Theorie
(griech.), eigentlich das Betrachten, Beschauen, vorzugsweise aber das geistige
Anschauen und Untersuchen, die daraus hervorgehende wissenschaftliche
Erkenntnis und
Entwickelung der einzelnen
Erscheinungen
einer
Wissenschaft in ihrem innern Zusammenhang. Jeder
Kreis
[* 2] von Gedankenobjekten hat demnach seine besondere
Theorie
, welche darauf hinausläuft, aus allgemeinen
Gesetzen, welche nicht erfahren, sondern denkend gefunden werden, die Mannigfaltigkeit
der auf irgend eine
Weise erkannten Einzelheiten in ihrem Kausalnexus zu begreifen.
Theorikon - Therapie

* 3
Seite 15.640.
Jede auf
Erfahrung gegründete
Wissenschaft kommt von selbst, je mehr der innere Zusammenhang klarer vor die
Augen tritt, zu
Theorien
, welche umso vollkommener aufgestellt werden können, je mehr die
Masse der
Erscheinungen Anhaltspunkte
für die wissenschaftliche Untersuchung darbietet. Bei der Endlichkeit des menschlichen
Geistes behalten alle Theorien
ihre
Mängel; die beste wird die sein, welche am einfachsten und ungezwungensten die Ergebnisse der
Erfahrung aus einem oder einigen
Grundprinzipien herzuleiten im
¶
mehr
stande ist. Im gemeinen Leben pflegt man unter im Gegensatz zur Praxis die bloße Erkenntnis einer Wissenschaft ohne Rücksicht
auf Anwendung derselben zu besondern Zwecken zu verstehen (danach theoretisch, s. v. w. der Theorie
angehörig, wissenschaftlich).
In dieser Beziehung behauptet man oft, daß etwas in der Theorie
wahr, für die Praxis aber unbrauchbar sei,
welche Behauptung insofern gegründet sein kann, als die Gedanken nach des Dichters Wort »leicht bei einander wohnen«, die
Sachen aber, deren die That zur Verkörperung des Gedankens bedarf, »sich hart im Raume stoßen«. - Bei den Griechen hießen
Theorien
insbesondere auch die Festgesandtschaften, welche von den einzelnen Staaten zu den großen Nationalfesten
sowie zu den Festen befreundeter Staaten geschickt wurden, um sich offiziell an der Feier zu beteiligen. Diese Festgesandtschaften
waren Ehrengäste des betreffenden Staats.