der ganz oder meist teilweise unter der Erdoberfläche entweder selbständig oder unter einem Bauwerk angelegte
Raum, welcher stets möglichst gleichmäßige
Temperatur besitzen
soll und meist zur
Aufbewahrung vonSpeisen
und
Getränken, zur Verrichtung häuslicher
Arbeiten, wie
Kochen,
Waschen etc. sowie, besonders in großen
Städten, zu
Wohnungen
und
Läden benutzt wird. Die normale Kellerwärme entspricht der herrschenden
Bodentemperatur, welche gewöhnlich nur geringen
Schwankungen unterliegt. Je tiefer der Keller ist, um so leichter läßt sich diese
Temperatur bewahren, weshalb manEiskeller
[* 2] in der
Regel sehr tief anlegt. Wo dies nicht angeht, führt man doppelte
Mauern auf, zwischen welchen man eine die
Wärme
[* 3] schlecht
leitende Luftschicht einschließt, oder zu welchen man Hohlsteine verwendet.
Oberirdische Keller bedeckt man mit einer 1,5-2 m starken Erdschüttung und beschattet
letztere mit eingepflanzten Sträuchern oder
Bäumen. Der Zutritt zu einem solchen Keller muß durch einen
möglichst langen, mit doppelten
Thüren verschlossenen
Gang
[* 4] führen. Dasselbe gilt für Keller, welche in einen Abhang hineingebaut
sind, z. B. für Felsenkeller. Die Tiefe eines solchen
Kellers muß sich nach dem
Stande des
Grundwassers richten; muß derselbe
unter dessen
Spiegel
[* 5] reichen, so kann man den Keller durch umgekehrte
Gewölbe,
[* 6]
Isolierschichten von
Asphalt,
Zement u. dgl. trocken legen.
Andernfalls pflastert man den Keller etwas abschüssig und legt an der tiefsten
Stelle ein Sammelloch an, aus welchem das
Wasser
von Zeit zu Zeit herausgeschöpft wird. Unter Gebäuden bilden die Kellerwände zugleich die
Fundamente der Geschoßwände,
während ihre
Decke
[* 7] schon der Sicherheit gegen Feuersgefahr wegen am besten gewölbt wird. Ragt der Keller einige
Fuß über die
Oberfläche der
Erde, so erleuchtet man denselben durch
Fenster und hinter denselben angebrachte sogen.
Kellerhälse; bei tiefer
liegenden
Kellern bringt man Schlote an und deckt diese auf der Bodenoberfläche mit dicken gegossenen
Glasscheiben oder durchbrochenen Eisenplatten.
Die Kellertreppe wird aus
Backsteinen oder besser aus Werksteinen hergestellt und steigt bei beschränktem oder ganz fehlendem
Flur unter einem
Kellerhals empor, welcher in einen Vorbau des
Hauses mündet.
Liegen im K. Gegenstände, die
Kohlensäure entwickeln,
wie z. B. bei Gärkellern für
Bier undWein, so ist eine
Ventilation notwendig. Unter Gebäuden erzielt
man eine solche, wenn
man in den
Fußboden des
Kellers einen
Kanal
[* 8] münden läßt, der anderseits mit der
Esse in
Verbindung steht
und durch eine
Thür verschlossen werden kann. Über
Eiskeller s.
Eis,
[* 9] über Milchkeller s.
Milch.
1831 Präsident des Obergerichts und Mitglied des Erziehungsrats. 1830 in den GroßenRat gewählt, war er 1832 und 1834 dessen
Präsident. Zu wiederholten Malen vertrat Keller seinen Kanton
[* 17] auf der eidgenössischen Tagsatzung und beteiligte sich in dieser
Eigenschaft wesentlich an den Arbeiten für die Bundesreform (1833) und das Militärstraf- und Prozeßgesetzbuch
(1837). In Anerkennung der letztern Arbeit wurde er zum Obersten und Chef des eidgenössischen Justizstabs ernannt. 1843 ging
er als Professor der Rechte nach Halle,
[* 18] 1847 in gleicher Eigenschaft als Puchtas Nachfolger nach Berlin, wo er starb.
Früher der liberalen Richtung zugethan, huldigte er später dem entschiedensten Konservativismus und
war als Mitglied der preußischen Zweiten Kammer sowie des ErfurterParlaments ein Hauptwortführer der reaktionären Partei.
Nach seiner Erhebung in den Adelstand ward er ins Herrenhaus berufen. Ein bleibendes Verdienst erwarb er sich durch Entwickelung
und Neubelebung des römischen Prozeßrechts. Hierher gehören seine Werke: »Über
Litiskontestation und Urteil« (Zürich
1827) und »Der römische Zivilprozeß und die Aktionen« (Leipz. 1852, 6. Aufl.
von A. Wach 1883). Als tüchtigen Philologen bekunden ihn seine »Semestria ad M.
T. Ciceronem« (Zürich
1842-51, Bd. 1). Noch schrieb er: »Monatschronik der ZüricherRechtspflege« (Zürich
1833-38, 12 Bde.) und »Die
Baseler Teilungssache« (das. 1833). Seine Vorlesungen über Pandekten gab Friedberg
[* 19] (Leipz. 1861) und in 2. AuflageLewis (das. 1867, 2 Bde.) heraus.
3) Ferdinand, Altertumsforscher, geb. im Schloß zu Marthalen (Zürich),
studierte in Zürich
und ging nach Beendigung der philologischen
und theologischen Studien 1825 nach Lausanne
[* 20] und 1826 nach Paris, um Naturwissenschaft zu studieren. Dann
lebte er vier Jahre als Erzieher inEngland und kehrte 1831 nach Zürich
zurück. Hier wurde er Lehrer an dem neugegründeten technischen
Institut und Aktuar der NaturforschendenGesellschaft. Als solcher veröffentlichte er mehrere Arbeiten über die Karrenfelder,
die Eishöhlen
[* 21] und Windlöcher in den Alpen,
[* 22] die Tieferlegung des Lungernsees etc. Die Entdeckung und Untersuchung
der Grabhügel im Burghölzli, Denkmäler, welche bis dahin in der Schweiz
[* 23] unbeachtet geblieben waren, führten zur Gründung
der Antiquarischen Gesellschaft, deren Förderung als seine Lebensaufgabe betrachtete, und des Museums, welches unter Kellers
Leitung in kurzer Zeit zu großer Bedeutung heranwuchs. Er erforschte die Trümmerstätten römischer
Gebäude in allen Teilen der Schweiz und bemühte sich, eine Übersicht der keltischen und alemannischen Altertümer des Landes
zu gewinnen. Im Winter 1853/54 entdeckte Keller zu Obermeilen am ZüricherSee den ersten Pfahlbau, bereiste, da bald darauf auch
am Bieler See ähnliches beobachtet wurde, alle bisher vermuteten oder bekannt gewordenen Seestationen
und publizierte dann seinen ersten Bericht, der in alle neuern Sprachen übersetzt wurde. Später folgten noch sieben Berichte
über Pfahlbauten.
[* 24] In den »Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft« und in dem »Historischen und antiquarischen Anzeiger«
publizierte Keller eine Reihe von neuen Erscheinungen und Thatsachen und trug dadurch nicht wenig zur Belebung
des Interesses für historische und archäologische Fragen der verschiedensten Epochen bei. Keller führte 40 Jahre hindurch, bis
1871, das Präsidium der Antiquarischen Gesellschaft. Als Ehrenpräsident derselben starb er in Zürich.
Er publizierte noch:
»Bauriß des Klosters St.
Gallen vom Jahr 820« (Zürich
1844) und eine archäologische Karte der Ostschweiz (das.
1874).
Vgl. Meyer v. Knonau, Lebensabriß von F. Keller (Zürich
1882).
4) Joseph, Ingenieur und Reisender, geb. zu Gerlachsheim im Tauberthal, machte seine technischen Studien in Karlsruhe
[* 25] und Wien,
[* 26] wurde 1839 zum Vorstand der Wasser- und Straßenbauinspektion in Mannheim
[* 27] ernannt und 1841 nach
Karlsruhe versetzt. 1855 folgte er einem Ruf zur Leitung von Straßenbauten in Brasilien.
[* 28] Nach Vollendung der ersten Normalstraße
durch dieses Land führte er sechs Reisen in das Innere desselben aus. 1869 kehrte Keller nach Karlsruhe zurück, wo er in Ölbildern
und Aquarellen verschiedenen Genres ein reiches Talent bekundete. Er starb
Auf seinen Antrag wurden nach heftigem Widerstand 1841 die Mannsklöster im Aargau
aufgehoben, er stellte auch 1844 bei
der Tagsatzung den Antrag auf Ausweisung der Jesuiten, der jedoch erst 1847 durchging. 1856 wurde er in den aargauischen Regierungsrat
gewählt und versah das Amt eines Erziehungsdirektors und Präsidenten des katholischen Kirchenrats. Gleichzeitig vertrat er
seinen Kanton zuerst im Ständerat (1848/49), dann im Nationalrat (1854-66), seit 1866 wieder im Ständerat
und war wiederholt Vorsitzender der einen wie der andern Versammlung. 1869 eröffnete er denKampf der Baseler Diözesanstände
gegen den Bischof Lachat durch sein Buch über die am Priesterseminar Solothurn
[* 32] eingeführte Moraltheologie des PatersGury (2. Aufl.,
Aarau
[* 33] 1870), stellte sich 1870 an die Spitze der altkatholischen Bewegung in der Schweiz und wurde 1875 Präsident
des Synodalrats der schweizerischen christkatholischen Kirche. Er starb, nachdem er sich 1881 von allen Ämtern zurückgezogen, in
Lenzburg.
fertig wurde. Die Disputa ist Kellers Hauptwerk, worin sich Sorgfalt des Stichels und malerische Weichheit in gleicher Weise
geltend machen. Sodann ging an den Stich der Sixtinischen Madonna von Raffael, wozu er eine von Schurig in Dresden
[* 40] hergestellte,
von ihm selbst überarbeitete Zeichnung benutzte. Macht sich in den frühern Arbeiten Kellers noch die
Manier des Kartonstichs geltend, so ist dieselbe bei der Sixtinischen Madonna ganz abgestreift; bei derselben ist jedoch die
zu große Weichheit und Unbestimmtheit der Formengebung zu tadeln, so daß der Stich hinter F. Müller und Mandel zurückbleibt.
Keller starb in Düsseldorf.
7) HeinrichAdelbert von, Germanist und Romanist, geb. zu Pleidelsheim in Württemberg,
[* 41] studierte
in Tübingen
[* 42] Theologie, wandte sich aber zugleich unter Uhlands Leitung mittelalterlichen Sprachstudien zu. Als Frucht eines
13monatlichen Aufenthalts in Paris erschien: »LiRomans des sept sages« (Tübing. 1836). Im Herbst 1835 habilitierte sich als
Privatdozent der germanischen und romanischen Litteratur in Tübingen, wo er von 1837 bis 1841 auch das
Amt eines Unterbibliothekars der Universität bekleidete. In dieser Zeit gab er heraus: »Altfranzösische Sagen« (2. Aufl.,
Heilbr. 1876),
edierte den »Romancero del Cid« (das. 1840) und »Zwei Fabliaux«
(das. 1840) und übersetzte außer anderm die »Gudrun« (das. 1840). Aus Gesundheitsrücksichten ging er 1840 nach Italien,
[* 43] wo er zu Rom undVenedig
[* 44] die bedeutendsten Bibliotheken durchforschte. Eine reiche Ausbeute von schätzbaren Beiträgen zur Geschichte
mittelalterlicher Dichtung veröffentlichte er in seiner »Rômvart« (Mannh.
1844). Nach seiner Rückkehr zum außerordentlichen, 1844 zum ordentlichen Professor und zugleich zum Oberbibliothekar ernannt,
gab er heraus: »DiokletiansLeben« von Bühel (Quedlinb. 1841);
1850 legte er seine Stelle als Oberbibliothekar nieder; dagegen
ward er 1849 Präsident des »Litterarischen Vereins« in Stuttgart
[* 46] und hat seitdem seine litterarische Thätigkeit
vorzugsweise in den Schriften des Vereins entwickelt, für welchen er den »Simplicissimus« (1854-62, 4 Bde.),
8) Gottfried, Dichter, geb. zu Glattfelden bei Zürich,
widmete sich zuerst
der Landschaftsmalerei und verweilte zu seiner künstlerischen Ausbildung 1840-42 in Wien, kehrte dann aber in seine Heimat zurück
und wurde sich hier bald darüber klar, daß sein schöpferisches Talent ihn weit mehr auf die Poesie als auf die bildende
Kunst hinweise.
Die Herausgabe der ersten Sammlung seiner »Gedichte«
(Heidelb. 1846), in denen sich eine scharf geprägte Originalität neben tiefer Innigkeit und
quellender Lebensfülle bekundete, entschied über seinen Beruf. Er ging, um Philosophie zu studieren, 1848 nach Heidelberg,
[* 47] 1850 nach
Berlin und bethätigte seinen produktiven Drang wie sein eigentümliches Talent durch die Sammlung seiner »Neueren Gedichte«
(Braunschw. 1851) sowie durch den großen Roman »Der grüne Heinrich« (das. 1854, 4 Bde.;
neue, wesentlich umgearbeitete Ausg., Stuttg. 1879-80), welcher eine
Fülle äußerer und innerer Erlebnisse, echt poetischer Stimmungen in einer allerdings lockern und stellenweise über den
prosaischen Bericht sich nicht erhebenden Erfindung und Komposition enthält und jedenfalls zu den an poetischem
Detail reichsten Romanen der neuern deutschen Litteratur gezählt werden muß.
Ganz entscheidend und über jeden Zweifel hinaus dokumentierte der Dichter seine Bedeutung in den Erzählungen: »Die Leute
von Seldwyla« (Braunschw. 1856),
welche ihn unter die ersten Novellendichter der deutschen Litteratur einreihen. In Ernst
und Humor enthält die Sammlung vollendete Meisterstücke (darunter: »Romeo
und Julie auf dem Dorf«, »Die drei gerechten Kammmacher«). Keller erwies
darin neben der Fülle und Wärme sinnlich-anschaulichen Lebens eine seltene psychische Tiefe und Feinheit, schlagende Kraft
[* 48] der Charakteristik und den liebenswürdigsten Humor, welcher nur vereinzelt in schneidige Satire und Ironie umschlägt. 1861 ward
Keller zum ersten Staatsschreiber des Kantons Zürich
erwählt. Da in die ersten Jahre nach seinem Amtsantritt
mehrere Verfassungsrevisionen fielen, so ward ihm die freie Muße empfindlich verkümmert. Erst seit er 1876 von seiner amtlichen
Stellung zurückgetreten, konnte er eine Reihe neubegonnener poetischer Arbeiten zu Ende führen. Vorher war die um eine Anzahl
köstlicher Erzählungen, wie: »Dietegen«, »Der Schmied seines Glücks« und »Kleider machen Leute«, vermehrte 2. Auflage
der »Leute von Seldwyla« (Stuttg. 1873-74, 4 Bde.; 5. Aufl.
1887, 2 Bde.) sowie die humoristisch-kecken, farbenreichen »SiebenLegenden« (das. 1872, 3. Aufl. 1883) erschienen;
jetzt trat
die obengedachte große und vielfach glückliche Neubearbeitung des »GrünenHeinrich« und die Sammlung
»ZüricherNovellen« (Stuttg. 1878, 2 Bde.; 4. Aufl.,
Berl. 1886, 2 Bde.) hervor, die in
ihrer einrahmenden Erzählung wie in den einzelnen Geschichten (namentlich »Der Landvogt von Greifensee« und »Das Fähnlein der
sieben Aufrechten«) wiederum eine wunderbare Fülle innern Lebens und Meisterstücke in Scherz und Ernst aufwies.
Wenn die folgenden Novellen (»Das Sinngedicht«, 4. Aufl., Berl. 1884) trotz einzelner vorzüglicher
Momente eine gewisse Ermattung des Dichters befürchten ließen, so ward diese Befürchtung durch alle neuern Gedichte,
welche in den »Gesammelten Gedichten« Kellers (Berl.
1883) zu Tage traten, sowie durch den Musterroman »Martin Salander« (das. 1886) entscheidend widerlegt.
Letzterer, von höchster Einfachheit der Komposition, birgt einen seltenen Reichtum des Lebens, eine Fülle charakteristischer
Gestalten, satirischer Zeitschilderung und tiefpoetischer Situationen, in mustergültiger Vollendung anschaulichen und eigentümlichen
Stils, und stellt allein schon Keller den tiefsten und reichsten schöpferischen Naturen der neuesten deutschen Litteratur an die
Seite.