Tiber
(ital.
Tevere, franz. Tibre, bei den
Römern Tiberis
, in noch früherm
Altertum
Albula), der Hauptfluß des mittlern
Italien,
[* 2] an dessen
Ufern die Stadt
Rom
[* 3] liegt, entspringt in der
Provinz
Arezzo, 18 km nördlich von
Pieve
Santo Stefano,
[* 4] am Hochkamm
des toscanischen
Apennin, fließt anfangs gegen
S. und
SW. durch die
Provinz
Perugia, wendet sich dann bei
der Einmündung der Paglia scharf gegen SO. und läuft nun eine
Strecke weit parallel mit der
Küste des Tyrrhenischen
Meers,
bis er sich wieder gegen
SW. dem
Meer zuwendet, die
Provinz
Rom betritt und 38 km unterhalb
Rom in zwei
Armen
(wovon der nördliche, der von
Fiumicino, ein künstlich abgeleiteter
Kanal
[* 5] ist) in das
Tyrrhenische Meer einmündet.
Thal

* 6
Thal.
Das
Thal
[* 6] des Tiber
ist bald schluchtenartig eng und wild, bald weitet es sich zu einem lieblichen Gebirgskessel aus,
überall aber ist es reich an Naturschönheiten. Auch die
Thäler der Nebenflüsse haben einen wilden
Charakter. Nur die untern, erweiterten Thalgründe von
Rieti u.
Foligno, trocken gelegte Seebecken, machen eine Ausnahme. Bei
Nazzano gelangt der
Fluß in die wellenförmige
Campagna di Roma. Die beiden Mündungsarme, von welchen nur der nördliche
(Fiumicino) schiffbar, der südliche
(Fiumara) aber versandet ist, umschließen die
Isola sacra (»heilige
Insel«),
Tiberias - Tiberius Cl

* 9
Seite 15.688. ein mit
Wald und
Sumpf bedecktes
Delta.
[* 7] Von den mehr als 40 Nebenflüssen verdienen nur die Paglia mit der
Chiana rechts,
der Chiascio mit Topino und Clitunno, die
Nera mit dem
Velino und der
Teverone links Erwähnung. Die direkte
Entfernung von der
Quelle
[* 8] bis zur Mündung beträgt 233, der Stromlauf 418 km.
Beim
Eintritt in die Stadt
Rom, welche er auf
eine
Länge von 4450 m durchfließt, ist der
Fluß 75, weiterhin nur 52, unterhalb der Tiber
insel 103 m breit, bei einer Tiefe
von 5-13 m. Berüchtigt sind die vielen
Überschwemmungen in
Rom und der
¶
mehr
Campagna, welche durch rasches Schneeschmelzen und langes Regenwetter bei weitgehender Entwaldung des Flußgebiets verursacht
werden. Den Lauf des Flusses zu regeln und diese Überschwemmungen zu verhüten, ist eine der schwierigsten noch ungelösten
Aufgaben der italienischen Wasserbaumeister. Der Tiber
ist von der Mündung der Nera an schiffbar, von Rom aus auch
für kleine Dampfer und Segelschiffe bis zu 180 Ton. Sein Wasserstand ist auch im Sommer höher, als man erwarten sollte, und
es ist anzunehmen, daß er durch unterirdische Zuflüsse aus dem Kalkgebirge genährt wird. Er ist beständig trübe und
von den Thonmassen gelblichweiß gefärbt, welche er von den umbrischen Bergen
[* 10] und Ebenen mitführt, um
sie an seiner Mündung abzulagern. Er schiebt deshalb sein Delta sehr rasch ins Tyrrhenische Meer vor und hat alle Hafenanlagen
ausgefüllt und unbrauchbar gemacht; die älteste, Ostia, liegt jetzt 6½ km vom Meer.
Vgl. Smith, The Tiber
and its tributaries
(Lond. 1877);