im Maschinenwesen im
Gegensatz zu
Arbeitsmaschine eine Vorrichtung, mittels welcher eine bewegende
Kraft
[* 3] veranlaßt werden kann, sich in mechanischer
Arbeit zu äußern
(Kraftmaschine,
Rezeptor), daneben
aber auch diese bewegende oder motorische
Kraft selbst. Man nennt also z. B. sowohl die
Dampfmaschine
[* 4] als den
Dampf
[* 5] einen Motor. Im
folgenden soll unter Motor immer eine mechanische Vorrichtung verstanden werden. Man kann unter den
Motoren solche, welche direkt
von einer Naturkraft betrieben werden
(Motoren im engern
Sinn,
Motoren erster
Ordnung, primäre
Motoren), von andern unterscheiden,
deren Triebkraft erst mit
Hilfe eines andern Motors rege gemacht werden muß
(Motoren im weitern
Sinn,
Motoren zweiter
Ordnung,
sekundäre
Motoren).
die durch flüssige
Kohlensäure getriebenen Kohlensäuremotoren,
da die gewöhnlich luftförmige
Kohlensäure vorher erst durch
Verdichtung flüssig gemacht werden muß;
die
Maschinen, welche
die
Spannkraft komprimierter
Luft oder den
Druck künstlicher hoher Wassersäulen in mechanische
Arbeit umsetzen,
da die
Luft vorher komprimiert, der Wasserdruck erst vorher erzeugt werden muß;
Die motorischen
Kräfte teilt man ein in animalische (Muskelkräfte der
Menschen und
Tiere) und in Elementarkräfte
(Wasser-,
Wind-, Dampfkraft etc.). Bei genauer Betrachtung zeigt sich, daß sie sich fast alle
auf die
Wärme
[* 21] oder in letzter
Linie auf die
Massenanziehung zurückführen lassen, aber nicht alle direkten oder indirekten,
durch die
Wärme oder die
Massenanziehung begründeten
Kräfte werden motorisch benutzt; so wird die Sonnenwärme, der
Druck
von sich entwickelnden
Gasen, die
Wellenbewegung
[* 22] des
Meers, die
Erscheinung von
Ebbe u.
Flut etc. gar nicht
oder nur ausnahmsweise zur Arbeitsleistung gezwungen und zwar teils aus ökonomischen
Gründen, teils darum, weil dazu geeignete
Maschinen
(»Motoren«) noch nicht erfunden worden sind (vgl.
Sonnenmaschine).
Motorisch - Motten
* 23 Seite 11.835.
Bei der
Wahl der motorischen
Kräfte ist nämlich sowohl die ökonomische
Frage als der Standpunkt der heutigen Vollendung der
Konstruktion des Motors maßgebend. Wenn auch die motorische
Kraft des
Menschen im allgemeinen die teuerste
von allen ist, besonders wo es sich um größere Kraftleistungen handelt, so wird sie doch nie entbehrlich sein, besonders
weil zu vielen
Arbeiten außer der motorischen
Kraft auch menschliche Überlegung gehört. Die Tierkraft ist gleichfalls teuer,
jedoch als Zugkraft für
Fuhrwerke auf ungeschienten
Straßen sowie als bewegende
Kraft landwirtschaftlicher
Maschinen für kleinen und mittlern Betrieb unersetzlich. Am billigsten bieten uns die hydraulischen
Motoren ihren
Dienst, denn
die
Kraft des fallenden
Wassers ist ein Naturgeschenk, welches sich ohne unser Zuthun erneut, freilich in der trocknen
Jahreszeit
auch oft ausbleibt. Deshalb findet man neben
Wassermotoren noch
Dampfmaschinen zur
Reserve aufgestellt.
Windräder sind noch mehr von den
Launen des
Klimas abhängig und können auch nicht leicht sehr beträchtliche
Effekte erzeugen.
Gänzlich unabhängig aber von den Änderungen der
Witterung ist die
Dampfmaschine, welche noch dazu
¶
mehr
infolge der angewandten hohen Spannungen bei verhältnismäßig kleinen Dimensionen zur Hervorbringung der größten notwendig
werdenden Wirkungen fähig ist, ja um so billiger im Betrieb wird, auf je größere Leistungen sie bemessen ist. Dieser letztere
Umstand gerade hat der Großindustrie ihr Übergewicht über das Handwerk und die Kleinindustrie gegeben, welche sich
mit ökonomisch ungünstiger arbeitenden kleinern Dampfmaschinen oder Heißluft-, Feuerluft-, Gaskraft oder Petroleumkraftmaschinen
behelfen muß.
Wenn nun auch diese Kleinkraftmaschinen oder Kleinmotoren sehr weitgehende Verbesserungen erfahren haben, so sind sie doch
noch lange nicht konkurrenzfähig mit der Dampfmaschine der Großbetriebe. Indessen verspricht man sich von der Einführung
eines billigen Heizgases (Wassergas),
[* 24] welches nach Art des Leuchtgases von Zentralerzeugungsquellen aus
durch Rohrnetze verteilt wird, eine ganz bedeutende Herabsetzung der Betriebskosten der Gasmotoren. Eine Verbilligung der
Triebkraft für das Kleingewerbe hat man aber auch durch Kraftteilung oder Kraftvermietung zu erreichen gesucht, indem man
von einer großen Kraftquelle aus durch Röhren,
[* 25] Seiltriebe, Wellen- oder elektrische Leitungen nach mehreren
Orten hin Arbeit abgab. Hierbei werden jedenfalls in Zukunft die elektrischen Motoren eine große Rolle zu spielen berufen sein.
Die durch komprimierte Luft betriebenen Motoren gelangen hauptsächlich an Orten zur Anwendung, welche nur unvorteilhaft mit
einer Dampfzuleitung versehen werden können und welche durch die verbrauchte Luft zugleich etwas ventiliert
werden, also vor allem bei Bergwerken und Tunnelbauten. - Die ersten Versuche, Tierkräfte motorisch nutzbar zu machen, und
die ersten Anfänge der Heranziehung der Wasserkraft zu mechanischer Arbeit (chinesische Schöpfräder) fallen in die vorgeschichtliche
Zeit.
Über die Motoren für Menschen-, Tier- und Wasserkraft kam der Erfindungsgeist lange nicht hinaus. Nur
von diesen wird uns aus dem ganzen geschichtlichen Altertum und dem MittelalterKunde, und wenn auch die alten Griechen und
Römer
[* 26] den Dampf zu mechanischen Spielereien (Heronsball,
[* 27] Äolipile
[* 28] etc.) zu benutzen wußten, so hatten sie doch nicht im entferntesten
eine Vorstellung von der großartigen Steigerung, deren die motorische Wirkung des Dampfes fähig ist.
Die Motoren sind als die Erzeuger der Bewegung sowohl mit Vorrichtungen zu versehen, welche eine Verletzung derArbeiter durch ihre bewegten Teile thunlichst verhindern sollen, als auch mit solchen Vorrichtungen
in Verbindung zu setzen, welche ein möglichst schnelles Anhalten der Motoren selbst und der damit betriebenen Transmissionen
(Wellenleitungen) und Arbeitsmaschinen gestatten, wenn jemand in diese hineingerät. Alle bewegten Teile der Motoren, soweit
sie in den Bereich der Wärter kommen, müssen mittels Gitter oder Bleche geschützt sein. So werden die
Schwungkugelregulatoren durch Stabkörbe oder Glocken geschützt.
Die Schwungräder sind mit einem Gitter umgeben, und wo das Schwungrad in einer Grube läuft, ist diese durch Leisten geschützt.
Sehr wichtig ist es außerdem, daß die Motoren in besondern rings abgeschlossenen Räumen stehen, zu denen
nur die Wärter Zutritt haben. Die meisten Unglücksfälle an Motoren geschehen dadurch, daß deren Teile während des Ganges
geschmiert oder gereinigt werden. Das sollte entweder gänzlich verboten werden, oder eben nur dann geschehen, wenn besondere
Vorrichtungen angebracht sind, welche eine Gefahr ausschließen.
Zur Vermeidung von Unglücksfällen beim Schmieren von schwingenden, rotierenden oder hin- und hergehenden
Lagern sind eine große Reihe von Schmiervorrichtungen
[* 29] erdacht, welche alle darauf hinausgehen, daß das Schmieröl in ein feststehendes
Gefäß
[* 30] eingegossen wird, von welchem es auf irgend eine Weise, etwa durch tropfenweises Abstreifen, beim jedesmaligen Vorbeiziehen
des zu schmierenden Teils auf letztern übertragen wird. Beim Ingangsetzen von Motoren sind häufig Unglücksfälle
dadurch entstanden, daß die Arbeiter mit den Händen in die Speichenoder an den Umfang des Schwungrades fassen und bei geöffnetem
Eingangsventil des Motors das erste Andrehen zu bewirken suchen. Wird alsdann ein Arbeiter gefaßt, oder gleitet er aus 2c.,
so sind schwere Verletzungen unvermeidlich. Zur Vermeidung solcher Vorkommnisse
¶
Motor (Schutzvorrichtu
* 31 Seite 17.590.
mehr
dienen Hebel, welche vor dem Schwungrad gelagert sind und mit einer Klinke
[* 32] in eine Verzahnung des Schwungringes eingreifen.
Durch Hin- und Herbewegen des Hebels wird die Klinke immer wieder mit neuen Zähnen zum Eingriff gebracht, an welchen sie das
Schwungrad allmählich in die geeignete Stellung dreht. Ein andrer Apparat zum Andrehen von Schwungrädern
ist von Fischer in Hannover
[* 33] angegeben worden
[* 31]
(Fig. 1). Die Drehung geschieht mittels der beiden Friktionsscheiben
aa, welche sich beiderseits gegen den glatten Schwungring s legen. Diese Scheiben sitzen auf den Wellen
[* 34] b, welche gleichzeitig
die Schneckenräder c tragen. Letztere werden wiederum von
zwei auf der Zeichnung nicht sichtbaren, auf der Kurbelwelle d sitzenden Schrauben umgetrieben. Die beiden Schneckenräder sowie
ihre zugehörigen Schrauben haben entgegengesetztes Gewinde. Die Wellen b sind nur bei e drehbar gelagert und zwar derart,
daß sie um diesen Punkt horizontal schwingen, während sie bei den Rädern c in Kreisen um e beweglich
sind. Soll das Schwungrad in Bewegung gesetzt werden, so werden bei entsprechender Drehung der Kurbel k die Schneckenräder so
weit vorrücken, daß die Friktionsrollen den Schwungring s fassen und drehen.
Bei entgegengesetzter Drehung der Kurbel kommen die Friktionsrollen außer Eingriff, und das Schwungrad
steht still. Sehr häufig müssen Reparaturen an den Transmissionen während der Arbeitspausen vorgenommen werden. Hierbei
kommt es vor, daß Arbeiter dadurch zu Schaden kommen, daß die angehaltene Betriebsmaschine plötzlich in Bewegung gerät und
ihre Bewegung den betreffenden Transmissionen mitteilt. Hiergegen schützen Bremsvorrichtungen, welche beim Anhalten der Maschinegegen
das Schwungrad gepreßt werden. Das häufiger auftretende Springen
der Schwungringe läßt sich vielfach
auf zu hoch gegriffene Umfangsgeschwindigkeiten zurückführen.
Die Vorrichtungen zum Ausrücken der Motorenim Fall der Gefahr von einem beliebigen Punkt einer Fabrikanlage, Werkstatt 2c.
aus bestehen aus Drahtzügen (nach Art der Klingelzüge), Wellenleitungen, pneumatischen, hydraulischen, elektrischen Leitungen,
welche entweder direkt auf das Absperrventil, die Drosselklappe,
[* 35] den Schieber von Dompf-, Gas- 2c. Motoren,
bez. die Schützen von Wasserrädern und Turbinen
einwirken und zugleich eine Bremse anziehen, oder oben ein Gewicht, eine Feder, einen unter Druck stehenden Kolben 2c. auslösen,
welche nun jene Funktionen übernehmen. Oft wird dabei außerdem selbstthätig noch eine Loskuppelung
der Transmission
[* 36] von dem Motor u. eine besondere Bremsung derselben vorgenommen. Die
hierher gehörigen Konstruktionen sind sehr mannigfaltig. Hambruch benutzt bei seinem Sicherheitssystem (deutsches Reichspatent
Nr. 41,784) zur Übertragung Druckwasser, bei Benutzung von Dampfmaschinen eventuell direkt dem Dampfkessel
[* 37] entnommen.
sind Dreiwegehähne, durch deren Drehung die Kesselwasserzirkulation in i unterbrochen wird. Das Dampfabsperrventil a
[* 31]
(Fig.
3) ist mit der Flantsche v gegen den Dampfdom geschraubt. Von der entgegengesetzten Flantsche führt die Rohrleitung y zur
¶
mehr
Dampf-Maschine, welche durch das Ventil b versperrt werden kann. An das Ventilgehäuse schließt sich rechtwinkelig ein Doppelcylinder
mit dem Differenzialkolben cd an. Von untenher mündet in diesen Cylinder das Zirkulationsrohr i. Bei k ist eine Verbindung
des Raums zwischen den Kolben c und d mit der Atmosphäre hergestellt. Das Kniehebelsystem efg verbindet
den Differenzialkolben mit dem Ventilb und dem festen Drehpunkt h. TrittDampf in a ein, so
drückt derselbe auf c, treibt diesen heraus und schließt vermittelst des Kniehebels efg das Ventil b, welches außerdem noch
durch den auf ihm direkt lastenden Dampfdruck geschlossen wird. Tritt jedoch zugleich auch Druckflüssigkeit
durch i unter den Kolben d, so wird dieser (weil größer als c) aufwärts gedrückt und öffnet das Ventil b, so daß die
Dampfmaschine laufen kann. Diese letztere normale Stellung des Ventils wird sofort gestört, sobald an irgend einer Stelle einer
der Dreiwegehähne so gestellt wird, daß Druckflüssigkeit durch das Abfallrohr l nach m hin ausströmt,
wodurch eine Entlastung des Kolbens d von unten und
zwischen r1 und x1 sowie y1 und w1. Tritt für den normalen Betrieb die Zirkulationsflüssigkeit hinter den Kolben c1, so wird
dieser samt d1 und b1 nach links geschoben, Öffnung w1 mit r1 und x1 mit y1 verbunden. Die Maschine
[* 41] erhält
also Kesseldampf, während die Bremse geöffnet ist. Wird durch Drehung eines der Dreiwegehähne der Druck aus der Druckleitung
i und somit auch hinter dem Kolben c1 entfernt, so schiebt der auf d1 wirkende Dampf den Schieber b1 wieder
nach rechts
[* 39]
(Fig. 4). Das nach der Dampfmaschine führende Rohr wird dadurch geschlossen, der noch im Schieberkasten befindliche
Dampf entweicht durch Kanal y1, während die Bremse durch Rohr x1 Dampf erhält.
[* 39]
Fig. 5 zeigt die Bremse. Sobald der Dampf bei h1
eintritt, wird der Bremsklotz e1 gegen den Schwungring s gepreßt.