Kardinal
(lat. Cardinalis) ist die Bezeichnung der nächsten Gehilfen des Papstes, welche der alten Kirchenverfassung gemäß wie jedem andern Bischof, so auch dem Bischof von Rom [* 2] beratend zur Seite standen und teils Presbyter an den Hauptkirchen der Stadt, teils Diakonen in den 7, später in den 14 Regionen der Stadt waren. Seit dem 8. Jahrh. wurden noch sieben Bischöfe aus der Umgegend Roms herbeigezogen und ebenfalls Kardinäle betitelt. Seit dem 11. Jahrh. zum Kollegium der Kardinäle vereinigt und seit 1059 mit der Papstwahl betraut, erlangten sie bald selbst den Vorrang vor den Erzbischöfen und lateinischen Patriarchen.
Hut (im Bergbau) - Hut

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Hut (im Bergbau) - Hutcheson.Gegenwärtig werden sie nur von dem Papst ernannt; doch steht mehreren Monarchen das Recht zu, Personen zu dieser Würde zu empfehlen. Das Baseler Konzil hat die Zahl der Kardinäle auf 24 beschränken wollen, aber Sixtus V. setzte sie 1586 auf 70 fest, worunter 14 Diakonen, 50 Priester und 6 Bischöfe. Innocenz IV. gab ihnen 1245 den roten Hut [* 3] (s. Kardinalshut) und Urban VIII. 1644 den Titel »Eminentissimi« statt »Illustrissimi«. Die Priester und Diakonen führen ihren Titel von einer Hauptkirche Roms und üben in dieser auch besondere Rechte aus.
Die Gesamtheit der in
Rom anwesenden Kardinäle, das Kardinal
skollegium, bildet den obersten
Staats- und
Kirchenrat des
Papstes,
den er nach Belieben zu geheimen, halb geheimen und zu öffentlichen Konsistorien einladet. Aus ihnen wählt der
Papst seine
obersten
Hof- und Kirchenbeamten, die
Präsidenten und
Beisitzer
der höchsten Behörden zu
Rom, auch seine
Legaten (s. d.). Einen selbständigen Einfluß üben die Kardinäle auf die
kirchliche
Verwaltung durch Dirigierung der päpstlichen
Gerichtshöfe und Verwaltungskollegien sowie durch die
Kongregationen
(s. d.) aus.
Ihre bedeutendsten Einkünfte beziehen sie von Nebenämtern und
Pfründen. Die
Verwaltung des ehemaligen
Kirchenstaats lag ihnen gleichfalls ob. Dem kirchlichen
Rang nach folgen die Kardinäle gleich nach dem
Papste. Der älteste
Kardinal
heißt Kardinaldechant, hat jedoch nur diesen Ehrentitel voraus. Der Kardinalkämmerer (Kardinal
camerlengo)
hat die
Aufsicht über die Einkünfte des
Papstes. Der Kardinal
sekretär ist der
Minister des
Auswärtigen, der Kardinal
vikar
der päpstliche Stellvertreter hinsichtlich des
Bistums
Rom, der Kardinal
vizekanzler der Vorgesetzte der
römischen
Kanzlei, mit höherm
Rang als die übrigen Kardinäle.
[* 1] ^[Abb.: Kardinalshut (S. 507).]