Illustration
(lat.,
»Erleuchtung,
Erklärung, Verschönerung, Verherrlichung«) wird jetzt fast ausschließlich für
die bildliche
Erläuterung, den bildlichen
Schmuck eines gedruckten
Buches gebraucht. Die Buchillustration
in diesem
Sinne, nämlich
durch
Holzschnitte, Kupferstiche,
Radierungen,
Bunt- und
Lichtdrucke, farbige und getönte
Heliogravüren,
Zinkotypien etc., entspricht der alten Buchmalerei oder
Miniatur (s. d.) wie die gedruckten
Bücher den geschriebenen und hängt
auf das engste mit der
Buchdruckerkunst (s. d., S. 548) zusammen, welcher der
Druck von Holztafeln vorausging.
Die von solchen Tafeln gedruckten Bücher (Blockbücher, s. d.) bieten wesentlich Bilder mit wenigem erläuternden Text, waren auch zunächst für »Ungelehrte«, d. h. Leute, welche nicht lesen können, berechnet. Nach Erfindung des Letterndrucks stellte sich das umgekehrte Verhältnis wieder her, wie es zwischen dem Text und den Zeichnungen in den Handschriften bestanden hatte; man erläuterte den Text durch bildnisartige Darstellungen der Verfasser, z. B. der Evangelisten, durch Szenen aus dem Erzählten und zierte ihn mit reich ornamentierten, häufig auch als Rahmen für Figürliches benutzten Anfangsbuchstaben (Initialen), mit Kopf- und Randleisten, mit Arabesken u. dgl. am Schluß eines Abschnitts (Finalstock, cul de lampe).
Für diese Illustrationen
wurde durchweg der
Holzschnitt verwendet, weil allein dieser
Zweig der graphischen
Kunst die Einfügung der
Bilder in den Letternsatz und den
Druck mit diesem zugleich auf der
Buchdruckpresse gestattete. Auf
diese
Weise untrennbar mit der
Holzschneidekunst verwachsen, erlebte die I. mit dieser
Blütezeit und
Verfall. Den höchsten
künstlerischen Aufschwung nahm sie im Reformationszeitalter, in welchem sie zugleich ein wichtiges
Mittel
der
Agitation und der
Polemik für alle
Parteien wurde.
Geschichtskarten von D

* 2
Deutschland.Hauptwerke in Deutschland [* 2] sind: »Der Schatzbehalter« (1491) und Hartmann Schedels »Chronik« (1493),
beide in Nürnberg [* 3] erschienen und mit zahlreichen Holzschnitten nach Michael Wohlgemuth, Dürers Lehrmeister;
Dürers »Apokalypse« (1498);
Hans Schäufeleins »Speculum passionis dom. n. J. Chr.« (1507) und Bilder zum »Theuerdank«;
Burgkmairs
Bilder zu den
»Predigten
Gaylers von
Kaisersberg«, zum
»Weißkunig«, zu
Thomas
Murners »Schelmenzunft« u. a.
Hans
Holbein
[* 4] lieferte zahlreiche Illustrationen
zur
Bibel,
[* 5] Titelblätter und eine
Fülle der reizendsten
Initialen.
Auch
Lukas
Cranach und die
Kleinmeister waren vielfach für
die Buchillustration
thätig; einen besondern
Zweig derselben bildeten die kunstvoll ausgeführten
Buchdruckerwappen
[* 6] oder
Signete. Die glänzendste Leistung der frühsten italienischen I. sind die
Holzschnitte zur »Hypnerotomachia Poliphili«
(Vened. 1499); im Anfang des 16. Jahrh. war vorzüglich Zoan
Andrea thätig. Als ältestes original-französisches Illustrati
onswerk
betrachtet man »Le
[* 7] procès de
Bélial«
(Lyon
[* 8] 1481). In der Zeit des
Verfalles des
Holzschnitts wurde dieser
immer mehr auf die I. der wohlfeilsten Volkslitteratur beschränkt, während künstlerischen
Tendenzen der Kupferstich diente;
gestochene
Vignetten wurden im vorigen
Jahrhundert auf ganz dünnes
Papier gedruckt und dann in den
Text eingeklebt oder auch
in die leer gelassenen
Stellen desselben eingedruckt, so daß ein solcher Druckbogen zweimal durch die
Presse
[* 9] gehen mußte.
Illustrieren - Illyrie

* 10
Seite 8.894.
Die englischen
»Pfennigmagazine« (seit 1832), die
Vorläufer der heutigen illustrierten
Zeitungen, und die Bestrebungen des
Deutschen
Gubitz riefen den
Sinn für Holzschnittillustration
in der ersten Hälfte unsers
Jahrhunderts wieder wach, und durch
das Auftreten
Ludwig
Richters
(Zeichnungen für O.
Wigands Volksbücherausgaben, dann zu
Musäus' Volksmärchen,
zu Kinderbüchern etc.) und
Adolf
Menzels (zu
Kuglers
»Leben
Friedrichs d.
Gr.«) in
Deutschland, Horace
Vernets,
Bellangés, Raffets
(»Leben
Napoleons«, »Die
Soldaten des Kaiserreichs« etc.),
¶
mehr
Tony Johannots (»Don Quichotte« etc.),
Grandvilles u. a. in Frankreich, die Zeichner des Londoner »Punch« etc. wurde dieser Bewegung
wieder eine künstlerische Richtung gegeben (s. Holzschneidekunst). Seit der Mitte der 40er Jahre hat durch die Gründung großer
und kleiner illustrierter Wochenblätter an allen Orten und durch die Bildung von Holzschnittschulen in
allen Kunststädten das Illustration
swesen eine ungeheure Ausdehnung
[* 11] gewonnen, welche buchhändlerische Spekulation ins Krankhafte
gesteigert hat, so daß die I. nicht mehr zur Erläuterung des Textes dient, sondern der Endzweck geworden ist.
Deutschland. Fluß- und

* 12
Deutschlands.Die illustrierten Zeitungen und die sogen. »Prachtwerke« leiten uns allmählich wieder zu dem Ausgangspunkt zurück, indem sie das Bild zur Hauptsache machen, welches ohne Gefahr von dem »begleitenden« Text ganz losgelöst werden kann, und daß sie vielfach, anstatt das geschriebene Wort zu verdeutlichen und zu versinnlichen, der müßigen, gedankenlosen Schaulust Vorschub leisten. Die namhaftesten illustrierten Zeitungen Deutschlands [* 12] sind: die von J. J. Weber in Leipzig [* 13] begründete »Illustrierte Zeitung« (seit 1843),
die »Fliegenden Blätter« (Münch., Braun u. Schneider, seit 1845),
»Die Gartenlaube« (Leipz., von E. Keil begründet, seit 1853),
»Über Land und Meer« (Stuttg., 1858 von E. Hallberger begründet),
»Daheim« (Leipz., seit 1864 von Velhagen u. Klasing hrsg.),
»Schorers Familienblatt« (Berl., seit 1880),
die Wiener »Deutsche [* 14] illustrierte Zeitung« (seit 1873),
die Berliner [* 15] »Deutsche illustrierte Zeitung« (seit 1880); daneben »Westermanns Illustrierte deutsche Monatshefte« (Braunschw., seit 1856) und Speemanns Monatsschrift »Vom Fels zum Meer« (Stuttg., seit 1881).
Vgl. Jackson, The pictorial press, its origin and progress (Lond. 1884).