Titel
Hanno
,
1) karthag. Suffet, unternahm in der Blütezeit des karthagischen Staats mit 60 Pentekonteren (50ruderigen Schiffen), auf welchen sich angeblich 30,000 Libyphöniker als Kolonisten für zu gründende Niederlassungen befanden, eine große Seeexpedition von Karthago [* 2] aus über die Säulen des Herakles [* 3] hinaus an die Westküsten Afrikas und weihte nach seiner Rückkehr damaliger Sitte gemäß in dem Tempel [* 4] des Kronos eine Tafel, welche in punischer Sprache [* 5] einen Reisebericht (Periplus, »Umschiffung«) enthielt, von dem eine griechische Übersetzung auf uns gekommen ist.
Wann Hanno
jene
Fahrt gemacht habe, ist zweifelhaft; die wahrscheinlichste unter den verschiedenen
Annahmen ist, daß sie um 500
v. Chr.
stattgefunden hat. Sie hat sich den in dem
Bericht enthaltenen Angaben zufolge über den
Krokodilfluß
(Senegal) und das
Grüne Vorgebirge
hinaus erstreckt, bis Mangel an Lebensmitteln und vielleicht auch nautische Schwierigkeiten zur Rückkehr
nötigten. Hannos
Bericht ist, wiewohl manches Fabelhafte darin vorkommt, gewiß eins der ältesten authentischen
Denkmäler
der geographischen
Kunde des
Altertums. Zuerst ward er herausgegeben in Basel
[* 6] 1534 (hinter
Arrian) von Gelenius, dann unter andern
deutsch und griechisch von
Schmid (hinter
Arrian, Braunschw. 1764), in den
»Geographi graeci minores« von
Gail (Par. 1826, Bd. 1), von
Kluge (Leipz. 1829) und
Hirscher
(Ehing. 1832).
Vgl.
Mer,
Mémoire sur le Périple d'Hannon
(Par.
1885).
2) Karthag. Feldherr in Sizilien [* 7] im ersten Punischen Krieg, wurde 262 v. Chr. von den Karthagern mit einem Heer abgeschickt, um das von den Römern belagerte Agrigent zu entsetzen, erlitt aber in der Nähe dieser Stadt eine Niederlage, worauf sich die Stadt ergab; 256 befehligte er mit Hamilkar die Flotte, welche bei Eknomos von den Römern geschlagen wurde.
3) Hanno
, mit dem Beinamen »der
Große«, wurde von den Karthagern beim
Ausbruch des Söldnerkriegs (241-237
v. Chr.) mit der
Führung des
Kriegs beauftragt und besiegte die mit den aufständischen Libyern vereinigten
Söldner bei
Utica,
ließ sich aber dann von ihnen überfallen und wurde von ihnen völlig geschlagen. Seine Vaterstadt stellte ihm daher
Hamilkar
Barkas als
Feldherrn zur Seite.
Da aber wegen der Uneinigkeit beider
Feldherren der
Krieg unglücklich geführt
wurde, so überließ der
Senat dem
Heer die
Entscheidung, wer von beiden alleiniger Befehlshaber bleiben solle, und dieses entschied
sich für
¶
mehr
Hamilkar; daher Hannos
Feindschaft gegen Hamilkar und dessen ganzes Haus. Nach Hasdrubals Tod sprach Hanno
gegen die Erwählung Hannibals
zum Oberbefehlshaber in Spanien
[* 9] und nach dem Fall Sagunts für dessen Auslieferung an die Römer.
[* 10] Er war fortwährend das Haupt
der Friedenspartei in Karthago und zwar teils aus persönlicher Abneigung gegen das Barkidische Haus, teils
aus Scheu vor einem Entscheidungskampf mit dem überlegenen Rom
[* 11] sowie aus Besorgnis, daß die unumschränkte Macht der Barkiden
die Freiheit des Staats gefährden könne. Nach der Schlacht bei Zama stand er an der Spitze der Gesandtschaft, die bei Scipio um
Frieden bat, und wird noch späterhin als Haupt der römerfreundlichen Partei genannt. Er soll in hohem
Alter gestorben sein.
4) Unterfeldherr Hannibals und nach Appian dessen Neffe, stand an der Spitze der nach der Schlacht bei Cannä nach Bruttium geschickten Heeresabteilung und eroberte daselbst 215 v. Chr. mehrere Städte, unter ihnen Locri und Croton, wurde aber, als er einen Versuch machte, von da nach Lukanien vorzudringen, 214 von Tiberius Sempronius Longus bei Grumentum und dann, als er von dort den mit einer Belagerung bedrohten Capuanern Mundvorräte zuführen wollte, 212 nochmals bei Beneventum vom Konsul Quintus Fulvius Flaccus geschlagen.