Mongolei nach
Sibirien
(Kiachta). Der
Verkehr seewärts wird durch die
Dampfer der erwähnten
Gesellschaften, besonders aber der
chinesischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft, sowie durch zahlreiche Fahrzeuge von mehr oder weniger chinesischem
Typus vermittelt,
die unter fremdländischer
Führung und
Flagge segeln. Die Zahl der 1885 ein- und ausgelaufenen
Schiffe
[* 2] war 1232 mit 848,972
Ton., davon 21 deutsche mit 5470 T. Der Gesamtwert der Ein- und Ausfuhr betrug 1885: 37,7
Mill. Mk. Neuerdings werden die ersten Theeladungen direkt von aus verschifft, ohne
Schanghai
[* 3] zu berühren. Bei Beginn der
Theesaison entsteht unter den ersten ausgehenden
Dampfern ein von der kaufmännischen
Welt mit größtem
Interesse verfolgtes
Wettfahren, und es werden von diesen in Bauart wie Handhabung auf Eile berechneten
Schiffen unglaublich schnelle
Reisen zurückgelegt.
Von den übrigen Ausfuhrartikeln sind für den europäischen
Konsum von Bedeutung: Rindshäute,
Moschus,
Galläpfel und
Rhabarber.
Seine Hauptthätigkeit konzentriert sich in der Redaktion der 1866 mit
Jelinek gegründeten
»Zeitschrift
der Österreichischen
Gesellschaft fürMeteorologie«, deren Redaktion er seit 1877 allein führt. Die
Zeitschrift enthält
zahlreiche Abhandlungen von ihm, von denen die über den
Föhn und über das
Klima
[* 10] der verschiedensten
Länder der
Erde am bekanntesten
geworden sind. In der neuesten Zeit wandte er sich mehr der physikalischen
Meteorologie zu und lieferte
Arbeiten über die
Theorie der
Stürme, die Temperaturabnahme mit der
Höhe, die Verteilung des Wasserdampfes, die Entstehung
der
Niederschläge desselben und die Veränderungen im
Gang
[* 11] der magnetischen
Deklination etc. In der mit
Hochstetter und Pokorny
herausgegebenen »Allgemeinen
Erdkunde«
[* 12] (4. Aufl.,
Prag
[* 13] 1886; bedeutend erweiterte Ausg. 1885) bearbeiteteer den
Teil, welcher die
Erde als Weltkörper, ihre
Atmosphäre und Hydrosphäre behandelt. Außerdem schrieb er »Handbuch der
Klimatologie« (Stuttg. 1883); »Die Temperaturverhältnisse
der österreichischen Alpenländer«
(Wien 1885).
tschech. Volksstamm in
Mähren,
[* 14] welcher in der sogen. Hanna, einer ungefähr 1550 qkm (28 QM.)
großen, sehr fruchtbaren, vom Flüßchen Hanna durchzogenen
Ebene zwischen
Olmütz,
[* 15]
Kremsier und
Wischau,
ansässig ist.
Die Hannaken sind ein kräftiger Menschenschlag;
sie reden einen eignen
Dialekt, haben in
Sitte und
Tracht noch viel
Eigentümliches bewahrt und zeichnen sich auch durch Arbeitsamkeit und Betriebsamkeit vor ihren Nachbarn aus, mit denen sie
nicht leicht eheliche
Verbindungen eingehen.
(spr. hanneh),James, engl. Schriftsteller, geb. 1827 zu
Dumfries, trat mit 13
Jahren in die
Marine, nahm aber 1845 seinen
Abschied, um sich der Litteratur zu widmen. Außer Beiträgen zu
Zeitschriften, besonders zum
»Punch«, veröffentlichte er:
»Biscuits and grog, personal reminiscences and sketches by
Percival Plug« (1848),
fortgesetzt in »A claret-cup« (1848). Daran schlossen sich: »Hearts are trumps« (1849, neue Ausg. 1873);
»King Dobbs, sketches in ultramarine« (1849, neue Ausg. 1856);
1) Befehlshaber einer karthagischen
Flotte bei der
Insel Lipara, 269
v. Chr., bewirkte zwar, daß die
Mamertiner
die Stadt
Messana nicht an
Hieron von
Syrakus
[* 26] übergaben, bemühte sich aber vergeblich, jenen wichtigen
Platz den Karthagern in die
Hände zu spielen. Nach Anfang des ersten
PunischenKriegs 262 hielt er in Agrigent, dem
Waffenplatz
der Karthager, eine siebenmonatliche Belagerung aus und wußte sich, nachdem das von
Hanno zum
Entsatz herbeigeführte
Heer
eine
Niederlage erlitten, noch mit dem größten Teil seinerMannschaft zu
¶
mehr
retten. 260 Befehlshaber der karthagischen Flotte, wurde er in der berühmten Seeschlacht bei Mylä von dem römischen KonsulDuilius besiegt und entging nur durch List dem Kreuzestod, der ihm dafür in der Heimat drohte; als er aber 258, von den Römern
in einem sardinischen Hafen eingeschlossen, einen neuen Verlust erlitt, wurde er von seinen eignen Soldaten
ans Kreuz
[* 28] geschlagen.
2) Karthag. Feldherr, führte 250 v. Chr. seinen in Lilybäum belagerten Landsleuten mit großer Kühnheit und Geschicklichkeit
trotz der überlegenen römischen FlotteTruppen und Lebensmittel zu. Im Söldnerkrieg nach HannosEntfernungHamilkar beigegeben,
belagerte er Mathos in Tunes, ward aber bei einem Ausfall desselben gefangen und vor den Mauern der Stadt
gekreuzigt.
Dieser Übergang Hannibals über die Alpen allein schon würde ein ewig denkwürdiger Beweis von seiner Feldherrngröße sein.
Mehr als die Hälfte seines Heers war allerdings den schweren Strapazen erlegen und der Rest ermattet und
der Ruhe und Erholung bedürftig. Nachdem Hannibal ihm diese gewährt, bemächtigte er sich zunächst des Hauptorts
der Tauriner und zog, nachdem die benachbarten gallischen Völkerschaften sich an ihn angeschlossen, Scipio entgegen, der aus
dem jenseitigen Gallien zurückgekehrt war und ihm von Placentia aus auf dem
linken Ufer des Po entgegenrückte.
Am Ticinusfluß fand der erste Zusammenstoß statt, Hannibal siegte durch seine treffliche numidische Reiterei. Einen zweiten Sieg
an der Trebia erleichterte ihm des KonsulsSempronius Ungestüm: in wenig Stunden war das Römerheer geschlagen und
aufgelöst.
Den nächsten Feldzug 217 eröffnete Hannibals viertägiger Zug
durch die Moräste des Arnus (Arno), der ihm selbst ein Auge
[* 37] und
seinem Heer eine große Anzahl von Streitern und den Rest seiner Elefanten bis auf einen kostete. Um seinen Gegner, den KonsulGajusFlaminius, auf das geeignete Schlachtfeld zu locken, rückte er über des Feindes Flanke hinaus in
das Tyrrhenergebiet, verheerte dies und zog so Flaminius hinter sich her bis in einen Engpaß am Trasimenischen See.
Hier griff er ihn plötzlich von einer verdeckten Stellung aus an und schlug ihn aufs Haupt. 15,000 Römer bedeckten das Schlachtfeld,
und ebenso viele wurden gefangen. In Apulien ließ darauf Hannibal seine ermatteten ScharenRast machen und unternahm
von dort aus Streifzüge nach allen Seiten, bis der DiktatorQuintusFabiusMaximus durch vorsichtiges Zögern seinen raschen
Siegeslauf hemmte. Aber Senat und Volk zu Rom begehrten entscheidende Siege, und viel zu langsam erschien dem kampfbegierigen
Heer des Fabius zaudernde Kriegführung.
Diese ward daher nach Ablauf
[* 38] der Amtszeit des Diktators aufgegeben und ein Heer von acht Legionen und doppeltem Aufgebot der Bundesgenossen
unter Anführung derKonsulnL.Ämilius Paullus und GajusTerentius Varro Hannibal entgegengestellt. Am Aufidus unfern der Stadt Cannä
in Apulien trafen (216) die Heere aufeinander, und nochmals siegte Hannibals Feldherrngeist über die überlegene
Macht des Feindes. Der blutige Tag von Cannä (s. d.) kostete
Rom 70,000. Mann, unter ihnen einen Konsul, zwei Quästoren, eine
große Anzahl Tribunen, Konsularen, Prätoren, Senatoren etc. In Rom fürchtete man einen Angriff Hannibals auf die Stadt; aber
Hannibal, dem nur ein in blutigen Schlachten
[* 39] geschwächtes Heer und kein Belagerungsgerät zu Gebote stand, wollte
nicht durch einen Angriff auf die Hauptstadt alles bisher Gewonnene in einem Kampf der Verzweiflung aufs Spiel setzen, sondern
benutzte seinen Sieg dazu, die Völkerschaften Unteritaliens auf seine Seite herüberzuziehen.
Außerdem suchte er sich durch Bündnisse mit dem König Philipp vonMakedonien und mit Hieronymus, König
von Syrakus, zu verstärken. Allein Philipp wurde durch einen Angriff der Römer auf sein eignes Land zurückgehalten, und die
Syrakusaner wurden besiegt und in ihrer Stadt eingeschlossen, welche nach längerer Belagerung 212 erobert wurde. In Italien
aber machten die Römer trotz des unermüdlichen, tapfersten Widerstandes Hannibals nach und nach immer
mehr Fortschritte, so daß sie es 212 unternehmen konnten, Capua, welches sich nach der Schlacht bei Cannä an Hannibal angeschlossen
hatte und für ihn von der größten Wichtigkeit war, zu belagern. Hannibal machte die größten Anstrengungen, die
Stadt zu entsetzen; er unternahm sogar jetzt einen Angriff auf Rom in der Hoffnung, das Belagerungsheer
von Capua abzuziehen, und bewirkte dadurch im ersten Augenblick eine solche Bestürzung, daß der Schreckensruf: »Hannibal ad portas!«
( Hannibal ist vor den Thoren!«) sprichwörtlich blieb. Allein alles war vergeblich. Capua fiel (211), und die Züchtigung, die es
erfuhr, mahnte andre Städte, freiwillig unter das römische Joch zurückzukehren. 209 ging auch Tarent verloren. Hannibal harrte
jetzt sehnsuchtsvoll auf die Hilfe,
¶
Noch immer hielt an der Hoffnung fest, von der Heimat unterstützt zu werden und so denKrieg in Italien zu einem glücklichen
Ende führen zu können; auch gewann er, obwohl meist auf das Land der Bruttier beschränkt, noch einige
günstige Erfolge. Allein 203 rief ihn ein Senatsbefehl von Karthago zur Rettung der von Scipio in Afrika
[* 41] selbst bedrängten
Vaterstadt heim. Zwar scharte sich in Afrika ein zahlreiches Heer um die Fahne des Helden; aber die Untüchtigkeit des zusammengerafften
Haufens erkennend, scheute Hannibal den ungleichen Kampf mit den römischen Legionen und begehrte eine Unterredung
mit Scipio. Im Angesicht der Heere kamen die beiden größten Feldherren des Jahrhunderts zusammen. Hannibal bot Frieden unter Bedingungen,
wie sie dem Sieger von Cannä geziemten; aber Scipio forderte Unterwerfung. Es mußte das Schwert entscheiden, und es entschied
für Rom.
Auf ZamasEbenen (202) rang Hannibals Feldherrngeist vergeblich mit den überlegenen Streitkräften des
Feindes. Ein harter Friede war die nächste Folge seiner Niederlage. Hannibal selbst riet zu dessen Annahme, indem er die Trostlosigkeit
der gegenwärtigen LageKarthagos klar erkannte und auf zukünftige Wiedererhebung hoffte. Von der Überzeugung geleitet, daß
nur er dem Vaterland wieder aufhelfen könne, trat Hannibal bald nach dem Abschluß des Friedens als Suffet an
die Spitze derRegierung. Er begann die Verfassung und Verwaltung des Staats durchgreifend zu reformieren, regelte die Zölle und
Einkünfte und stellte dadurch die zerrütteten Finanzen wieder her.
Aber eben dieser Krieg Hannibals gegen altherkömmliches Unwesen vereinigte die in ihren Standesinteressen
beeinträchtigte Aristokratie gegen ihn. Man klagte ihn in Rom an, daß er mit Antiochos von Syrien in Verbindung stehe, und brachte
es dahin, daß eine römische Gesandtschaft in Karthago seine Auslieferung verlangte. Durch schnelle Flucht entging Hannibal diesem
Schicksal (195). Er fand zunächst Aufnahme bei dem König Antiochos von Syrien, der damals Vorbereitungen
zum Kriege gegen Rom traf. Er suchte diesen zu einer kühnern Führung des Kriegs zu bestimmen und knüpfte zugleich auch Unterhandlungen
in Karthago an, um dieses zur Teilnahme an dem Krieg zu bewegen; allein beides vergeblich. In Karthago wurden seine Absichten
durch seine dortigen Gegner vereitelt, und Antiochos führte den Krieg so lässig und ungeschickt, daß
er besiegt wurde (189). Unter den Friedensbedingungen, welche die SiegerAntiochos auferlegten, war auch die der Auslieferung
des Hannibal. Daher floh dieser über Kreta zu König Prusias nach Bithynien.
Auch diesen suchte er zum Kriege gegen Rom aufzureizen und leistete ihm im Kriege gegen den römerfreundlichen
Eumenes von Pergamon
[* 42] nützliche Dienste.
[* 43] Aber Rom hatte keine Ruhe, solange es seinen Todfeind thätig wußte. Prusias konnte oder
wollte ihn vor den römischen Nachstellungen nicht sicherstellen. Hannibal geriet daher in Gefahr, seinen Todfeinden, den Römern,
in die Hände zu fallen, nahm aber, um diesem Schicksal zu entgehen, das längst für diesen Fall bereit
gehaltene Gift und starb 183 im 64. Jahr seines Lebens.
Der Ruhm eines großen Feldherrn und Staatsmanns wird
Hannibal von keinem der alten Schriftsteller bestritten; sie bewundern die
Kühnheit seiner Anschläge, die mit ruhiger Besonnenheit gepaarte Raschheit und Energie bei ihrer Ausführung,
den Mut, der vor keiner Gefahr zurückbebte, die Ausdauer, der kein Hindernis zu groß schien, den schnellen Blick, womit er
die Absicht des Gegners durchschaute, die kluge Berechnung, womit er mitten im Schlachtgewühl seine Anordnungen traf, die
Gewalt, die er über die Gemüter der Seinigen übte, und vermöge deren er in einem aus den verschiedenartigsten
Elementen zusammengesetzten Heer die Zucht herstellte und erhielt. Wenn die römischen Schriftsteller ihm Treulosigkeit, Hinterlist
und Grausamkeit vorwerfen, so ist dies wenigstens zum größten Teil nur die Wirkung des Nationalhasses, der ihn bei seinem
Leben verfolgt und auch nach seinem Tod nicht verschont hat.
1) karthag. Suffet, unternahm in der Blütezeit des karthagischen Staats mit 60 Pentekonteren (50ruderigen Schiffen),
auf welchen sich angeblich 30,000 Libyphöniker als Kolonisten für zu gründende Niederlassungen befanden,
eine große Seeexpedition von Karthago aus über die Säulen des Herakles
[* 45] hinaus an die Westküsten Afrikas und weihte nach
seiner Rückkehr damaliger Sitte gemäß in dem Tempel
[* 46] des Kronos eine Tafel, welche in punischer Sprache
[* 47] einen Reisebericht
(Periplus, »Umschiffung«) enthielt, von dem eine
griechische Übersetzung auf uns gekommen ist.
Wann Hanno jene Fahrt gemacht habe, ist zweifelhaft; die wahrscheinlichste unter den verschiedenen Annahmen ist, daß sie um 500 v. Chr.
stattgefunden hat. Sie hat sich den in dem Bericht enthaltenen Angaben zufolge über den Krokodilfluß (Senegal) und das Grüne Vorgebirge
hinaus erstreckt, bis Mangel an Lebensmitteln und vielleicht auch nautische Schwierigkeiten zur Rückkehr
nötigten. Hannos Bericht ist, wiewohl manches Fabelhafte darin vorkommt, gewiß eins der ältesten authentischen Denkmäler
der geographischen Kunde des Altertums. Zuerst ward er herausgegeben in Basel
[* 48] 1534 (hinter Arrian) von Gelenius, dann unter andern
deutsch und griechisch von Schmid (hinter Arrian, Braunschw. 1764), in den »Geographi graeci minores« von
Gail (Par. 1826, Bd. 1), von Kluge (Leipz. 1829) und Hirscher (Ehing. 1832).
Vgl. Mer, Mémoire sur le Périple d'Hannon (Par.
1885).
3) Hanno, mit dem Beinamen »der Große«, wurde von den Karthagern beim Ausbruch des Söldnerkriegs (241-237
v. Chr.) mit der Führung des Kriegs beauftragt und besiegte die mit den aufständischen Libyern vereinigten Söldner bei Utica,
ließ sich aber dann von ihnen überfallen und wurde von ihnen völlig geschlagen. Seine Vaterstadt stellte ihm daher HamilkarBarkas als Feldherrn zur Seite. Da aber wegen der Uneinigkeit beider Feldherren der Krieg unglücklich geführt
wurde, so überließ der Senat dem Heer die Entscheidung, wer von beiden alleiniger Befehlshaber bleiben solle, und dieses entschied
sich für
¶
mehr
Hamilkar; daher Hannos Feindschaft gegen Hamilkar und dessen ganzes Haus. Nach HasdrubalsTod sprach Hanno gegen die Erwählung Hannibals
zum Oberbefehlshaber in Spanien und nach dem Fall Sagunts für dessen Auslieferung an die Römer. Er war fortwährend das Haupt
der Friedenspartei in Karthago und zwar teils aus persönlicher Abneigung gegen das Barkidische Haus, teils
aus Scheu vor einem Entscheidungskampf mit dem überlegenen Rom sowie aus Besorgnis, daß die unumschränkte Macht der Barkiden
die Freiheit des Staats gefährden könne. Nach der Schlacht bei Zama stand er an der Spitze der Gesandtschaft, die bei Scipio um
Frieden bat, und wird noch späterhin als Haupt der römerfreundlichen Partei genannt. Er soll in hohem
Alter gestorben sein.
4) Unterfeldherr Hannibals und nach Appian dessen Neffe, stand an der Spitze der nach der Schlacht bei Cannä nach Bruttium geschickten
Heeresabteilung und eroberte daselbst 215 v. Chr. mehrere Städte, unter ihnen Locri und Croton, wurde aber, als
er einen Versuch machte, von da nach Lukanien vorzudringen, 214 von TiberiusSempronius Longus bei Grumentum und dann, als er
von dort den mit einer Belagerung bedrohten Capuanern Mundvorräte zuführen wollte, 212 nochmals bei Beneventum vom KonsulQuintusFulvius Flaccus geschlagen.
aus dem westlichen Teil an der Ems,
[* 58] der mit dem Hauptteil am Dümmersee durch einen 6 km breiten
Landstrich zusammenhängt, und aus dem südlichen, der vom Hauptteil ganz durch braunschweigisches Gebiet
getrennt ist.
Seit der preußischen Herrschaft sind der Provinz noch das Jadegebiet und
durch Vertrag mit Braunschweig (1874) ein Teil des Kommunionharzes einverleibt worden. Der Flächeninhalt der Provinz beträgt
38,424 qkm (697,87 QM.).
[Bodengestaltung.]
Der größere Teil ist eine unabsehbare Ebene, in welcher Sandhügel, mit weiten Heiden
bedeckt, und Moore abwechseln, während an der Meeresküste
und an den Ufern der Flüsse
[* 67] weit hinauf die Marschen sich ausbreiten.
Nur die südlichen Gegenden sind gebirgig. Das Hauptgebirge ist der Harz (s. d.), von dem der größte Teil des Oberharzes
in Hannover liegt. Hier befinden sich auch die höchsten Punkte in der Provinz: der Bruchberg 926, der GroßeWinterberg 902 und
das Brockenfeld durchschnittlich 850 m hoch.
Zwischen dem Harz im O. und der Weser im W. erstreckt sich vom Eichsfeld nordwärts ein zu den östlichen Wesergebirgen gehöriges
Bergland, welches, der Trias-, Jura-, Wealden- und Kreideformation
[* 68] angehörig, aus verschiedenartig streichenden
Gebirgsketten besteht, als deren bedeutendste zu nennen sind: der GöttingerWald mit dem Treppenberg (440 m);
der höchste Punkt in diesem Teil der Provinz ist der Dörenberg (363 m), nördlich von
Iburg.
Der Boden in den tiefern Lagen des gebirgigen Teils, der im ganzen etwa 7900 qkm (143 QM.) umfaßt,
ist von bedeutender Fruchtbarkeit und nächst den Marschen der Hauptsitz der Landwirtschaft in der Provinz. Die Tiefebene, dem
norddeutschen Tiefland angehörig, zerfällt in die Geest und die Marsch. Die Marschen, von ausgezeichneter Fruchtbarkeit, umfassen
etwa 2420 qkm (44 QM.) und reichen längs der Flüsse eigentlich nur bis zur Flutgrenze hinauf; doch ist hierher auch das
Niederungsland an der Weser und Elbe oberhalb dieser Grenze zu rechnen.
Die Geest besteht wiederum aus Moor- und Hügelland. Das Moorland (6600 qkm oder 120 QM.) findet sich vorzugsweise an der
Landgrenze der Marschen (Hochmoor), sodann zu beiden Seiten der Ems: auf der westlichen, wo das Bourtanger Moor, auf der Grenze
gegen die Niederlande,
[* 71] noch fast ganz der Kultur entbehrt, auf der östlichen, wo die Moore des Hümmling
liegen, und im SO. von Aurich;
[* 72]
Das Hügelland (Sandgeest) nimmt einen Raum von 21,500 qkm (391 QM.) ein und besteht größtenteils aus sandigen, wenig fruchtbaren
Flächen. Bekannt ist die Lüneburger Heide
[* 77] (s. d.), im Hohen Mechtin 188 m hoch, die sich zwischen der Aller und Elbe ausbreitet,
an der Aller ausgedehnte Sumpfstriche enthält, auf der Höhe weithin nur Heidekraut trägt und nur in
den Einsenkungen der Flüsse und Bäche und in dem östlichen Hang zur Elbe (wo der schöne Wald »die Göhrde«) bessern Boden zeigt.
Der Kultur der Heide widersteht ein unterhalb der Oberfläche liegender, vorzugsweise aus Quarzsand bestehender fester Stein,
Ortstein genannt. Von ähnlicher Beschaffenheit ist der Hümmling (s. d.) im KreisMeppen, auf der rechten
Seite der Ems.
Die drei Hauptflüsse (Elbe, Weser, Ems) erweitern sich an der Mündung zu Meerbusen, unter denen der Dollart
(s. d.) an der Ems der bemerkenswerteste ist. Die Elbe bildet im NO. größtenteils die Grenze und nimmt als schiffbare
Nebenflüsse die Jeetze, Ilmenau, Seve, Este, Lühe, Schwinge, Oste und Medem auf. Die Weser durchströmt Hannover etwa in der Mitte in
einer Länge von 220 km. Ihr wichtigster Nebenfluß ist die von Celle
[* 78] ab schiffbare Aller, der wiederum die Oker, Fuhse und
Leine zufließen.
Das Klima ist nach der Lage der Gegenden verschieden: auf dem Harz rauh und großen Schwankungen unterworfen, in der Ebene
ziemlich mild, an der Küste, in den Marschen und Mooren feucht. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt nur in der
Stadt Hannover über 9° C., sonst etwas darunter, zu Otterndorf und Wilhelmshaven
[* 83] 8,12° C., zu Göttingen 8,20,° zu Emden,
Norderney, Lingen und Lüneburg 8,35-8,75,° zu Klausthal auf dem Oberharz in der Höhe von 568 m nur 6°
C. Die Regenmenge beträgt in den ebenen innern Landschaften und zwischen den niedern Bergzügen 50-60 cm, an der Küste 70-75
cm, zu Klausthal auf dem Oberharz aber beinahe 150 cm. Die vorherrschenden Winde
[* 84] sind die nordwestlichen, welche besonders im
Herbst in heftige Stürme übergehen. Der sogen. Herauch, eine Folge des Ausbrennens der Moore, gereicht den
westlichen Teilen nicht selten zur Plage.
Die Hauptbeschäftigungen der Einwohner sind: Landwirtschaft in der ganzen Provinz, Viehzucht
[* 85] ganz besonders in den Marschen, Bergbau
[* 86] im südlichen Bergland, Schiffahrt in den Küsten- und Hafenstädten. Von der Gesamtfläche
kommen 12,504,68 qkm auf Acker- und Gartenland, 3989,56 qkm auf Wiesen, 13,470,90 qkm auf Weiden, 6050,27
qkm auf Holzungen, 147,55 qkm auf Öd- und Unland. Für den Acker- und Gartenbau kommen in erster Linie die Marschen, in zweiter
das südliche Bergland in Betracht.
Hier findet man alle norddeutschen Getreidearten, auch Weizen, unter den HandelsgewächsenRaps und im S.
auch Zuckerrüben, ferner allerlei Gemüse und Obstarten (Kirschen im Alten Land). Flachs wird überall auf großen Flächen gebaut,
jedoch im Bremischen mehr Hanf; Buchweizen ist die Hauptfrucht in den Heidegegenden; der Kartoffelbau findet am wenigsten in
den Marschen statt. Allgemein verbreitet ist der Kleebau, und auch die Lupine hat in neuester Zeit auf
wenig fruchtbaren Ländereien Verbreitung gefunden.
Die Preißelbeeren des Harzes und die Heidelbeeren der Lüneburger Heide bilden wichtige Handelsartikel. Zu den Weiden werden
die großen Heideflächen der Lüneburger Heide und des Hümmling gerechnet. Die Waldungen sind am bedeutendsten in dem südlichen
Bergland, wo die Buche auf den niedrigen Berglandschaften und die Fichte
[* 87] auf dem Oberharz vorherrschen. Weite Landschaften des
Tieflandes, so die Marschen, Moore und große Gebiete des sandigen Hügellandes, sind dagegen ohne jeglichen Waldwuchs.
Harz; hier werden auch viele Singvögel gefangen, während zu Alfeld eine bedeutende Zucht von Kanarienvögeln betrieben wird.
Wichtig ist die Fischerei;
[* 95] für die Seefischerei haben sich schon mehrfach Gesellschaften gebildet, doch haben dieselben immer
noch nicht eine sichere Grundlage finden können.