Nicola Pisani auf der
Höhe von Loiera 29. Aug. so vollständig geschlagen, daß von der ganzen genuesischen
Seemacht nur 17
Schiffe
[* 2] entkamen und die Genuesen genötigt wurden, sich unter den
SchutzJohannViscontis, des Herrschers von
Mailand,
[* 3] zu begeben.
4)Domenico,Kardinal,
Erzbischof und Vizelegat von
Avignon, war Oberaufseher der päpstlichen
Galeeren und
zeichnete sich als solcher 1571 in der
Seeschlacht von
Lepanto aus. In seiner
DiözeseAvignon machte er sich später als eifriger
Ketzerverfolger bemerklich. Er starb 1592.
2)
FrancescoMaria,
Mathematiker, geb. zu
Bologna, trat in den Jesuitenorden, wurde
Lehrer der
Mathematik im Ordenskollegium
zu
Bologna und starb daselbst. Er unterstützte Riccioli bei seinen
Arbeiten, lieferte eine
genaue
Beschreibung der Mondflecke, denen er auch andre seitdem gewöhnlich gewordene
Namen erteilte, und stellte besonders
über das
Licht
[* 7] wichtige Forschungen an, die er in seinem Werk »Physico-mathesis de
lumine, coloribus et iride, aliisque annexis libri II«
(Bologna 1665) niederlegte. So entdeckte er unter
anderm die
Diffraktion des
Lichts.
Sein Werk war die Grundlage von
Newtons
[* 8]
Lehre
[* 9] vom
Licht.
welche die
damals nach
Paris gekommenen italienischen
Buffones auf
Kosten der französischen
Bouffons in
Schutz nahm, durch seine pikanten
Broschüren zu gunsten der erstern: »Le
[* 15] petit prophète de Boemischbroda«
(Par. 1753) und
»Lettre sur la musique française« (das. 1753), die ihn beinahe
in die
Bastille gebracht hätten. Nach dem
Tode des
GrafenFriesen wurde Grimm
Sekretär des
Herzogs von
Orléans,
[* 16] fand aber noch Zeit
genug, seine litterarischen (vielleicht mit
BeihilfeDiderots und
Raynals verfaßten)
Bülletins für mehrere deutsche
Fürsten
zu schreiben, die 37 Jahre lang fortgesetzt wurden und nach seinem
Tod unter dem
Titel: »Correspondance
littéraire, philosophique et critique« (Par. 1812-13, 17 Bde.,
nebst
»Supplément«, das. 1814; neu hrsg. von Taschereau,
das. 1829-31, 15 Bde.; von Tourneux,
das. 1878-82, 16 Bde.; deutsch im
Auszug, Brandenb. 1820-23, 2 Bde.)
erschienen.
Sie bilden eine vollständige Geschichte der französischen Litteratur von 1753 bis 1790 und zeichnen
sich sowohl in sprachlicher Hinsicht als durch glänzende und pikante
Urteile aus. Seit 1776 versah Grimm, zum
Baron ernannt,
am französischen
Hof die
[* 17]
Funktionen eines bevollmächtigten
Ministers des
Herzogs von Gotha.
[* 18] Nach dem
Ausbruch der
Revolution
begab er sich nach Gotha, wo ihn 1795 die
KaiserinKatharina II. von Rußland zum
Staatsrat und
Ministerresidenten
in
Hamburg
[* 19] ernannte.
Als er infolge einer
Krankheit ein
Auge
[* 20] verloren, nahm er seine Entlassung und kehrte nach Gotha zurück,
wo er starb.
Noch erschien: »Correspondance inédite de Grimm et
Diderot« (Par. 1829).
nachkommen, um sich seiner Hilfe bei litterarischen Arbeiten zu bedienen. Im September 1805 nach Kassel, dem Wohnort seiner Mutter,
zurückgekehrt, erlangte er hier mit vieler Mühe den Posten eines Accessisten beim Sekretariat des Kriegskollegiums, nahm
aber noch vor Ablauf
[* 26] eines Jahrs seine Entlassung. Durch Johannes v. Müller dem damaligen Kabinettssekretär
des Königs von Westfalen
[* 27] empfohlen, erhielt er im Juli 1808 eine Anstellung als Bibliothekar des Königs und ward im Februar 1809 außerdem
zum Auditor im Staatsrat ernannt. Die viele Muße, die ihm die amtlichen Geschäfte ließen, verwendete er auf das Studium der
altdeutschen Poesie u. Sprache.
[* 28] Die ersten Resultate seines Fleißes legte er in der Schrift »Über den altdeutschen
Meistergesang« (Götting. 1811) nieder, welcher bald der 1. Band
[* 29] der allbekannten, unmittelbar aus dem Volksmund geschöpften
»Kinder- und Hausmärchen« (Berl. 1812) folgte. Das letztere Werk, von dem der 2. Band 1815 und der dritte, die Märchenlitteratur
enthaltend, 1822 erschien (3. Aufl. 1856), während vom ersten und zweiten
neue Ausgaben (20. Aufl. 1885) und vom Ganzen eine kleinere Ausgabe (welche fortwährend in neuen Auflagen erscheint) nötig
wurden, fand sofort den ungeteiltesten Beifall. Im folgenden Jahr gab Grimm die »AltdeutschenWälder« (Kassel 1813-16, 3 Bde.)
heraus, denen »Die beiden ältesten deutschen Gedichte, das
Lied von Hildebrand und Hadubrand und das Weißenbrunner Gebet« (das. 1812) vorhergegangen waren.
Mit Ausnahme der Schrift über den Meistergesang hatte Grimm die übrigen in Verbindung mit seinem BruderWilhelm bearbeitet und
herausgegeben. Beim Einpacken der reichhaltigen königlichen Bibliothek zu Kassel behufs deren Versendung nach Paris mitbeschäftigt,
wußte Grimm manche wertvolle Handschrift als unwichtig darzustellen und zurückzuhalten. Nach der Rückkehr
des Kurfürsten wurde Grimm zum Legationssekretär des hessischen GesandtenGrafenKeller ernannt und begab sich mit diesem ins
Hauptquartier der Alliierten. In Paris war er Mitglied der Kommission, welche die entführten litterarischen Schätze zurückforderte.
Im Sommer 1814 nach Kassel zurückgekehrt ging er alsbald zum Kongreß nach Wien,
[* 30] wo er bis Juni 1815 blieb.
Um jene Zeit begann er sich mit den slawischen Sprachen bekannt zu machen, deren Studium er später, bei mehr Muße, wieder
aufnahm.
Eine Frucht dieser Beschäftigung war, wenn wir von den anderweitigen Ergebnissen für die allgemeine linguistische
Vergleichung absehen, »Wuk Stephanowitsch' Kleine serbische Grammatik, verdeutscht mit einer Vorrede« (Leipz. 1824). Von Kassel
aus, wohin er sich nach Erledigung seiner Wiener Aufträge begeben hatte, mußte er auf Requisition der preußischen Regierung
wieder nach Paris eilen, um dort die aus verschiedenen Gegenden Preußens
[* 31] geraubten Handschriften zu ermitteln und zurückzuverlangen.
Diese Aufträge brachten ihn mit dem preußischen Geheimen Kammergerichtsrat Eichhorn, dem spätern Unterrichtsminister, zusammen,
mit dem er ein dauerndes freundschaftliches Verhältnis anknüpfte. Gegen Ende 1815 nach Kassel zurückgekehrt, ward er zweiter
Bibliothekar an der Bibliothek in Kassel, an der sein BruderWilhelm das Jahr vorher Sekretär geworden war.
Schon 1815 hatte er zu Wien »Irmenstraße und Irmensäule« und »Silva de romances viejos« und zu Berlin
[* 32] gemeinschaftlich mit seinem
BruderWilhelm »Der arme Heinrich vonHartmann von Aue« und »Lieder der alten Edda« (neue Ausgabe der deutschen Übersetzung von
Hoffory, Berl. 1885) erscheinen lassen. Nach
ihrer Anstellung an der Bibliothek veröffentlichten die Brüder
gemeinschaftlich: »Deutsche
[* 33] Sagen« (Berl. 1816-18, 2 Bde.; 2. Aufl.
1866) und »Irische Elfenmärchen« (Leipz. 1826),
eine Übersetzung von Crofton Crokers »Fairy legends and traditions of the
South of Ireland«, der sie eine treffliche Einleitung vorausschickten. Zwei der wichtigsten Arbeiten Grimms, die in der deutschen
Altertumswissenschaft Epoche machen, fallen in diese Zeit des Aufenthalts zu Kassel: »Die deutsche Grammatik«
(Götting. 1819, Bd. 1, 2. Aufl.
1822, 3. Aufl. 1840; Bd. 2-4, 1826-37, 2. Abdruck 1853; vermehrte Ausgabe des 1. Bds. durch W. Scherer nach Grimms Handexemplar,
Berl. 1870; des 2. Bds., 1875 bis 1878)
und »Deutsche Rechtsaltertümer« (Götting. 1828; 3. Aufl., das. 1881). In seiner »DeutschenGrammatik«
hat Grimm den ersten wesentlichen Schritt zur Begründung tieferer Erkenntnis des deutschen Altertums gethan.
Die Grammatik erscheint in diesem Werk nicht mehr als trockne Schematisierung; Grimm wußte »ein
historisches Leben mit allem Fluß freudiger Entwickelung in sie zu zaubern« und hat dadurch zu dem Bau unsrer
nationalen Philologie einen neuen Grund gelegt. Was die »Rechtsaltertümer« für das innigere Verständnis
des ältesten Rechtslebens sind, das leistete für die Religion der Altdeutschen Grimms »Deutsche Mythologie« (Götting. 1835, 3. Aufl.
1854; 4. Aufl. durch E. H. Meyer, Berl. 1875-78), ein Werk von nicht minder großer Tragweite für
die germanistische Wissenschaft. Da nach dem 1829 erfolgten Tod Völkels, des Oberbibliothekars, die Gebrüder Grimm ihren Anspruch
auf Beförderung nicht berücksichtigt sahen, folgten sie in demselben Jahr einem Ruf nach Göttingen,
[* 34] und zwar Jakob als ordentlicher
Professor und Bibliothekar und Wilhelm als Unterbibliothekar.
Hier wurde die »Deutsche Grammatik« vollendet und die schon erwähnte »Mythologie« ausgearbeitet. In jene
Zeit fallen auch Grimms kleinere Werke: »Hymnorum veteris ecclesiae XXVI interpretatio theotisca« (Götting. 1830),
von größern Arbeiten noch »ReinhartFuchs«
[* 35] (1834), worin Grimm nebeneinander den mittelhochdeutschen
Reinhart, den niederländischen Reinaert und andre deutsche und lateinische Gedichte der mittelalterlichen
Tierfabel veröffentlichte und mit umfassenden Untersuchungen über die Tiersage begleitete.
Da G. mit seinem BruderWilhelm
die bekannte Protestation der Göttinger Sieben gegen die Aufhebung des hannöverschen Staatsgrundgesetzes von 1833 unterschrieb,
wurden beide Ende 1837 ihres Amtes entsetzt und begaben sich zurück nach Kassel (vgl. Jakob Grimm,. Über meine
Entlassung, Basel
[* 36] 1838). Im J. 1840 zu ordentlichen Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften zu Berlin mit dem Recht, Vorlesungen
an der Universität zu halten, ernannt, eröffnete Jakob seine Vorlesungen über Altertümer des deutschen Rechts.
Er war Vorsitzender der Germanistenversammlungen zu Frankfurt
[* 37] (1846) und Lübeck
[* 38] (1847) und saß 1848 kurze
Zeit in der Nationalversammlung zu Frankfurt, tagte auch 1849 mit zu Gotha. Im J. 1828 erschien seine »Geschichte
der deutschen Sprache« (Leipz., 2 Bde.; 4. Aufl.,
das. 1880). Schon früher hatte er im Anschluß an seine »Rechtsaltertümer« eine
Sammlung deutscher »Weistümer« (Götting. 1840-63, 4 Bde.) unternommen, von denen nach seinem
Tod noch 2 Bände (das. 1867-70, Registerband 1878) erschienen. Viele besondere Untersuchungen legte
in Haupts »Zeitschrift für deutsches Altertum«, in Pfeiffers¶
mehr
»Germania«
[* 40] und in den »Abhandlungen«
der Berliner
[* 41] Akademie nieder; von letztern erschien in besonderm Abdruck die Schrift »Über den Ursprung der Sprache« (Berl. 1852, 7. Aufl.
1879). In der Vorrede zu Merkels »Lex salica« (Berl. 1850) behandelte er ausführlich die Malbergische Glosse. In Gemeinschaft
mit seinem Bruder begann er endlich noch in hohem Alter die umfassendste Arbeit seines Lebens, das »Deutsche
Wörterbuch« (Leipz. 1852 ff.), welches den gesamten
neuhochdeutschen Sprachschatz, soweit er in den Litteraturwerken von Luther bis Goethe enthalten, darzulegen bestimmt ist,
und dessen Weiterführung nach seinem TodHildebrand und Weigand übernahmen, denen sich später MoritzHeyne und M.
Lexer anreihten. Grimm starb unverheiratet in Berlin.
Eine Sammlung von Abhandlungen, Rezensionen, Reden etc. von Jakob Grimm erschien unter dem Titel: »KleinereSchriften« (Berl. 1867-86, 8 Bde.;
Auswahl daraus, 2. Ausg. 1875),
worin auch seine Selbstbiographie enthalten ist. Ein lebendiges Bild seiner Persönlichkeit
geben seine in großer Anzahl veröffentlichten Briefe, so: der »Briefwechsel zwischen Jakob Grimm und J.
D. ^[richtig: F. D. für FriedrichDavid] Graeter aus den Jahren 1810-13« (Heilbr. 1877);
»Freundesbriefe von Wilh. und Jakob
Grimm« (das. 1878);
3) WilhelmKarl, ausgezeichneter deutscher Altertumsforscher, Bruder des vorigen, geb. zu Hanau, genoß mit seinem
BruderJakob gleiche Erziehung und gleichen Unterricht, besuchte, wie dieser, das Lyceum zu Kassel und die
UniversitätMarburg, letztere jedoch ein Jahr später als Jakob, und erfreute sich ebenfalls des Wohlwollens Savignys, der ihn
für die Rechtswissenschaft bestimmte. Asthmatische Beschwerden und eine Herzkrankheit, zu deren Heilung er 1809 zu Reil nach
Halle ging, verboten ihm längere Zeit, sich um ein Amt zu bewerben. Er genas nur langsam, doch vollständig,
wenn er auch seinem BruderJakob an körperlicher Rüstigkeit stets nachstand. Er wurde 1814 zum Bibliotheksekretär in Kassel
ernannt, wo er sich auch verheiratete, und folgte Anfang 1830 seinem Bruder nach Göttingen,
wo er die Stelle eines Unterbibliothekars und 1835 eine außerordentliche Professur in der philosophischen Fakultät erhielt.
Seine übrigen Lebensschicksale sind aufs engste mit denen seines BrudersJakob verflochten: auch er gehörte zu den Sieben,
welche gegen die Aufhebung des Staatsgrundgesetzes protestierten, und wurde infolgedessen seines Amtes entsetzt, durfte aber
noch bis Oktober 1838 in Göttingen bleiben, worauf er sich zu seinem Bruder nach Kassel begab. Mit diesem
ging er 1841 nach Berlin; hier starb er Die Gemeinsamkeit und gegenseitige Ergänzung der beiden Brüder in Hinsicht
auf deutsche Wissenschaft und Politik, Überzeugungstreue, Arbeitskraft und Richtung ihres Wirkens steht
als ein seltenes Beispiel da. Mit liebevoller Hingabe hat Wilhelm Grimm seine Forschungen besonders der
Poesie des Mittelalters
zugewendet.
Außer einer Anzahl mit seinem BruderJakob bearbeiteter Werke (so der »Kinder- und Hausmärchen«, an deren Bearbeitung ihm
der Hauptanteil gebührt) veröffentlichte er allein: »Altdänische Heldenlieder, Balladen und Märchen«, übersetzt (Heidelb.
1811);
»Über deutsche Runen«
[* 45] (Götting. 1821; Nachtrag: »Zur Litteratur der Runen«, 1828);
Ausgaben des »Grave Ruodolf« (das.
1828, 2. Aufl. 1844; Bruchstücke eines Gedichts aus dem 12. Jahrh.),
eine Zusammenstellung der Zeugnisse für dieselbe, nebst einer Abhandlung über ihren Ursprung
und ihre Fortbildung. Außerdem sind zu erwähnen: die in der BerlinerAkademie gelesene Abhandlung »Exhortatio ad plebem christianam«
(Berl. 1848),
mit der eine Abhandlung über die »Glossae Casselanae«, welche zu den ältesten Denkmälern der deutschen Sprache
gehören (Nachtrag hierzu 1855),
sowie eine andre »Über die Bedeutung der deutschen Fingernamen«
verbunden ist;
ferner die gelehrte Untersuchung über »Die Sage vom Ursprung der Christusbilder« (das. 1843);
die Abhandlung
»Über Freidank« (das. 1850, mit 2 Nachträgen 1852 u. 1856);
»Zur Geschichte des Reims«
[* 46] (das. 1852) und »Die Sage von Polyphem« (das. 1857);
4) LudwigEmil, Maler und Kupferstecher, Bruder der beiden vorigen, geb. zu Hanau, kam um 1808 nach München
[* 47] zum
Kupferstecher KarlHeß, unter dessen Leitung er bald mit der Radiernadel und später auch mit dem Grabstichel Tüchtiges leistete;
doch zog er später die Radiernadel vor und verband nur da, wo es Kraft
[* 48] und Harmonie erforderten, mit der erstern die kalte
Nadel. Grimm radierte eigne Kompositionen, Landschaften, Tiere, am liebsten Bildnisse. Seine Behandlung der
Nadel ist frei, die Gegenstände sind durchgehends rein, zierlich und zuweilen bis zur Vollendung ausgeführt.
Bombardement von Antwerpen.
[* 52] Darauf zum Leibarzt des Königs ernannt, wurde er 1835 als Regimentsarzt nach Potsdam
[* 53] versetzt,
kehrte 1838 abermals nach Berlin zurück, um als Subdirektor die Leitung der militärärztlichen Bildungsanstalten zu übernehmen. 1844 wurde
er Generalarzt, 1847 zweiter und 1851 erster Generalstabsarzt der Armee und Chef des Militärmedizinalwesens, in
welcher Stellung er bis 1879 verblieben ist. Er starb in Berlin. hat sich große Verdienste um die Entwickelung des
preußischen Militärmedizinalwesens erworben, das in seiner jetzigen Gestalt wesentlich sein Werk ist. Er hat durchgreifende
Reformen in demselben ausgeführt, die zum Teil schon ihre Feuerproben in den letzten Kriegen rühmlichst
bestanden haben. Als Schluß seiner Thätigkeit kann die 1880 erschienene »Kriegssanitätsordnung« betrachtet werden.
Erstern begleitete er 1845-47 auf Reisen nach dem nördlichen und östlichen Rußland, nach der Krim,
[* 57] nach
Kaukasien, Syrien und Griechenland,
[* 58] wo er einen längern Aufenthalt zum Studium der griechischen Altertümer benutzte, und nach
Algerien.
[* 59] Bei der Vermählung des Großfürsten 1847 ward er zum Staatsrat ernannt und geadelt, worauf er bis 1852 auch die
Erziehung der jüngern Großfürsten, Michael und Nikolaus, leitete. Im genannten Jahr zog er sich aus Gesundheitsrücksichten
nach Dresden
[* 60] zurück, wo er seine »Wanderungen nach Südosten« (Berl. 1855-57, 3 Bde.)
und seinen Roman »Die Fürstin der siebenten Werst« (Petersb. 1858; deutsch, 2. Aufl., Leipz.
1861, 2 Bde.) schrieb, dessen Titel von dem in Petersburg üblichen Gebrauch, mit der »siebenten Werst« des Peterhofer Wegs ein
berühmtes Irrenhaus bei Petersburg zu bezeichnen, hergenommen ist, und dessen Inhalt durch die vortreffliche Schilderung russischer
Zustände großes Aufsehen erregte. Seit 1858 war Grimm wieder als Erzieher der kaiserlichen Kinder zu Petersburg thätig, trat
aber nach dem Tode der Kaiserin-Mutter (1860) für immer von diesem Posten zurück und siedelte nach Berlin
über, wo er ein umfassenderes Werk über die Verstorbene: »Alexandra Feodorowna, Kaiserin von Rußland« (2. Aufl., Leipz.
1866, 2 Bde.), ausarbeitete. Grimm starb in
Wiesbaden.
[* 61]
Seit 1860 Musikdirektor zu Münster,
[* 66] ist er seit 1878 auch als königlicher Musikdirektor an der dortigen Akademie angestellt,
die ihm bei seiner Ernennung zum Professor (1885) das Doktordiplom verlieh. Unter seinen Kompositionen
sind hervorzuheben: ein- und mehrstimmige Lieder, zwei- und vierhändige Klavierstücke, zwei Suiten in Kanonform für Orchester,
eine Symphonie in D moll, eine Sonate für Klavier und Violine, eine Kantate: »An die Musik«, mit Orchesterbegleitung u. a.
das Trauerspiel »Demetrius« (Leipz. 1854)
und »Novellen« (Berl. 1856, 2. Aufl. 1862). In den »Essays« (Hannov. 1859; 3. Aufl., Berl.
1884) und »NeuenEssays« (das. 1865, 2. Aufl. 1874) lieferte er eine Reihe vorzüglich geschriebener und gehaltvoller Betrachtungen
über Personen und Gegenstände der Litteratur und Kunst und dann in seinem Hauptwerk: »LebenMichelangelos«
(Hannov. 1860-63, 2 Bde.; 5. Aufl.
1879), nicht nur eine ausgezeichnete kunstgeschichtliche Monographie, sondern zugleich ein Kulturbild, das die politischen
und sozialen Verhältnisse, in welchen der Künstler gelebt, und von denen er seine Anregung empfangen hat, zu einem reichen
und mannigfaltigen Ganzen vereinigt. Seit 1865 gab Grimm die von ihm allein geschriebene Zeitschrift »Über Künstler und Kunstwerke«
heraus, die jedoch mit dem 3. Band (Berl. 1867) wieder einging. Noch sind zu erwähnen das Schriftchen »Goethe in Italien« (Berl.
1861),
worin er nachweist, wieviel der Dichter und die deutsche Bildung überhaupt Italien zu danken habe;
die »ZehnEssays zur Einführung in das Studium der modernen Kunst« (das. 1871, 2. vermehrte Aufl. 1883);
Bearbeitung des genannten Werkes, mit Abschluß des biographischen Teils, erschien 1886. Aus Vorlesungen an der BerlinerUniversität
ging das biographisch-kritische, durch einheitliche und große Auffassung ausgezeichnete Buch »Goethe« (Berl. 1877, 2 Bde.; 3. Aufl.
1882) hervor. Grimms litterarische Bedeutung liegt wesentlich in seinem feinsinnigen Urteil, in lebendiger, farbenreicher
Darstellung und einem überaus gebildeten, klaren Stil, Eigenschaften, die seinen Essays bleibende Bedeutung
sichern. Als Dichter fehlt ihm die energische Lebensfülle und innere Wärme.
[* 69] Eine gewisse kühle Ironie und blasierte Vornehmheit
beeinträchtigen die Totalwirkung seines Talents, welches gleichwohl in einzelnen Episoden der »Unüberwindlichen Mächte«
von großer Tiefe und Originalität erscheint. Vermählt ist Grimm mit Gisela v. Arnim, einer Tochter Bettinas
(s. Arnim 3).
Geboren wurde daselbst der Stammvater des sächsischen Königshauses, Albrecht der Beherzte, der sich deshalb auf seiner Wallfahrt
nach Palästina
[* 72] Junker von Grym nannte. In Grimma wurden seit 1440 mehrere Landtage gehalten, auf deren einem
(1458) KurfürstFriedrich der Sanftmütige die Leipziger Neujahrsmesse stiftete. Hier verhandelten 1511-1546 Abgeordnete der
beiden sächsischen Linien; durch den sogen. »Grimmaischen Machtspruch« wurden 40jährige Streitigkeiten über Münz- und Bergsachen
beigelegt. 1828 starb in Grimma der bekannte Verlagsbuchhändler Göschen, der daselbst seine Druckerei hatte; zu seinen
Freunden gehörte der Dichter Seume, der 1801 von Grimma aus seinen Spaziergang nach Syrakus
[* 73] antrat.
Vgl. Lorenz, Die Stadt Grimma, historisch
beschrieben (Leipz. 1871);
»Führer durch Grimma und Umgegend« (3. Aufl., Grimma 1882).
Erst in seinen spätern Lebensjahren scheint er als Schriftsteller aufgetreten, dann aber auch um so thätiger
gewesen zu sein. Von seinen Schriften fand die meiste Verbreitung der oben genannte Roman »Der abenteuerliche Simplicissimus,
Teutsch, d. h. die Beschreibung des Lebens eines seltzamen Vaganten, genannt Melchior Sternfels von Fuchshaim etc.«, der, sechs
Bücher umfassend, zu Mömpelgard 1669 in drei Ausgaben erschien. Dieses erst in neuerer Zeit richtig gewürdigte
Werk ist der lebensvollste Roman der zweiten Hälfte des 17. Jahrh.; er erhob sich zu wirklich poetischer Bedeutung
durch die in ihm enthaltene Fülle echter Stimmung.
Schon der Kontrast der Friedenssehnsucht in der Seele des Helden mit dem blutigen Soldatenleben und wilden Abenteurertum, durch
welches »Simplex« hindurchgetrieben wird, wirkt ergreifend.
Die treuen Bilder des großen Kriegs sowie der verwilderten deutschen Gesellschaft nach dem Krieg werden durch einen frischen
Humor erträglich, und neben aller Derbheit, ja Roheit leben in dem Roman deutsches Gemüt und das Verlangen nach dem Idealen
und Ewigen. Von den neuern Ausgaben des Werkes sind die von A. v. Keller für den Litterarischen Verein in
Stuttgart
[* 78] besorgte (1852-62, 4 Bde.), die von H. Kurz (in »Simplicianische Schriften«, Leipz. 1863-64; mit litterarischen Einleitungen
und Anmerkungen), von J. ^[Julius] Tittmann (2. Aufl., das. 1877, 2 Bde.)
und der von Kögel besorgte Neudruck (Halle 1880) hervorzuheben. Umarbeitungen erschienen von E. v. Bülow
(Leipz. 1836, nur die fünf ersten Bücher umfassend), Lauckhard (das. 1876) und E. H. Meyer (Brem. 1876). Nicht so hoch wie
der »Simplicissimus« standen Grimmelshausens übrige Erzählungen: »Trutz Simplex oder Lebensbeschreibung der Ertzbetrügerin
und Landstörtzerin Courasche« (o. O. u. J., ungefähr 1669),
»Der seltzame Springinsfeld« (1670) und »Das
wunderbarliche Vogelnest« (o. O. 1672; alle drei neu hrsg. von Kurz in den »Simplicianischen Schriften«
[s. oben] und von Tittmann in »Simplicianische Schriften«, Leipz. 1877, 2 Bde.).
Ihnen reihen sich verschiedene Schriften satirischen Charakters an, wie: »Schwarz und weiß oder die Satirische Pilgerin« (1666),
»Die verkehrte Welt« (1673) u. a. Neben
diesen der volkstümlichen Richtung angehörigen Werken versuchte sich auch im breit-redseligen und galanten Kunstroman seiner
Zeit; »Des vortrefflichen keuschen Josephs in Ägypten
[* 79] erbauliche Lebensbeschreibung« (Nürnb. 1670),
»Dietwalds und Amelindens
anmutige Lieb- und Leidsbeschreibung« (das. 1670) und »Des
durchlauchtigen Prinzen Proximi und seiner ohnvergleichlichen Lympidä Liebesgeschichterzählung« (das.
1672) sind charakteristische Proben der aufgebauschten und leblosen Erzählungskunst jener Tage. Eine Gesamtausgabe der Schriften
Grimmelshausens erschien Nürnberg
[* 80] 1683-1713 in 3 Teilen. Im J. 1879 wurde ihm zu Renchen ein Denkmal in Form eines 6,5 m hohen
Obelisken aus blaurotem Sandstein errichtet.
Adolf, Dichter, Sänger und Bildhauer, geb. zu Stuttgart, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf,
zeigte aber früh Talent zur Plastik und besuchte 1845-48 die Kunstschule, um Bildhauer zu werden. Da er aber eine schöne Tenorstimme
besaß, ließ er sich durch A. Bayer in München zum Sänger ausbilden, trat 1853 mit glänzendem Erfolg
auf dem Münchener Hoftheater auf und wurde sofort von VinzenzLachner für Mannheim
[* 84] engagiert. Ein Jahr später berief ihn Ed.
Devrient nach Karlsruhe,
[* 85] wo Grimminger Gelegenheit fand, sich namentlich in klassischen Opern und als Wagner-Sänger auszubilden. Nach
vier Jahren folgte er einem Ruf nach Hannover und ein Jahr darauf einem solchen nach Wien, wo er bald der
Liebling des Publikums wurde. 1860 ward er für die Deutsche Oper in Rotterdam
[* 86] engagiert, kehrte dann 1869 nach Deutschland zurück
und nahm in Stuttgart seinen dauernden Aufenthalt. Er veröffentlichte zwei Sammlungen Gedichte in schwäbischer
Mundart: »Mei' Derhoim« (Stuttg. 1868, 4. Aufl.
1884) und »Lug'-ins-Land« (das. 1873), die lebhafte Anerkennung fanden. Auch als Bildhauer hat er nie ganz aufgehört, thätig
zu sein, wie verschiedene von ihm ausgestellte Porträtmedaillons bezeugen.
1) Sohn Pippins des ältern, wurde drei Jahre nach seines Vaters (gest. 639) Tod, 642,
Majordomus in Austrasien, suchte nach dem Tode des Königs Sigbert seinen eignen Sohn Childebert 656 auf den Thron
[* 87] zu erheben,
wurde jedoch vom Adel gestürzt und dem König von Neustrien, Chlodwig II., ausgeliefert, der ihn hinrichten ließ.
2) Sohn Gisulfs, seit 647 Herzog von Benevent, wurde. 662 König der Langobarden, nachdem er König Godebert,
der ihn zu Hilfe gerufen, in Pavia ermordet und dessen Bruder Berthari vertrieben hatte. Er herrschte zehn Jahre mit Kraft und
Klugheit und kämpfte glücklich gegen die Avaren. Nach seinem Tod (672) folgte ihm der vertriebene Berthari.
delaReynière (spr. grimoh d'la ränjähr), mit seinem wahren Namen Alex. Balth. Laurent,
franz. Schriftsteller und witziger Sonderling, geb. 1758 zu Paris, Sohn eines Generalpachters, widmete sich der Advokatur, wurde
aber wegen einer sehr scharf abgefaßten Schrift verwiesen und lebte seitdem ganz der Litteratur. In den glänzenden Zirkeln
seiner Eltern zeigte er sich linkisch und blöde, machte sich dabei aber keck über den Rangstolz der
vornehmen Gesellschaft lustig und erfand zu diesem Behuf manchen ergötzlichen Schwank.
Zur Beförderung der Feinschmeckerei errichtete er eine Jury von Gourmands, die monatlich bei ausgewählter Tafel eine Sitzung
hielt. Nach der Restauration zog er sich aufs Land zurück, wo er starb. Von seinen Werken
sind zu nennen: »Réflexions philosophiques sur le plaisir, par un célibataire« (Par. 1783);
ein Hochgebirgspaß (2165 m), der, die Berner Alpen überschreitend, aus dem Haslithal (Berner Oberland) nach
dem Oberwallis führt, in elf Stunden von Meiringen (599 m) nach Obergestelen (1339 m). In wilder Höhe ruht
der Todtensee, in dessen Tiefen die in wiederholten Bergkämpfen Gefallenen begraben liegen, ein lebloser, ¾ Jahr lang gefrorner,
tiefer, kleiner Hochsee. Tiefer liegt, auf Berner Seite, das Grimselhospiz, ursprünglich eine wohlthätige Stiftung, jetzt
Wirtshaus. Während des Winters stationieren hier zwei Knechte, welche den Weg offen halten und Verirrte aufsuchen. Die
Grimsel, eine der besuchtesten Touristenrouten, besonders seit dem Bau der Furkastraße, ist noch immer bloßer Saumpfad.
kleine dän. Insel im N. von Island,
[* 90] von ca. 90 Menschen bewohnt, welche durch das lebensgefährliche Einsammeln
von Möweneiern und Fischfang ihren kärglichen Unterhalt finden.
Über Grind bei den Haustieren s. Raude. - Grind heißt auch eine Krankheit an verschiedenen Pflanzen, zumal an
Kartoffeln, bei denen sie darin besteht, daß die Schale der Knollen
[* 93] infolge stärkerer Korkbildung ungewöhnlich dick und stellenweise
warzig aufgetrieben erscheint, was besonders leicht bei übermäßiger Feuchtigkeit eintritt; auch an Bäumen, zumal an Obstbäumen,
wo sie in einem Rissigwerden der Borke besteht (was beim Stand auf unfruchtbarem Boden eintritt) und häufig
in Baumkrätze (s. d.) übergeht.
Gebirgsthal im Berner Oberland, wird von der SchwarzenLütschine durchflossen, welche durch eine Thalenge
in die Unterstufe, das Lutschenthal, gelangt und sich bei Zweilütschinen mit der aus Lauterbrunnen kommenden
WeißenLütschine vereinigt. Eins der schönsten Alpenthäler, erstreckt sich Grindelwald 20 km lang in unmittelbarer Nähe der Finsteraarhorngruppe.
Von ihren weiten Firnmulden senken sich, zu beiden Seiten des Mettenbergs, zwei Eisströme in das Thal:
[* 95] der vielbesuchte Obere
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