[* 1] die
Ursache der Sichtbarkeit der Gegenstände;
Körper, welche selbstthätig Licht aussenden, wie die
Sonne,
[* 4] die
Fixsterne,
[* 5]
Flammen, glühende feste
Körper, nennt man Selbstleuchter oder Lichtquellen. Nicht leuchtende
Körper können nur
gesehen werden, indem sie Licht zerstreut zurücksenden (s.
Diffusion),
[* 6] welches ihnen von Selbstleuchtern zugeschickt worden.
Durchsichtige
Körper lassen das Licht durch sich hindurchgehen, undurchsichtige halten es auf. Es gibt übrigens weder vollkommen
durchsichtige noch vollkommen undurchsichtige
Substanzen; selbst die undurchsichtigsten aller
Körper, die
Metalle, lassen als
sehr dünne Blättchen etwas Licht durch.
Das Licht pflanzt sich in einem gleichartigen
Mittel von einem leuchtenden
Punkt aus in geraden
Linien fort, welche man Lichtstrahlen
nennt. Seine Fortpflanzungsgeschwindigkeit ist so ungeheuer groß, daß es die größten irdischen
Entfernungen, auf welche
Lichtsignale reichen, fast augenblicklich durchläuft. Der dänische Astronom
OlafRömer
[* 7] war (1676) der
erste, welcher dieselbe durch
Beobachtung himmlischer Lichtsignale ermittelte. Der größte
Planet unsers
Sonnensystems,
Jupiter,
wird von vier
Monden umkreist, welche bei jedem ihrer
Umläufe, indem sie in den von dem
Planeten
[* 8] hinter sich geworfenen
Schatten
[* 9] treten, eine Verfinsterung erleiden.
Bei dem ersten (dem
Jupiter nächsten)
Mond
[* 10] beträgt die Zeit zwischen je zwei aufeinander folgenden Verfinsterungen 42
Stunden 28
Minuten
und 36
Sekunden.
Römer fand nun, daß, wenn die
Erde ihre größte
Entfernung vom
Jupiter erreicht hat, die Verfinsterung um 16
Min.
und 36 Sek. später gesehen wird, als sie nach der Berechnung hätte eintreten sollen, wenn die
Erde in ihrer geringsten
Entfernung vom
Jupiter geblieben wäre. Diese Verspätung kann aber nichts andres
sein als die Zeit, welche das von dem Jupitermond im
Augenblick vor seiner Verfinsterung ausgesandte Licht gebraucht hat zum
Durchlaufen der
Strecke, um welche die
Erde in ihrer entferntesten
Lage vom
Jupiter weiter absteht als in ihrer nächsten
Lage. Da diese
Strecke gleich dem
Durchmesser der Erdbahn ist, also ungefähr 300 Mill. km beträgt und in 996 Sek. durchlaufen
wird, so ergibt sich, daß das Licht in 1 Sek. etwa 300,000 km zurücklegt.
Die nämliche Zahl leitete
Bradley 50 Jahre später aus der
Aberration
[* 11] (s. d.) des Lichts der
Fixsterne
ab. Durch ein sehr sinnreiches
Verfahren hat
Fizeau und später
Cornu die
Geschwindigkeit des Lichts auch bei irdischen Lichtquellen
gemessen. Läßt man nämlich durch eine der
Lücken am
Umfang eines gezahnten
Rades einen Lichtstrahl genau senkrecht auf einen
entfernten
Spiegel
[* 12] fallen, so kehrt derselbe auf dem nämlichen Weg zurück und gelangt, wenn das
Rad inRuhe ist, durch dieselbe
Lücke zum
Auge
[* 13] des Beobachters.
Versetzt man nun das
Rad in immer raschere
Umdrehung, so kann
man es dahin bringen, daß in der Zeit, welche das Licht brauchte,
um den Weg vom
Rad bis zum
Spiegel und wieder zurück zu durchlaufen, das
Rad sich um eine Zahnbreite weiter
gedreht hat, sonach das zurückgekehrte Licht von dem
Zahn, der nun an die
Stelle der
Lücke getreten ist, aufgefangen und für
den Beobachter unsichtbar wird. Auch aus diesen
Versuchen ergab sich die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts zu 300,000
km.
Ein Lichtstrahl durchläuft also in einer
Sekunde eine
Strecke, welche 7½mal so
groß ist als der
Umfang
der
Erde (40,000 km). Die
Fixsterne sind so ungeheuer weit entfernt, daß ihr Licht ungeachtet seiner großen
Geschwindigkeit Jahre
braucht, um zu uns zu gelangen; würde der
Sirius in diesem
Augenblick erlöschen, so würden wir ihn noch 14 Jahre
lang am
Himmel
[* 14] glänzen sehen, denn so lange würde sein letzter Lichtstrahl unterwegs sein, bis er unser
Auge erreichte. Denkt
man sich einen leuchtenden
Punkt nacheinander von konzentrischen Kugelhüllen von 1, 2, 3... m
Halbmesser umschlossen, so verbreitet
sich das von dem leuchtenden
Punkt nach allen
Richtungen ausstrahlende auf die Innenflächen dieser
Hüllen,
welche sich wie die
Quadrate ihrer
Halbmesser, also wie 1:4:9..., verhalten.
Man darf sich nicht etwa vorstellen, daß das aus Stoffteilchen bestehe, welche von einem leuchtenden
Körper mit der ungeheuern
Geschwindigkeit von 300,000 km hinausgeschleudert werden; es gibt eine
Menge von Lichterscheinungen,
welche dieser früher gehegten
Anschauung
(Emanations-,
Emissions- oder
Korpuskulartheorie) geradezu widersprechen. Das ist vielmehr
eine
Wellenbewegung
[* 18]
(Undulations- oder
Vibrationstheorie) und pflanzt sich von einem leuchtenden
Körper aus in ähnlicher Art
fort wie der
Schall
[* 19] von einem tönenden
Körper. Durch die Erzitterung einer angeschlagenen
Glocke wird
die sie umgebende
Luft erschüttert, die
Erschütterung wird von Teilchen zu Teilchen weiter gegeben und pflanzt sich so als
Schallwelle durch die
Luft fort, ohne daß Luftteilchen oder gar Teilchen von dem
Metall der
Glocke in unserOhr
[* 20] geworfen wer-
den. In ähnlicher Weise befinden sich die kleinsten Teilchen (Moleküle) eines leuchtenden Körpers in zitternder oder schwingender
Bewegung, nur daß ihre Schwingungen ungemein viel rascher erfolgen als die eines tönenden Körpers; diese Schwingungen werden
als Lichtwellen mit jener ungeheuern Geschwindigkeit fortgepflanzt und erregen, wenn sie die Gefühlsnerven unsrer Haut
[* 22] treffen,
die Empfindung der Wärme,
[* 23] wenn sie aber in unser Auge dringen und an die auf dessen Hintergrund ausgebreitete Netzhaut schlagen,
die Empfindung der Helligkeit. Es kann aber nicht die Luft sein, welche diese raschen Schwingungen der Moleküle eines leuchtenden
Körpers fortpflanzt; denn wir sehen, daß das auch durch luftleere Räume dringt.
Es ist eine alte Erfahrung, daß es Körper gibt, welche durch die Einwirkung des Lichts eine
bleibende Umwandlung ihrer Eigenschaften, eine Änderung ihrer chemischen Zusammensetzung erfahren. Das
Bleichen derLeinwand und des Wachses, das sogen. »Verschießen« gefärbter
Zeuge, das Verblassen von Aquarellmalereien, das Braunwerden des Tannenholzes etc. sind bekannte Beispiele für die chemische Wirkung des Lichts.
Wasserstoffgas und Chlorgas, zu gleichen Raumteilen miteinander gemischt, vereinigen sich unter der Einwirkung
des Sonnenlichts miteinander unter heftiger Explosion zu Chlorwasserstoff,
[* 29] weswegen das Gemisch Chlorknallgas genannt wird.
Legt man auf ein Blatt
[* 30] Papier, das mit Chlorsilber getränkt ist, einen flachen Gegenstand, z. B. ein Pflanzenblatt, und läßt
das Tageslicht darauf scheinen, so wird das Chlorsilber an den frei gebliebenen Stellen des Papiers durch
das Licht geschwärzt, und man erhält auf dunklem Grund ein helles Bild des Pflanzenblattes. Noch empfindlicher gegen die Einwirkung
des Lichts als Chlorsilber ist Jodsilber. Auf der chemischen Wirkung des Lichts auf diese Silbersalze beruht die Photographie
(s. d.).
Schon aus der alltäglichen Erfahrung ergibt sich, daß die blauen Strahlen photographisch wirksamer sind
als gelbe und rote; denn ein blaues Kleid z. B. sieht in der Photographie sehr hell aus, ein rotes dagegen sehr dunkel, obgleich,
unmittelbar betrachtet, gerade das erstere dem Auge als das dunklere erscheint. Den unmittelbarsten Aufschluß über die Wirkung
der verschiedenfarbigen Strahlen erhält man aber, indem man das Sonnenspektrum selbst photographiert.
Dabei bleiben die roten, gelben und ein Teil der grünen Strahlen völlig unwirksam; dagegen bildet sich das blaue und violette
Gebiet mit allen Fraunhoferschen Linien sehr schön ab; das photographierte Spektrum endigt
aber nicht wie das unmittelbar
gesehene mit der am Ende des Violett liegenden Linie H, sondern erstreckt sich noch weit darüber hinaus.
Daraus geht hervor, daß es im Sonnenlicht noch Strahlen gibt, welche stärker brechbar sind als die violetten, unserm Auge
aber für gewöhnlich unsichtbar sind; man nennt sie überviolette (ultraviolette) Strahlen. Auch in dem ultravioletten Teil
des photographierten Spektrums gewahrt man eine Menge dunkler Linien, welche wie die Fraunhoferschen LinienLücken im Sonnenspektrum darstellen.
Man kann die brechbarern Strahlen, welche auf Chlor- und Jodsilber wirken, nämlich die blauen, violetten und ultravioletten,
passend als photographische Strahlen bezeichnen. Wenn man sie, wie häufig geschieht, »chemische Strahlen« nennt, so schreibt
man ihnen dadurch mit Unrecht die ausschließliche Fähigkeit zu, chemisch zu wirken. Ihrechemische Wirkung
beruht nicht, wie man durch letztere Bezeichnung verleitet werden könnte zu glauben, auf einem besondern, ihnen im Gegensatz
zu andern Strahlen allein innewohnenden chemischen oder, wie man auch gesagt hat, aktinischen Vermögen, sondern einfach auf
dem Umstand, daß jene leicht zersetzbaren Silbersalze die brechbarern Strahlen absorbieren, die weniger
brechbaren aber ungehindert durchlassen.
Eine Wirkung auf einen Körper, sei es eine chemische oder irgend eine andre, können aber nur solche Strahlen hervorbringen,
welche von dem Körper absorbiert werden. Auf einen leicht zersetzbaren Körper, welcher vorzugsweise die weniger brechbaren
Strahlen absorbiert, werden daher auch diese vorzugsweise chemisch wirken. Ein Beispiel für die chemische Wirkung
der minder brechbaren Strahlen bietet uns die Natur selbst im großen dar. Die Pflanzen nämlich beziehen die gesamte Menge des
Kohlenstoffs, welchen sie zum Aufbau ihres Körpers bedürfen, aus der Luft, indem sie die der Luft beigemischte gasförmige Kohlensäure
zerlegen in Kohlenstoff, welcher in der Pflanze zurückbleibt, und Sauerstoff, welcher gasförmig in die
Atmosphäre zurückkehrt.
Diese Zerlegung der Kohlensäure unter Aneignung (Assimilation) des Kohlenstoffs vollzieht sich in den grünen Pflanzenteilen
durch die Einwirkung des Sonnenlichts auf das Blattgrün (Chlorophyll). Durch Versuche mit verschiedenfarbigem ist nun dargethan
worden, daß die weniger brechbaren Strahlen, welche vom Chlorophyll am kräftigsten absorbiert werden,
auch die lebhafteste Sauerstoffabscheidung hervorrufen.
Vgl. Vogel, Die chemischen Wirkungen des Lichts (Leipz. 1874).