Düsseldorf
Neustadt

* 2
Neustadt. Hauptstadt
(Stadtkreis) des gleichnamigen Regierungsbezirks in der preuß.
Provinz
Rheinland, ehemals des Herzogtums
Berg, liegt in einer herrlichen, fruchtbaren
Ebene am rechten
Ufer des
Rheins an der Mündung
der
Düssel, ist
Station der Rechtsrheinischen, der
Köln-Mindener und der Bergisch-Märkischen
Eisenbahn
und besteht aus sechs Stadtteilen: der
Altstadt, dem ursprünglichen Düsseldorf
, auf der Nordseite der
Düssel, mit engen, finstern
und unregelmäßigen
Straßen, der Karlsstadt, an der Südostseite der
Altstadt (1767 angelegt), der in einiger
Entfernung liegenden
Neustadt,
[* 2] die 1690-1716 erbaut wurde, der
Friedrichsstadt am Südende, der Königstadt und
Pempelfort an der
Ostseite.
Die Stadt hat elf öffentliche Plätze: den Alten Markt, seit 1711 mit der kolossalen bronzenen Reiterstatue des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz, dem die Stadt ihr Emporkommen verdankt, den Karlsplatz, den Friedrichsplatz, den Burgplatz, den Schwanenmarkt mit Springbrunnen, den Königsplatz, den Alexanderplatz, den Maxplatz mit der 1873 errichteten Mariensäule, den Kirchplatz mit Fontäne, den Corneliusplatz mit dem Denkmal von Cornelius und monumentalem Springbrunnen und den Schadowplatz mit dem Denkmal von Schadow.
Unter den 25 Kirchen und Kapellen (4 evangelische, 21 katholische) sind die St. Lambertspfarrkirche mit einem 58 m hohen Turm und [* 3] dem Mausoleum des Herzogs Wilhelm IV. hinter dem Hochaltar (auf dem Piedestal, von acht Löwen [* 4] umgeben, ruht die lebensgroße Statue des Herzogs in voller Rüstung [* 5] aus weißem Marmor), die schön gebaute, aber mit Zierat überladene Andreaskirche (ehemals Jesuiten- und Hofkirche, von 1620) mit der Fürstengruft in einer Rotunde hinter dem Hochaltar, die Maximilianskirche mit schönen neuen Fresken und die evangelische Johanneskirche auf dem Königsplatz im romanischen Stil mit Renaissanceprofilen hervorzuheben. Die ehemalige Kreuzherrenkirche ist jetzt Militärmagazin. Die bemerkenswertesten weltlichen Gebäude sind: das Regierungsgebäude (ehedem Jesuitenkollegium), das prachtvolle neue Postgebäude
Düsseldorf

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Seite 5.253.
[* 1]
^[Abb.:
Wappen
[* 6] von Düsseldorf.]
¶
mehr
im italienischen Palaststil, das Rathaus (auf dem Alten Markt, 1567 erbaut), das Landgerichtsgebäude (seit 1870, am Königsplatz), die städtische Tonhalle mit drei großen Festsälen, das Künstlerhaus Malkasten, das Stadttheater (seit 1874), Provinzialständehaus in reichem italienischen Renaissancestil (am Schwanenspiegel), Kunstakademie im strengen Renaissancestil (am Sicherheitshafen), Kunsthalle (auf dem Friedrichsplatz), Kunstgewerbeschule (an der Rheinwerfte), Kasernen, Garnisonlazarett und großartige Schlachthofanlagen, welche 80 Ar bedecken, die Bahnhofsgebäude, welche gegenwärtig durch Zentralbahnhöfe ersetzt werden, für Personen im O., für Güter im N. und für den Lokalverkehr im S. der Stadt.
Eisengießerei (Tiegelg

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Eisengießerei.
Die Zahl der Einwohner betrug 1780: 8000, 1816: 26,655, 1880: 95,458 (davon 70,542 Katholiken, 23,630
Evangelische, 1008 Juden) und 110,039 Seelen. Die Garnison besteht aus den Stäben der 14. Division, der 27. Infanterie-
und 14. Kavalleriebrigade, dem 39. Infanterie-, dem 11. Husaren- und dem 5. Ulanenregiment und 2 Bataillonen Landwehr. Düsseldorf
hat
sich im Lauf der Zeit zu einer wichtigen Fabrikstadt herausgebildet. Obenan steht die Eisenindustrie.
Anfang 1885 bestanden 20 Werke, welche von 120 bis 690 Arbeiter beschäftigen, darunter eine Eisenfabrik von geschnittenen
Nägeln, von Stiften und Stiefeleisen, 2 Eisenröhren- und Walzenfabriken, eine Nieten- und Schraubenfabrik, Puddelwalzwerk,
Gußstahlwerk, Eisengießerei
[* 8] und Maschinenfabrik, Lokomotivfabrik, Eisenbahnwagenräder- und Achsenfabrik, Dampfkesselwerk,
Puddel- und Eisenblechwalze, eine Fabrik für Werkzeugmaschinen mit Eisengießerei, 2 Eisengießereien, Fabrik
für verzinnte und Eisenblechwaaren, Röhrenfabrik, Zündhütchen- und Patronenfabrik, Eisenbahnwagenfabrik und Leuchtgasfabrik
mit zusammen 5750 Arbeitern und 4763 Pferdekräften.
Getreide (Zusammensetz

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Getreide.
Unter den Manufakturen sind 10 große Anstalten, welche von 125 bis 450 Arbeiter beschäftigen, und zwar 3 mechanische Baumwollspinnereien
und -Webereien, eine mechanische Buntweberei und Baumwollfoulards-Druckerei, eine Gummibandweberei, Kammgarnspinnerei,
eine Kattundruckerei, Blaudruckerei und Türkischrot-Färberei mit zusammen 2480 Arbeitern und Dampfmaschinen
[* 9] von 1160 Pferdekräften,
zu nennen. Daneben bestand noch eine große Anzahl mittlerer und kleinerer Fabriken für Pianinos, Papier, Pergament, Firnis,
Seifen, Gasuhren, Essig, Mineralwasser, Liköre, Schokolade, Senf, Tabak,
[* 10] Zigarren, Möbel,
[* 11] Zement- und chemische Waren, Malerfarben,
Bleiweiß,
[* 12] Maschinenöl, feuerfeste Steine, Strohhüte, Wachs- und Gipsfiguren; endlich 68 Bierbrauereien,
mehrere Dampfsägemühlen, Dampfmühlen für Getreide
[* 13] und Farbholz, Färbereien, Gerbereien, Ziegeleien, Steinhauereien, Marmorschleifereien,
Buchdruckereien, photographische, xylographische und lithographische Anstalten, Glasschleifereien etc.
Bedeutend ist auch Düsseldorfs
Obst- und Gemüsebau.
Die Stadt besitzt Gas- und Wasserleitung
[* 14] und Kanalisation (Abführung durch Schwemmkanäle) und Pferdeeisenbahnen
von 10 km Länge, welche die Stadt selbst und deren Umgebung durchziehen. Die Presse
[* 15] ist durch sechs Zeitungen vertreten. Unter
den Handels- und Verkehrsanstalten stehen obenan die Handelskammer, eine Reichsbankstelle, ein Gewerbegericht, eine Transportversicherungsgesellschaft,
die Dampfschiffahrtsgesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein, die Niederrheinische Dampfschleppschiffahrtsgesellschaft,
die Börse; ferner bestehen in Düsseldorf
der Niederrheinische Bezirksverein deutscher Ingenieure, ein Verein
zur
Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen,
[* 16] eine Baubank, der Zentralgewerksverein für
Rheinland, Westfalen und angrenzende Bezirke (mit Museum), ein Verein deutscher Eisenhüttenleute. Dazu besitzt die Stadt einen
Sicherheits- und Freihafen, welche die lebhafte Schifffahrt und den bedeutenden Handel unterstützen.
München

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München. Eine besondere Berühmtheit erlangte Düsseldorf
durch die 1767 vom Kurfürsten Karl Theodor gestiftete und 1822 von König Friedrich
Wilhelm III. erneuerte Kunstakademie, an deren Spitze Cornelius, Schadow und Bendemann standen, und die seit ihrem Bestehen eine
Reihe bedeutender Künstler gebildet hat. Die früher hier befindliche berühmte Gemäldegalerie, 1690 von dem
Kurfürsten Johann Wilhelm gestiftet, ward 1805 nach München
[* 17] gebracht, nach dem Krieg von 1866 von Preußen
[* 18] zurückgefordert,
aber 1871 freiwillig an Bayern
[* 19] überlassen, wofür Düsseldorf
einen Anteil aus der Kriegsentschädigung enthielt, aus welchem unter
anderm die Kunsthalle erbaut wurde.
Nur ein Meisterwerk, Rubens' Himmelfahrt Mariä, ist in Düsseldorf
geblieben (in der Kunstakademie). Eine städtische
Gemäldegalerie (in der Kunsthalle), die seit etwa 40 Jahren besteht, enthält zur Zeit 70 Gemälde meistens neuerer Düsseldorfer
Künstler. Die Stadt besitzt außerdem eine Sammlung von 248 Aquarellnachbildungen der wichtigsten Werke der italienischen
Malerei von J. A. ^[Johann Anton] Ramboux, die ihr 1841 vom König von Preußen und der rheinischen Ritterschaft
geschenkt wurde.
Garten

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Garten.
Die Akademie besitzt auch eine kostbare Sammlung von etwa 15,000 Handzeichnungen und etwa 80,000 Kupferstichen sowie von Gipsabgüssen
antiker Skulpturen. Sonstige wissenschaftliche und gemeinnützige Anstalten sind: die Sternwarte
[* 20] Bilk (s. d.), ein botanischer
Garten
[* 21] im sogen. Hofgarten (s. unten), eine Landesbibliothek von
50,000 Bänden (1770 vom Kurfürsten Karl Theodor gestiftet), ein Staatsarchiv, ein Kunstverein (seit 1828),
ein historisches Museum (vorzugsweise lokalen Charakters), ferner ein Gymnasium, ein Realgymnasium, höhere Bürgerschule, 4 höhere
Mädchenschulen, ein Theater,
[* 22] eine Bezirksirrenanstalt, ein Korrektionshaus, ein Militärlazarett, ein evangelisches und ein
katholisches Krankenhaus
[* 23] (letzteres das Marienhospital). Düsseldorf
ist Sitz der Regierung, der provinzialständischen
Verwaltung, eines Landgerichts (für die zwölf Amtsgerichte zu D., Gerresheim, Gladbach,
[* 24] Grevenbroich, Krefeld,
[* 25] Neuß,
[* 26] Odenkirchen,
[* 27] Opladen, Ratingen, Rheydt,
[* 28] Ürdingen und Viersen), einer Oberpostdirektion, eines Hauptsteueramts und hat 2 Eisenbahnbetriebsämter.
Dust - Duumviri

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Seite 5.254.
Die städtischen Behörden bestehen aus einem Oberbürgermeister mit 6 Beigeordneten und 30 Stadtverordneten. Der schönste
und besuchteste unter den zahlreichen Spaziergängen in und um Düsseldorf
ist der Hofgarten,
der aus verschiedenen Anlagen, dem eigentlichen Hofgarten, dem botanischen Garten und den geschmackvollen Neuen Anlagen, besteht
und jetzt, von neuen Stadtteilen umzogen, mit zur Stadt gehört. Am Ende des Hofgartens, in dem ganz nahe gelegenen Stadtteil
Pempelfort, steht der Jägerhof, ein königliches, mit schöner Gartenanlage versehenes Schloß, der Wohnsitz
des Erbprinzen von Hohenzollern.
[* 29] Im O. der Stadt liegt der zoologische Garten mit prächtigen Anlagen, im S. der mit seltenen
Pflanzen geschmückte Floragarten. Des Schriftstellers Jacobi Haus und Garten in Pempelfort, eine in der Litteraturgeschichte
bedeutsame Stätte, ist seit 1860 Eigentum des Künstlervereins »Malkasten« (s. d.) und Mittelpunkt des
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mehr
geselligen Lebens der Künstler. Das frühere Dorf Oberbilk mit mehreren großen Fabriken ist jetzt ein integrierender Teil
der Stadt, zu welcher auch Bilk mit der Sternwarte und Derendorf im N., wo eine Zeitlang Immermann und die Gräfin Ahlefeldt
wohnten, zum größten Teil gehören. Im NO. liegen Düsselthal, mit einer vom Grafen von der Recke 1819 angelegten
großen Erziehungsanstalt für arme, sittlich verwahrloste Kinder im ehemaligen Trappistenkloster, und Grafenburg, an einer
bewaldeten Hügelkette mit weiter Aussicht auf das Rheingebiet. In Düsseldorf
wurden die Dichter und Schriftsteller
Joh. Georg und Fr. Heinrich Jacobi, Varnhagen v. Ense und Heinrich Heine, die Maler Peter v. Cornelius, Peter v. Heß
und andre berühmte Männer geboren. - Düsseldorf
ward 1288 vom Grafen Adolf von Berg nach der Wöringer ^[richtig: Worringer] Schlacht
zur Stadt erhoben und seit 1385 die Residenz der Herzöge von Berg. Nach dem Aussterben des jülich-bergischen Regentenstammes 1609 besetzte
der spanische General Spinola als kaiserlicher Kommissar 1614 die Stadt.
Braunschweig

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Braunschweig.Nach der Beilegung jenes Erbfolgestreits kam sie mit Jülich-Berg an Pfalz-Neuburg und ward Residenz der Pfalzgrafen und nach deren Aussterben des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz. Dieser that viel für die Stadt, noch mehr der Kurfürst Karl Theodor, der Schlösser, Sammlungen, Institute gründete und die Karlsstadt baute. Seit 1732 befestigt, ward die Stadt im Siebenjährigen Krieg 1757 von den Franzosen besetzt und im Juni 1758 vom Herzog Ferdinand von Braunschweig [* 31] durch Kapitulation eingenommen, jedoch bald wieder verlassen. Im J. 1795 wurde sie nach einem heftigen Bombardement durch Kapitulation den Franzosen übergeben und blieb in deren Besitz, bis sie im Frieden von Lüneville 1801 an Bayern zurückgegeben wurde, worauf die Schleifung der Festungswerke erfolgte. 1806 ward sie Hauptstadt des Großherzogtums Berg und kam mit diesem 1815 an Preußen. Ihr Aufschwung datiert erst seit neuester Zeit.
Vgl. Hofacker, Führer durch Düsseldorf
(Düsseld. 1877);
Thomas, Düsseldorf
, Führer
(das. 1885).
Der Regierungsbezirk Düsseldorf
(s. Karte »Rheinprovinz«),
[* 32]
der nördlichste Teil der Provinz Rheinland, hat 5467 qkm (99,29 QM.) mit (1880) 1,591,369 Einw. (davon 642,125 Evangelische, 930,643 Katholiken und 13,211 Juden) und zerfällt in die 21 Kreise: [* 33]
Kreise | QKilom. | QMeilen | Einwohner |
---|---|---|---|
Barmen (Stadt) | 22 | 0.39 | 95![]() |
Düsseldorf(Stadt) |
49 | 0.89 | 95![]() |
Düsseldorf (Land) | 362 | 6.58 | 52![]() |
Duisburg (Stadt) | 38 | 0.67 | 41![]() |
Elberfeld (Stadt) | 28 | 0.51 | 93![]() |
Essen (Stadt) | 9 | 3.60 | 56![]() |
Essen (Land) | 190 | 3.60 | 117![]() |
Geldern | 543 | 9.86 | 52![]() |
Gladbach | 240 | 4.36 | 123![]() |
Grevenbroich | 237 | 4.30 | 40![]() |
Kempen | 396 | 7.19 | 90![]() |
Kleve | 508 | 9.22 | 50![]() |
Krefeld (Stadt) | 21 | 0.38 | 73![]() |
Krefeld (Land) | 165 | 3.00 | 31![]() |
Lennep | 303 | 5.51 | 94![]() |
Mettmann | 250 | 4.54 | 63![]() |
Mörs | 565 | 10.26 | 63![]() |
Mülheim a. d. Ruhr | 431 | 7.83 | 132![]() |
Neuß | 294 | 5.34 | 48![]() |
Rees | 524 | 9.52 | 63![]() |
Solingen | 293 | 5.34 | 107![]() |
Vgl. v. Hirschfeld, Statistik des Regierungsbezirks Düsseldorf (Iserlohn [* 34] 1874).