Schöpfung
,
die Hervorrufung des Alls durch den göttlichen Willen aus Nichts, auf der hebräischen und babylonischen Kosmogonie beruhendes jüdisches und christliches Dogma, womit schon die Apologeten des 2. Jahrh. den meist zugleich Theogonien darstellenden Kosmogonien des Heidentums, insonderheit auch der griechischen Vorstellung von einer ewigen Materie, gegenübertraten. Während Gott unter letzterer Voraussetzung nur Weltbildner wäre, betont daher schon das sogen. apostolische Glaubensbekenntnis den »allmächtigen Schöpfer des Himmels und der Erde«.
Später unterschied man, um die griechisch-philosophische und die christlich-religiöse
Ansicht zu vermitteln, eine erste S.
(die des
Chaos) und eine zweite (die der sechs
Tagewerke oder Zeiträume). Während man sich aber theologischerseits
selbst neuerdings noch bemühte, die althebräische Schöpfung
ssage
vor der neuern Naturkunde zu rechtfertigen, entschieden
der gleiche
Charakter jener mit der altassyrischen
Sage, die Art und doppelte Gestalt der
Überlieferung und der
Widerspruch
mit der
Naturwissenschaft für die mythische
Ansicht in mancherlei
Formen, und mit wenigen Ausnahmen reduzieren heute auch die
streng bibelgläubigen
Dogmatiker den
Kern der Schöpfung
slehre auf den
Satz, daß die zeitlich-räumliche
Welt ihren
Grund in
einem bewußten und freien Willensakt
Gottes habe.
Unter dem Einfluß der geologischen Erkenntnis, daß der Bau der Erdrinde auf eine allmähliche Entstehungsweise hindeutet, und daß die Erdoberfläche in mannigfachen, aufeinander folgenden Epochen von den heute lebenden völlig verschiedene Tier- und Pflanzengeschlechter getragen hat, begann das von einigen Kirchenlehrern aufgestellte Dogma von der plötzlichen Erschaffung des Weltalls mit allem, was sich darin regt und bewegt, der Idee einer allmählichen Entwickelung der lebendigen wie der leblosen Welt Platz zu machen.
Geologische Formatione

* 2
Geologie.
Nachdem man lange den geschichteten
Bau der
Erdrinde und ihre
Versteinerungen als Überreste der
Sintflut
(s.
Diluvianismus) betrachtet hatte, sind seit dem ersten Erscheinen von
Buffons
»Epochen der
Natur« (1749)
Versuche aufgetaucht,
den mosaischen Schöpfung
sbericht und die
Geologie
[* 2] durch sogen.
Konkordanz- oder Harmonisierungshypothesen zu vermitteln, indem
man entweder den erstern nur auf die im
Menschen gipfelnde letzte
S. (in der sogen. Restitutionstheorie)
bezog und alle frühern Schöpfungen
in das
Chaos verwies, oder die geologischen
Perioden der Erdbildung als die bildlich zu
verstehenden sechs Schöpfung
stage der
Bibel
[* 3] ausdeutete. An
solchen
Versuchen,
Theologie und
Wissenschaft zu versöhnen, ist
namentlich die
englische Litteratur ungemein reich; allein nachdem
Lyell nachgewiesen, daß die Veränderungen
der
Erde nicht in wohlgetrennten
Perioden (s.
Katastrophentheorie), sondern in ununterbrochener
Folge, wie noch heute, vor sich
gegangen sind, und seitdem durch
Darwins Auftreten die
Ansicht einer langsamen
Entwickelung der höhern Lebensformen aus niedern
bei den Naturforschern die Oberhand gewonnen hat, beschränken sich die Vermittelungsvorschläge der
Theologen auf eine Rückkehr zum Standpunkt des heil.
Augustin, welcher eine mittelbare S. (creatio indirecta) lehrte, wonach
Pflanzen und
Tiere, ja selbst der
Mensch im Anbeginn der
Dinge nur der
Anlage nach erschaffen worden wären, um sich, wenn ihre
Zeit gekommen sei, zu entwickeln. Vgl.
Kosmogonie.