Wan
Wanda - Wanderlager

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Seite 16.380.
(Van), Hauptstadt des gleichnamigen türk.
Wilajets in
Armenien, das Ende 1876 vom
Wilajet
Erzerum abgetrennt ward
und die
Liwas Wan
und Musch umfaßt, liegt am östlichen
Ufer des 3690 qkm (67 QM.) großen
Wansees (im
Altertum
Thospitis, 1650 m hoch), ist Sitz des
Gouverneurs, hat eine
Citadelle und andre verfallene
Befestigungen, merkwürdige Keilinschriften,
etwas Baumwollindustrie,
Fischerei,
[* 2] einigen
Handel mit
Früchten,
Fischen,
Ziegenfellen,
Pottasche etc. und 12-15,000 Einw.
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(meist Armenier). - Die Stadt hieß bei den Griechen Buana (Chauon [d. h. chwan
, Wohnung] = Van) und wird von den Armeniern
auch Schamiramagerd (»Bau der Semiramis«) genannt. Auf dem Felsen, welcher die Citadelle trägt, sind nämlich umfangreiche Höhlen
und Gewölbe
[* 4] mit Trümmern von alten Denkmälern und Bildwerken mit vielen Keilinschriften, die man der
Semiramis zuschrieb. Aus diesen Denkmälern, welche auch Inschriften des Perserkönigs Xerxes enthalten, wie aus alten Überlieferungen
und den Nachrichten des Moses von Chorene ergibt sich, daß Wan
schon in uralter Zeit eine bedeutende Stadt und Residenz von
Königen, welche unter assyrischer und persischer Hoheit standen, gewesen ist.
Als sie zerstört wurde, stellte sie Arsakes, der erste Arsakide, 152 wieder her. König Tigranes im 1. Jahrh. v. Chr. soll sie mit kriegsgefangenen Juden bevölkert und der persische König Sapor II. im 4. Jahrh. n. Chr. zerstört haben. Später erscheint sie (bis 1021) als Residenz der armenischen Dynastie der Ardzruni im Land Waspurakan, dessen Namen noch jetzt die Landschaft im O. des Sees trägt. Sie kam dann nacheinander unter die Herrschaft der Byzantiner, der Seldschukken und Turkmenen, ward 1387 und 1392 von Timur, 1425 vom Turkmenen Iskander erobert und 1533 und 1548 von den Türken durch Kapitulation den Persern entrissen, von diesen unter Abbas II. aber 1636 auf kurze Zeit zurückerobert. Nur die Stadt selbst fiel wieder in den Besitz der Türken; in der Umgegend herrschen noch heute die Kurden unumschränkt.