Fäden.
Künstliche Fäden
werden aus einer Mischung von
Kopal oder
Sandarach,
Leinöl, nitrierter
Cellulose und einem die
Verbrennung verhindernden anorganischen
Salz
[* 2] hergestellt. Aus diesen
Bestandteilen bildet man zunächst drei
Lösungen I, II,
III. Zur Gewinnung der
Lösung I schüttelt man 500 g fein gepulverten
Kopal oder
Sandarach mit 2400 g
Schwefeläther
in einer wohlverkorkten
Flasche
[* 3] bei gewöhnlicher Stubenwärme kräftig durch, läßt die Mischung einige
Tage zur Klärung
stehen, gießt sie dann ab, versetzt sie mit 100 g
Leinöl und filtriert.
Baumwolle (Kultur; che

* 4
Baumwolle.Lösung II bereitet man auf die Weise, daß man 1 kg Cellulose,vorzugsweise Baumwolle, [* 4] in 12 Lit. Kupferoxydammoniak, welches durch Auflösen von 10 Teilen Kupfervitriol in 100 Teilen Ammoniakwasser von 0,975 spez. Gew. gewonnen wird, etwa 15 Minuten eintaucht, dann in warmem Wasser sorgfältig auswäscht und darauf trocknet. Die durch diese Behandlung etwas aufgequollenen Fasern trägt man nunmehr in ein auf 75° erwärmtes Gemenge von 4 Teilen Schwefelsäure [* 5] vom spez. Gew. 1,84 und 3 Teilen Salpetersäure vom spez. Gew. 1,4 ein, rührt
gut durch und gießt nach 5 Minuten die Säure ab. Nachdem die entstandene Nitrocellulose durch Waschen mit Wasser gründlich von jeder Säure befreit und getrocknet ist, übergießt man mit dem neunfachen Gewicht Holzgeist, schüttelt durch, bis alles gelöst ist, stellt die Lösung zum Klären an einen kühlen Ort und gießt sie dann von dem Bodensatz ab. Die Lösung III besteht aus 100 g essigsaurem Natron, gelöst in
1
kg wasserhaltigem
Weingeist. Die genannten drei
Flüssigkeiten werden darauf in einem solchen
Verhältnis
gemischt, daß auf 1 kg
Nitrocellulose 200 g
Kopal, 50 g
Leinöl und 100-200 g essigsaures
Natron kommen. Diese Mischung wird
zur Herstellung der in ein
Gefäß
[* 6] gethan und durch freies Ausfließen durch eine entsprechend feine Öffnung unter gleichzeitiger
Anwendung warmer bewegter
Luft zum
Verdunsten der Lösungsmittel in Fäden.
verwandelt, welche sich durch hohen Glänz und Gleichmäßigkeit auszeichnen.
Paris

* 7
Paris. Eine andre Art künstlicher Fäden
ist von Chardonet in
Paris
[* 7] erfunden und wird aus
Zellstoff hergestellt. Zu dem
Zwecke unterwirft
man
Baumwolle oder Sulfitstoff aus weichem
Holze zunächst einer Nitrierung, wie zur Erzeugung von
Schießbaumwolle, und löst
sodann 6,5 Teile dieser nitrierten
Cellulose in 100 Teilen eines Gemisches von 38
Schwefeläther und 42
Alkohol zu
Kollodium
auf. Dieses bringt
man in ein verzinntes Kupfergefäß, worin durch eine Luftdruckpumpe ein
Druck von mehreren
Atmosphären
erhalten wird und in dem sich eine
Düse mit einer
Reihe von Glasröhrchen mit haarröhrchenartigen Öffnungen
befindet.
Durch diese Auslässe wird das
Kollodium durch den innern
Druck in Form dünner Fäden
herausgedrückt, die durch
Verdunsten der
Lösungsmittel in Berührung mit
Wasser sofort fest werden. Aus diesem
Grunde sind die Glasröhrchen nach
oben gerichtet angebracht
und mit einem zweiten überragenden, größern Glasrohr umgeben, durch welches
Wasser fließt, das die
Fäden
passieren müssen, um nunmehr von
Spulen aufgewickelt zu werden. Zur Gewinnung dickerer Fäden
ist nur notwendig, mehrere aus
benachbarten Röhrchen austretende Fäden
unmittelbar vor den Austrittsöffnungen zusammenzuführen.
Nachdem die Fäden
darauf in warmer
Luft vollständig getrocknet sind, findet mit ihnen ein Denitrieren statt, um die
leichte Entzündbarkeit aufzuheben. Hierzu verwendet der Erfinder
Salpetersäure von 1,32 spez. Gew., zuerst bei einer
Temperatur von 35° und langsam absteigend, zuletzt bei 25°. Nach dieser Behandlung haben die Fäden
die Fähigkeit,
sich wieder aufzulösen und zu explodieren, verloren, aber eine gallertartige
Beschaffenheit angenommen, welche sie außerordentlich
aufnahmefähig für
Farben 2c. macht. Nach Verlassen des
Bades kann man sie durch eine
Lösung von phosphorsaurem
Ammoniak ziehen, um sie noch unverbrennlicher zu machen. Diese künstliche
Seide
[* 8] ist sehr glatt und glänzend, von 1,49 spez. Gew.
und verträgt eine Belastung von 25-35 kg auf 1 qmm
Querschnitt.