eine der
Formen, unter denen sich das als Wasserdampf in die
Luft aufgenomme
Wasser in tropfbarflüssigem Zustand
wieder aus derselben ausscheidet. Der Nebel bildet kleine Wasserbläschen, welche, zu größern
Massen angehäuft, die
Luft mehr oder weniger undurchsichtig machen. Nebel bildet sich, wenn 1) feuchte und wärmere
Winde
[* 2] über
eine
Strecke der Erdoberfläche hinreichen, welche kälter ist als die
Winde. Solche Nebel treten in der gemäßigten
Zone häufig
im
Winter ein, nach einer längern Kältezeit, in welcher der Erdboden abgekühlt worden ist, und bezeichnen
die Ankunft warmer südlicher Luftströme.
Hierher gehören ferner die Nebel, welche sich in den
Polarländern bilden, so oft feuchte
Winde über das
Eis
[* 3] hinwehen, sowie
diejenigen Nebel, welche über solchen
Punkten des
Landes oder des
Meers lagern, die eine niedrigere Oberflächentemperatur haben,
während dieWinde von wärmern Gegenden oder
Meeren herwehen.
Beispiele für solche Nebel bieten die sprichwörtlich
gewordenen NebelEnglands und die Nebel über der Neufundlandsbank, wo südliche Luftströme, die sich über dem
Golfstrom erwärmt
und Wasserdämpfe aufgenommen haben, in Gegenden gelangen, wo das
Meer durch die aus der
Davisstraße kommenden kalten
Polarströme stark abgekühlt ist.
Solche Nebel sind stets besonders dicht und gehen häufig in
Regen über. Außerdem entstehen aber auch Nebel, wenn 2) die Oberfläche
des
Meers oder eines andern Gewässers wärmer ist als die
Luft, welche auf ihnen ruht oder über sie hinweht. Die durch
Verdunstung
des wärmern
Wassers entstehenden Wasserdämpfe sättigen bald die darübergelagerte kältere
Luft und
scheiden sich dann in Form von Nebel aus. Dieser Art sind die Nebel, welche im
Sommer nach Gewitterregen oder des
Morgens, besonders
im Spätsommer und
Herbst, über Flußthälern,
Seen,
Teichen und
Mooren oder feuchten
Wiesen aufsteigen, sobald die
Temperatur
der
Luft unter die des
Wassers oder des feuchten Erdbodens sinkt.
Hierher gehören auch die Gebirgsnebel und die sogen. Seenebel, welche durch kalte
Winde auf der
See entstehen, nach dem Land
ziehen und sich dort zum Teil wieder auflösen. Im
Winter sieht man bei ruhiger
Luft auch Nebel über
Quellen entstehen, deren
Temperatur höher als die der
Luft ist. Liegt die
Temperatur der
Luft unter 0°, so erscheint ein aus seinen
Eiskristallen bestehende Nebel, der sogen.
Rauhfrost (s. d.), den man namentlich in den
Polarmeeren beobachtet. Im
Winter sehen
wir diesen
Rauhfrost häufig an
Bäumen und Sträuchern, welche dann bei ganz klarem
Himmel
[* 4] wie mit
Eis überzogen
erscheinen.
Die Nebelbildung unterbleibt an
Orten, wo
Regen und
Tau mangeln, wie in den großen Sandwüsten
Afrikas und
Asiens; denn obwohl
hier die
Temperatur während der
Nacht tief herabsinkt, so ist es doch wegen der nachhaltigen
Wärme
[* 5] des Sandbodens kaum möglich,
daß sie unter den
Taupunkt derLuft herabgehen und dadurch die
Bildung von Nebel bedingen sollte. Bildet sich
Nebel am
Morgen, so wird er, wenn die
Temperatur durch die aufsteigende
Sonne
[* 6] wieder hinlänglich erhöht ist, aufgelöst. Aus
der Entstehung des Nebels folgt, daß
Windstille die Nebelbildung begünstigt, und daß man mit
Recht die wohlbekannte Witterungsregel
aussprechen kann: »Steigender Nebel bringt
Regen, fallender
Sonnenschein«.
Als trockne Nebel bezeichnet man durch
Rauch entstandene Trübungen der
Atmosphäre. Dieselben treten entweder allein oder mit
feuchten Nebeln vereinigt auf und verschwinden über
großen
Städten selbst unter den günstigsten Verhältnissen fast nie
vollständig. Besonders häufig und belästigend sind die schweren trocknen Nebel (fogs) in
London,
[* 7] welche
auf
Brust- und
Atmungsorgane bedrückend wirken und die
Geruchsnerven beleidigen. Sie sind zurückzuführen auf die Hunderttausende
von
Schornsteinen, deren
Rauch nicht durch die mit schweren
Dünsten angefüllte
Atmosphäre zu dringen vermag, sondern sich
mit diesen vereinigt. Zu den trocknen Nebeln gehört auch der
Herauch (s. d.), dieCallina (s. d.) in
Spanien
[* 8] und der
Qobar (s. d.) in
Äthiopien.
duftartige Gebilde des Sternenhimmels, welche meist
nur mit sehr kräftigen
Fernrohren gesehen werden können. Mit bloßem
Auge
[* 10] sind nur wenige Nebel erkennbar, doch führt
Argelander
in seiner
»Neuen Uranometrie« 19 solcher
Objekte auf,Heis in seinem
»Neuen Himmelsatlas« sogar 26. Im
Altertum
entdeckte
Hipparchos (s. d.) 3 Nebel, zwei im
Perseus
[* 11] und die sogen.
Krippe im
Krebs;
[* 12] doch sind alle drei in einzelne
Sterne auflösbar,
also nicht eigentliche Nebel, sowenig wie etwa die
Plejaden, die auch für schwache
Augen das Aussehen solcher Gebilde haben,
sondern
Sternhaufen.
Auch
Galilei kannte noch keinen eigentlichen Nebel, wohl aber war ein solcher schon frühzeitig den Arabern bekannt;
es ist dies der in dunkeln
Nächten recht gut sichtbare Nebel beim
Stern ν im
Gürtel
[* 13] der
Andromeda, der im
Abendland erst durch
SimonMarius mit dem
Fernrohr
[* 14] entdeckt wurde.
Marius vergleicht sein
Licht
[* 15] mit dem hellen
Schein
einer
Lampe,
[* 16] die durch eine
Scheibe von
Horn gesehen wird. Cysat erwähnt 1618 den großen Nebel im
Orion, doch wurde dieser erst
von
Huygens genauer beobachtet. Am südlichen
Himmel entdeckte E.
Halley 1677 mehrere Nebel, auch
Ihle, Maraldi, Legentil undLacaille
fanden noch mehrere Nebel, und Messier widmete 1764-81 dem Gegenstand größere
Aufmerksamkeit. Er entdeckte 61 Nebel, und sein
Verzeichnis enthält überhaupt 103
Objekte; der
Reichtum des
Himmels an
Nebeln trat aber erst hervor, als W.
Herschel seine großen
Spiegelteleskope zu deren Aufsuchung benutzte.
Seine
Arbeiten begannen 1779, und in drei Verzeichnissen publizierte er die
Resultate seiner Untersuchungen.
Herschel unterschied: 288 glänzende Nebel, 908 schwache Nebel, 978 sehr schwache Nebel, 78 planetarische
Nebel, 52 sehr große Nebel, 44 sehr gedrängte
Sternhaufen, 67 etwas gedrängte
Sternhaufen, 88 grob zerstreute
Sternhaufen. Im ganzen
entdeckte derselbe 2500
Objekte, 2303 Nebel und 197
Sternhaufen. Trotz dieses überraschenden
Reichtums blieb
seinen Nachfolgern noch immer eine reiche Nachlese übrig.
SirJohnHerschel und
South,
LordRosse,
Lamont, d'Arrest,
Schönfeld,
Bond u. a. haben zahlreiche neue Nebel entdeckt, und der Generalkatalog,
welchen
SirJohnHerschel 1864 veröffentlichte, enthält 5079
Objekte. Betrachtet
man in diesem Verzeichnis die Verteilung der
Nebel am Himmelsgewölbe, so findet
man um 180°
Rektaszension ein deutliches
Maximum der Häufigkeit und ein
zweites bei 80°
Rektaszension, während bei 300°
Rektaszension der
Himmel an
Nebeln sehr arm erscheint. Auch die
Pole des Himmelsäquators
sind sehr nebelarm, während dagegen viele Nebel dem nördlichen
Pol derMilchstraße naheliegen. Die Zahl
der
Nebelflecke, welche am
Himmel mit den besten Hilfsmitteln gefunden wird, übersteigt sicherlich weitaus die Zahl von 6000 oder 7000
Objekten,
die wir heute kennen. Zu den merkwürdigen
Nebeln gehört der bereits genannte Orionnebel (s. Tafel,
[* 1]
Fig. 1 u.
2). Die erste genauere
Zeichnung des
Objekts¶
gab SirJohnHerschel 1824; sie wurde übertroffen von der herrlichen Darstellung desselben Astronomen, die sich auf die Beobachtungen
am Kap der Guten Hoffnung in den Jahren 1834-37 gründete. Eine ähnliche Zeichnung lieferte 1848 W. C. Bond. Das beste über
diesen Gegenstand sind aber die Darstellungen, welche LordRosse in seinem Riesenteleskop von dem Nebel erhielt.
Der Hauptnebel nimmt einen Raum von etwa ¼ Quadratgrad des Himmels ein, übertrifft also an scheinbare Größe die Mondscheibe.
Feine Nebelmaterie erstreckt sich zudem noch nach allen Seiten in unbestimmten Formen über einen Raum des Himmels von 3⅓ Quadratgraden
(nach Bond). Der mittlere und hellste Teil des Orionnebels wird nahezu durch vier hellere Sterne bezeichnet,
welche das sogen. Trapez
[* 19] bilden; mit starken Fernrohren hat man neuerdings innerhalb dieses Trapezes noch mehrere andre Sterne
bemerkt, die frühere Beobachter nicht gesehen haben. Möglicherweise finden also dort große Veränderungen statt. 1861 und 1864 hat
das Rossesche Riesenteleskop in einzelnen Teilen des Orionnebels leuchtende Punkte gezeigt, wo sonst keine
Sterne sichtbar sind. Bei der spektroskopischen Untersuchung des Nebels fand Huggins (ebenso wie in allen andern Nebeln) ein
Spektrum von drei hellen Linien, ein Beweis, daß das Licht von glühenden Gasmassen ausgestrahlt wird. Die hellen Punkte, welche
RossesTeleskop in dem Nebel gezeigt, können also keine Sterne sein, sondern wir haben eine wahre glühende
Nebelmasse vor uns, vielleicht die Uranfänge eines sich bildenden Weltsystems. - Der Nebel in der Andromeda ist spindelförmig,
2½° lang, 1° breit.
Messier hat in ihm keine Sterne wahrnehmen können; aber Bond löste 1848 in seinem großen Teleskop den
Nebel in eine Unzahl kleiner Sterne auf, von denen anderthalbtausend gezählt wurden. Gleichzeitig erblickte derselbe Astronom
zwei dunkle Streifen, welche fast parallel das Ganze durchziehen und in zwei Hälften trennen, von denen die eine einen fast
kreisrunden und einen länglichen hellen Fleck zeigt, während in der andern Hälfte ebenfalls ein lichter
Fleck steht, der in dem großen Teleskop von Bond fast genau dasselbe Ansehen hatte, wie es der ganze Nebel einst in dem schwachen
Fernglas von SimonMarius gezeigt hatte. Am Südhimmel befinden sich die beiden Magellanischen Wolken, wundervolle Aggregate von
Sternen, Nebeln und Sternhaufen; die größere umfaßt 42, die kleinere 10 Quadratgrade des Himmels, letztere
verschwindet im Mondlicht dem bloßen Auge. SirJohnHerschel hat bei seinem Aufenthalt am Kap der Guten Hoffnung den siderischen
Inhalt der beiden Wolken genau untersucht und ihrer Lage am Himmelsgewölbe nach aufgenommen.
Eine merkwürdige Klasse von Nebeln sind die Spiralnebel
[* 18]
(Fig. 3, 4 u.
5). Sie wurden zuerst durch RossesTeleskop als solche erkannt, und gegenwärtig ist eine größere Zahl beobachtet worden.
Der merkwürdigste ist der Spiralnebel im nördlichen Jagdhund
[* 18]
(Fig. 5), den Messier zuerst entdeckte und als doppelt beschrieb,
in jedem Teil mit einem glänzenden Zentrum. Fr. W. Herschel sah den Nebel deutlicher, und Rosses Riesenteleskop
zeigte den Nebel als eine leuchtende Spirale, ein schneckenartig gewundenes Tau, dessen Windungen uneben erscheinen und sowohl
im Zentrum als auswärts in dichte, körnige, kugelrunde Knoten auslaufen. Nicht minder interessant sind die ringförmigen
Nebel
[* 18]
(Fig. 6, 7, 8, 13, 14). Der erste derselben wurde 1779 im Sternbild derLeier entdeckt
[* 18]
(Fig. 14) und
von Messier als runder Lichtfleck beschrieben, von dem man vermuten könne, daß er
aus Sternen bestehe.
Die Ringform hat Herschel der ältere genauer beobachtet, auch fand er bereits einzelne Sterne darin; Rosse und Bond haben den
Nebel später ganz in Sterne aufgelöst. Außer diesem sind noch wenige andre Ringnebel bekannt. Die planetarischen
Nebel
[* 18]
(Fig. 10, 11, 12) wurden von W. Herschel so benannt, weil sie, ähnlich wie die Planeten,
[* 20] im Fernrohr eine matte Scheibe zeigen.
Unter ihnen nimmt der Nebel im Wassermann eine hervorragende Stelle ein
[* 18]
(Fig. 12). Herschel entdeckte ihn und
bezeichnete ihn als helle, nicht scharf begrenzte Scheibe.
Lassell sah mittels seines großen Spiegelteleskops im Innern des Nebels einen brillanten Ring, vollkommen scharf und ohne Zusammenhang
mit dem umgebenden Nebel, der gleich einem Schleier von der feinsten Gaze jenen bedeckt. Dasselbe fand auch Rosse.
Herschel der ältere hat eine große Anzahl von Nebeln als planetarische beschrieben; sein Sohn hat eine strenge Auswahl darunter
getroffen und führt in seinem Katalog nur 31 Nebel als planetarische auf. Doppel-
[* 21] und mehrfache Nebel
[* 18]
(Fig.
9) kommen am Himmel häufig vor und sind weit zahlreicher, als man bei zufälliger Ausstreuung der sämtlichen
Nebel über den Himmel erwarten durfte.
Man hat es also hier wahrscheinlich mit Systemen von Nebeln zu thun. Unter 5000 Objekten sind nach SirJohnHerschel: 229 Doppelnebel, 49 dreifache
Nebel, 30 vierfache, 5 fünffache, 2 sechsfache, 3 siebenfache, 1 neunfacher Nebel. Unter den neuern Astronomen
hat besonders d'Arrest den Doppelnebeln seine Aufmerksamkeit zugewandt. Schon 1862 bemerkte er, daß die
Zahl der physisch verbundenen Doppelnebel sich unerwartet groß herausstelle im Vergleich mit dem Vorkommen von Doppelsternen
unter den Fixsternen. Es könne nicht mehr zweifelhaft erscheinen, daß man in ferner Zukunft die Bahnen von Doppelnebeln zu
berechnen versuchen werde.
Ferner ist noch der veränderlichen Nebel zu gedenken, bezüglich welcher allerdings unsre Kenntnisse noch mangelhaft
sind. D'Arrest hat zuerst auf die Veränderlichkeit der Helligkeit bei einem von Hind im Stier entdeckten Nebel aufmerksam gemacht;
von ihm und Chacornac ist dann die Veränderlichkeit noch zweier andrer Nebel in demselben Sternbild vermutet
worden, und vor einigen Jahren hat Winnecke auf zwei anscheinend periodisch veränderliche Nebel im Walfisch und Löwen
[* 22] hingewiesen.
Als im August 1885 in dem eingangs erwähnten Nebel der Andromeda ein Stern siebenter Größe aufleuchtete, vermuteten viele gewaltige
Veränderungen in diesem Nebel zu beobachten; dies hat sich aber nicht bestätigt, jener Stern ist wahrscheinlich
ein unregelmäßig veränderlicher, der gar nicht zum Nebel gehört, sich nur von unserm Standpunkt aus auf ihn projiziert.
Nebel (Fluß) - Nebenba
* 23 Seite 12.31.
Als W. Herschel sich in den ersten Jahren mit den Nebeln beschäftigte und bereits eine Anzahl derselben entdeckt und beschrieben
hatte, hielt er diese sämtlichen Gebilde für sehr weit von uns entfernte Sternhaufen, deren einzelne
Sterne eben deshalb selbst mit unsern größten Teleskopen nicht mehr unterschieden werden könnten. Erst 1791 ließ er diese
Ansicht fallen, denn er hatte inzwischen 17 Sterne entdeckt, die mit zarten, leuchtenden Nebelhüllen von kreisrunder Form umgeben
waren; auch wurde eine große Menge ausgedehnter, verbreiteter Nebel von unbestimmter Gestalt entdeckt, die
selbst mit kraftvollen Teleskopen meist nur dann wahrzunehmen sind, wenn die Luft vollkommen klar ist und der Beobachter sein
Auge im Dunkeln hat ausruhen lassen, um jeden störenden Einfluß vorherigen Lichts fern zu halten.
¶
mehr
Herschel fand im ganzen 152 Quadratgrade des Himmels von dieser Art Nebel überzogen und sprach es aus, daß die Menge dieser äußerst
zarten Nebelmaterie im Weltraum die Begriffe der Menschen übersteige. Daß eine wirkliche Nebelmaterie u. zwar in glühendem
Zustand in den Himmelsräumen existiert, ist gegenwärtig durch die Spektralanalyse
[* 24] evident bewiesen;
es zeigt nämlich eine Anzahl Nebel, sogen. Gasnebel, ein aus drei isolierten hellen
Linien bestehendes Spektrum, wie das Licht glühender Gase.
[* 25]
Diese Linien haben die Wellenlängen von 500,4, 495,8 und 486,1
Milliontel mm; liegen also im Blau und Grün, und die erste ist mit der hellsten Linie im Spektrum des durch
einen elektrischen Funken ins Glühen gebrachten Stickstoffs identisch, während die dritte mit einer grünen Linie im Wasserstoffspektrum
zusammenfällt. Glühender Stickstoff und Wasserstoff gehören also zu den wesentlichen Bestandteilen der Gasnebel, und man
kann diese wohl für die frühste Stufe der Weltenbildung betrachten. Doch sind die Gasnebel im ganzen
nicht häufig, und die weitaus größte Zahl aller untersuchten Nebel hat ein kontinuierliches Spektrum; sie sind also wahrscheinlich
ungemein ferne Anhäufungen von Sternen oder Sternhaufen.
Über die berüchtigten dunklen Nebel, unter welchen London wie andre größere Industriestädte
Englands leidet, hatRussel Mitteilungen gemacht. Das insulare Klima
[* 27] Englands bedingt es, daß die zur Nebelbildung erforderliche
Feuchtigkeit der Luft fast stets vorhanden ist, und ebensowenig fehlt es an den Staubpartikelchen, auf welche sich aus der
mit Feuchtigkeit gesättigten Luft das verdichtete Wasser niederschlägt. Diese Staubpartikelchen stammen
aus den Feuerungen und dem Straßenverkehr. Da außerdem auch alle sonstigen Verunreinigugen der Stadtluft durch den Nebel niedergerissen
^[Anmerkung: wahrscheinliches Wort, nicht eindeutig zu lesen] werden, so finden sich in dem Niederschlag, wie er nach starkem
Nebel auf Glasdächern zurückbleibt, 42,5 Kohle, 41,5, mineralische Stoffe, 4,5 Asche, 4,8 organische Basen
(Pyridin etc.), 4 schweflige Säure, 0,8 Salzsäure, 1,1 Ammoniak.
Nebelflecke (Photograp
* 28 Seite 19.686.
Die Menge des Niederschlags kann sich auf sechs Ton. für eine englische Quadratmeile belaufen. Der ungünstige Einfluß, den der
Aufenthalt in Luft, die derartig mit Verunreinigungen beladen ist, ausübt, wird noch dadurch erhöht,
daß der Nebel das Tageslicht und namentlich die chemisch wirkenden blauen und violetten Strahlen desselben zurückhält. Nach
den Berichten des meteorologischen Amtes nehmen diese Nebel beständig zu. Während auf einen bestimmten
¶
mehr
Zeitraum früher nur 93, später 119-131 und darüber Nebel kamen, zählt man jetzt in derselben Zeiteinheit schon 156 Nebel, und
infolgedessen hatte die Umgebung Londons 1890 nur noch 1723 StundenSonnenschein, die Mitte der City aber nur 1157, im Winter
sogar nur 95 Stunden. Diese fortschreitende Vermehrung der Nebel scheint im engsten Zusammenhang zu stehen
mit der Vergrößerung der Stadt und dem dadurch bedingten erhöhten Kohlenverbrauch in Ermangelung jedes andern Feuerungsmaterials
für Heizung
[* 29] und Beleuchtung.
[* 30]
Von 4,8 Mill. Ton. vor Jahren ist der Kohlenverbrauch jetzt auf 6,3 Mill. T. gestiegen, während die alten unzweckmäßigen
Feuerungen, offene Kamine etc., welche die Rauchbildung begünstigen, geblieben sind und
der billige Preis der Kohle das Bedürfnis nach Verbesserung der Feuerungen nicht aufkommen läßt. Die schlechte Luft und der
Lichtmangel machen es erklärlich, daß die Sterblichkeit während der Nebeltage steigt, wobei freilich der Abfall der Temperatur
und die Erniedrigung des Luftdruckes, die fast immer die Nebelbildung begleiten, wohl auch eine gewisse
Rolle spielen.
Den schädlichen Einfluß des Nebels auf den Pflanzenwuchs hat Dyer nachgewiesen, und er glaubt, daß bei dem hohen Gehalt der
Nebel an schwefliger Säure der Gartenbau in der NäheLondons bald völlig unmöglich werden wird, wenn die Nebel sich in gleicher
Weise steigern. In Manchester
[* 31] ist die Luft noch reicher an schwefliger Säure als in London, und damit steht
in Zusammenhang, daß dort gewisse Pflanzen überhaupt nicht zum Wachsen gebracht werden können, die in London sehr gut gedeihen.
Oliver, welcher im Auftrag der Royal Horticultural Society Untersuchungen über die Einwirkung des LondonerNebels auf Gewächshauspflanzen ausgeführt hat, stellte fest, daß der Nebel in kleinen Städten unschädlich ist. Er zeigte,
daß das Protoplasma der Pflanzen unter dem Einfluß des Nebels in derselben Weise abstirbt wie bei der Einwirkung der schwefligen
Säure. Pflanzen in Nebelwasser zu züchten, gelang überhaupt nicht. Temperaturzunahme verstärkt unter sonst
gleichen Verhältnissen die schädliche Wirkung der schwefligen Säure.
Die eigentümliche Verfärbung, welche die Blätter durch den Nebel erhalten, leitet Oliver aus der Einwirkung des Eisens her,
welches in verhältnismäßig großer Menge im N. enthalten ist. Um die Schädigungen durch den Nebel herabzusetzen, empfiehlt
Oliver für Nebeltage eine möglichst niedrige Temperatur in den Gewächshäusern und ebenso sparsame Zuführung
von Wasser, da Wärme und Feuchtigkeit die Absorption befördern, während die Blätter nicht wie bei hellem Wetter
[* 32] einen Überschuß
von Feuchtigkeit auszustoßen vermögen. Das einzige Mittel, welches London von seinen Nebeln befreien und ihm und allen großen
englischen Industriestädten ein verändertes Ansehen geben würde, wäre eine Verhinderung der Rauchbildung
bei der Verbrennung, sei es durch Koks- oder Gasfeuerung
[* 33] oder durch rationelle Konstruktion der Feuerungen.