Titel
Brandenburg
Brandenburg

* 2
Brandenburg.
[* 2] (hierzu
Karte »Brandenburg«
),
Provinz und Stammland der preuß.
Monarchie, grenzt gegen
W. an
die
Provinzen
Hannover
[* 3] und
Sachsen
[* 4] und das Herzogtum
Anhalt,
[* 5] gegen
S. an
Schlesien,
[* 6] gegen O. an
Posen
[* 7] und
Westpreußen,
[* 8] gegen N.
an
Pommern
[* 9] und
Mecklenburg
[* 10] und hat einen Flächengehalt von 39,838 qkm (723,34 QM.).
Die 1816 gebildete
Provinz begreift von der ehemaligen
Mark Brandenburg
die
Mittelmark, die
Ukermark, die
Priegnitz
und den größten Teil der
Neumark, von
Schlesien den
Schwiebuser
Kreis
[* 11] und einen Teil des
Saganer
Kreises, einige
Orte des Großherzogtums
Posen und von
Sachsen die Niederlausitz, die
Ämter
Dahme und Jüterbogk, die Herrschaften
Baruth und
Sonnewalde nebst dem
Amt
Belzig
des
Wittenberger
Kreises und die
Ämter
Finsterwalde und
Senftenberg des
Meißner
Kreises.
Glied (künstliches)

* 13
Glied. Bodenbeschaffenheit.
Klima.
[* 12] Brandenburg
liegt innerhalb des norddeutschen Tieflandes, wird im
S. und N. von Landrücken durchzogen,
während in der Mitte eine mannigfaltige Abwechselung zwischen
Hügel- und Tiefland herrscht. Der nördliche Höhenzug, ein
Glied
[* 13] des norddeutschen Landrückens, wird von der Oder unterhalb der Einmündung der Alten Oder durchbrochen
und bildet eine breite, seenreiche
Platte, die südlich bis an das Rhinluch, Oder- und Warthebruch
reicht und am höchsten
längs der mecklenburgischen
Grenze zwischen
Rheinsberg und
Putlitz, zwischen
Lychen und
Strasburg ist.
Der südliche Höhenzug, der märkisch-schlesische, führt im Regierungsbezirk Potsdam [* 14] den Namen Fläming (s. d.), auf dem der Hagelberg bei Belzig 201, der aussichtsreiche Golmberg bei Baruth 178 m hoch ist, im Regierungsbezirk Frankfurt [* 15] den Namen Lausitzer Grenzwall (Rückenberg bei Sorau, [* 16] höchster Punkt der Provinz, 228 m), der nahezu die Nieder- von der Oberlausitz scheidet und von der Spree und Lausitzer Neiße [* 17] durchbrochen wird. Zwischen beiden Höhenzügen liegen in der Provinz Hochländer neben weiten Tiefländern, die oftmals noch von moorigen, wiesenreichen Gründen ausgefüllt werden: der sumpfige Spreewald mit seinen Erlenwaldungen, nördlich davon die Hochfläche von Lieberose (Hutberg 141 m), die Rauenschen Berge (152 m) am Spreethal, das Havelländische und Rhinluch (33 m) neben geringern Höhen, die Platte von Barnim (Semmelberg 157 m) neben dem Oderbruch (10-20 m), das Hochland von Sternberg (Spiegelberge bei Lagow 179 m) südlich vom Warthebruch.
Diluvialgebilde auf den Höhen, Alluvionen in den Tiefländern sind die herrschenden Erdschichten, jene zahlreiche erratische Blöcke tragend, unter sich aber auch an vielen Stellen, z. B. zu beiden Seiten des Oderthals, ein ausgedehntes Tertiärgebirge mit reichen Braunkohlen- und Septarienthonlagern bedeckend. Nur sporadisch treten ältere Gesteinsmassen zu Tage: Muschelkalk bei Rüdersdorf, Zechsteingips und Steinsalz bei Sperenberg, Grauwacke im Koschenberg bei Senftenberg.
Flüsse

* 18
Flüsse.Die Flüsse [* 18] gehören zum Elb- und Odergebiet. Die Elbe berührt die Provinz nur im äußersten Nordwesten auf der Grenze, empfängt hier aber die Havel, zu der links die Spree (mit der Dahme), Nuthe und Plane, rechts der Rhin und die Dosse fließen; zu der Oder, dem Hauptfluß der östlichen Hälfte, gehen links der Bober und die Lausitzer Neiße, rechts die Warthe mit der Netze (diese mit der Drage); Uker und Ihna münden bereits in Pommern (s. Oder). Zahlreich sind die Kanäle, unter denen der Finow- und Friedrich-Wilhelms- oder Müllroser Kanal [* 19] Elb- und Odergebiet verbinden: ersterer die Havel, letzterer die Spree mit der Oder.
Andre Kanäle dienen zur Abkürzung der schiffbaren Wasserstrecken, wieder Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal zwischen Berlin [* 20] und dem Hegelschen See an der Havel und der Sakrow-Paretzer Kanal, nördlich von Potsdam, der aus der Havel zur Havel führt. Noch andre Kanäle dienen mehr örtlichen Zwecken, so der Ruppiner Kanal, zwischen Havel und Rhin, der die Torfschätze des Rhinluches, die kanalisierte Notte, die den Gips [* 21] von Sperenberg durch Dahme, Spree etc., das kanalisierte Rüdersdorfer Kalkfließ, das den Kalk von Rüdersdorf in den Verkehr bringt; der Storkower Kanal (zur Dahme), der Werbelliner (zum Finowkanal), der Lychener, der Templiner und Rheinsberger Kanal (alle drei zur obern Havel).
Endlich dienen mehrere Kanäle noch zur Entwässerung der zahlreichen Sumpfgegenden, unter denen der große Hauptkanal (in einem Teil auch schiffbar) im Havelländischen Luch der bedeutendste ist. Mehrere große Kanäle sind projektiert. Die sehr zahlreichen Seen liegen meist im N. und in der Mitte: auf dem nördlichen Landrücken oder zu seinen Seiten der Ruppiner See, die Ukerseen, der Werbelliner, Grimnitz- und Paarsteiner See, alle westlich, der Soldiner See östlich von der Oder;
an der Havel ist der Schwielow-, an der Spree der Schwielugsee, im S. von der Spree der Scharmützelsee am ¶
Maßstab [* 23] 1:1250000.
Die Hauptorte der Regierungs-Bezirke sind doppelt unterstrichen. Die Namen der Kreise, [* 24] welche nicht nach den einfach unterstichenen Hauptorten benannt werden, sind eingeschrieben: z. B. Lebus.
Berlin und Umgebung.
1:450000.
Brandenburg (Provinz:

* 25
Seite 3.317.Zum Artikel »Brandenburg«. ¶
mehr
Storkower Kanal am bedeutendsten; in der Nähe des Spreewaldes (bei Kottbus, Peitz etc.) liegen zahlreiche Teiche, der Karpfenzucht gewidmet. Das Klima ist im ganzen gemäßigt und gesund, nur starken Veränderungen unterworfen (Durchschnittstemperatur in Berlin 8,9, Potsdam 8,4, Frankfurt 8,5° C.). Die jährliche Regenmenge beträgt 50-60 cm.
Bevölkerung. [* 26] Nahrungszweige. Nach der Zählung von 1880 hatte die Provinz ohne Berlin 2,266,651 Einw., davon sind 2,199,749 Evangelische, 50,963 Katholiken, 2468 Sektierer, 12,296 Juden etc. Diese Bevölkerung wohnt in 139 Städten, 3228 Landgemeinden und 1908 Gutsbezirken und besteht der Hauptmasse nach aus Deutschen; es gibt aber auch in der Lausitz, besonders in den Kreisen Kottbus und Spremberg, [* 27] noch Wenden, im ganzen etwa 52,000. Die Hauptbeschäftigungen der Bewohner sind Industrie, Handel, Schiffahrt und Landwirtschaft.
Landsberg - Landschaft

* 28
Landsberg.Von der Gesamtfläche der Provinz entfallen auf das Ackerland 45,9, die Gärten 0,8, die Wiesen 10,2, die Weiden 4,6 und die Holzungen 32,3 Proz. Durch Fruchtbarkeit zeichnen sich aus: ein Teil der Ukermark, das Oderbruch, die Gegenden von Landsberg, [* 28] Soldin, [* 29] im NO. und S. von Berlin, von Nauen, zwischen Neuruppin [* 30] und Fehrbellin, [* 31] zwischen Perleberg [* 32] und Pritzwalk, [* 33] von Lenzen etc. Hier wird viel Weizen gebaut, sonst sind aber Roggen und Kartoffeln, nächstdem Gerste [* 34] und Hafer [* 35] die Hauptfeldfrüchte; der Bedarf an Getreide [* 36] wird nicht gedeckt.
Außerdem erzeugt Brandenburg
Zuckerrüben im Oderbruch, Tabak
[* 37] bei Schwedt
[* 38] und Vierraden, Obst und etwas Wein an der südlichen Havel (Werder)
und in der Odergegend zwischen Guben
[* 39] und Züllichau, Hopfen,
[* 40] Flachs, Hanf, Buchweizen in den sandigen Gegenden, die ganz besonders
in den Kreisen des Südens vorherrschen, wo auch die Waldungen, meist nur Nadelhölzer
[* 41] enthaltend, die Ackerländereien
an Umfang übertreffen. Auch sonst ist in der Provinz die Kiefer der herrschende Waldbaum, wiewohl auch einige prachtvolle Laubholzbestände
nicht fehlen.
Pferde II

* 42
Pferde.Die Wiesen sind am umfangreichsten im Havelland. Nach der Viehzählung von 1883 gab es in ohne Berlin 207,956 Pferde, [* 42] 691,636 Stück Rindvieh, 1,709,897 Schafe, [* 43] 567,707 Schweine [* 44] und 231,383 Ziegen. Die Pferde sind in den fruchtbaren Teilen des Nordens am zahlreichsten; die Rindviehzucht wird allgemein, die Schafzucht auf den größern Gütern gepflegt, nimmt aber sehr ab. Der Wildstand ist bedeutend und wird durch große Tiergärten geschützt; für die Fischzucht gibt es mehrere vortreffliche Brutanstalten.
Der Seidenbau geht trotz aller Pflege rückwärts. An Mineralien [* 45] findet man viel Braunkohlen (1882 über 18 Mill. metr. Ztr.) und zwar zwischen Frankfurt und Wriezen, am Lausitzer Grenzwall im S., in den Rauenschen Bergen, [* 46] im Land Sternberg etc.; etwas Raseneisenerz, viel Torf, Muschelkalk bei Rüdersdorf, Gips bei Sperenberg (das Steinsalzlager daselbst wird nicht benutzt) etc.; die Mineralquellen bei Freienwalde, Eberswalde, [* 47] Frankfurt a. O. etc. sind nur von untergeordneter Bedeutung.
Lucifuga - Luckenwalde

* 48
Luckenwalde.Die Industrie hat ihren Hauptsitz in Berlin (s. d.); sonst sind in der Provinz noch von Wichtigkeit die Wollspinnereien und Tuchfabriken in den Städten der Niederlausitz mit Einschluß von Kottbus, ferner zu Luckenwalde, [* 48] Schwiebus [* 49] etc., die Leinweberei im Kreise Sorau, die Zuckerfabriken im Oderbruch, die Maschinenfabriken, Glashütten (Baruth), Tabaksfabriken (Schwedt), die optischen Fabriken (Rathenow), [* 50] die Ziegeleien in der Havelgegend, am Finowkanal etc., Dampfsägemühlen (Oderberg), die Bierbrauereien, die Spiritusbrennereien des Großgrundbesitzes (dem etwa die Hälfte des ganzen Grundbesitzes in der Provinz angehört).
Der lebhafte Handel wird durch zahlreiche schiffbare Gewässer sowie durch ein ausgedehntes Eisenbahnnetz, das strahlenförmig von Berlin nach allen Himmelsgegenden sich ausbreitet, und durch viele merkantile Institute unterstützt. Fast sämtliche Eisenbahnen der Provinz sind jetzt Staatseisenbahnen, nämlich Berlin-Hamburg, Berlin-Stralsund, Berlin-Stettin, Berlin-Konitz-Eydtkuhnen (Ostbahn), Berlin-Sagan-Breslau (Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn), Frankfurt a. O. und Guben-Posen (Märkisch-Posener Eisenbahn), Stargard-Posen, Breslau-Stettin (Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenbahn), Berlin-Görlitz, Berlin-Halle (Anhaltische Eisenbahn), Berlin-Blankenheim, Berlin-Potsdam-Magdeburg, Berlin-Lehrte und einige kleinere Linien.
Unter Staatsverwaltung stehen Berlin-Dresden (Zossen), Halle-Kottbus-Sorau (Guben) und Angermünde-Schwedt. Privatbahnen [* 51] sind Stargard-Küstrin mit Glasow-Berlinchen, Paulinenaue-Neuruppin und Wittenberge-Perleberg. Für die geistige Bildung sorgen (von Berlin abgesehen): 21 Gymnasien, 7 Realgymnasien, 1 Realschule, 8 Realprogymnasien, 8 Schullehrerseminare, 1 Landwirtschaftsschule, 3 Taubstummenanstalten, 1 Blindenanstalt, 1 höhere Forstlehranstalt zu Eberswalde etc. Eingeteilt wird die Provinz nach Ausschluß von Berlin in die Regierungsbezirke Potsdam mit 17 und Frankfurt mit 18 Kreisen; das Oberpräsidium hat seinen Sitz in Potsdam.
Für die Justiz bestehen ein Oberlandesgericht (Kammergericht) in Berlin, 9 Landgerichte (Berlin I und II,
Frankfurt a. O., Guben, Kottbus, Landsberg a. W., Neuruppin, Potsdam und Prenzlau)
[* 52] und 101 Amtsgerichte. Militärisch gehört die
Provinz zum Bezirk des 3. Armeekorps; in Berlin und Umgegend steht außerdem das Gardekorps. In den deutschen Reichstag entsendet
Brandenburg
26 (Berlin 6), in das preußische Abgeordnetenhaus 45 (Berlin 9) Mitglieder. Die ehemaligen Provinzialstände
sind durch die neue Provinzial- und Kreisordnung aufgehoben worden (s. Preußen,
[* 53] Staat). Von ältern Benennungen sind noch im
Munde des Volkes: Ukermark, die Kreise Prenzlau, Angermünde und Templin;
Neumark, das Land im O. von der Oder, in engerer Bedeutung das im N. der Warthe;
Niederlausitz, der südliche Teil des Regierungsbezirks Frankfurt.
16.384e

* 54
Wappen.Andre Benennungen sind in den Kreisnamen beibehalten worden, z. B. Barnim, Havelland, Priegnitz, Lebus, Sternberg etc. Das brandenburgische Wappen [* 54] ist ein roter Adler [* 55] im silbernen Feld.
Brandenburg (Provinz:

* 58
Seite 3.318.Geschichte.
Brandenburg ward zu Anfang der christlichen Zeitrechnung von den Semnonen, seit der Völkerwanderung aber von slawischen Völkern (Wenden), den Hevellern, Lutizen und Abotriten, bewohnt, bis der deutsche König Heinrich I. 927 die Slawen an der Elbe schlug, ihre Stadt Brennibor (Brandenburg) eroberte und aus dem ihnen entrissenen Land 931 die Mark Nordsachsen, später Altmark genannt, bildete. Unter Otto d. Gr. wurden die Bistümer Havelberg [* 56] (945) und Brandenburg (949) gestiftet. Aber nach dem Tod seines Sohns Otto II. 983 gingen durch einen furchtbaren Aufstand der Wenden alle Eroberungen wieder verloren; das Christentum wurde ausgerottet, und die Wenden blieben heidnisch und unabhängig, bis 1134 der Askanier Albrecht der Bär, Graf von Ballenstedt, mit der Nordmark belehnt wurde, welcher die Wenden zurückdrängte, die Priegnitz, Zauche und Mittelmark erwarb, Brandenburg anstatt Stendal [* 57] zur Residenz machte, die ¶
mehr
Mark Nordsachsen der Abhängigkeit vom Herzogtum Sachsen entriß und sich zuerst Markgraf von Brandenburg nannte. Er stellte die zerstörten Bistümer wieder her, errichtete Klöster, zog zahlreiche Ritter heran, welche feste Burgen [* 59] bauten, und besiedelte das flache Land mit Bauern aus Westfalen [* 60] und den Niederlanden; Kaufleute und Handwerker gründeten städtische Niederlassungen. Durch diese Kolonisation, welche seine Nachfolger fortsetzten, wurde Brandenburg bald germanisiert.
Albrechts Sohn Otto I. (1170-84) erschien auf dem Reichstag zu Mainz [* 61] 1182 zum erstenmal als Reichserzkämmerer und erwarb 1181 die Lehnshoheit über Pommern und Mecklenburg. Otto II. (1184-1205) mußte, wegen eines Streits mit dem Erzbischof von Magdeburg [* 62] von diesem gebannt, alle seine Allodien in der Altmark und im Westhavelland von dem Erzstift Magdeburg zu Lehen nehmen (1196). Der Versuch seines Bruders Albrecht II. (1205-20), die Güter dem Erzbischof wieder zu entreißen, mißlang.
Staraja-Russa - Starhe

* 63
Stargard.Auf Albrecht II. folgten 1220 seine noch minderjährigen Söhne, Johann I. und Otto III., die bis 1226 unter der Vormundschaft ihrer Mutter Mathilde standen, dann 40 Jahre gemeinschaftlich regierten. Sie erweiterten Brandenburg durch ansehnliche Erwerbungen und nahmen Barnim und Teltow den Wenden, Stargard [* 63] in Mecklenburg und die Ukermark den Pommern, welche sie 1244 auch zur Anerkennung ihrer Lehnshoheit zwangen; sie eroberten ferner 1260 die Neumark und kauften Lebus und die Oberlausitz.
Die Ansiedelung deutscher Einwanderer wurde befördert und mehrere wichtige Städte gegründet, so Landsberg a. W. in der Neumark, Frankfurt a. O. im Land Lebus. 1232 erhielt das Dorf Köln, [* 64] 1242 Berlin brandenburgisches Stadtrecht. Ansehnliche Klöster, wie Chorin und Straußberg, wurden erbaut. So blühten die Marken gerade in einer Zeit aus, wo im übrigen Reich das Faustrecht herrschte. Johann und Otto teilten ihr Gebiet erst 1258 und machten Stendal und Salzwedel [* 65] zu ihren Regierungssitzen, während die Hauptstadt Brandenburg und die Lehnshoheit über die Bistümer und Havelberg gemeinsam blieb. Nach ihrem Tod (Johann I. starb 1266, Otto III. 1267) entstanden zwei Linien, die Johanneische oder Stendaler und die Ottonische oder Salzwedeler. Doch herrschte unter ihnen stets gutes Einvernehmen. 1280 zählten die beiden Linien 19 Markgrafen; Haupt der Familie war Otto IV. mit dem Pfeil (1281-1309). Durch Kauf von den Wettinern wurden die Besitzungen noch um die Mark Landsberg, die Pfalzgrafschaft Sachsen und die Niederlausitz vermehrt. Erst unter Waldemar (1309-19) wurden die Länder beider Linien wieder vereinigt und im Kampf gegen die neidischen Nachbarn behauptet.
Mit dem Tod seines minderjährigen Vetters, Heinrich von Landsberg, erlosch aber 1320 die brandenburgische Dynastie der Askanier. Nach heftigen Kämpfen um das herrenlose Land, in welchen ansehnliche Gebietsteile von demselben abgerissen wurden, verlieh Kaiser Ludwig der Bayer dasselbe 1323 seinem unmündigen Sohn, Ludwig dem ältern. Doch lag den Wittelsbachern das Wohl des Landes, welches wegen des Streits zwischen Kaiser und Papst mit dem Interdikt belegt und 1325 von Polen und Litauern verwüstet wurde, sehr wenig am Herzen, um so weniger, als die von Kaiser Karl IV. begünstigte Erhebung des falschen Waldemar (s. d.) zum Aufstand fast des ganzen Landes führte.
Während dieser Wirren geriet das Land in den traurigsten Zustand. Gewerbe und Handel lagen danieder, der Landbau wurde vernachlässigt, und bei der so häufig eintretenden Geldnot der Fürsten wurden die meisten landesherrlichen Rechte, Güter und Einkünfte an Private und Städte teils verpfändet, teils um geringen Preis verschleudert. Der Adel trotzte entweder in frechem Übermut der Macht und den Befehlen des Markgrafen, oder er ergab sich der Wegelagerei, welche bald so überhandnahm, daß sich die Städte zur Abschaffung dieses Unwesens durch besondere Bündnisse vereinigen mußten.
Romanzement - Römer

* 66
Römer.Die Schwäche der letzten Wittelsbacher (Ludwig der Römer [* 66] 1351-1365 und Otto der Faule 1365-73) benutzte Kaiser Karl IV., um durch Kauf und Gewalt die Mark, welche 1356 durch die Goldene Bulle im Besitz der Kurwürde bestätigt wurde, an das luxemburgische Haus zu bringen und seine Erwerbung 1373 durch den Vertrag von Fürstenwalde [* 67] zu sichern. Karl IV., der für seinen Sohn, den Kurfürsten und Markgrafen Wenzel (1373-78), die Regierung führte, bemühte sich, Ordnung, Gewerbfleiß, Handel und Wohlstand wiederherzustellen.
Für die Beschäftigung der niedern Stände sorgte er durch bedeutende Bauten, den Städten suchte er durch Erneuerung ihres alten Verhältnisses zum Hansabund wieder aufzuhelfen, der Straßenraub wurde streng bestraft und der Adel durch kaiserliche Verbote gehindert, neue Burgen und Schlösser ohne besondere Einwilligung des Landesherrn anzulegen. Die Fürsten von Pommern und Mecklenburg mußten die Lehnshoheit Brandenburgs anerkennen. Der Tod des Kaisers (1378) führte jedoch die meisten der alten Übel zurück. Siegmund (1378-1415), Karls IV. zweiter Sohn, dem die Marken zufielen, verweilte in denselben nur zweimal und nur, um hier Mittel zur Befriedigung seiner Geldbedürfnisse zu gewinnen. Endlich 1388 verpfändete er an den Markgrafen Jost von Mähren, [* 68] unter welchem die alte Verwirrung wiederkehrte.
Nuphar - Nürnberg

* 69
Nürnberg.Nach Josts Tod ernannte Siegmund 1411 seinen Rat und Feldherrn, den Burggrafen Friedrich von Nürnberg [* 69] (s. d.) aus dem Haus Hohenzollern, [* 70] zum Statthalter und zum Kurfürsten von Brandenburg. Die feierliche Belehnung erfolgte zu Konstanz. [* 71] Doch gelang es dem neuen Kurfürsten nur allmählich, sich geltend zu machen, indem er bedeutende Summen aufwenden mußte, um die verpfändeten fürstlichen Rechte einzulösen, und ihm die gewaltsame Demütigung des trotzigen Adels erst nach langwierigen Kämpfen gelang.
Sein energisches und staatskluges Auftreten begründete aber für die Mark den Beginn einer bessern Zukunft, und bald fanden sich mit der wiederhergestellten Ordnung die frühere Regsamkeit und der frühere Verkehr wieder ein. Wie Friedrich I. (gest. 14-40) den Adel, so beugte Friedrich II. (1440-70) die Städte, namentlich Berlin (s. d.), unter die landesfürstliche Gewalt. Unter ihm wurden 1450 die Lehnsstreitigkeiten mit dem Erzstift Magdeburg beigelegt. Die Altmark ward von der Lehnshoheit des Erzbistums gegen Abtretung einiger Ortschaften befreit, 1455 die Neumark, die Siegmund 1402 an den Deutschen Orden [* 72] verkauft hatte, wiedererworben und 1467 ein Teil der Niederlausitz von Böhmen abgetreten.
Ein Krieg, den er unternahm, um den Besitz der im Mannesstamm erloschenen Herzöge von Pommern-Stettin zu gewinnen, war dagegen erfolglos. Auf Friedrich H. folgte Albrecht Achilles (1470-86), der sich aber wenig um Brandenburg bekümmerte und meist in den fränkischen Besitzungen Ansbach [* 73] und Baireuth [* 74] residierte. Nach der von ihm festgesetzten Hausordnung (dispositio Achillea 1473) wurden indes die fränkischen Besitzungen von Brandenburg getrennt, so daß Albrechts ältester Sohn, Johann ¶