mehr
sich durch Breite [* 1] und Reinlichkeit auszeichnen und mit schönen Häusern und Schauläden besetzt sind. Der Platz du Martroi, der größte und schönste der Stadt, ist seit 1855 mit einer bronzenen Reiterstatue der Jeanne d'Arc (von Foyatier) geschmückt, wogegen das früher hier errichtete Denkmal der Heldin an das Ende der Loirebrücke versetzt wurde. Zu den hervorragendsten öffentlichen Gebäuden der Stadt gehören: die nach der Zerstörung durch die Hugenotten (1567) größtenteils neuerbaute gotische Kathedrale (Ste.-Croix);
die Kirche St.-Aignan, aus dem 15. Jahrh., im Innern neuestens restauriert;
die alten Kirchen St.-Euverte und St.-Pierre le Puellier, letztere aus dem 12. Jahrh., beide in jüngster Zeit bedeutenden Restaurationsarbeiten unterzogen;
das Stadthaus, 1530 erbaut, mit schöner Fassade, zwei durch Karyatiden [* 2] gestützten Balkonen und mehreren Statuen (darunter eine der Jeanne d'Arc), im Innern mit schönen historischen Sälen;
Mehemed Pascha Kibrisl

* 3
Mehl.das alte Stadthaus, in welchem das 1825 gegründete Museum der Gemälde und Skulpturen untergebracht ist, u. a. Die Einwohner, deren Zahl (1886) 51,208 (Gemeinde 60,826) beträgt, betreiben außer Gemüse- und Obstbau auch etwas Industrie, insbesondere Fabrikation von Wolldecken, Wirkwaren, Weinessig, Branntwein, Mehl, [* 3] Maccaroni etc. Weit wichtiger ist aber der Handel, dessen Hauptgegenstände Schafwolle (von der Beauce und Sologne), Wein (aus dem Orléanais), Getreide, [* 4] Öl, Pflänzlinge aus den ausgedehnten Baumschulen u. a. bilden.
Garten

* 6
Garten.
Als Verkehrsmittel dienen außer den von Orléans
[* 5] auslaufenden
Eisenbahnlinien (von der Orléansbahn
die
Linien
Paris-Orléans-Bordeaux, Orléans
-Agen, Orléans-Malesherbes, Orléans-Gien, Orléans-Montargis, von der
Staatsbahn die
Linien
Orléans-Chartres und
Orléans-Courtalain-St.-Pellerin) die schiffbare
Loire mit den von ihr zur Seine abzweigenden
Kanälen d'O.,
Briare und
Loing. Für den Stadtverkehr besteht eine
Pferdebahn. Die Stadt besitzt eine der
bedeutendsten
Sparkassen
Frankreichs, eine
Handels- und Ackerbaukammer,
Börse,
Filiale der
Bank von
Frankreich, Eskomptebank, zahlreiche
Wohlthätigkeitsanstalten und
Vereine; ferner an Bildungsinstituten: ein
Lyceum, eine
Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt,
protestantische
Schule,
Gewerbeschule, ein Taubstummeninstitut, eine Zeichen- und Architekturschule, eine
Bibliothek von 45,000
Bänden,
Museen für Gemälde und
Skulpturen (s.
oben),
Antiquitäten und
Naturwissenschaften, einen botanischen
Garten
[* 6] und mehrere
gelehrte Gesellschaften. Orléans
ist Sitz eines
Präfekten, eines Appellhofs, eines
Bischofs, des
Generalkommandos
des 5.
Korps und hat eine reformierte Konsistorialkirche sowie eine
Synagoge.
Orléans
ist das altkeltische
Genabum, eine Stadt der
Karnuten, wo 52
v. Chr. der große
Aufstand gegen
Julius Cäsar
ausbrach. Sie erhielt unter Aurelian (270-275) den
Namen
Civitas Aureliani, woher der jetzige
Name entstanden ist. 451 wurde
die Stadt von
Attila belagert.
Später kam sie unter die Herrschaft der
Franken und war wiederholt die Hauptstadt eines der
merowingischen
Königreiche. Die
Normannen plünderten sie zweimal (856 und 865). Dann ward sie als Hauptstadt
einer
Grafschaft unter
Hugo Capet einer der wichtigsten
Plätze seiner Besitzungen. 1309 wurde hier eine
Universität errichtet. 1428 wurde
Orléans
von den Engländern unter dem
Regenten,
Herzog von
Bedford, belagert, jedoch durch
Jeanne d'Arc (s. d.), die
Jungfrau von
Orléans
, entsetzt.
Während der Hugenottenkriege wurden hier 1560-61 die
Generalstaaten abgehalten und das
Edikt von Orléans
erlassen
welches den
Hugenotten
Amnestie und
Toleranz bewilligte. 1562 besetzten es diese und machten es zu ihrem
Hauptquartier,
und 1563 ward es durch den
Herzog
Franz von
Guise belagert, der
vor der Stadt ermordet wurde. Auch im deutsch-französischen
Krieg 1870/71 spielte Orléans
eine sehr wichtige
Rolle (vgl.
Plan). Die
Delegation in
Tours
[* 7] bestimmte Orléans
zum Ausgangspunkt der
Operationen
zum
Entsatz von
Paris,
[* 8] da es der geeignetste
Punkt war, um
Heere aus dem von der
Invasion unberührt gebliebenen
Süden zu vereinigen
und von hier aus gegen die zernierte Hauptstadt vorzuschieben, während zugleich die straßenarme und
wasserreiche, beinahe öde
Sologne die Verfolgung des etwa von O.
[* 5]
^[Abb.: Kärtchen zu den
Gefechten bei Orléans
(Dezember 1870).]
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