Haupt-
Hauptverbandplatz - Ha

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Seite 8.218. und Staatsaktionen, Bezeichnung für eine Entwickelungsphase des deutschen volksmäßigen
Schauspiels, welche
zu Ende des 17. Jahrh. auftrat und bis gegen die Mitte des 18. Jahrh.
die
Bühnen beherrschte. Die Haupt-
und Staatsaktionen wurden in der
Regel nicht gedruckt, sondern waren im handschriftlichen
Besitz der wandernden Schauspielertruppen damaliger Zeit. Sie bestanden bald in vollständig ausgeführten
Schauspielen, bald
in bloßen dramatischen
Entwürfen oder in einem Mittelding zwischen beiden, indem einzelne Haupt
szenen ganz dialogisiert
niedergeschrieben, dagegen die übrigen dem Stegreifspiel vorbehalten waren, und rührten meist von den
Führern der
Gesellschaft her. Im übrigen waren sie größtenteils
Nachbildungen fremder
Stücke, besonders englischer und niederländischer,
und behandelten, wie diese, vorzugsweise
Stoffe aus der Geschichte und
Sage des
Altertums, selten vaterländische Gegenstände.
Dabei war die ernste
Handlung mit possenhaften
Auftritten des
Hanswurstes
(Pickelherings,
Harlekins) durchflochten
oder von besondern burlesken
Zwischenspielen unterbrochen, und die Roheiten und Greuel der »englischen
Komödien« blieben darin herrschend. Der
Name Haupt-
und Staatsaktionen erklärt sich am einfachsten daraus, daß diese
Stücke, in welchen »große,
heldenmütige und tragische
Handlungen« dargestellt wurden und durch
Rang oder
¶
mehr
berühmte Thaten ausgezeichnete Personen auftraten, den eigentlichen Hauptteil
der öffentlichen Vorstellungen bildeten und,
dem Inhalt entsprechend, mit möglichster Pracht (»Staat« in diesem Sinn genommen) ausgestattet wurden. Erst in neuerer Zeit
wurde eine Anzahl dieser Stücke, von denen sich eine handschriftliche Sammlung auf der Wiener Hofbibliothek befindet, durch
den Druck bekannt, z. B. »König
Karl XII. vor Friedrichshall« (hrsg. von Lindner, Dessau
[* 4] 1845).
Vgl. Devrient, Geschichte der deutschen Schauspielkunst, Bd. 1 (Leipz. 1848);
Weiß, Die Wiener Haupt-
und Staatsaktionen (Wien
[* 5] 1854).