Texas
Texas (geographisch-st

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Seite 15.615.(abgekürzt Tex.), der südwestlichste und größte Staat der nordamerikan. Union, grenzt im O. an Louisiana und Arkansas, im N. an das Indianerterritorium und Neumexiko, im W. und S. an ¶
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Mexiko [* 3] und den Golf von Mexiko. Das Land zerfällt seiner Oberflächenbeschaffenheit nach in drei verschiedene Abteilungen. Von der Küste aus, die fast ihrer ganzen Länge nach von Haffen eingefaßt ist, erstreckt sich 50-100 km landeinwärts ein Flachland, das zum Teil sehr fruchtbar und für den Anbau von Baumwolle, [* 4] Zuckerrohr und stellenweise auch Reis vorzüglich geeignet ist. Hinter demselben erhebt sich ein wellenförmiges hügeliges Land, welches, bis 320 km breit, den ganzen Nordosten des Staats umfaßt, großenteils von Prärien bedeckt und zum Anbau sehr geeignet und in seinen Thälern dicht bewaldet ist.
Rio de Janeiro (Provin

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Rio de Janeiro (Provinz und Stadt).
Der ganze nordwestliche Teil des Staatsgebiets endlich ist Berg- und Hochland und besteht zum Teil aus
einem 1300 m hohen wüsten Sandsteinplateau (Llano estacado oder Staked Plain). An Flüssen ist Texas
reich, wenn auch die meisten
nur während eines Teils des Jahrs schiffbar sind. Der Red River scheidet es von dem Indianergebiet, der Sabine von Louisiana
und der Rio Grande
[* 5] von Mexiko. Ganz innerhalb des Staatsgebiets liegen Trinity, Brazos, Colorado, Guadalupe,
San Antonio und Nueces.
Das Klima [* 6] gilt im Vergleich zu den übrigen südlichen Staaten der Union für gesund. Nur in der Küstenniederung fordern intermittierende Fieber neben dem gelben Fieber fast jährlich zahlreiche Opfer. Am untern Rio Grande ist die Jahrestemperatur 23,2,° im Norden, [* 7] bei Fort Worth nur 17,5° C.; dort betrug der Unterschied zwischen dem kältesten und dem wärmsten Monat nur 13,2, hier aber 21,9°. Kalte Nordwinde (Northers) wehen manchmal zwischen November und Januar, während die Küste im September von Orkanen heimgesucht wird.
Pferde II

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Pferde.
Mit dem Süden der Union und deren mittlern Staaten unter einer Breite
[* 8] liegend, bietet das Land in seiner
Vegetation alle Produkte dar, welche jene Staaten auszeichnen, und ist auch hinreichend mit den verschiedensten Holzarten zu
allen Zwecken der Landwirtschaft sowohl als der Industrie versehen. Die Tierwelt von Texas
gleicht der des benachbarten Louisiana
und Arkansas. Büffel, verwilderte Pferde
[* 9] (Mustangs) durchziehen noch herdenweise die Steppen. In Bezug auf
Mineralien
[* 10] ist Texas
eins der reichsten Länder der Welt.
Nicht nur Steinkohlen und Eisen
[* 11] kommen in ungeheuern Mengen vor, sondern auch Kupfer,
[* 12] Silber, Gold,
[* 13] Blei
[* 14] etc., dazu Edelsteine,
[* 15] Töpfererde,
Salz
[* 16] u. a. Diese Bodenschätze liegen jedoch fast noch unberührt.
Texas
hat ein Areal von 681,842 qkm (12,843,3 QM.) mit (1880)
1,591,749 Einw., einschließlich von 393,384 Farbigen und 35,347 Deutschen, aber ohne einige tausend herumstreifende Indianer
(1870 erst 818,899 Einw.). Die öffentlichen Schulen wurden 1886 von 261,021 Kindern besucht, doch sind noch immer 15 Proz.
der über 10 Jahre alten Weißen und 75 Proz. der Schwarzen des Schreibens unkundig. An höhern Bildungsanstalten
besitzt der Staat 6 Colleges.
Hafenbefestigung - Haf

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Hafer.Von der Bevölkerung [* 17] beschäftigen sich 69 Proz. mit Landwirtschaft und 6 Proz. mit Industrie. Angebaut werden neben Mais, Hafer, [* 18] Gerste [* 19] und Bataten namentlich Baumwolle (1880: 805,284 Ballen), Zucker [* 20] und Tabak. [* 21] Alle unsre Obstsorten gedeihen, und im Süden auch Feigen. Für die Viehzucht [* 22] bietet das Innere des Staats große Vorteile. 1889 zählte man 940,000 Pferde und Maultiere, 4,084,000 Rinder, [* 23] 2,413,000 Schafe [* 24] und 1,950,000 Schweine. [* 25] Die Fischereien hingegen (1880 von 600 Personen betrieben) sind unbedeutend.
Vereinigte Staaten, Me

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Staaten.
Der Bergbau
[* 26] fördert Gold (1886: 147,000 Dollar), Silber (80,000 Doll.), Steinkohlen (125,000 Ton.) und Eisen.
Die Industrie (1880: 2996 Anstalten mit 12,159 Arbeitern) beschränkt sich fast nur auf Mahlen von Korn und
die Zurichtung von
Bauholz. Texas
hat (1887) 9810 km Eisenbahnen und besitzt 252 eigne Schiffe
[* 27] von 8621 Ton. Gehalt. Unter den Häfen ist Galveston der
bedeutendste. Die jetzige Verfassung wurde im November 1869 angenommen. Die gesetzgebende Gewalt liegt in
den Händen eines Senats von 31 und eines Repräsentantenhauses von 109 Mitgliedern, welche auf zwei Jahre gewählt werden.
Die obersten Staatsbeamten werden gleichfalls vom Volk gewählt, und der Gouverneur bleibt zwei Jahre im Amte. Die richterliche
Gewalt ist einem Obergericht und 34 Kreisgerichten übertragen; sämtliche Richter erwählt das Volk. Die
Finanzen sind in gutem Zustand. Die Staatsschuld betrug 1887: 4,237,730 Doll. Eingeteilt wird Texas
in 78 Counties. Politische Hauptstadt
ist Austin. S. Karte »Vereinigte Staaten,
[* 28] westliche Hälfte«.
Geschichte. Texas
gehörte früher zu Mexiko und zwar zur Provinz Tamaulipas. Schon während des mexikanischen
Unabhängigkeitskampfes sammelten sich hier viele Abenteurer aus den Vereinigten Staaten
[* 29] an. Nachdem der nordamerikanische
Oberst Austin 1823 die Stadt San Felipe de Austin gegründet hatte, fanden sich immer mehr Ansiedler aus dem Norden ein, die
ihre Absicht, das Land für die Union zu gewinnen, nicht verhehlten. 1835 erklärten sich die Texaner
im Vertrauen auf den Beistand der herrschenden Partei in den Vereinigten Staaten, welche eine Vermehrung der Sklavenstaaten wünschte,
für unabhängig und ernannten den General Houston zum Generalissimus.
Ein mexikanisches Heer unter Santa Anna drang zwar im Januar 1836 in Texas
ein und besetzte die Hauptstadt San Felipe
de Austin, ward aber 21. April unweit des Jacintoflusses von den Texanern unter Houston geschlagen. Mehrere andre Expeditionen
der Mexikaner in den folgenden Jahren scheiterten ebenfalls, und um 1840 stand Texas
als völlig konsolidierte Republik da. Frankreich
und England erkannten dieselbe und an; in Texas
selbst aber verlangte die
Mehrzahl Anschluß an die Vereinigten Staaten, welcher vom Kongreß angenommen wurde.
Nord-Amerika. Fluß- un

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Nordamerika.
Die förmliche Aufnahme in den Staatenbund erfolgte Hierüber entbrannte 1846 ein Krieg zwischen Nordamerika
[* 30] und
Mexiko, der am mit dem Friedensvertrag von Guadalupe Hidalgo endete; in diesem entsagte Mexiko
allen seinen Ansprüchen auf Texas
und das Gebiet zwischen Rio Grande und Nueces, doch schlug die Unionsregierung durch Beschluß
vom einen Teil dieser Länder zu Neumexiko, welches inzwischen als eignes Territorium in die Union getreten war, und
Texas
erhielt hierfür eine Entschädigung von 10 Mill. Doll. 1844 hatte sich zu Mainz
[* 31] ein deutscher Adelsverein
zu dem Zweck gebildet, den nach Texas
auswandernden Deutschen Hilfe und Schutz zu gewähren.
Texcoco - Thaarup

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Noch in demselben Jahr wurden 150 Familien nach Texas
befördert und in einer Kolonie, Neubraunfels, vereinigt. Infolge örtlicher
Schwierigkeiten und Geldmangels geriet aber die Sache bald ins Stocken. Der Prinz von Solms-Braunfels, der
Leiter der Angelegenheit, verließ das Land, und an seine Stelle trat ein Preuße, v. Meuselbach, welcher im Herbst 1845 den Indianern
einen nördlich von jener Kolonie gelegenen bedeutenden Landstrich abkaufte, wo später Friedrichsburg angelegt ward. Zwar
kam jetzt ein neuer Zug
von mehreren tausend Auswanderern an; doch gerieten dieselben aus Mangel an Mitteln
sowie durch die ungeeignete Lokalität, den mexikanischen Krieg und Krankheiten bald in eine sehr mißliche Lage. Nur Neubraunfels
und Friedrichsburg kamen etwas empor.
¶
mehr
1847 verabschiedete der Mainzer Verein alle seine Beamten und Agenten in Texas
und überließ seinen dortigen Grundbesitz dem Advokaten
Martin aus Freiberg,
[* 33] womit die ganze Sache ihr Ende erreichte. Kein besseres Schicksal als die deutschen Einwanderer hatten die 1848 unter
Führung des französischen Kommunisten Cabet (s. d.) hier angelangten Ikarier. Texas
stand während des amerikanischen
Bürgerkriegs sehr entschieden zur Sezession, kam indes in seinen mittlern und westlichen Teilen infolge der Wegnahme des Forts
Esperanza am Eingang der Matagordabai durch den Unionsgeneral Banks in die Gewalt des Nordens. Texas
widerstrebte nebst Mississippi
und Virginia am längsten der Annahme des sogen. konstitutionellen Amendements und ward daher erst später
rekonstituiert.
Vgl. Römer,
[* 34] Texas
(Bonn
[* 35] 1849);
Olmstedt, Wanderungen durch Texas (deutsch, 3. Aufl., Leipz. 1872);
Eickhoff, In der neuen Heimat (Geschichtliches über die deutsche Einwanderung, New York 1884);
Burkes, Texas-Almanack; Baker, History of Texas (New York 1873);
H. Bancroft, History of the Pacific States.
Bd. 10 (San Francisco 1884).