großen, handförmigen, graublauen Blättern, kleinen, schmutzig weisen oder grünlichen, zwitterigen, in verzweigten
Kolben
vereinigten
Blüten und runden, dunkelgrünen
Beeren. Die wenigen
Arten bewohnen
Amerika
[* 2] von 18-34° nördl.
Br., und S.
(Chamaerops)
PalmettoLodd., ein
Baum von mittlerer
Größe in
Carolina und
Florida, erreicht hier die nördliche
Grenze der Palmenregion. Er
liefert fast unzerstörbares Schiffbauholz, und seine
Blätter werden zu leichten, dauerhaften
Hüten
(Sombreros) verarbeitet.
S. mexicanaMart. wird behufs gleicher Verwendung der
Blätter in
Mexiko
[* 3] kultiviert. Von der fast stammlosen S. Adansoni Guernsent.
^[richtig: Guersent], in
Carolina,
Georgia und
Florida, wird das
Mark des
Stammes gegessen. In
Europa
[* 4] werden einige
Arten kultiviert, deren näheres Vaterland nicht sicher bekannt ist; einzelne sind sehr dankbare
Zimmerpflanzen.
[* 5]
welcher auch »S. der Sabbate«
heißt, auf einen
Sonnabend fällt. Auf Sabbatverletzung, die, bei
Lebens- und Kriegsgefahr begangen, nicht geahndet wurde,
stand
Steinigung. Im
Tempel
[* 16] zu
Jerusalem
[* 17] wurden am S. die
Opfer vermehrt, die
Schaubrote erneuert, Gebetandacht und heilige
Verkündigung
abgehalten. Zur Zeit des zweiten
Tempels war die
Feier eine noch ausgedehntere; gleich erhebend war und
ist noch heute neben der gottesdienstlichen
Feier die
Feier in der
Familie, in welcher man den
Eintritt des Sabbats mit einem
Segensspruch über
Wein
(Kiddusch) eröffnet und ihn mit Segenssprüchen über
Wein,
Licht,
[* 18]
Gewürz, in einer Nardenbüchse aufbewahrt,
beschließt (Habdala).
Ob derS. eine vormosaische
Institution, bleibt zweifelhaft; der
Dekalog bringt erst das
Gebot, ihn zu feiern.
In den ersten
Propheten nicht erwähnt, wird er später allgemein und streng gefeiert und bei den schlimmsten Verfolgungen
seinetwegen (unter den Syrern,
Hadrian) nicht preisgegeben. Der S. bahnte sich in den letzten
Jahrhunderten vor Christo auch
denWeg in heidnische
Kreise
[* 19] (s.
Sabbatum). Ausgezeichnete Sabbate sind: der S. Haggadol (der große S.),
der letzte vor dem Passahfest, an welchem sich zu
Jerusalem und später auch an den andern jüdischen
Akademien eine große
Versammlung (Kallah) einfand, um die
Vorträge der
Lehrer, meist über das bevorstehende
Fest, anzuhören, und der
auch in der christlichen
Kirche als Karsamstag die
NamenSabbatum magnum, S. sanctum erhielt; der S. Schuba, der in die 10
Tage
vom
Neujahr bis zum
Versöhnungstag fällt; der S. Rosch chodesch, der auf das
Fest des
Neumondes, der S.
Chanuka, der auf das
Fest der Tempelweihe, der S.Chol ha-moëd, der auf die Halbfeiertage des
Passah- und
Laubhüttenfestes fallende
S., u. a.
Sabbatai Z'wis
Leben ist ein sehr bewegtes. Die türkische
Regierung machte seinem
Treiben als jüdischer
Messias ein Ende. S.
trat darauf zum Mohammedanismus über, erhielt den
NamenMehemedEfendi und ward zum
Kapidschi-Baschi (etwa
s. v. w.
Kammerherr) ernannt.
Als er später seine Messiasrolle wieder aufnahm, ward er nach
Albanien verbannt, wo er 1676 starb.
Näheres über ihn findet
man in den Geschichtswerken von
JostundGrätz. L.Storch hat die Geschichte Sabbatai Z'wis in dem
Roman »Der
Jakobsstern« bearbeitet.
kirchlicheSekte, im 16. Jahrh. in
Böhmen entstanden, die neben der
Feier des
Sonntags
auch noch die des
Sonnabends
(Sabbats) verlangte. Zu Anfang des 17. Jahrh. fand diese
Sekte auch in
Siebenbürgen Anhänger (s.
David 2, S. 582) und erhielt sich daselbst, obgleich verfolgt, bis auf die neueste Zeit.
Der letzte Rest
der
Sekte, etwa 30
Familien, ist 1868 vollständig zum
Judentum übergetreten.
(auch Brach-, Erlaßjahr, hebr. Sch'mitta), bei den Israeliten jedes siebente Jahr, in welchem nach dem
mosaischen Gesetz die Felder nicht bestellt und Schulden nicht eingetrieben wurden und für den hebräischen
Sklaven die volle Freiheit eintrat. Vgl. Feste (jüdische).
(auch in der Mehrzahl Sabbata), die lat. Form für das hebräische WortSabbat (s. d.).
Letzterer wurde in der spätern Zeit auch von den Römern mitgefeiert, was Seneca sehr tadelt, aber irrig für einen Fasttag,
dann überhaupt für einen Feiertag gehalten.
Bei Martial sind Sabbatariae (»Sabbatfeierer«) s. v. w.
Juden.
Hiebwaffe mit gekrümmter Klinge der Reiter und in den meisten Armeen der Offiziere aller Waffen.
[* 28] Seine Klinge darf
nicht unter 90 cm lang und der S. nicht über 1,5 kg schwer sein. Um ihn auch als Stichwaffe gebrauchen
zu können, ist der Rücken zunächst der Spitze häufig auf etwa 10 cm geschliffen. Um der Klinge bei nicht
zu großer Schwere die nötige Steife zu geben, ist sie auf einer oder beiden Seiten hohl geschliffen (Blutrinnen). Die Türken
führen meist stark gekrümmte S., auch solche, die innen (Rücken) geschliffen sind.
Zum Schutz der Faust ist der Griff des Säbelgefäßes mit Bügel oder besser mit Korb versehen. Die Säbelscheide,
meist aus Stahl mit Holzspan gefüttert, ist unten mit Schleppschuh versehen; doch führen auch die Offiziere der Infanterie
und Marine noch S. mit Lederscheide. Der S. wird am Leibgurt an Riemen hängend getragen. Der S. der Mannschaften
der Fußtruppen ist jetzt überall durch das Faschinenmesser (s. d.) oder Haubajonett ersetzt (vgl.
Degen, Pallasch, Schwert, Bajonett). Der S. war ursprünglich eine barbarische Waffe und besonders bei den Skythen gebräuchlich.
In Griechenland
[* 29] trugen nur die Peloponnesier S. Die Römer
[* 30] kannten den S. nicht; dagegen brachten ihn die
Hunnen aus dem Orient mit, wo namentlich Araber und Türken diese Waffe führten, während die Hauptwaffe im
Abendland das Schwert
war. Durch die Ungarn
[* 31] und Polen erhielt der S. auch hier Ansehen.
(Wehrgehenk), zum Tragen des Seitengewehrs, besteht aus dem Leibriemen, an welchem
bei den Fußtruppen der Steg (in welchem der Säbel steckt), bei Reitern (für den Schleppsäbel) der Trage- u. Schweberiemen
befestigt sind.
Das (die) S. ist bei den Gardetruppen weiß, bei allen andern im deutschen Heer schwarz und wird von allen
Offizieren und den Husaren unter, von allen andern Truppen über dem Waffenrock getragen.
eigentlich MarcusAntoniusCoccius, einer der Wiederhersteller der klassischen Studien in Italien, geb. 1436 zu
Vicovaro an der Grenze des alten Sabellerlandes (daher sein Name), ward 1475 Professor der Rhetorik zu Udine, 1484 zu Venedig,
[* 33] wo er starb. Er war der erste, welcher in antikem Geist und Geschmack eine allgemeine Weltgeschichte verfaßte unter
dem Titel: »Rhapsodiae historiarum Enneades« (Vened. 1498-1504, 2 Bde.).
Er schrieb außerdem noch: »Historia rerum venetiarum« (Vened. 1487, neue Aufl. 1718),
Theolog, gebürtig aus der Pentapolis in Afrika
[* 35] oder aus Italien, lebte unter Zephyrinus (199-217) und Calixt
I. (217-222) in Rom,
[* 36] stellte eine Trinitätslehre auf, wonach Vater, Sohn und Geist nur verschiedene vorübergehende
Offenbarungsformen des Einen Gottes bezeichnen sollen.
Diese Ansicht (Sabellianismus) wurde zwar schon 260 vom alexandrinischen
Dionysios und andern Vertretern des persönlichen Unterschieds des Vaters, Sohns und Geistes zurückgewiesen, hatte aber zahlreiche
Anhänger (s. Monarchianer) bis ins 4. Jahrh.
(Recurvirostra L.), Gattung aus der Ordnung der Stelzvögel und der Familie der Schnepfen
(Scolopacidae), mittelgroße, kräftig gebaute Vögel
[* 37] mit dünnem, mittellangem Hals, großem Kopf, langem, schwachem, abgeplattetem,
an der Spitze sehr verdünntem, säbelartig aufwärts und bisweilen unmittelbar vor derSpitze wieder abwärts gebogenem, hartem,
glattem Schnabel mit schneidend scharfen Kanten, mittellangen, spitzen Flügeln, kurzem, abgerundetem Schwanz,
sehr langen, verhältnismäßig starken, hoch über die Fersen nackten Füßen und halben Schwimmhäuten zwischen den Vorderzehen.
Der S. (Wasserschnabel, Schustervogel, R. AvocettaL.), 43 cm lang, 74 cm breit, an Oberkopf, Nacken, Schultern und dem größern
Teil der Flügel schwarz, mit zwei weißen Feldern auf den Flügeln und sonst weißem Gefieder, rötlichbraunen
Augen, schwarzem Schnabel und blaugrauen Füßen, findet sich von Mitteleuropa an fast überall in der Alten Welt, bei uns von
April bis September, geht im Winter bis Südafrika
[* 38] und Südasien, bewohnt die Küsten und die Ufer salziger oder brackiger Seen,
tritt meist in namhafter Anzahl auf, läuft behend, fliegt und schwimmt geschickt und sucht seine Nahrung
im Wasser, indem er denSchnabel seitwärts hin und her bewegt und dabei die kleinern Wassertiere fängt. Er lebt gesellig,
nistet auf kurzem Rasen mit andern Strandvögeln und legt in eine flache Mulde 3-4 gelbliche, schwarzgrau
¶
mehr
und violett gezeichnete und gefleckte Eier,
[* 40] welche von beiden Eltern in 17-18 Tagen ausgebrütet werden.
mit drei Schwungriemen am Säbelkoppel hängende Ledertasche der Husaren, deren Deckel meist mit Namenszug
verziert ist, diente früher zur Aufnahme kleiner Bedürfnisse, ist jetzt nur Paradestück.
(spr. ssabihn),Fluß in Nordamerika,
[* 42] entspringt im nordöstlichen Texas, fließt erst südöstlich,
dann südlich, die Grenze zwischen Texas und Louisiana bildend, und mündet nach einem Laufe von 800 km durch den Küstensee
Sabine Lake in den Mexikanischen Meerbusen.
Der S. ist seicht und nur für kleine Boote schiffbar.
(spr. ssäbbĭn),Sir Edward, Physiker und Mathematiker, geb. zu Dublin,
[* 43] trat in
den britischen Artilleriedienst, nahm an ParrysReise zur Auffindung einer Nordwestdurchfahrt 1818-19 Anteil und stellte dabei
namentlich magnetische und Pendelbeobachtungen an. Zur Fortsetzung der letztern befuhr er 1822 die Küsten von Sierra Leone
und vom östlichen Nordamerika. Die Resultate der hierbei angestellten Messungen legte er in dem Werk »A
pendulum expedition etc.« (Lond. 1825) nieder.
Die Gaußsche Theorie des Erdmagnetismus stützte er durch graphische Darstellung der Ergebnisse der Beobachtungen von Erman
und Hansteen in seinem »Report on the variations of the magnetic intensity observed at different points of the earth's surface«
(Lond. 1838). Besonders verdient machte er sich durch seine Bemühungen um
Herstellung eines Systems meteorologisch-magnetischer Observatorien in den englischen Kolonien. 1859 erhielt er eine Anstellung
als Generalmajor beim Arsenal in Woolwich. Seit 1818 Mitglied der Royal Society, wurde er 1861 Präsident derselben und blieb
in dieser Stellung bis 1871. Er starb in Richmond. Von seinen Schriften ist noch zu nennen: »On
the cosmical features of terrestrial magnetism« (Lond. 1862). Seine Gattin übersetzte Humboldts »Kosmos« und »Ansichten der
Natur« ins Englische.
[* 44]
an der Ostküste von Grönland unter 74° 32' nördl. Br. und 18° 19' westl. L., besucht von Clavering
und Sabine 1823, Station der deutschen Polarexpedition 1869-70. Jahresmittel -11,7° C., Maximalkälte
-40,3,° Maximalwärme +13,1° C.
eins der Urvölker Mittelitaliens, nach StrabonAutochthonen, aber, wie sich schon aus den Überresten ihrer
Sprache
[* 45] ergibt, gleich den meisten übrigen alten VölkerschaftenItaliens
[* 46] indogermanischen Stammes. Ihr Name wird gewöhnlich
von ihrem Stammvater Sabinus, einem Sohn des einheimischen GottesSancus, hergeleitet. Die ältesten Spuren
des Volkes finden sich in der Gegend von Amiternum am Fuß der Hauptkette des Apennin, von wo sie zunächst in das Thal
[* 47] von Reate
(Rieti) herabzogen und von da noch weiter nach Süden bis in die Nähe von Rom vordrangen.
Die sabellischen Völker werden wegen ihrer Einfachheit und Tapferkeit
gerühmt; ihre Unterwerfung erfolgte durch eine lange Reihe von Kriegen, die fast ununterbrochen von 343-266 dauerten, und
in denen besonders die Samniter den tapfersten Widerstand leisteten. Auch sie erhielten, wie die sämtlichen VölkerMittel-
und Unteritaliens, durch den Bundesgenossenkrieg (91-88) das römische Bürgerrecht. S. Karte bei Art.
[* 50] Italia.
die innerste, dem römischen Apennin und den Abruzzen nächstliegende parallele Kette des römischen
Subapennin, von jenen durch das Thal des Salto und Velino geschieden, im W. von Teverone und Tiber begrenzt.
Aus Kreidekalk aufgebaut,
ist es ein an wilden Naturszenarien reiches Bergland, welches an Stelle der meist verwüsteten Wälder ausgedehnte Gestrüppformationen
(Macchien) aufweist und im Monte Gennaro mit 1269 m gipfelt.
berühmtes Landgut des Dichters Horatius im Sabinerland, klein, aber mit schönen Waldungen, 14 Milien nördlich
von Tibur (Tivoli), im Thal des heutigen Licenza, welches er von seinem GönnerMäcenas zum Geschenk erhalten hatte.
1) Aulus, röm. Dichter, Freund des Ovid, verfaßte Antworten auf dessen »Heroiden«;
die
drei »Epistolae« jedoch, welche meist milden »Heroiden« abgedruckt sind (am besten von Lörs, Köln
[* 51] 1829-30), sind das Werk
eines Italieners des 15. Jahrh., NamensAngelusQuirinus S.
Brandenburg zurück, ging 1560 als Gesandter seines Hofs nach Italien, starb aber schon 2. Dez. d. J. in Frankfurt a. O. Seine
erste Gattin (seit 1536) war eine Tochter Melanchthons. Unter seinen Schriften zeichnen sich die im Geist Ovids verfaßten Dichtungen
(»Poemata«, Leipz. 1558; neu von Menius, Wittenb. 1563) aus.
d'Olonne, Les (spr. lä ssabl dolonn), Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementVendée, am Atlantischen Ozean gelegen, Endpunkt der EisenbahnLa Roche sur Yon-S., hat einen
durch Batterien und Festungswerke verteidigten Hafen, welcher infolge vorgeschrittener Versandung durch einen Kanal
[* 64] mit der
offenen See verbunden werden mußte (in demselben sind 1886: 376 beladene Schiffe mit 69,242 Ton. eingelaufen), ein Collège,
eine hydrographische Schule, Seebäder, Schiffswerfte, Salzschlämmerei, Fischfang, lebhaften Handel mit Getreide,
[* 65] Wein,
Salz,
[* 66] Vieh, Holz,
[* 67] Teer etc. und (1886) 9775 Einw.
[* 72] (Saccharometrie), die Ermittelung des Zuckergehalts eines Körpers, besonders einer Lösung. In reinen
Lösungen, welche nur Zucker enthalten, kann man den Gehalt mittels eines Aräometers bestimmen. Für praktische
Zwecke benutzt man besondere Aräometer
[* 73] (Saccharimeter), welche den Zuckergehalt einer Lösung direkt in Prozenten angeben. Sie
werden auch in der Bierbrauerei
[* 74] angewandt, da Lösungen von wasserfreiem Malzextrakt dasselbe spezifische Gewicht besitzen wie
Zuckerlösungen von gleichem Prozentgehalt.
Enthalten die Zuckerlösungen fremde
Stoffe, durch welche das spezifische Gewicht beeinflußt wird, so
bringt man sie durch Hefe
[* 75] in Gärung, bestimmt nach Ablauf
[* 76] derselben den aus dem Zucker gebildeten Alkoholgehalt und berechnet
daraus den Zuckergehalt. Oder man versetzt die Zuckerlösung mit einer Lösung von weinsaurem Kupferoxydkali und bestimmt
die Menge des hierbei entstehenden Kupferoxyduls. Handelt es sich um eine Rohrzuckerlösung, so muß man
den Rohrzucker zunächst durch Kochen mit verdünnter Schwefelsäure
[* 77] in Traubenzucker verwandeln. Am häufigsten bestimmt man
den Zuckergehalt von Lösungen mit Hilfe des Polarisationsinstruments.
Rohrzucker und Traubenzucker lenken die Ebene des polarisierten Lichtstrahls nach rechts, Fruchtzucker nach links, und zwar entspricht
die Größe der Ablenkung dem Gehalt der Lösung von Zucker. Polarimeter (Saccharimeter) wurden konstruiert
von Mitscherlich, Ventzke-Soleil,PohlundWild. Man stellt eine farblose Zuckerlösung her, füllt diese in eine an beiden
Enden durch Glasplatten geschlossene Metallröhre, legt letztere in den Apparat zwischen zwei Nicolsche Prismen und beobachtet
direkt den Grad der Ablenkung.
(Anhydroorthosulfaminbenzoesäure) wird aus Toluol dargestellt, indem man das Natriumsalz der Sulfosäure desselben
mit Phosphortrichlorid und Chlor behandelt, das gebildete Chlorid durch Ammoniak in Orthotoluolsulfamid verwandelt und dies
mit Permanganat oxydiert. Aus der Lösung scheiden Säuren das S. ab. Es bildet farb- und geruchlose Kristalle.
[* 78] 1000 Teile Wasser
lösen 3,33 Teile, 10proz. Alkohol 5,41 Teile, 40proz. Alkohol 19,88 Teile, absoluter Alkohol 30,27 Teile. S. besitzt einen
rein süßen Geschmack, der so intensiv ist, daß 1000 Teile Stärkezuckersirup durch 2-3 Teile S. den Geschmack von reinem
Raffinadesirup erhalten.
Auch die Salze des Saccharins schmecken rein süß, und die Alkalisalze sind so leicht löslich, daß
die Löslichkeit des Saccharins in Wasser durch Zusatz von kohlensaurem Natron beliebig gesteigert werden kann. Es wirkt schwach
antiseptisch, ist auch in verhältnismäßig großen Dosen vollkommen unschädlich und scheint unzersetzt den Organismus zu
passieren. S. wurde 1885 von Fahlberg entdeckt und dient als Ersatz des Zuckers in der Zuckerbäckerei
und Likörfabrikation, namentlich auch, um dem Traubenzucker einen süßern Geschmack zu erteilen. In der Medizin benutzt man es
als Ersatz des Zuckers in der Kost der Diabetiker und Fettleibigen, bei Verdauungsstörungen, die durch abnorme Gärungsvorgänge
hervorgebracht werden, und in der Pharmazie als Geschmackskorrigens.
der KöniginMarie Antoinette zu erfreuen hatte, jedoch schon starb. Sacchinis Opern, namentlich die für Paris geschriebenen:
»Chimene«, »Dardanus«,
»Oedipe à Colone«, zeichnen sich durch Adel und Würde, dramatische Lebendigkeit und geistvolle Behandlung des Orchesters aus,
so daß sie unmittelbar nach denen Glucks die Teilnahme des PariserPublikums in hohem Grad erregen konnten.
(das antike Thermida), Bezirksstadt in der span. ProvinzGuadalajara, unweit des Tajo, mit
(1878) 1903 Einw. Dabei die berühmten Bäder La Isabela mit königlichem Schloß.
(lat.), bei den Römern jeder Gegenstand, welcher unter öffentlicher Autorität unter Zuziehung der
Pontifices den himmlischen oder den unterirdischen Göttern geweiht, in letzterm Fall also verflucht (exsekriert) ward, z. B.
Tempel, Altäre, Bildsäulen, Weihgeschenke, Lokalitäten.
Solche Dinge waren dadurch dem profanen Gebrauch entzogen, konnten
auch weder veräußert, noch verpfändet werden.
Hügel am rechten Ufer des Anio (jetzt Aniene), nordwestlich bei
Rom (an dem Ponte Nomentano), berühmt durch die Sezessionen der römischen Plebs (494 und 450 v. Chr.), jetzt ohne besondern
Namen.
vor der Mündung des Amur, vom Festland durch die Straße von Mamia Ringo, von Jesso
durch die Lapérousestraße getrennt, 63,600 qkm (1755 QM.) groß, ist schmal, von N. nach Süden lang gestreckt und von 1000-1500
m hohen Berggraten durchzogen, im Süden dringt der Aniwagolf, im O. die Patiencebai tief ein. Obschon
die Südspitze unter 46° nördl. Br. liegt, ist das Klima
[* 87] rauh (mittlere Temperatur Juli 16-17°, Januar-10° C.) mit starken
Niederschlägen und Nebeln, der Himmel
[* 88] ist während 253 Tage bedeckt.
Die Flora ist der der Mandschurei u. Japans verwandt, hat auch amerikanische Elemente. Die Tierwelt ist die
des Festlandes, man jagt Bären, wilde Renntiere, Zobel; der Tiger überschreitet zuweilen die gefrorne Meerenge. Das Meer ist außerordentlich
fischreich. Sehr bedeutend sind die Kohlenlager, die auch bereits ausgebeutet werden (1879: 3 Mill. kg). Die Bevölkerung,
etwa 16,000 Seelen, besteht aus Giljaken, Aino, Japanern und Russen. Die Japaner treiben meist Fischfang in
kleinen temporären Niederlassungen an der Küste, die Russen sind Beamte, Soldaten oder Sträflinge; von letztern gab es 1886: 4200. Man
wollte die Insel durch die Zufuhr von Verbrechern, welche dieselbe nicht wieder verlassen dürfen, aber häufig entfliehen,
heben.
Allein zum Ackerbau ist S. nicht geeignet, bessere Resultate könnten Viehzucht und
[* 89] Gemüsebau geben, die
Fischerei
[* 90] aber jedenfalls ein Reichtum der Bevölkerung werden. Die Kolonisierung der Insel ist ein großartiger Mißerfolg.
Lapérouse war 1787 der erste, welcher die Gestalt von S. als einer Insel
erkannte; noch bis 1857 jedoch stellten englische
Karten sie als Halbinsel dar. In denBesitz teilten sich später Rußland und Japan, so daß ersterm der Norden,
[* 91] letzterm der Süden zufiel. Im Vertrag vom wurde sodann von Rußland der südliche Teil gegen die Kurilen eingetauscht.
Vgl. F.Schmidt, Reisen im Amurland und auf der Insel S. (Petersb. 1868);
InteressanteResultate ergab eine Forschungsreise durch Syrien, Mesopotamien, Kurdistan, Armenien und Arabien 1879-80, der schon 1872 eine
kleinere Studienreise in der Türkei
[* 98] und Kleinasien vorherging. Seine Hauptwerke, auf arabische, syrische, persische und armenische
Litteratur sowie Geschichte des Orients bezüglich, sind: »Yawâlîkîs Almuarab« (arab., Leipz.
1867);
»Chronologie orientalischer Völker von Alberuni« (arab., Leipz. 1876 bis 1878; das
nämliche Werk u. d. T.: »The chronology of
ancient nations«, Lond. 1879);
»Syrisch-römisches Rechtsbuch aus dem 5. Jahrhundert« (hrsg. von Bruns und S., Leipz. 1880);
»Alberuni's India. An account of the religion, philosophy,
literature, chronology, geography, astronomy, manners, laws and astrology of India about 1030« (arab., Lond. 1887, hrsg.
auf Kosten der angloindischen Regierung; auch in englischer Übersetzung, das. 1888, 2 Bde.);
(Beschädigung fremden Eigentums), im allgemeinen jede widerrechtliche Beschädigung oder Zerstörung
einer fremden Sache. Abgesehen von der privatrechtlichen Erstattungspflicht, kann eine S. auch kriminell strafbar sein, nämlich
dann, wenn sie vorsätzlich und rechtswidrig erfolgte. Das deutsche Strafgesetzbuch (§ 303 ff.) läßt in solchem
Fall auf Antrag des Verletzten Geldstrafe bis zu 1000 Mk. oder Gefängnisstrafe von einem Tag bis zu zwei Jahren eintreten (einfache
S.). Als Straferhöhungsgrund (qualifizierte S.) erscheint es, wenn das Vergehen an Gegenständen der Verehrung einer im Staat
befindlichen Religionsgesellschaft oder anSachen, die dem Gottesdienst gewidmet sind, oder an Grabmälern,
an Gegenständen der Kunst, der Wissenschaft oder des Gewerbes, welche
¶
mehr
in öffentlichen Sammlungen aufbewahrt werden oder öffentlich aufgestellt sind, oder an Gegenständen, welche zum öffentlichen
Nutzen oder zur Verschönerung öffentlicher Wege, Plätze oder Anlagen dienen, begangen wird (Gefängnisstrafe bis zu drei
Jahren oder Geldstrafe bis zu 1500 Mk.). In solchen Fällen bedarf es keines besondern Strafantrags. Handelt es sich dabei
um die gänzliche oder teilweise Zerstörung eines fremden Gebäudes oder Schiffs, einer gebauten Straße, einer Eisenbahn oder
eines andern fremden Bauwerks, so muß stets auf Gefängnis und zwar nicht unter einem Monat erkannt werden.
Sachbeschädigungen endlich, welche mit einer gemeinsamen Gefahr für fremdes Eigentum und fremdes Menschenleben verbunden
sind, werden als selbständige gemeingefährliche Verbrechen und Vergehen behandelt; so namentlich die
Brandstiftung, die Beschädigung von Eisenbahnanlagen, die mit einer Gefahr für den Transport verbunden sind, u. dgl. Das österreichische
Strafgesetzbuch (§ 85 ff., 318, 468) berücksichtigt außerdem noch die Höhe des zugefügten Schadens, indem es Sachbeschädigungen,
bei welchen der Schade 25 Gulden nicht übersteigt, nur als Übertretungen bestraft.
dem bald darauf (anonym) der historische Roman »Eine galizische Geschichte.
1846« (Schaffh. 1858; 2. Aufl. u. d. T.:
»Graf Donski«, das. 1864) folgte. Der Erfolg desselben bestimmte
ihn, sein Lehramt aufzugeben und sich ganz der litterarischen Thätigkeit zu widmen. Er lebte seitdem als Schriftsteller
in verschiedenen StädtenÖsterreichs und siedelte 1882 nach Leipzig über, wo er bis 1885 die internationale Revue »Auf der
Höhe« herausgab. S. hat in rascher Folge eine Menge von Romanen, Novellen und Schilderungen veröffentlicht,
welche ein bedeutendes Talent der Darstellung bekunden, dabei aber einen Realismus entwickeln, der in hohem Grad bedenklich ist.
Am meisten Aufsehen und Anstoß erregten: »Das Vermächtnis des Kain« (1. Tl.: »Die Liebe«, Stuttg. 1870, 2 Bde.;
2, Tl.: »Das Eigentum«, Bern
1877, 2 Bde.);
1)Hans, der hervorragendste und fruchtbarste weltliche deutsche Dichter des 16. Jahrh.,
geb. zu Nürnberg
[* 107] als Sohn eines Schneiders, Jörg S., besuchte eine der Lateinschulen seiner Vaterstadt, war aber
von Haus aus nicht zu den Studien bestimmt und behielt aus seinem Schulleben nur ein dauerndes Interesse an den Schriften und
Dichtungen des Altertums und an den Bestrebungen der zeitgenössischen Humanisten. Im Frühjahr 1509 trat
er als Lehrling bei einem Schuhmacher ein, begab sich nach Vollendung seiner Lehrzeit auf eine fünfjährige Wanderschaft,
die ihn über Regensburg,
[* 108] Passau,
[* 109] Wels nach Innsbruck
[* 110] führte.
Hier scheint er sein erlerntes Handwerk für kurze Zeit mit einem freiern Beruf vertauscht zu haben und
als Weidgesell in das Jagdgefolge KaiserMaximilians I. eingetreten zu sein, wenn nicht auch dies Erlebnis in die Reihe jener
poetischen Fiktionen zu setzen ist, welche (wie der Raubanfall auf einen fahrenden Bettler in Sachsen,
[* 111] die angebliche Romfahrt
oder die Teilnahme am französischen Feldzug von 1544) die Biographen gelegentlich in Verwirrung gesetzt
haben. Jedenfalls währte diese Episode in S.' Leben nur kurze Zeit, er kehrte bald zu seinem Handwerk zurück und scheint schon
damals den festen Vorsatz gefaßt zu haben, den ihm innewohnenden poetischen Drang nur in der Ausübung der Kunst und ohne
Abweichung von dem geraden Pfad bürgerlicher Sitte und Ehrbarkeit zu bethätigen. Er hatte bereits in
Nürnberg sich als Lehrling der Meistersingerkunst gewidmet, betrieb dieselbe auf seiner weitern Wanderschaft mit Eifer, dichtete 1513 sein
erstes »Bar« (»Gloria patria, Lob und Ehr'«) und fuhr ebensowohl fort, sich in den künstlichen Strophen und Tönen des Meistergesangs
zu üben, wie vermutlich schon zu dieser Zeit in freiern, volkstümlichen Formen zu dichten.
Über München, Landshut,
[* 112] Würzburg
[* 113] zog er nach Frankfurt a. M. (wo er zuerst eine Meistersingerschule abhielt), über Koblenz,
[* 114] Aachen,
[* 115] Osnabrück
[* 116] nach Lübeck
[* 117] und ging dann durch Sachsen über Leipzig, Erfurt
[* 118] und den Thüringer Wald nach Nürnberg zurück. 1516 war
er in der Vaterstadt wieder eingetroffen; 1517 ward er Meister seiner Zunft und verheiratete sich (am Ägidientag 1519) mit
KunigundeKreuzer aus Wendelstein im Nürnberger Gebiet, bewohnte zuerst ein Haus in der Kothgasse, hauste später in einer Vorstadt
Nürnbergs, wo er neben dem Schuhmachergewerbe einen Kramladen betrieb, und besaß zuletzt ein bürgerlich-stattliches
Haus in der Spitalgasse, wie er denn durch seinen Fleiß und seine gute Haushaltung zu Wohlhabenheit gelangt zu sein
scheint. Unmittelbar nach seiner Rückkehr hatte sich S. der »Singschule«
¶