Sonate
(ital. sonata, suonata), ein in der
Regel aus drei oder vier abgeschlossenen, aber durch
innere
Verwandtschaft unter sich verbundenen
Sätzen bestehendes Tonwerk von ganz bestimmter Form, zunächst für ein Soloinstrument,
namentlich
Klavier,
Cello,
Flöte,
Violine,
Orgel etc., bestimmt, jedoch, als
Duo,
Trio,
Quartett etc., auch auf mehrere
Instrumente
und, als
Symphonie, sogar auf großes
Orchester
übertragen. Der erste
Satz ist der speziell für die S.
charakteristische
und sie von der
Suite,
Serenade etc. unterscheidende; seine Form ist die darum speziell so genannte Sonate
nform.
Er beginnt entweder mit einer langsamen
Einleitung
(Grave,
Largo) oder gleich mit dem Hauptthema (Hauptsatz) in bewegtem
Tempo
(Allegro), von welchem geschlossene, modulierende (nicht in allzufern liegende
Tonarten ausschweifende)
Gänge zum zweiten
Thema (Nebensatz, Seitensatz) überleiten, das zwar in gleichem
Tempo, aber in längern Notenwerten, gesangartiger
gehalten ist.
Steht der Hauptsatz in
Dur, so pflegt der Seitensatz auf der
Tonart der
Dominante zu stehen; steht er in
Moll, so kommt die
Parallel-Durtonart
oder
Durtonart der kleinen
Sexte (z. B. bei
A moll:
F dur) oder auch eine verwandte
Molltonart in Anwendung. Entweder schließt
nun der erste Teil hiermit ab, oder es folgt noch ein kleiner
Schlußsatz, der zum ersten
Thema zurückführt. Die
Repetition
(Reprise) der den ersten Teil des Sonate
nsatzes konstituierenden Themata ist durchaus für die Form
charakteristisch, und
Abweichungen sind selten und bedeuten ein Zerbrechen der Form
(Beethoven).
Gang (Geologie)

* 2
Gang.
Der nun folgende zweite Teil (Durchführungssatz) besteht ausschließlich in Verarbeitung des vorausgegangenen thematischen
Materials (selten bringt er noch ein selbständiges
Thema) und leitet ohne Wiederholung durch den sogen. Rückgang zum dritten
Teil über. Dieser bringt wieder das Hauptthema in der Haupttonart, führt jedoch diesmal (mit oder ohne
Gang)
[* 2] den Seitensatz und etwanigen
Schlußsatz gleichfalls in der Haupttonart oder gleichnamigen
Molltonart ein und beschließt
entweder hiermit das Tonstück, oder es folgt ihm noch ein besonderer Anhang (coda), der hier meistens etwas länger ausgeführt
ist als im ersten Teil.
Bildungen wie die der ersten
Sätze der sogen. Mondscheinsonate
(Op. 27,
Cis moll)
oder der
As dur-Sonate
(Op. 26) von
Beethoven haben mit diesem
Schema nichts zu thun.
Beiden Sonaten
fehlt der eigentliche erste
Satz; sie beginnen mit dem langsamen, der in der
Regel der zweite ist.
Charakteristikum des zweiten
Satzes ist die langsame
Bewegung (nur ausnahmsweise vertauschen der langsame
Satz und das gleich
zu besprechende
Scherzo ihren Platz). Seine Form kann eine sehr verschiedenartige sein.
Ist er wie der erste mit zwei kontrastiernden
Themata ausgestattet, so ist das bewegtere das zweite; die
Reprise und
Durchführung fallen weg, dagegen
erscheint gern das Hauptthema dreimal, meist mit immer gesteigerter
Figuration.
Oft begnügt sich der Tonsetzer mit der Liedform, d. h. der Themataordnung I-II-I. Sehr beliebt
ist auch die Variationenform für den zweiten
Satz. Die
Tonart des zweiten
Satzes ist meist die der
Unterdominante. Der dritte
Satz bringt
Menuett oder
Scherzo, gewöhnlich wieder in der
Haupt- oder doch in einer eng verwandten
Tonart.
In ältern Sonaten
fehlt
Menuett oder
Scherzo gänzlich, so daß man gleich vom zweiten zum letzten
Satz, dem
Finale, gelangt.
Dieser steht bei durchschnittlich schneller
Bewegung immer in der Haupttonart, verwandelt sie aber nicht selten aus
Moll in
Dur. Seine Form ist entweder die Sonate
nform, in der
Regel ohne
Reprise, aber mit
Durchführung, oder eine weit ausgesponnene
Rondoform mit mehr als zwei meist kurzen Themata. In seltenen
Fällen läuft er in eine
Fuge aus.
Beethoven handhabt die Form
sehr frei und beschränkt sich manchmal auf nur zwei
Sätze und zwar nicht nur in der kleinen S.
(Sonatine),
bei der das fast die
Regel ist, sondern auch in groß und ernst angelegten Werken (Op. 53, 54, 78, 90, 101, 111).
Geschichte. Sonata (»Klingstück«) ist ursprünglich, d. h. als die Anfänge einer selbständigen Instrumentalmusik sich entwickelten (gegen Ende des 15. Jahrh.),
Schweriner See - Schwe

* 3
Schwerpunkt. eine ganz allgemeine Bezeichnung für Instrumentalstücke und der
Gegensatz von
Cantata (»Singstück«). Die ältesten
Komponisten,
welche den
Namen S. gebrauchten, waren
Giovanni Croce (1580) und
Andrea
Gabrieli, dessen
»S. a 5 istromenti« (1586) leider nicht
mehr zu finden sind. Dagegen sind uns einige Sonaten
von seinem
Neffen
Giovanni
Gabrieli erhalten (1597
und 1615). Diese ältesten Sonaten
sind
Stücke für mehrere
Instrumente
(Violinen,
Violen,
Zinken und
Posaunen), und ihr
Schwerpunkt
[* 3] liegt in der Entfaltung harmonischer
Fülle.
Ihre praktische Bestimmung war die, einem kirchlichen Gesangswerk als
Einleitung vorausgeschickt zu werden, die S. tritt in der
Folge (völlig gleichbedeutend mit Symphonia) als
Einleitung der
Kantate auf. Gegen Ende des 17. Jahrh.
begann man die Sonata da chiesa (Kirchensonate
) von der Sonata da camera (Kammersonate
) zu unterscheiden. Die letztere schied
die
Blasinstrumente aus und wurde schließlich die
Prärogative der
Violine
(Biber,
Corelli), ja die alte Art der für die
Kirche
bestimmten S. wurde gleichfalls nach Art der Kammersonate
zugestutzt und nur, statt mit
Cembalo, mit der
Orgel begleitet.
Neben beiden bestand die vielstimmige, besonders mit
Blasinstrumenten besetzte S. fort für Tafelmusik und ähnliche weltliche
Bestimmungen. Diese Sonaten
, auch die Corellischen und Biberschen, haben mit der neuern Sonatenform noch wenig mehr gemeinsam
als die
Zusammensetzung aus mehreren Teilen von verschiedener
Bewegungsart, welche bereits J.
Gabrieli seinen
letzten Sonaten
gegeben hatte.
Corelli schrieb sie viersätzig:
Adagio,
Allegro,
Adagio,
Allegro.
Sonatine - Sonett

* 4
Seite 15.26.Die Übertragung des Namens S. auf Klavierwerke ähnlicher Gestaltung ist das Werk Johann Kuhnaus (s. d.). Die letzte Vollendung der Form der S., namentlich ihres charakteristischen ersten Satzes, erfolgte durch Domenico Scarlatti, J. S. Bach, Philipp Emanuel Bach, Joseph Haydn, Mozart und Beethoven. Die Umbildung des Stils der S. ist nichts derselben Eigentümliches, sondern geht parallel mit der Entwickelung der Instrumentalmusik und insbesondere des Klavierstils überhaupt, welcher nach J. S. Bach allgemein, aber schon früher in ziemlich ausgedehntem Maß eine freiere (homophone) Setzweise erfuhr. Die Form der S. wurde durch Haydn, Mozart und Beethoven auf die Komposition für verschiedene Ensembles (Violine und Klavier, Klavier, Violine und Cello, Streichtrio, Streichquartett etc.) und für Orchester (Symphonie) übertragen. Nach Beethoven haben die Form der S. mit besonderm Glück Franz Schubert, Mendelsohn, Rob. Schumann und in neuester Zeit Johannes Brahms, Joachim Raff, Anton Rubinstein, J. ¶
mehr
Rheinberger und Robert Volkmann behandelt.
Vgl. Marx, Kompositionslehre, Tl. 3 (5. Aufl., Leipz. 1868);
Faißt, Beiträge zur Geschichte
der Klaviersonate
(in der »Cäcilia«, Bd. 25 u.
26, Mainz
[* 5] 1847);
Bagge, Geschichtliche Entwickelung der S. (Leipz. 1880).