Dijon
Digynus - Dijon [unkor
![Bild 55.307: Digynus - Dijon [unkorrigiert] Bild 55.307: Digynus - Dijon [unkorrigiert]](/meyers/thumb/55/55_0307.jpeg)
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Dijon.[* 2] (spr. dīschóng), Hauptstadt des franz. Departements Côte d'Or, die alte Metropole von Burgund und wichtige Etappe des Verkehrs zwischen dem Mittelmeer und Paris, [* 3] liegt weit ausgebreitet in einer fruchtbaren Ebene, am Zusammenfluß der Ouche und des Suzon und am Kanal [* 4] von Burgund, Knotenpunkt mehrerer Linien der Paris-Lyoner Eisenbahn, am Fuß des Mont Affrique (584 m), umgeben von grünen Hügeln und von Kirchen und Türmen überragt, die sich festungsartig gruppieren.
Ihre Bedeutung als Eisenbahnknoten namentlich hat die Veranlassung gegeben, Dijon
in eine starke
Festung
[* 5] der innern Verteidigungslinie
Frankreichs gegen O. umzuwandeln; neue
Forts krönen jetzt die umliegenden
Höhen. Die Stadt ist schön gebaut und hat 15 große
Plätze, breite
Straßen mit vielen ansehnlichen
Häusern und schöne, an
Stelle der ehemaligen Befestigungsmauer
getretene
Boulevards. Von den ehemaligen
Befestigungen ist nur das von
Ludwig XI. erbaute gotische
Schloß mit gewaltigen
Türmen
übrig, das jetzt als Gendarmeriekaserne dient (früher Staatsgefängnis, wo unter andern
Mirabeau,
Toussaint l'Ouverture und
der österreichische
General
Mack gefangen saßen).
Unter den übrigen Gebäuden zeichnen sich aus: der ehemalige Palast der Herzöge von Burgund, mit zwei Türmen, der großen Salle des gardes und mehreren andern aus dem 15. Jahrh. erhaltenen Teilen, im übrigen seit dem 17. Jahrh. umgebaut, jetzt Stadthaus, mit Museum (s. unten);
Turma - Turmalin

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Turm.ferner die Kathedrale Ste.-Benigne, ein gotischer Bau (1280-88 aufgeführt, seitdem oft restauriert) mit alter romanischer Krypte und 92 m hohem Turm; [* 6]
die Kirchen Notre Dame (1252-1334 erbaut, mit prachtvoller Fassade, bestehend aus 3 großen, tiefen Portalhallen und 2 Galeriegeschossen, merkwürdiger Uhr [* 7] und einer ehedem berühmten schwarzen Madonnenstatue), St.-Michel, St.-Etienne, St.-Jean (alte Basilika), [* 8] Ste.-Anne;
der Justizpalast (ehemals Parlamentsgebäude), das Theater [* 9] und mehrere Hospitäler.
Bildhauerkunst V

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Bildhauerkunst V.
Von der 1379 von
Philipp dem
Kühnen gegründeten prachtvollen
Kartause sind nur noch zwei
Thore, ein achteckiger
Turm und der merkwürdige sogen.
Moses- oder Prophetenbrunnen (1396-99 vom Niederländer Claux
Sluter erbaut) mit den
Statuen
von
Moses,
David,
Jeremias,
Zacharias,
Daniel und
Jesaias vorhanden (s. Tafel
»Bildhauerkunst
[* 10] V«,
[* 11] Fig. 7). Im
übrigen ist die
Kartause durch ein Irrenhaus ersetzt worden. Die Zahl der Bewohner beträgt (1881) 54,115.
In industrieller Hinsicht sind besonders Bierbrauerei,
[* 12] Fabrikation von
Tuch, Wolldecken,
Senf,
Lichten etc., ferner
Branntweinbrennerei,
Töpferei etc. namhaft zu machen. Bedeutend sind auch die Blumenzucht und der
Wein- und
Produktenhandel, dessen Wert sich
jährlich auf etwa 70 Mill.
Frank beläuft. Dijon
ist Sitz des
Präfekten, eines Appellhofs, eines Handelsgerichts und hat zahlreiche
wissenschaftliche
Institute, namentlich drei
Fakultäten (für die
Rechte, für die
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Dijudizieren - Dike

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mathematischen und Naturwissenschaften, für Litteratur), ein Priesterseminar, ein Lyceum, eine Gelehrtengesellschaft, eine
Schule der schönen Künste, eine Musikschule, ein Museum (im oben erwähnten Stadthaus), welches unter anderm die schönen Grabmäler
der Herzöge Philipp des Kühnen und Johann ohne Furcht, gute Gemälde und Skulpturen enthält, eine Bibliothek von 80,000 Bänden
und 900 Manuskripten, einen botanischen Garten,
[* 14] ein naturhistorisches Kabinett, das kostbare und wichtige
Archiv von Burgund etc. Innerhalb der Stadt liegt der Lustgarten Arquebuse und außerhalb derselben
der prächtige, von Lenôtre angelegte Park. 1840 erhielt Dijon
eine Wasserleitung
[* 15] (13 km langer Aquädukt) und zahlreiche Fontänen.
Dijon
ist der Geburtsort Philipps des Guten, Johanns ohne Furcht, Karls des Kühnen, Bossuets, Crébillons, Rameaus,
Rudes u. a., deren Geburts- oder Wohnhäuser
[* 16] neuerdings durch Marmortafeln bezeichnet wurden. Auch wurde dem in der Nähe von
Dijon
gebornen heil. Bernhard 1847 eine Statue von Jouffroy errichtet. Die Umgegend von Dijon
, Beaune, Nuits, Auxonne und St.-Jean de
Losne, hieß sonst le Dijon
nais.
Bei den Römern Dibio, auch Diviodunum genannt, war Dijon
damals ein befestigter Ort der Lingonen in Gallia belgica und wurde 500 durch
die Schlacht zwischen den Franken unter Chlodwig und den Burgundern unter Gundobad, in welcher die letztern besiegt wurden, historisch
merkwürdig. Später kam es unter den Bischof von Langres, von welchem es die Grafen von Dijon
zu Lehen hatten,
und nach dem Tode des letzten derselben (1007) an die Herzöge von Burgund, die es zu ihrer Residenz erhoben.
Hier wurden drei Kirchenversammlungen (concilia Divonensia), 1077, 1116 und 1199, gehalten. Herzog Hugo III. erhob Dijon
1187 zur
Stadt. Nach Karls des Kühnen Tod (1477) kam sie mit Burgund an Frankreich, und König Ludwig XI. errichtete
hier das Parlament für Burgund. 1870 ward Dijon
nach einem heftigen Gefecht (30. Okt.) bei St.-Apollinaire 31. Okt. von der badischen
Division unter General v. Beyer besetzt, und General v. Werder schlug hier sein Hauptquartier auf. Am 27. Dez. ward
es vor der drohenden Annäherung Bourbakis von den Deutschen geräumt, und 28. Dez. zogen die Scharen Garibaldis ein. Garibaldi hatte
den Auftrag, den Rücken der Bourbakischen Armee frei zu halten und den Feind durch fortwährende Angriffe zu beunruhigen. Er
erfüllte diese Aufgabe jedoch nicht, sondern ließ sich durch den kühnen Angriff der Brigade Kettler auf
die französische Stellung bei Fontaine in Dijon
festhalten und mußte, als Ende Januar General Hann v. Weyhern anrückte, in der
Nacht des 31. Jan. Dijon
verlassen, worauf die Deutschen 1. Febr. wieder einrückten. Am 10. Febr. verlegte Manteuffel
sein Hauptquartier nach Dijon.
Vgl. Baschi, Dijon
et ses environs (Dijon 1867).