mehr
gotische Liebfrauenkirche (um 1340 erbaut);
die Lambertikirche (aus dem 14. Jahrh.; an der Spitze des jetzt abgetragenen und neu zu erbauenden Turmes wurden 1536 die Anführer der Wiedertäufer nach ihrer Hinrichtung in drei Eisenkäfigen aufgehängt);
die Ludgerikirche (1170 im romanischen Stil erbaut, 1330 im gotischen Stil umgebaut);
die St. Maurizkirche (aus dem 12. Jahrh., 1859 restauriert) mit drei romanischen Türmen;
die gotische Ignatiuskirche (1857-58 erbaut) und die Ägidikirche (aus dem 18. Jahrh.) mit schönen Wandgemälden.
Andre hervorragende Gebäude sind: das gotische Rathaus (aus dem 14. Jahrh.), in dessen Saal der Westfälische Friede abgeschlossen wurde;
das Schloß (1767 erbaut, früher bischöfliche Residenz) mit Parkanlagen und einem botanischen Garten; [* 1]
der Stadtkeller (aus der 2. Hälfte des 16. Jahrh.) mit den Sammlungen des Kunstvereins (darunter seltene Gemälde aus der altdeutschen Schule);
das Ständehaus (aus neuerer Zeit);
Hof (meteorologisch) -

* 2
Hof (meteorologisch) - Hofburgwache.der Erbdrosten- und der Romberger Hof. [* 2]
Die ehemaligen
Befestigungen wurden 1770 in
Promenaden umgewandelt.
Die Einwohnerzahl der Stadt beläuft sich (1885) mit der
Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 13, ein Kürassierregiment Nr.
4, eine Abteilung
Feldartillerie Nr. 22 und ein Trainbataillon Nr.
7) auf 44,060, darunter 36,751 Katholiken, 6784
Evangelische und 513
Juden. Die
Industrie besteht vorzugsweise in
Tuch-,
Woll-,
Baumwoll- und Seidenzeugweberei,
Färberei, Druckerei,
Papier- und Emailgeschirrfabrikation etc.; der
Handel,
unterstützt durch eine
Handelskammer, eine Reichsbankstelle und verschiedene Bankinstitute, beschränkt sich fast nur auf
Leinen- und Wollwaren,
Garn, Vieh,
Getreide
[* 3] etc. Münster
[* 4] hat eine
Akademie mit einer katholisch-theologischen und einer philosophischen
Fakultät (Zahl der Studierenden im Wintersemester 1887/88: 467), mit einem afrikanischen
Seminar,
Bibliothek,
naturhistorischem
Museum, botanischem und zoologischem
Garten, ein
Gymnasium, ein
Realgymnasium, ein Priesterseminar, ein kath.
Lehrerinnenseminar, eine Vereinsschule zur
Ausbildung israelitischer
Lehrer, ein Waisen-, ein Irren- und ein
Zuchthaus, Klöster
der
Barmherzigen Schwestern, der Franziskanerinnen, der
Schwestern der
Vorsehung, der
Kongregation Unsrer
Lieben
Frau und der
Schwestern
vom guten
Hirten etc.; ferner:
Vereine für
Kunst und
Wissenschaft, einen
Musikverein, einen
Verein für Geschichte
und
Altertumskunde und einen landwirtschaftlichen Zentralverein.
Westfalen

* 5
Westfalen.
Die städtischen Behörden zählen 8 Magistratsmitglieder und 36
Stadtverordnete, sonst ist Münster
Sitz des
Generalkommandos des 7.
Armeekorps,
der
Kommandos der 13. Infanteriedivision, der 25.
Infanterie- und der 13. Kavalleriebrigade, des Oberpräsidiums
der
Provinz
Westfalen,
[* 5] eines königlichen Provinzialschul- und eines
Medizinalkollegiums, einer Provinzialsteuerdirektion, der
Generalkommission zur Regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse, einer
Oberpostdirektion, der Provinzialverwaltung,
einer königlichen
Regierung, eines Landratsamtes für den Landkreis Münster
, einer königlichen
Rentenbank, eines
Landgerichts etc.
Von kirchlichen Behörden befinden sich dort: ein
Bischof, ein
Domkapitel, ein Generalvikariat und ein
königliches
Konsistorium. Zum Landgerichtsbezirk Münster
gehören die 22
Amtsgerichte zu
Ahaus,
Ahlen,
Beckum,
Bocholt,
Borken,
Bottrop,
Buer,
Dorsten,
Dülmen,
Haltern,
Ibbenbüren,
Koesfeld,
Lüdinghausen, Münster
,
Ölde,
Recklinghausen,
[* 6]
Rheine,
Steinfurt,
Tecklenburg,
Vreden,
Warendorf
und
Werne.
Münster
wird zuerst um 800 erwähnt, wo
Karl d. Gr. dem für die
Sachsen
[* 7] ernannten
Bischof
Liudger diesen
Ort (Mimigardevord)
zum Wohnort anwies. Im 11. Jahrh. erstanden hier eine
Pfarrkirche und ein
Kloster (monasterium), das nun zu dem
Namen Münster
Veranlassung
gab.
Bald nach 1186 erhielt Münster
Stadtrecht und wurde vom
Bischof
Hermann II. befestigt. Es blieb unter bischöflicher Herrschaft,
obgleich der
Bischof schon 1277 der Stadt wegen der Besetzung des
Gerichts und Verwendung des städtischen
Einkommens Zugeständnisse machte. Zu Ende des 13. Jahrh. wurde Münster
Mitglied
der
Hansa. 1532 neigte sich die ganze Stadt, mit Ausnahme des
Domkapitels, zur lutherischen
Konfession; 1535 war die Stadt der
Schauplatz der politisch-religiösen
Bewegungen der
Wiedertäufer (s. d.). Nachdem Münster
nach tapferer
Gegenwehr von dem
Bischof erobert worden, ward der evangelische
Gottesdienst unterdrückt. Im Dreißigjährigen
Krieg litt Münster
besonders durch die protestantischen
Heere.
Wie oben erwähnt, ward hier 1648 der Westfälische Friede geschlossen. Die Bischöfe besaßen damals in Münster nur sehr beschränkte Herrschaftsrechte, bis der Bischof Bernhard von Galen 1661 die Stadt, welche ihm im Einverständnis mit Holland den Gehorsam verweigerte, mit Gewalt nahm, eine Citadelle erbaute und den Bürgern ihre meisten Privilegien entriß. Doch residierten die Bischöfe selten in Münster. Im Siebenjährigen Krieg wurde Münster sowohl von den Franzosen als den Verbündeten belagert und erobert.
Vgl. Erhard, Geschichte Münsters (Münst. 1837);
Cornelius, Geschichte des Münsterschen Aufruhrs (Leipz. 1855-60, 2 Bde.);
Keller, Geschichte der Wiedertäufer und ihres Reichs zu Münster (Münst. 1880);
Detten, Münster, seine Entstehung etc. (das. 1887). -
Der Regierungsbezirk (s. Karte »Westfalen«) umfaßt 7252 qkm (131,64 QM.), zählt (1885) 494,275 Einw. (darunter 438,291 Katholiken, 52,404 Evangelische und 3458 Juden) und besteht aus den elf Kreisen:
Kreise | QKilometer | QMeilen | Einwohner | Einw. auf 1 QKilom. |
---|---|---|---|---|
Ahaus | 683 | 12.40 | 36![]() |
54 |
Beckum | 687 | 12.42 | 44![]() |
65 |
Borken | 649 | 11.79 | 45![]() |
70 |
Koesfeld | 753 | 13.67 | 42![]() |
57 |
Lüdinghausen | 697 | 12.66 | 40![]() |
58 |
Münster (Stadt) | 11 | 0.20 | 44![]() |
- |
Münster (Land) | 849 | 15.44 | 38![]() |
46 |
Recklinghausen | 780 | 14.18 | 74![]() |
95 |
Steinfurt | 770 | 13.98 | 51![]() |
66 |
Tecklenburg | 812 | 14,754 | 7450 | 58 |
Warendorf | 559 | 10.15 | 28![]() |
51 |
16.384e

* 8
Wappen.[* 4] ^[Abb.: Wappen [* 8] von Münster i. W.]
2) Münster im Gregorienthal, Kantonshauptstadt im deutschen Bezirk Oberelsaß, Kreis [* 9] Kolmar, [* 10] im Münsterthal, an der Fecht und der Eisenbahn Kolmar-Münster, 380 m ü. M., hat eine schöne neue evangelische und eine kath. Kirche, eine Realschule, bedeutende Baumwollspinnerei und -Weberei, Bleicherei und Appretur, Käsefabrikation und (1885) 5390 Einw. Der Ursprung der Stadt geht auf ein 634 gegründetes Benediktinerkloster zurück. Dieses trat 1235 die Vogtei an das Reich ab, infolgedessen Münster die Rechte einer Reichsstadt erlangte und 1354 in den Zehn-Städtebund des Elsaß trat. Die großartige Industrie wurde 1780 von A. Hartmann begründet. ¶