5) Muschelsande und Knochensande nennt man
Sande (meist Quarzkalksande), welche mitunter überreich an Einschlüssen
zertrümmerter Tierreste sind. Auch die Korallensande (vgl.
Korallenriffe)
[* 12] sind hierher zu zählen.
6) VulkanischerS. (Lavasand) besteht aus Lavabröckchen, oft aber auch überwiegend aus
Kristallen und Kristallfragmenten
der in den Laven gewöhnlich auskristallisierten Mineralspezies
(Augit,
Leucit,
[* 13]
Sanidin,
Granat etc.).
Gröbern vulkanischen S.,
dem
Gruß entsprechend, bilden die
Lapilli
(Rapilli), während das feinste staubähnliche Zertrümmerungsmaterial
die vulkanische
Asche ist.
Alle drei
Arten vulkanischen
Materials kommen mitunter in sehr mächtigen
Ablagerungen in der
Nähe
thätiger oder erloschener
Vulkane
[* 14] vor (vgl.
Vulkane).
Die
Sande sind wesentlich
Produkte der mechanischen Zertrümmerung präexistierender
Gesteine.
[* 15] Umwandelnde Einflüsse der
Atmosphärilien
können durch Wegführen der löslichen
Bestandteile die
Natur der
Sande allmählich verändern, Schlämmungsprozesse
beim
Transport durch natürliche Wasserläufe die
Bestandteile dem spezifischen
Gewicht entsprechend sortieren. So ist der
Magneteisensand
gewöhnlich das lokal aufgehäufte
Eisenoxyd der
Gesteine, welche das
Wasser annagt, und es erklärt sich dadurch sein Auftreten
in Territorien, welche von Magneteisen führenden
Gesteinen
(Basalt,
Syenit etc.) gebildet werden.
Die Bedeutung des
Sandes als Bodengemengteil ist eine außerordentliche. Können die veränderlichen
Sande durch allmähliche
Verwitterung ihrer zersetzlichen
Bestandteile den
Pflanzen direkt
Nährstoffe zuführen, so sind die Quarzsande
mittelbar überall da von großem Nutzen, wo sie thonigem
Material in nicht zu großem Prozentsatz beigemengt sind. Sie schaffen
einen lockern
Boden, vermindern die zu starke
Wasserhaltung eines reinen Thonbodens, erleichtern den
Eintritt der atmosphärischen
Luft und unterstützen dadurch die zur Lieferung von Pflanzennährstoffen notwendigen
Zersetzungsprozesse der
übrigen Bodenbestandteile. Wo dagegen der reine Quarzsand fast ausschließlich den
Boden zusammensetzt, findet sich die größte
Unfruchtbarkeit desselben (vgl.
Flugsand).
Kotzebue stürzte sogleich zusammen, während S. sich selbst einen
Stich in die Seite gab. Derselbe war
jedoch nicht tief eingedrungen, und S. ging, in der Verwirrung von niemand gehindert, die
Treppe
[* 27] hinab.
Vor der Hausthür rief
er:
»Hoch lebe mein deutsches Vaterland!« ließ sich auf ein
Knie nieder und drückte sich nochmals den
Dolch mit den
Worten:
»Ich danke dir, Gott, für diesen
Sieg!« langsam in die linke
Brust, worauf er umsank. Seine
Wunden waren
jedoch nicht tödlich und nach einigen
Wochen wieder geheilt.
Alle Bemühungen seiner
Richter, Mitschuldige und eine
Verschwörung zu entdecken, waren vergebens. S. bekannte die That offen
als eine
Folge seiner
Grundsätze und
Ansichten und war bis zumSchluß der Untersuchung der festen Überzeugung,
nichts Unrechtes gethan zu haben. Am ward das Schlußverhör beendigt und S. zum
Tode durchs
Schwert verurteilt.
Am früh 5
Uhr, wurde das
Urteil vor dem
HeidelbergerThor vollzogen. S. starb ruhig und mit der festen
Überzeugung, daß er
mit Gott einig sei.
Vgl. »K.L. S., dargestellt durch seine
Tagebücher und
Briefe von einigen seiner
Freunde« (Altenb. 1821);
Hohnhorst, Übersicht der gegen S. geführten Untersuchung (Stuttg. 1820);
»Aktenauszüge aus dem
Untersuchungsprozeß über
S. etc.« (Leipz. 1821) u. a. m.
Sand (George)
* 31 Seite 14.268.
2) (spr. ssängd')George, mit dem eigentlichen
Namen Aurore
Dupin, verehelichte
Dudevant, franz. Romanschriftstellerin, geb. zu
Paris
[* 30] als
¶
mehr
die Tochter eines französischen Offiziers, dessen Mutter die natürliche Tochter des MarschallsMoritz von Sachsen
[* 32] war, verlebte
auf dem Familiengut Nohant in Berry im freien Verkehr mit der Natur und den Menschen der Gegend eine frische Dichterjugend, kam
dann in die Pension der englischen Augustinerinnen zu Paris, wo sie drei Jahre (1817-20) verweilte, und
verheiratete sich, nach Nohant zurückgekehrt, 1822 mit dem natürlichen Sohn eines Barons v. Dudevant. Die Ehe war indessen
keine glückliche, und nach neun Jahren begab sich die Frau, im Einverständnis mit ihrem Gatten, für die Hälfte des Jahrs
nach Paris, um endlich eine ihren geistigen Bedürfnissen angemessene Atmosphäre zu atmen, nebenbei auch,
um sich Geld zu verdienen.
Nachdem sie sich in verschiedenen Industrien (Übersetzungen, Handarbeiten, Malen auf Nippsachen etc.) ohne großen Erfolg versucht
hatte, wagte sie sich auf Zureden ihres Freundes Jules Sandeau (s. d.), dessen Bekanntschaft sie in Nohant gemacht, und der
sie nach Paris begleitet hatte, an die Romanschriftstellerei und zwar zunächst in Gemeinschaft mit Sandeau.
Ihr gemeinsames Produkt: »Rose et Blanche« (1831),
hatte indessen keinen durchschlagenden Erfolg. Um so mehr Bewunderung errang
die Schriftstellerin mit dem nächsten Roman: »Indiana« (1832),
dessen Autorschaft ausschließlich ihr angehörte. Sie nannte
sich, ihrem litterarischen Freund zuliebe, GeorgeS. und hat diesen Namen für immer beibehalten. Noch in
demselben Jahr erschien »Valentine«, im folgenden »Lélia«, zwei Werke, welche einen
wahren Sturm glühender Sympathien wie auch leidenschaftlicher Opposition erregten. Im Sommer 1833 unternahm S. mit dem Dichter
Alfred de Musset, der sich zu ihr mächtig hingezogen fühlte, eine Reise nach Venedig;
[* 33] aber noch in der
Lagunenstadt, wo Musset schwer erkrankte, erfolgte der Bruch des an Zwischenfällen aller Art reichen Verhältnisses, über
welches sich S. selbst in »Le
[* 34] secrétaire intime« (1832),
»Les lettres d'un voyageur« (1834) und viel später in »Elle et
lui« (1859) ausgesprochen hat und zwar in dem letztern Werk so rücksichtslos, daß der Bruder des Dichters,
Paul de Musset, ihr in »Lui et elle« noch viel unbarmherziger antwortete. Die »Lettres d'un voyageur«, in welchen auch Liszt und
die Gräfin d'Agoult unter sehr durchsichtiger Maske auftreten, zeigen das beschreibende Talent der Verfasserin in ihrem vollen
Glanz. S. zählte jetzt bereits zu den ersten litterarischen Größen und erlangte 1836 endlich auch die
gerichtliche Scheidung von ihrem Mann, dem sie später noch eine namhafte Summe ausbezahlte.
»André« (1835) und »Simon« (1836) zu den frühern hinzugekommen. Unter
den Berühmtheiten, welche sich um den Umgang der Dichterin bewarben, sind besonders Chopin, Lamennais,
der RepublikanerMichel de Bourges und der Sozialist PierreLeroux namhaft zu machen. Zu dem Erstgenannten trat sie in ein intimes,
lange andauerndes Verhältnis und begleitete ihn 1838 auf einer zur Wiederherstellung seiner Gesundheit unternommenen Reise
nach Mallorca, die sie in »Un hiver à Majorque« (1842)
beschrieb.
Während der Jahre 1833-38 füllten die Romane: »Lavinia«, »Metella«, »Mathéa«,
»La marquise«, »Mauprat«,
»La dernière Aldini«, »Les maîtres mosaïstes«, »L'Uscoque«
die Spalten der »Revue des DeuxMondes«. Unter dem Einfluß Lamennais' und der beiden demokratischen Denker, zu denen vorübergehend
auch der Sozialist Cabet trat, entstanden daneben die »Lettres à
Marcie« (1837 im »Monde« erschienen),
ferner der unerquickliche mystische Roman »Spiridion« (1839) und das Phantasiestück »Les sept cordes de la lyre« (1840). Als
sich S. mit der »Revue des DeuxMondes« überworfen hatte (1841),
gründete sie mit Leroux, Viardot, Lamennais etc. die »Revue
indépendante«, schrieb die mehr oder weniger politisch-sozialistischen Romane: »Le compagnon du tour
de France« (1840),
»François le champi« (1847) und »La petite Fadette« (1849),
kleinen Meisterwerken, welche ein großer Kritiker die »französischen Georgiken« genannt hat. Die Fackel
der Revolution von 1848 zündete im Herzen der Dichterin gewaltig. Sie gründete eine Wochenschrift: »La cause
du peuple«, schrieb für Ledru-RollinBülletins und Zeitungsartikel, erließ die schwärmerischen »Lettres au peuple« und trug
mit schwerem Herzen die bald folgende Ernüchterung, obgleich sie zu dem KaiserNapoleon III., der aus der Gefangenschaft
von Ham einen Briefwechsel mit ihr angeknüpft hatte, während der ganzen Dauer seiner Regierung in zwar reservierten, aber
freundschaftlichen Beziehungen stand.
Ihre Arbeitslust und Arbeitskraft blieben ihr treu, ja ihre Kunst zeigt sich in den spätern Schöpfungen vielfach reiner als
in den Werken ihrer von Leidenschaften und krankhaften oder überspannten Ideen bewegten Jugend, so in:
»Mont Revêche«, »La filleule«, »Les
maîtres sonneurs« (1853). Die spätere Periode zeigt uns die Dichterin auch auf dem Gebiet des Dramas thätig. Trotz des Mißerfolgs,
welchen ihr erstes Stück: »Cosima« (1840),
geerntet hatte, und den das spätere: »Le roi attend«, eben nicht auszugleichen
vermochte, arbeitete sie rüstig fort, und wenn auch ihre Dramen, wie: »Molière« (1851),
»Françoise«
(1856) etc., nicht dieselbe Bewunderung wie ihre Romane erregten, so ist doch die französische Bühne durch S. um mehrere
wertvolle Stücke bereichert worden, und mit dem »Marquis de Villemer« (1864) errang sie auch einen durchschlagenden
äußern Erfolg. Ihre zahlreichen dramatischen Dichtungen finden sich gesammelt im »Théâtre de Nohant« (1864) und »Théâtre
complet« (1866-67, 4 Bde.). Von Romanen sind aus der spätern Zeit noch zu erwähnen: »Les dames vertes« (1859);
trotz ihrer Ausführlichkeit und zahlreicher vortrefflicher Partien die gehegten Erwartungen nicht; die psychologischen und
philosophischen Erörterungen überwuchern und ersticken fast den historischenKern. Gegen Ende ihres Lebens war S. noch Zeugin
der Ereignisse von 1870/71; aber wie schwer auch ihre Vaterlandsliebe darunter litt, gab sie sich doch über die Aussichtslosigkeit
der von den Männern des 4. Sept. in Szene gesetzten Landesverteidigung keiner Täuschung hin und ließ sehr beißende und wegwerfende
Urteile über die damaligen Machthaber in die Öffentlichkeit dringen.
Sie starb als Freidenkerin, wie sie gelebt hatte, auf ihrem Schloß Nohant. In La Châtre bei Nohant wurde
ihr 1881 ein öffentliches Denkmal (von Millet) errichtet; eine andre Statue (von Clésinger) wurde 1877 im Foyer des Théâtre-Français
aufgestellt. Ist schon die erstaunliche, bis ins Alter ungeschwächt gebliebene Produktionskraft der Dichterin Beweis eines
ungewöhnlichen Geistes, so nötigt vollends der innere Gehalt ihrer Werke Bewunderung ab. Sie erscheint mit einer
Tiefe des Blickes, zugleich mit einer Kraft,
[* 39] die gewonnenen Eindrücke zu gestalten, begabt wie noch selten eine ihres Geschlechts.
Liebe, in und außer der Ehe, Politik, Volkswirtschaft, Religion, das Höchste für den Menschen wie für die Völker, erfüllt ihre
Seele und führt ihre Feder, und viele ihrer Schöpfungen sind durch und durch nur zu sichtlich von der
Tendenz getränkt. Am größten ist die Dichterin gleichwohl da, wo sie sich tendenz- und leidenschaftslos dem wohlthuenden
Zug
ihres Genius für Darstellung des Naturlebens und des menschlichen Treibens überläßt, wie in »Consuélo« und namentlich in
ihren reizenden Dorfgeschichten.
Noch sind der Vollständigkeit wegen ihre »Impressions
littéraires« (1862) und »Autour de la table« (1862),
Sammlungen litterarischer und kritischer Essays, zu erwähnen, denen
sich die nach ihrem Tod veröffentlichten »Dernières pages« (1877)
und »Questions d'art et de littérature« (1878)
anreihen. Ihre Werke erschienen in mehreren Gesamtausgaben, zuletzt in 55 Bänden (in deutscher Übersetzung Leipz. 1843-47, 87 Bde.);
ihre gesammelten Briefe 1882-84 in 6 Bänden.
Ihr Sohn Maurice S., geb. 1825, hat sich ebenfalls als Schriftsteller versucht und unter anderm ein
anziehendes Buch über die Charakterrollen der italienischen Komödie: »Masques et bouffons« (1859, 2 Bde.),