Titel
Magen
Magenbiesfliege - Mage

* 2
Magen.
[* 2]
(Gaster,
Stomachus,
Ventriculus), diejenige
Höhle im tierischen
Körper, in welcher die
Verdauung
vor sich geht, besteht in der einfachsten Form aus einer einzigen Zellschicht, dem sogen.
Entoderm, ist hinten geschlossen,
hat nur vorn eine Öffnung, den
Mund, und stellt den ganzen
Darmkanal vor. Indem sich sein vorderer Teil verlängert und zur
Speiseröhre wird, hinten gleichfalls eine Öffnung, der
After, entsteht und gewöhnlich auch der hintere
Abschnitt sich in die
Länge zieht, nimmt er die Gestalt an, die er bei weitaus dem größten Teil der
Tiere besitzt. Er bildet
so nur noch den mittlern
Abschnitt des
Darmkanals, den Mitteldarm. Indessen bezeichnet man auch als Magen
z. B.
bei den höhern
Krebsen und
Insekten
[* 3] einen Teil des Vorderdarms, welcher eine Erweiterung der
Speiseröhre vorstellt und mit
Apparaten
zur Zerkleinerung der
Speisen versehen ist (daher auch
Kaumagen, s. d.). Bei den
Wirbeltieren erhält gleichfalls das
Endstück des Vorderdarms den
Namen Magen.
- Auch die Wandungen des Magens
erlangen bei den meisten
Tieren
eine höhere
Ausbildung. Die verdauende Zellschicht, das
Entoderm, vergrößert ihre Oberfläche, indem sie zu Drüsenschläuchen
auswächst, welche den Verdauungssaft absondern
(Labdrüsen); um sie herum lagert sich eine Muskelschicht, welche den Magen
zu
Kontraktionen behufs Weiterbeförderung der
Speisen in den Hinterdarm befähigt.
Darm

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Darm. Der Magen
der
Wirbeltiere ist bei den niedern
Gruppen
(Fischen,
Amphibien,
Reptilien) vielfach äußerlich kaum
von der
Speiseröhre unterschieden, die ohne scharfe
Grenze in ihn übergeht. Bei den
Fischen
ist er in der
Regel ein nach hinten
gerichteter Blindsack, von dem sich nach vorn ein engeres
Rohr zur
Verbindung mit dem
Darm
[* 4] abzweigt. Bei
Amphibien
und
Reptilien liegt er vielfach schon quer, und diese Querlage wird bei den
Säugetieren mit wenigen Ausnahmen zur
Regel. Bei
den
Vögeln zerfällt er gewöhnlich in zwei
Abschnitte, den drüsigen
Vormagen (proventriculus) und den mit einer vielfach
(z. B. bei Hühnern) sehr starken Muskelschicht versehenen Muskelmagen
, in welchem sich Vorkehrungen
zur Zerreibung der unzerkleinert in ihn gelangenden
Nahrung befinden. Bei den
Säugetieren ist der Magen
häufig
gleichfalls aus mehreren
Stücken zusammengesetzt
(Wiederkäuer;
[* 5] s. im einzelnen die betreffenden
Artikel). Der Magen
des
Menschen
endlich (s. Tafel
»Eingeweide
[* 6] II«,
[* 1]
Fig. 1) hat seine
Lage in dem obersten Teil der
Bauchhöhle
(Magengrube).
Ausdehnung (der festen

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Ausdehnung.
Seine
Größe richtet sich nach der
Masse seines
Inhalts; ein nicht zu sehr gedehnter ist 27-32
cm lang,
9-12
cm breit und faßt etwa 3
Lit.
Flüssigkeit. Seine obere Öffnung heißt
Magenmund (cardia) und liegt gerade da, wo die
Speiseröhre durch das
Zwerchfell tritt. Die untere Öffnung
(Pförtner, pylorus) schließt ihn gegen den
Darm hin ab. Nach unten und links von dem
Magenmund liegt der sogen. Magen
grund (fundus). Die Wandung des Magens, deren
Dicke
im zusammengezogenen Zustand auf 13
mm angegeben wird, aber gleichfalls nach dem
Grad seiner
Ausdehnung
[* 7] außerordentlich wechselt,
besteht aus drei
Häuten.
Die äußerste von diesen gehört eigentlich dem
Bauchfell (s. d.) an, das sich auf den Magen
umschlägt
und ihn ganz einhüllt; dann kommt eine etwa 1
mm dicke
Lage von
Längs- und Ringmuskeln und zu innerst die Schleimhaut. Die
Muskelschicht verdickt sich am
Pförtner zu einem
Wulste, dem
Schließmuskel des
Pförtners (sphincter pylori), welcher wie eine
Klappe (valvula pylori) in das
Innere vorspringt. Die
Bewegungen des Magens
, welche durch die abwechselnde
Zusammenziehung seiner
Längs- und Ringfasern bewerkstelligt werden, bringen nach und nach jedes Teilchen des Mageninhalts
mit der Schleimhaut in Berührung und drücken die bereits gelösten
Speisen in den
Zwölffingerdarm hinein.
Die Kraft, [* 8] mit welcher beim Erbrechen der Mageninhalt ausgeworfen wird, hängt aber nicht von der Stärke [* 9] der Muskelhaut des Magens, sondern hauptsächlich vom Druck der Bauchmuskeln ab. Die Schleimhaut, d. h. die innerste der drei Häute, ist samtartig weich und je nach ihrem Blutgehalt gelbgrau bis graurötlich. Sie enthält Schleim- und Balgdrüsen oder geschlossene Follikel, besonders aber verschiedene Arten von Drüsen, die Labdrüsen (Textfigur a, b), einfache cylindrische Schläuche, welche von feinen Blutgefäßen umsponnen sind und im Innern den Magensaft erzeugen. Sie ¶
Blutgefässe des Mensch

* 11
Blutgefäße.mehr
sind nämlich mit einer Lage sogen. Labzellen ausgekleidet, die sich am blinden Ende des Schlauchs immer neu bilden und allmählich der Öffnung näherrücken, wo sie zerfallen und ihren Inhalt, den Magensaft (s. d.), frei werden lassen. Bei jeder Mahlzeit findet die Bildung von Labzellen in verstärktem Maße statt; die Schleimhaut ist dabei stets stärker gerötet und etwas geschwollen. Im vollen ist sie übrigens glatt, im leeren dagegen in Falten gelegt. - Die großen Blutgefäße des Magens, die sogenannten Kranzadern, stammen aus der Eingeweide- und obern Gekrösarterie; das venöse Blut ergießt sich in die Pfortader (s. Tafel »Blutgefäße«, [* 11] Fig. 4). Lymphgefäße und Lymphdrüsen sind zahlreich vorhanden.
Die Nerven [* 12] kommen vom Vagus (s. d.) u. Sympathikus (s. d.) her. Magenkrankheiten betreffen am häufigsten die Schleimhaut, wie der Magenkatarrh; in manchen Fällen kommen dabei flache Substanzverluste, die hämorrhagischen Erosionen, vor, selten sind der Soor und die Tuberkulose der Magenschleimhaut. Als Magenentzündung (Gastritis) bezeichnet man einmal eine leichtere Form der Drüsenveränderung (Gastritis parenchymatosa), welche beim Katarrh nicht selten vorkommt, zweitens aber eine höchst gefährliche Eiterinfiltration in der Submukosa (phlegmonöse Gastritis).
Eins der häufigsten Magenleiden, namentlich bei Bleichsüchtigen, ist das runde Magengeschwür, ebenfalls häufig bei ältern Personen der Magenkrebs. Beide gehen mit Schmerzen, Magenkrampf, nicht selten mit Blutbrechen einher und können zuweilen zur Magenerweiterung, seltener zur Magenschrumpfung oder Verengerung führen. Vielerlei kolikartige Schmerzen, welche der Laie kurzweg als Magenschmerzen bezeichnet, rühren von Überfüllung des Darms, wirklicher Kolik, Stuhlverstopfung, Darmverengerung etc. her. Ein sehr verbreitetes Übel ist die nervöse Magenschwäche, meist Teilerscheinung allgemeiner Nervosität. - Auch die Haustiere sind oft von Magenkrankheiten befallen.
Rinder

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Rinder.Bei den Pferden entstehen infolge überreicher Aufnahme schweren Körnerfutters Magenkolik, die sehr oft zur Zerreißung der Magenwand führt, ferner der Gastrizismus (Dyspepsie). Häufiger erkranken die Wiederkäuer, besonders die Rinder, [* 13] an Magenleiden. Indes ist der eigentliche Magen (vierter oder Labmagen) nur selten betroffen. Sehr oft liegt die Störung in den drei ersten oder Vormagen (Pansen, Haube oder Netzmagen und Löser oder Blättermagen). Durch Überfütterung mit grünem Klee oder andern Leguminosen [* 14] entsteht das Aufblähen (Blähsucht, Tympanitis).
Als Folge des Genusses schwerverdaulicher oder verdorbener Futterstoffe [* 15] können die Rinder an der akuten sowie an der chronischen Indigestion erkranken. Innere Verwundungen durch verschluckte scharfe Gegenstände (Nadeln, [* 16] Nägel [* 17] etc.), die bei Rindern häufig, bei Ziegen seltener vorkommen, werden bei Schafen nie beobachtet. Von den malignen Geschwülsten entstehen Sarkome in der Wandung des vierten Magens bei Rindern zuweilen. Bei Schweinen und Hunden kommt die Indigestion in der akuten und in der chronischen Form vor; eigentliche Entzündungen des Magens sind meist die Folge von Vergiftungen.
[* 2] ^[Abb.: Labdrüsen. a Entstehende Labdrüse (Einstülpung der Schleimhaut des Magens), b fertige Drüse.]