereitung eignet sich das Mehl
[* 6] der Hülsenfrüchte
wenig und wird auch nur an wenigen Orten dazu benutzt. Robustern
Konstitutionen sind die Hülsenfrüchte
höchst zuträglich, ihrer Kultur wird aber selten diejenige Aufmerksamkeit gewidmet, welche ihnen
auch als Ackerfrüchten gebührt. Die große Unsicherheit ihres Gedeihens und ihre geringe Ertragsfähigkeit mögen vornehmlich
an dieser Vernachlässigung schuld sein. Ein großer Teil der kultivierten Hülsenfrüchte
, besonders Erbsen und Bohnen, wird
im unreifen Zustand als schmackhaftes und leichtverdauliches Gemüse (s. d.) genossen; die reifen Samen dagegen sind in Mitteleuropa
verhältnismäßig wenig beliebt, und es werden daher immer noch bedeutende Mengen aus Deutschland,
[* 7] hauptsächlich nach England,
Norwegen
[* 8] und Schweden, Belgien
[* 9] und Dänemark,
[* 10] ausgeführt. - Die Benutzung der Hülsenfrüchte
ist uralt, und besonders die
Ackerbohne diente schon in frühster Zeit als Nahrungsmittel.
Tempel (kunstgeschicht

* 11
Tempel.Auf dem Weg nach Eleusis stand ein dem Bohnengott Kyametes geweihter Tempel; [* 11] den Ägyptern dagegen galt diese Bohne als unrein; schon 2800 v. Chr. wurde sie in China [* 12] eingeführt. Auch Lupinus hirsutus wurde von den alten Griechen kultiviert und diente ärmern Leuten sowie den Cynikern zur Nahrung; die Linse [* 13] wurde von den Griechen, Juden und Ägyptern gebaut; auch die Erbse war im Altertum geschätzt, und in Indien muß ihre Kultur in eine ferne Zeit zurückgehen, während die Linse erst in neuerer Zeit in Bengalen Eingang fand. Bohnen, Erbsen und Kichererbsen fanden sich auf den Musterwirtschaften Karls d. Gr. und sind jetzt beinahe über die ganze Erde verbreitet.
Vgl. Schertler, Anwendung des spezifischen Gewichts als
Mittel zur Wertbestimmung der Kartoffeln, Cerealien und Hülsenfrüchte
(Wien
[* 14] 1873).