Nordsee
(Deutsches Meer), der nordöstliche Teil des Atlantischen Ozeans, wird von diesem durch die britischen Inseln als westliche Grenze und auf der entgegengesetzten Seite durch die Skandinavische [* 2] Halbinsel, Dänemark [* 3] und Schleswig-Holstein [* 4] von der Ostsee getrennt, nach S. durch die Küsten von Frankreich, Belgien, [* 5] der Niederlande [* 6] und der deutschen Länder Hannover [* 7] und Oldenburg [* 8] begrenzt, steht nach Norden [* 9] u. nach S., hier mittels des Kanals, mit dem Atlantischen Ozean und nach O. durch die Busen Skagerrak und Kattegat mit der Ostsee in Verbindung.
Bregthalbahn - Bremen
![Bild 67.215: Bregthalbahn - Bremen [unkorrigiert] Bild 67.215: Bregthalbahn - Bremen [unkorrigiert]](/meyers/thumb/67/67_0215.jpeg)
* 10
Breite.
Sie erstreckt sich durch 10
Breiten- und 11 Längengrade; ihre größte Längenausdehnung kann man zu 4500 km, ihre größte
Breite
[* 10] zu 2600 km, ihren Flächeninhalt zu 547,600 qkm (9945 QM.)
annehmen, wovon 6450 qkm auf
Inseln entfallen. Man unterscheidet in der Nordsee
an der Ostseite folgende untergeordnet Teile: das
norwegische
Meer, mit zahlreichen tief eingreifenden
Buchten
(Fjorden) an der
Küste
Norwegens;
das Skagerrak, zwischen Norwegen [* 11] und Jütland;
das Kattegat, zwischen Jütland und Schweden.
Aus diesem führen der
Sund, im O. von
Seeland,
der
Große
Belt, zwischen
Seeland und
Fünen, und der
Kleine
Belt, zwischen
Fünen und
Jütland, nach der
Ostsee. Eine direkte
Verbindung
zwischen dem südlichen Teil der Nordsee
und der
Ostsee wird durch den
Nordostseekanal
[* 12] (s. d.) hergestellt. Als
Buchten und
Meerbusen
sind noch zu erwähnen: die
Hamburger
Bucht,
vor der
Elbe- und Wesermündung, der Jadebusen, der
Dollart,
der
Zuidersee;
auf der Westseite an der schottischen Küste der Moray Firth und der Firth of Forth;
an der Küste von England der Washbusen und die Themsemündung.
Die Nordsee
hat
Ebbe und
Flut, am stärksten an den
Küsten der
Niederlande
und
Englands; aber dieselbe tritt weniger selbständig auf als in dem offenen Atlantischen
Ozean und ist nur eine Nachwirkung
von daher. Durchschnittlich beträgt der Unterschied zwischen
Ebbe und
Flut 3⅓ m; bei Nordweststurm aber steigt die
Flut auch
wohl 7 m über die gewöhnliche
Höhe und ist dann nicht selten von verheerendster
Wirkung. Der gleichen
sogen.
Sturmfluten, als deren älteste die von 1066, welch eden Anfang zum Jadebusen machte, und als deren heftigste die von
1170, 1277, 1570, 1717 und 1825 zu nennen sind, haben
Tausenden von
Menschen das
Leben gekostet und an den flachen
Küsten im
Lauf der
Jahrhunderte bedeutende Veränderungen hervorgerufen, indem das
Meer an einer
Stelle
Strecken festen
Landes nach und nach verschlang (vgl.
Dollart), an andern
Stellen dagegen gewaltige
Massen erdiger
Stoffe über lange Küstenstriche
ausbreitete.
Korinth (Stadt)

* 13
Kanal.
Insgesamt berechnet man den Verlust an
Marschland an der
Süd- und Ostküste der Nordsee
seit dem
Mittelalter auf 5055 qkm, wovon
nur 2588 qkm durch Entwässerungsarbeiten wiedergewonnen sind. Die Tiefe der Nordsee
ist sehr gering und wenig wechselnd;
sie beträgt im
Mittel nur 88
m und übersteigt nicht 200 m. Der Meeresboden bildet ein Seehochland, das aber von der Südspitze
Norwegens durch einen eigentümlichen, tief eingeschnittenen
Kanal
[* 13] getrennt wird (s.
Großbritannien,
[* 14] S.
761). Der Salzgehalt der Nordsee
ist beträchtlicher als jener der
Ostsee und im
Norden bedeutender als im S.
Ihre
Küsten sind meist
niedrig, gegenwärtig aber fast
auf der ganzen niederländisch-deutschen
Strecke durch
Deiche (oft zwei- und dreifach) geschützt;
nur die zerrissenen
Ufer von
Norwegen sind
hoch und felsig.
Besonders bemerkenswert sind an der Südküste der Nordsee
die breit in das
Meer sich ausdehnenden
Sandbänke
(Watten), welche den
Zugang zu der
Küste sehr erschweren. Zwischen den
Watten befinden sich
Ströme, die jedoch häufig ihren
Lauf und damit auch
die
Ausdehnung
[* 15] der
Watten verändern. So bilden die
Eider,
Elbe,
Weser und
Ems
[* 16] an ihren Mündungen der gleichen
Wattenströme, die besondere
Namen haben, und die ganze Jütische
Halbinsel ist als eine einzige große
Sandbank mit einer 450 km
langen
Reihe von
Dünen (an der Westseite) zu betrachten.
Bakel - Baker (Sir Sam

* 17
Baken.
Die
Schiffahrt auf der Nordsee
ist besonders wegen der vielen
Sandbänke längs der
Süd- und Ostküste gefährlich,
was namentlich von der
Fahrt um die Nordspitze
Jütlands herum gilt, die sich als Sandriff weit in das
Meer hinein fortsetzt.
Zur Erleichterung der
Schiffahrt sind längs der
Küsten zahlreiche
Leuchttürme errichtet und
Baken
[* 17] oder Seemerkmale angebracht.
Übrigens ist die Handelsschiffahrt auf der Nordsee
von großartigem
Umfang.
Ihre wichtigern Häfen sind, in
England:
London,
[* 18]
Yarmouth,
Hull;
[* 19]
in Schottland: Leith und [* 20] Dundee; [* 21]
in Frankreich: Dünkirchen; [* 22]
in den Niederlanden: Vlissingen, Bergen op Zoom, [* 24] Rotterdam, [* 25] Amsterdam [* 26] und Harlingen;
in Deutschland: [* 27] Emden, [* 28] Bremerhaven, Hamburg, [* 29] Altona, [* 30] Tönning und Husum; [* 31]
Übersichtskarte des We

* 32
Dampfschiffahrt.in Norwegen: Bergen (s. die Karte bei »Dampfschiffahrt«). [* 32]
Die Zuflüsse der Nordsee
sind von S. her die
Elbe,
Weser,
Ems, die Rheinmündungen und die
Schelde, von W. die
Themse, der
Humber und
Tay, von O. die
Eider und die vielen kleinen
Flüsse
[* 33] Schleswigs, Westjütlands und
Norwegens. Die Nordsee
gefriert nie so zu wie die
Ostsee, nur an den
Küsten setzt
sich
Eis
[* 34] an. Sie ist zugleich sehr reich an
Fischen (namentlich
Kabeljaus,
Schollen,
Heringen,
Seezungen,
Steinbutten,
Schellfischen)
und
Austern. Die bekanntesten
Seebäder der Nordsee
sind zu
Boulogne,
Ostende,
Scheveningen, auf
Borkum,
Norderney,
Wangeroog,
Helgoland,
[* 35] Föhr und
Sylt.