Idee
(griech.), das »Bild«, welches sich der Geist von einem Ding macht und in sich trägt, also die Vorstellung, die geistige Anschauung, der Begriff von einem Ding; dann überhaupt s. v. w. Gedanke, Entwurf, vorzüglich ein neuer, schöpferischer Gedanke. Während die Sprache [* 2] der englischen und französischen Philosophen das Wort I. in diesem allgemeinen und populären Sinne noch heute anwendet, hat es in der griechischen Philosophie bei Platon, in der deutschen bei Kant höhere, untereinander sehr abweichende Bedeutungen gewonnen.
Beide stimmen darin überein, dem
Wort I. keine bloß subjektive, bedingte, sondern objektive, unbedingt
gültige
Wahrheit zuzuschreiben, unterscheiden sich aber dadurch, daß diese bei
Platon die Wirklichkeit derselben ein-, bei
Kant dagegen ausschließt. Nach
Platon sind die Ideen
als das Gemeinsame im Mannigfaltigen, das Eine im Vielen und das
Feste
und Beharrliche im
Wirklichen zugleich das wahrhaft Seiende; er bezeichnet durch das
Wort das Metaphysische
an den
Dingen.
Nach
Kant sind Ideen
Vorstellungen, welchen in der
Erfahrung ein entsprechendes
Objekt gar nicht gegeben werden kann, die ein
reines
Produkt der
Vernunft, des
Vermögens der Prinzipien sind und als
Regulatoren aller Verstandesthätigkeit und
Erkenntnis
angesehen werden müssen; er bezeichnet durch das
Wort die absoluten
Normen nicht nur aller Thätigkeit
der erkennenden (theoretischen), sondern auch der handelnden (praktischen) und der (beide
in sich einigenden) ästhetischen
Urteilskraft.
Regulator

* 3
Regulator.
Während daher
Platon für jede
Klasse von
Erscheinungen eine besondere I. als Seiendes (für die vielen erscheinenden
Bäume
die eine I. des
Baums) hat, unterscheidet
Kant für jedes besondere höhere
Vermögen des menschlichen
Subjekts
(theoretische
Vernunft, praktische
Vernunft,
Urteilskraft) besondere Ideen
als
»Regulative« und redet daher von theoretischen,
praktischen und ästhetischen Ideen.
Die I. der
Wahrheit ist eine theoretische, die I. der
Sittlichkeit eine praktische, die
I. der
Schönheit eine ästhetische I.; die erste beherrscht als allgemeiner
Regulator
[* 3] das gesamte Gebiet
des
Erkennens und der
Wissenschaft, die zweite das
Feld der Thaten und die
Moral, die dritte das
Reich der
Kunst, auf dem eine
nach bestimmten Prinzipien der
Wissenschaft geordnete schöpferische Thätigkeit sich entfalten soll.
Die nachkantischen deutschen
Philosophen, mit Ausnahme
Herbarts, näherten sich wieder dem
Platonischen
Sprachgebrauch. Nach
Jacobi sollten die Ideen
ihre
Wurzel
[* 4] in der
Erfahrung (zwar nicht der
Sinne, aber der
Vernunft, die er als
Sinn für das Übersinnliche ansah) haben und daher als Ideen
des Wahren,
Guten und
Schönen direkt auf das
Sein dieses letztern
hinweisen.
Schelling führte im
»Bruno« die
Platonische Idee
nwelt als intelligible Sinneswelt,
Schopenhauer
als zwischen dem
Ding an sich (dem
Willen) und der Erscheinungswelt in der Mitte stehende Typenwelt wieder ein.
Hegel bediente
sich des
Wortes I., um die panlogistische Grundlage aller
Natur- und Geschichtsentwickelung, »Gott
vor der Erschaffung der
Welt«,
zu bezeichnen.
Vgl.
Heyder, Zur Geschichte der Idee
nlehre (Frankf. a. M. 1874).
Vgl. Ideal.