Olmütz
[* 1] (slaw. Olomouc), Stadt mit eignem Gemeindestatut in
Mähren,
[* 2] zweite Hauptstadt des
Landes, kirchliche Metropole
desselben und eine der stärksten
Festungen der
österreichischen
Monarchie, liegt in ebener, etwas sumpfiger Gegend an der
March, welche durch
Schleusen so bedeutend geschwellt werden kann, daß sie einen großen Teil der Festungswerke und die Umgegend
unter
Wasser setzt, und besteht aus der eigentlichen Stadt und drei Vorstädten. Zu Anfang der
Schlesischen Kriege war Olmütz
mit
Mauern,
Türmen und
Gräben befestigt; durch
Maria Theresia erhielt es eine starke bastionierte
Befestigung mit
Ravelins,
Kontergarden
und andern
Außenwerken.
Turma - Turmalin

* 3
Turm.
In der neuesten Zeit wurden im Umkreis von Olmütz
Forts angelegt, dagegen ein Teil der alten Festungswerke
aufgelassen und die
Thore demoliert, auf dem dadurch gewonnenen
Raum aber neue Stadtteile, Spaziergänge und ein Stadtpark
angelegt. Olmütz
hat 2 schöne
Plätze (den Oberring mit einer 46 m hohen Dreieinigkeitssäule und den Niederring mit einer 23 m
hohen Mariensäule). Bemerkenswerte Gebäude sind unter den 8
Kirchen der Stadt die gotische Metropolitankirche
zum heil.
Wenzel (aus dem 14. Jahrh.), welche gegenwärtig restauriert wird, die
Garnison- und ehemalige Jesuitenkirche
Maria-Schnee,
die Mauritiuskirche (aus dem 11. Jahrh.), die
Dominikaner- und die Michaelskirche mit kühn gewölbter
Kuppel; ferner das erzbischöfliche
Residenzschloß, das
Rathaus mit 78 m hohem
Turm und
[* 3] einer alten Kunstuhr, das Konsistorialgebäude, das
Zeughaus, die sogen.
Jesuiten-, die
Spitals- und die Landwehrkaserne, die Gebäude des Klerikalseminars und der 1858 aufgehobenen
Universität, das
Oberrealschul-, das
Post- und Telegraphengebäude, das
Theater
[* 4] etc. Olmütz
zählt (1880) mit der 4656 Mann starken
Garnison 20,176 Einw. (⅔ Deutsche,
[* 5] ⅓
Slawen).
Die
Industrie ist von geringer Bedeutung; es bestehen nur eine große Bierbrauerei
[* 6] und Malzfabrik, sodann
Fabriken für
Kupfer-
und Metallwaren,
Spiritus,
[* 7]
Likör,
Rosoglio,
Preßhefe,
chemische Präparate,
Segeltuch und Leinenstoffe, eine Gasanstalt etc.
Doch bildet Olmütz
das geschäftliche
Zentrum für den Betrieb mehrerer industrieller und montanistischer
Unternehmungen in der
Umgebung. Die Stadt ist durch
Eisenbahnen mit
Wien,
[* 8]
Prag,
[* 9]
Brünn,
[* 10]
Sternberg und
Schönberg,
Jägerndorf und
(durch eine
Lokalbahn) mit Czellechowitz verbunden und treibt bedeutenden
Handel in Rohprodukten und
Fabrikaten. Olmütz
ist Sitz
des Fürsterzbischofs, eines
Domkapitels und
Konsistoriums, eines Festungskommandos, eines
Kreis- und Bezirksgerichts, einer
Finanzbezirksdirektion, einer Bezirkshauptmannschaft (für die Umgebung von Olmütz
), eines Hauptzoll-
und
Hauptsteueramtes, eines Revierbergamtes, einer
Handels- und
Gewerbekammer; es hat 3 Klöster
(Dominikaner-,
Kapuziner- und
Ursulinerinnenkloster), eine k. k. theologische
Fakultät (mit 1887: 240 Studierenden) als Rest der ehemaligen
Universität
von Olmütz
, ein erzbischöfliches Klerikalseminar, eine Hebammenlehranstalt, ein deutsches und ein slawisches Obergymnasium,
eine Staatsoberrealschule, eine
Lehrerbildungsanstalt, eine erzbischöfliche Lehrerinnenbildungsanstalt,
eine
Fachschule für Handlungslehrlinge und eine gewerbliche
Fortbildungsschule, ein
Gewerbe- und ein historisches
Museum, eine
öffentliche k. k. Studienbibliothek mit 75,000
Bänden, 2500
Handschriften (darunter
Melanchthons
Autograph der
Loci communes
in deutscher
Sprache)
[* 11] und 1000
Inkunabeln, eine
Filiale der
Österreichisch-Ungarischen
Bank, eine
Handels- und
Gewerbebank, eine
Kreditbank, eine
Sparkasse, eine Gebär- und
Olne - Olonez

* 13
Seite 12.381.
[* 1]
^[Abb.:
Wappen
[* 12] von Olmütz.]
¶
mehr
Findelanstalt, eine Landeskranken- und Bürgerversorgungsanstalt etc. Vergnügungsorte sind:
die Schießstätte, der Stadtpark und der 6 km nordöstlich liegende Heiligenberg mit Prämonstratenserabtei und schöner
Wallfahrtskirche. Nordöstlich von Olmütz
liegt das Dorf Klosterhradisch mit Kaserne, Garnisonspital (ehemaligem Prämonstratenserkloster),
landwirtschaftlicher Lehranstalt u. Malzfabrik. - Die Gründung der Stadt wird gewöhnlich, aber irrtümlich, dem
Kaiser Julius Maximus zugeschrieben, der hier im Kriege gegen die Markomannen eine Burg, Julimontana oder Julii mons, erbaute,
welcher Name von den Deutschen in Julomonz, Olomunz und Olmütz
verändert worden sein soll. Am richtigsten dürfte wohl die Herleitung
von einem slawischen Eigennamen Olomunt, also Olomunc, »Burg des Olomunt«, sein; in der ältesten urkundlichen
Form erscheint es im 9. Jahrh. als Olomutici und Vorort eines Landbezirks, einer Zupe.
Seit der Senioratserbfolgeordnung (1055) war der Sitz des ersten mährischen Teilfürstentums der Przemysliden, seit 1063 eines
bedeutenden, güterreichen Bistums und im 12. Jahrh. schon eine hervorragende deutsche Ansiedelung, welche Markgraf Wladislaw
(1197-1222) mit Magdeburger Recht bewidmete. Seit Ottokar II. nahm die landesfürstliche Stadt den bedeutendsten
Aufschwung. Lange Zeit war der Hauptort Mährens und der Sitz der Regierung, bis diese 1640 nach Brünn verlegt wurde. 1346 verbündete
sich Olmütz
mit den Schwesterstädten gegen den räuberischen Nachbaradel, 1421-38 stritt es tapfer gegen die
Hussiten und erscheint an der Spitze des katholischen Bundes der Deutschstädte Mährens gegen König Georg Podiebrad, dessen Gegner
Matthias Corvinus hier gekrönt wurde. In Olmütz
wurde der Friede zwischen Matthias Corvinus und Wladislaw 1479 abgeschlossen.
Schweden und Norwegen

* 14
Schweden.
Seit 1524 protestantisch geworden, 1619 von den Aufständischen unter M. Thurn besetzt, 1621 wieder kaiserlich
geworden und der katholischen Restauration seit 1625 verfallen, zeigt sich Olmütz
durch Auswanderung in seiner deutschen Altbürgerschaft
zersetzt und durch Verarmung heruntergekommen. 1642 wurde die Stadt von den Schweden
[* 14] unter Torstensson erobert und bis 1650 behauptet; 1742 besetzten
sie die Preußen.
[* 15] Hierauf wurde Olmütz
befestigt und leistete der von den Preußen mit großem Nachdruck
begonnenen Belagerung so lange Widerstand, bis es durch Daun entsetzt wurde. Am entsagte hier Kaiser Ferdinand der
Regierung.
Dann fanden 28. und Konferenzen zwischen dem preußischen Minister v. Manteuffel, dem österreichischen, Fürsten
Schwarzenberg, und dem russischen Gesandten am österreichschen Hof,
[* 16] Grafen Meyendorf, daselbst statt, die
zur Feststellung der für Preußen so demütigenden Olmützer
Punktationen in Bezug auf die friedliche Schlichtung der deutschen
Wirren führten.
Vgl. Fischer, Geschichte der kaiserlichen Haupt- und Grenzfestung Olmütz
(Olmütz
1808-11, 2 Bde.).
Oesterreich ob der Enn

* 17
Österreich.Das Erzbistum Olmütz ward als Bistum 1063 gegründet. Schon 1588 erhielten die Bischöfe die Reichsfürstenwürde, und 1777 ward das Bistum zum Erzbistum erhoben. Die zu dem Erzbistum gehörigen Herrschaften und Lehnsgüter, für welche seit Bischof Bruno, dem Minister König Ottokars II., ein förmlicher Lehnshof bestand, werden auf 5,100,000 Guld. geschätzt, die Lehnsgüter allein auf 2 Mill. Guld. Der Erzbischof ist der einzige in Österreich, [* 17] dessen Wahl vom Domkapitel abhängt, das zur Belohnung seiner 1619 und 1620 dem Kaiser bewiesenen Treue den Titel das »getreue« führt. Zur Befähigung der Aufnahme in das Kapitel gehörte bis zur neuesten Zeit der Nachweis von altem Ritterstand oder höherer Geburt.