Ostsee
(Baltisches Meer), das große, im allgemeinen von
SW. nach
NO. gestreckte, in seinem nördlichen Teil gabelförmig
gespaltene Meeresbecken im N.
Europas, das durch den
Sund, den
Großen und
Kleinen
Belt mit dem
Kattegat und der
Nordsee zusammenhängt
und von
Dänemark,
[* 2]
Deutschland
[* 3] (lübeckisches und oldenburgisches Gebiet,
Mecklenburg,
[* 4]
Preußen),
[* 5] Rußland
und
Schweden
[* 6] umschlossen wird. Das
Becken hat eine größte
Länge von 1550 und zwischen
Deutschland und
Schweden eine
Breite
[* 7] von
75-220 km und bedeckt ein
Areal von
ca. 415,480 qkm (7546 QM.); die Küstenlänge beträgt etwa 8100 km.
Die Ostsee
hat ganz den
Charakter eines
Binnenmeers.
Flüsse

* 8
Flüsse.
Die Tiefe ist sehr verschieden, im ganzen aber gering (im
Mittel nur 36
m) und im allgemeinen von W. nach
Osten zu abnehmend;
die tiefste
Stelle (395 m) findet sich bei der
Insel
Gotland. Das
Wasser ist kälter und klarer als das des
Ozeans und enthält
auch infolge der geringen
Verbindung mit dem offenen
Meer und der zahlreichen in die Ostsee
mündenden
Flüsse
[* 8] siebenmal weniger Salzgehalt als jener (im ganzen nur 0,49 Proz.).
Mitte
Dezember bilden sich an den nördlichen Meeresküsten breite Ränder von
Eis,
[* 9] welche sich über die schmälern
Buchten
und
Kanäle ausdehnen und die
Schiffahrt auf
Monate hemmen. In besonders kalten
Jahren frieren nicht nur
größere Teile der Ostsee
zu, wie z. B. im
Winter von 1875-76 der Bottnische
Meerbusen, sondern auch der ganze weite
Spiegel
[* 10] derselben
wurde schon mehrmals mit einer zusammenhängenden, festen Eisdecke überzogen, so in in den
Jahren 1323, 1459 und 1709.
Ebbe
und
Flut sind in der Ostsee
kaum bemerkbar; die Fluthöhe beträgt in der
Regel nur 23
cm und steigt nur bei
Falster auf 62
cm. Die
Wellen
[* 11] sind an und für sich minder stark als in der
Nordsee und den Seefahrten nicht gefährlich, dagegen
bringt der häufig eintretende von heftigen
Stürmen begleitete
Wechsel der
Winde
[* 12] den
Schiffen oft große
Gefahr. Dessen ungeachtet ist die
Schiffahrt auf der Ostsee
sehr lebhaft, und dieselbe wird von
Dampfern und Segelschiffen nach
allen
Richtungen hin durchkreuzt. Im
Osten läuft das
Meer in zwei große
Meerbusen aus, nordwärts in den Bottnischen
Meerbusen
(zwischen
Schweden und
Finnland), welcher im S. durch die
Alandsinseln fast ganz geschlossen wird, ostwärts
in den
Finnischen
¶
Ostseeprovinzen - Osun

* 13
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Busen (zwischen Esthland
[* 14] und Finnland); südlicher liegt ein dritter großer Meerbusen, der Rigasche, von den Inseln Dagö und
Ösel gedeckt. An der Südküste sind als eigentümliche Erscheinungen hervorzuheben die drei Haffe: das Kurische Haff von der
Kurischen Nehrung, das Frische Haff von der Frischen Nehrung und das Stettiner Haff von den Inseln Usedom und
Wollin von der Ostsee
geschieden, sowie vier Buchten: die Danziger Bucht mit der Putziger Wiek, die Pommersche Bucht mit dem Greifswalder
Bodden, die Neustädter Bucht vor Lübeck
[* 15] und die Kieler Bucht.
Von den ca. 250 Flüssen, welche sich in die Ostsee
ergießen, sind die namhaftesten: Trave, Oder, Persante,
Wipper, Stolpe, Weichsel, Pregel
[* 16] und Memel
[* 17] (Niemen), aus Deutschland kommend;
Windau, Düna, Narowa und Newa, aus Rußland;
Torneå, Luleå, Piteå, Umeå und Dalelf, aus Schweden.
Europa. Fluß- und Gebi

* 18
Europa.
Durch die Einmündung dieser Flüsse, von denen fünf zu den Hauptströmen Europas
gehören, steigt das Seegebiet der Ostsee
auf ca. 1⅔ Mill. qkm (30,000 QM.), welche dem größten Teil vom
nördlichen Europa
[* 18] angehören, und dadurch vermittelt die Ostsee
den Verkehr dieser Länder mit dem Ozean und den ozeanischen Küstenländern.
Außer durch die oben genannten Straßen steht die Ostsee
auch durch den Eiderkanal mit der Nordsee in Verbindung, und der Bau eines
Nordostseekanals (von Kiel
[* 19] zur Elbemündung) hat begonnen; in gleicher Weise verbindet der Götakanal vermittelst
der Seen und Flüsse Südschwedens beide Meere.
Von den Inseln in der Ostsee
sind die bedeutendsten: im W. die unter dänischer Herrschaft stehenden, an den Straßen zum Kattegat,
Seeland, Fünen, Falster, Laaland etc., weiter östlich Bornholm;
ferner das preußische Rügen, die schwedischen Inseln Öland und Gotland, die zu Rußland gehörenden Alandsinseln, Ösel und Dagö.
Hebriden, Neue - Hebun

* 20
Hebung.
Die Küsten Schwedens und Finnlands sind außerdem
von zahllosen Klippeninseln, sogen. Schären (Skären), umsäumt. Im übrigen sind die nördlichen Küsten der Ostsee
meist felsig
und steil, während die südlichen fast durchgängig flach und sandig erscheinen. An der Küste von Schonen
und Norddeutschland hat seit Jahrhunderte eine Senkung stattgefunden, während an der Küste von Finnland und der schwedischen
Seite des Bottnischen Busens eine Hebung
[* 20] beobachtet ist.
Die wichtigsten Handelshafen an der Ostsee
sind in Dänemark: Kopenhagen;
[* 21]
in Deutschland: Flensburg, [* 22] Schleswig, [* 23] Kiel, Lübeck, Rostock, [* 24] Stralsund, [* 25] Stettin, [* 26] Swinemünde, Danzig, [* 27] Elbing, [* 28] Königsberg [* 29] mit Pillau und Memel;
in Rußland: Libau, [* 30] Riga, [* 31] Reval, [* 32] Narwa, Kronstadt [* 33] (Petersburg) [* 34] und Helsingfors-Sweaborg;
in Schweden: Stockholm, [* 35] Karlskrona [* 36] und Ystad.
Vgl. v. Etzel, Die Ostsee
(3. Aufl.,
Leipz. 1874);
»Die Expedition zur physikalischen, chemischen und biologischen Erforschung der
Ostsee«
(Berl. 1873);
Ackermann, Beiträge zur physikalischen Geographie der Ostsee
(Hamb. 1883).