[* 2] der am Schiffsboden sich entlang streckende
Balken, die Grundlage der »auf Kiel gebauten« Wasserfahrzeuge
(s.
Schiff).
[* 3] - In derBotanik heißt Kiel
(Carina) ein Teil der
Schmetterlingsblüte¶
ferner eine Garnison- und eine katholische Kirche, ein altes Rathaus (mit einer Tafel zur Erinnerung an die in
demselben erfolgte Proklamierung der provisorischen Regierung für die Herzogtümer), ein Stadthaus (Verwaltungsgebäude),
eine in Tempelform erbaute Kunsthalle, mehrere altertümliche Privathäuser, viele Villen mit freundlichen
Gärten etc. Die Bevölkerung
[* 9] beläuft sich (1885) mit der Garnison (1. Matrosendivision, ein See- und ein Füsilierbataillon
Nr. 85) auf 51,706 Seelen, darunter 1636 Katholiken und 283 Juden.
Industrie und Handel sind im steten Aufschwung begriffen.
Kiel hat eine kaiserliche und zwei Privatschiffswerften (erstere zeitweilig mit 3000 Arbeitern), 2 Schwimmdocks,
sehr bedeutende Mahlmüllerei, eine große Ölmühle, Eisengießerei,
[* 10] Maschinenbau (Schiffsmaschinen) und Kupferschmiederei,
bedeutende Bierbrauerei,
[* 11] Spiritus-, Likör- und Seifenfabriken, Holzsägerei und Holzbearbeitungsanstalten, bedeutende Goldleistenfabrikation, 2 elektrotechnische
Fabriken, verschiedene Buchdruckereien etc. Der Handel erstreckt sich auf die Einfuhr von Getreide,
[* 12] Kohlen, Bauholz,
Vieh etc., ausgeführt werden besonders Kohlen, Mehl,
[* 13] Bier, Butter, Käse, Saatkorn und Fische
[* 14] (KielerSprotten und Fettbücklinge).
An Bankinstituten hat Kiel eine Reichsbankstelle (Umsatz 1885: 165¾ Mill. Mk.), eine Vereinsbank, die KielerBank, die KielerKreditbank
u. a. Die unter dem NamenKielerUmschlag bekannte Messe (vom 6.-17. Jan.) dient zur Erledigung der Geldgeschäfte,
namentlich der schleswig-holsteinischen Gutsbesitzer.
In der nächsten Umgegend erregen zunächst das kaiserliche Marinedepot auf dem Terrain des ehemaligen SeebadesDüsternbrook,
nördlich von an der Westseite des Hafens, und die neuen Kriegshafenanlagen auf der östlichen Seite der Bucht
zwischen Sandkrug und Ellerbeck das meiste Interesse. Die letztern bestehen aus der Schiffswerfte für die kaiserliche Marine
(mit zwei Bassins für Schiffbau und Schiffsausrüstung, jenes 215 m im Geviert, dieses 248 m lang und 215 m breit, beide verbunden
durch einen 63 m langen Kanal),
[* 27] den 3 Hellingen (zum Ablaufen neugebauter Schiffe), den 4 Trockendocks (je
94-110 m lang und 22-23 m breit), dem Schwimmdock etc. Die Befestigungen des Kriegshafens, wegen deren Kiel zu den Festungen
gehört, liegen meist an der Stelle, wo der Kieler Busen eine Einschnürung zeigt.
Sie bestehen aus den beiden FortsFriedrichsort (s. d.) und Falkenstein auf der schleswigschen und den StrandbatterienFortsStosch, Jägersberg, Korügen und Möltenort auf der holsteinischen Seite. Kiel besitzt endlich auch 3 Seebadeanstalten
und herrliche Spaziergänge, namentlich durch das städtische Gehölz Düsternbrook nach Bellevue. Weiter dienen die Wilhelminenhöhe
(Sandkrug) in Gaarden, Ellerbeck, das Schwentinenthal (s. d.), Knoop und Holtenau mit der
Einfahrtsschleuße des
Nordostseekanals, Heikendorf und Laboe an der Föhrde als Vergnügungsorte.
Kiel (wahrscheinlich von dem altsächsischen WortKille, was einen sichern Platz für Schiffe bedeutete) kommt schon im 10. Jahrh.
unter dem NamenKyl vor und wird bereits im 11. Jahrh. als Stadt erwähnt. Nachdem die Stadt 1072 von
den Slawen zerstört worden, ward sie vom GrafenAdolf II. (gest. 1164) wieder aufgebaut. 1242 erhielt sie
das lübische Stadtrecht. Zu Anfang des 14. Jahrh. gab ihr König Christoph II. die Erlaubnis zum Stapel und Seehandel und 1318 Münzgerechtigkeit;
das meiste zu ihrem Aufblühen trug aber GrafAdolf IV. bei, welcher nach dem Sieg bei Bornhövede in Kiel seine
Residenz aufschlug.
Drei Jahre später wurde er zum Mitglied der königlichen Akademie der Künste ernannt, 1867 zum königlichen Professor und 1869 zum
Senatsmitglied der Akademie. In demselben Jahr wurde er Kompositionslehrer an der neuerrichteten Hochschule für Musik, nachdem
er während der drei vorhergehenden Jahre am Sternschen Konservatorium in gleicher Eigenschaft thätig
gewesen war. Er starb in Berlin. Kiel zeigt sich in seinen Kompositionen als Kontrapunktist von hervorragender Bedeutung,
ohne jedoch dem formalen Element ein Übergewicht über das geistige einzuräumen; dies gilt nicht allein von seinem oben erwähnten
»Requiem«, sondern auch von seinen übrigen größern Werken: »Tedeum«, »Stabat mater« (1864),