nach dem
Süden zurückweichenden
Heers erschwerte.
Schon Anfang
Oktober bildete sich in Orléans
[* 3] das 15. französische
Korps unter
General Lamotterouge. Gegen dieses wurden von der
Armee vor
Paris
[* 4] das 1. bayrische
Korps und die preußische 22.
Division entsendet,
welche in
Gemeinschaft mit der 2. und 4. Kavalleriedivision die
Franzosen10. Okt. bei
Artenay angriffen und
zurückwarfen und am 11. nach hartnäckigem
Widerstand auch Orléans erstürmten; die
Sieger verloren 60
Offiziere und 1200 Mann,
die
Franzosen allein 3000 Gefangene.
Dieselben verloren in der
Schlacht bei Orléans, abgesehen von ihren starken Verlusten an
Toten und Verwundeten, über 12,000 Gefangene
und 60
Kanonen, während die
Deutschen 1300 Mann an
Toten und Verwundeten verloren. Orléans blieb darauf bis Anfang März 1871 von
den deutschen
Truppen besetzt.
Vgl. Bimbenet,Histoire de la ville d'O. (Orléans 1884-87, 3 Bde.);
Mehrmals aus
Frankreich flüchtig, vermählte er sich nach dem
Tod seiner ersten Gemahlin (1627) 1632 heimlich mitMargarete
von
Lothringen und erlangte die
Gnade seines
Bruders und die Erlaubnis zur Rückkehr nur, indem er seine Genossen feig im
Stiche
ließ. Nach
Ludwigs XIII.
Tod ward er Generalstatthalter des
Königreichs und führte 1644-1646 glückliche
Feldzüge in den
Niederlanden.
In denKriegen der
Fronde schloß sich der
Herzog 1648 an die Unzufriedenen an, zeigte sich
aber auch hier wankelmütig und versöhnte sich wiederholt mit dem
Hof.
[* 8]
Vgl.
»Mémoires du duc d'O.«
(Amsterd. 1683, 2. Aufl. 1756).
Orléans (Geschlecht)
* 9 Seite 12.446.
Das erledigte Herzogtum Orléans verlieh
Ludwig XIV. nun seinem einzigen
Bruder,
Philipp, früher
Herzog von
Anjou,
geb. zu St.-Germain, dem Stammvater des noch blühenden
Hauses Orléans-Bourbon. Derselbe erhielt außerdem noch die
Herzogtümer
Valois und
Chartres, die Herrschaft
Montargis, 1672 das Herzogtum
Nemours, endlich auch
Montpensier. Seine
Erziehung
wurde vernachlässigt, und er ergab sich frühzeitig einem zügellosen,
¶
Ludwig XIV. ernannte ihn in seinem Testament zum Präsidenten der Regentschaft. Nach des KönigsTod (1715)
ließ er sich aber vom Parlament als Regent mit voller königlicher Gewalt anerkennen. Er änderte das Regierungssystem, beraubte
die Jesuiten ihrer Macht, entließ einen Teil des Heers und tilgte 400 Mill. LivresStaatsschulden. In der auswärtigen Politik
näherte er sich England und widersetzte sich der Eroberungspolitik Spaniens unter Alberoni. Doch begünstigte
er den verderblichen Aktienschwindel und gab nebst seinem frühern Lehrer, dem sittenlosen KardinalDubois, dem Hof und dem Lande
das Beispiel schamloser Verderbtheit und Zügellosigkeit. Um sich der Regierungsbürde gänzlich zu entledigen, beeilte sich
Orléans, den König schon krönen zu lassen, und legte die Regentschaft nieder, ließ sich aber
nach Dubois' Tod(10. Aug.) bewegen, an dessen Stelle als erster Minister einzutreten. Er starb jedoch schon
Sein Sohn LudwigPhilippJoseph, geb. zu St.-Cloud, erhielt zuerst den Titel eines Herzogs von Montpensier und 1752 den
eines Herzogs von Chartres. Er zeichnete sich als Jüngling ebensosehr durch ein schönes Äußere wie durch
glückliche Geistesanlagen aus, denen nur die Willenskraft fehlte, ergab sich aber früh zügellosen Ausschweifungen. Selbst
seine Vermählung mit der PrinzessinLuiseMariaAdelaide von Bourbon-Penthièvre (1769) änderte seinen wüsten Lebenswandel
nicht. 1778 zeichnete er sich in der Seeschlacht bei Ouessant aus, ohne jedoch die gewünschte Admiralswürde zu erlangen.
Um auch im politischen Leben eine Rolle zu spielen, setzte er 1785 nach dem Tod seines Vaters die in der
Familie Orléans gleichsam erblich gewordene Opposition gegen den Hof fort. 1787 mußte er wegen seiner oppositionellen Haltung auf
der Notabelnversammlung eine Zeitlang den Hof meiden.
Orléans (Geschlecht)
* 20 Seite 12.447.
BeimAusbruch der französischen Revolution in Crépy zum Abgeordneten gewählt, betrieb er beim Zusammentritt
der Generalstaaten sogleich die Konstituierung derselben zur Nationalversammlung, trat zum dritten Stand über und ließ die
im Juli 1789 zu Paris beginnenden Aufstände durch Agenten und Geld unterstützen, da er den geheimen Plan verfolgte, sich mit
Hilfe der Revolution selbst auf den Thron zu schwingen. Vom Hof beschuldigt, den Aufstand der PariserWeiber 5. und 6. Okt. hervorgerufen
zu haben, ward er unter dem Vorwand einer diplomatischen Sendung nach England verwiesen und kehrte erst, nachdem er freigesprochen,
im Juli 1790 zurück, doch nur, um seine Umtriebe von neuem zu beginnen. Nachdem ein Versöhnungsversuch
an dem Mißtrauen Ludwigs XVI. und des Hofs gescheitert, warf er sich nun ganz den Revolutionsmännern in die Arme. Er trat
in den Jakobinerklub, legte sich den NamenPhilippEgalité bei, wurde von der Stadt Paris zugleich mit Danton, Robespierre u. a.
als Deputierter in den Nationalkonvent gewählt und nahm seinen Platz unter der
¶
mehr
Partei des Bergs ein. Zur Entrüstung seiner eignen Parteigenossen stimmte er 1793 für Ludwigs XVI. Tod. Nun wurde er jedoch,
des Strebens nach der Königskrone verdächtigt, verhaftet und vom Revolutionstribunal zu Paris trotz seiner geschickten Verteidigung zum
Tod verurteilt und guillotiniert.
d'O. et du parti d'O. dans ses rapports
avec laRévolution française (das. 1840-43, 2 Bde.).
Seine Gemahlin hatte sich 1792 von ihm getrennt, da der Herzog sie seit langem vernachlässigte und ein intimes Verhältnis
mit der Frau v. Genlis anknüpfte, ward aber 1794 ebenfalls ins Gefängnis nach Marseille
[* 21] gebracht und erhielt
erst 1795 ihre Freiheit und 1797 ihr Vermögen zurück. Sie starb in Paris. Aus ihrer Ehe entsprangen: LudwigPhilipp
(s. Ludwig 37), der spätere König der Franzosen, welcher nach seines VatersTode den Titel eines Herzogs
von Orléans annahm;
Zugleich wurde den Mitgliedern der Familie Orléans verboten, in FrankreichMobiliar- oder Immobiliarvermögen zu besitzen, und ihnen
befohlen, dasselbe binnen einer bestimmten Frist zu verkaufen. Diese Dekrete erregten allgemeines Mißfallen, selbst unter
den politischen Gegnern der Orléans. Die betroffenen Mitglieder der Familie Orléans einigten sich über einen Protest,
welcher 28. Jan. dem Präsidenten der Republik überreicht wurde, und erhoben, als sich die Regierung im April des SchlossesNeuilly
und der Domäne Monceaux bemächtigte, bei dem Seinetribunal Klage, wogegen der Seinepräfekt Protest gegen die Zuständigkeit
des Gerichts einlegte, der am vom Staatsrat gebilligt wurde.