Titel
Agrippina
,
Italien

* 2
Italien. 1) Agrippina
, die ältere, Tochter des M. Vipsanius
Agrippa und der
Julia, Enkelin des
Augustus,
Gemahlin des
Germanicus, ausgezeichnet durch edlen und hochherzigen
Charakter. Sie begleitete ihren Gemahl auf seinen
Feldzügen.
Als er im
Orient, wie man allgemein annahm, durch
Gift einen frühen
Tod fand, kehrte sie mit der
Asche des Gemordeten nach
Italien
[* 2] zurück. Der
Livia und dem
Tiberius verdächtig und wegen ihrer Freimütigkeit lästig sowie von
Sejanus
verleumdet und verklagt, wurde sie auf die
Insel
Pandataria verbannt, wo sie 33
n. Chr. den Hungertod starb, nach einigen freiwillig,
nach andern auf
Tiberius' Befehl. Auch ihre
Söhne
Nero und
Drusus kamen als
Opfer der
Arglist
Sejans und der
Grausamkeit des
Tiberius ums
Leben, so daß nur einer, der nachmalige
Kaiser
Gajus
Caligula, übrigblieb.
Vier treffliche Porträtstatuen
von ihr befinden sich im
Dresdener Antikenkabinett; die im
Museum des
Kapitols zu
Rom
[* 3] befindliche sitzende
Statue der (s. Tafel
»Römische
[* 4]
Bildhauerkunst«,
[* 5] Fig. 12) gehört zu den Meisterwerken der römischen
Plastik. Vgl. Burkhard, Agrippina
(Augsb. 1846).
Thrombus - Thugut

* 6
Thron. 2) Agrippina
, die jüngere, Tochter des
Germanicus und der vorigen, wußte es, nachdem sie vorher an
Cn.
Domitius Ahenobarbus und
Crispus
Passienus verheiratet gewesen, durch die niedrigsten
Künste dahin zu bringen, daß
Kaiser
Claudius, ihr Oheim, sie zur Gemahlin
nahm, und bot nun alles auf, um ihren Sohn erster
Ehe, den nachmaligen
Kaiser
Nero, auf den
Thron
[* 6] zu erheben.
Als sie hierfür alles vorbereitet, wurde
Claudius von ihr vergiftet und
Nero als
Kaiser ausgerufen. Aber auch mit
Nero zerfiel
sie bald; dieser, entschlossen, sich der ihn bedrohenden
Mutter um jeden
Preis zu entledigen, versuchte
es zuerst, sie mittels eines dazu eingerichteten
Schiffs zu ertränken; als dies aber mißlang, ließ er sie gleich darauf
(59
n. Chr.) in ihrem Landhaus ermorden. Ihr Geburtsort Oppidum Ubiorum wurde von Agrippina
erweitert und ihr zu
Ehren
Colonia Agrippinensis
oder Agrippina
(das heutige
Köln)
[* 7] genannt.
Vgl.
Stahr, Agrippina
(2. Aufl., Berl. 1880).