Evangelische
Evangelische Gesellsch

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Seite 5.946.Allianz (Evangelischer Bund, Evangelical Alliance), eine Vereinigung der einzelnen protestantischen Kirchen und Sekten, namentlich in Großbritannien [* 2] und Nordamerika, [* 3] zur Förderung der protestantischen Sache und zur Abwehr der ¶
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römisch-katholischen Angriffe. Der erste Impuls war ein Rundschreiben von Mitgliedern der freien Kirche von Schottland 1845,
in welchem aufgefordert wurde, »die Kräfte eines erleuchteten Protestantismus gegen die Übergriffe des Papsttums und Puseyismus
zu vereinigen und die Interessen eines biblischen Christentums zu fördern«. Auf der Versammlung vom 1. bis in
Liverpool
[* 5] erweiterte man den ursprünglichen Zweck, die Angriffe des Romanismus zurückzuweisen, insofern, als man in dem religiösen
Indifferentismus einen ebenso gefährlichen Gegner erkannte. Es folgte die erste Generalversammlung des Evangelischen
Bundes
zu London
[* 6] vom 19. Aug. bis welcher 921 christliche Männer aus allen Teilen der Erde beiwohnten.
Geschichtskarten von D

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Deutschland.
Zum Präsidenten (chairman) erwählte man den Baronet Sir Culling Eardley. Man vereinbarte sich zunächst darüber, daß die
evangelische Allianz
keineswegs auf eine Union der einzelnen Konfessionen
[* 7] hinarbeiten, sondern lediglich durch freie Vereinigung von Individuen
ein friedliches und freundliches Verhältnis zwischen ihnen anbahnen wolle. Als die Grundprinzipien der evangelischen
Kirche, von deren Anerkennung die Mitgliedschaft abhängig sein sollte, wurden folgende neun Glaubenssätze (Societatis evangelicae
constitutionis et statutorum expositio brevis) zusammengefaßt: »1) Die göttliche
Eingebung, Autorität und Zulänglichkeit der Heiligen Schrift; 2) das Recht und die Pflicht des eignen Urteils in Erklärung der
Heiligen Schrift; 3) die Einheit der Gottheit und die Dreiheit der Personen in derselben; 4) die gänzliche
Verderbtheit der menschlichen Natur infolge des Sündenfalles; 5) die Menschwerdung des Sohns Gottes, sein Erlösungswerk für
die sündige Menschheit und sein Mittleramt als Fürsprecher und König; 6) die Rechtfertigung des Sünders durch den Glauben
allein; 7) das Werk des Geistes in der Bekehrung und Heiligung des Sünders; 8) die göttliche Einsetzung
des christlichen Predigtamtes und die Verbindlichkeit und Dauer der Stiftungen der heiligen Taufe und des heiligen Abendmahls;
9) die Unsterblichkeit der Seele, die Auferstehung des Leibes, das Weltgericht durch unsern Herrn Jesus Christus mit der ewigen
Seligkeit der Gerechten und der ewigen Verdammnis der Ungerechten«. Am wenigsten Teilnahme fand die evangelische Allianz
längere
Zeit in Deutschland,
[* 8] da die orthodoxe Partei die rechte christliche Lehrfülle vermißte, die gemäßigte Partei dagegen an den
aufgestellten Formeln Anstoß nahm. 1851 hielt der Bund seine Versammlung in London, 1855 in Paris
[* 9] bei Gelegenheit der
großen Industrieausstellung.
Den Kulminationspunkt bildet die 1857 in Berlin
[* 10] abgehaltene Versammlung. Hier waren 1254 Mitglieder anwesend, darunter 867 aus
Preußen,
[* 11] 103 aus andern deutschen Ländern. Nicht weniger besucht war die 1861 in Genf
[* 12] abgehaltene Versammlung. Aber wie schon
zu Berlin ein Streit zwischen Bunsen und Krummacher die innern Differenzen hervortreten ließ, so zog sich
seit der Genfer Versammlung, in welcher das englisch-methodistische Wesen überwog, die freisinnige Theologie Deutschlands,
[* 13] Frankreichs,
Hollands und der Schweiz
[* 14] gänzlich von dem Bund zurück, welcher auf den seither stattgehabten Versammlungen zu Amsterdam
[* 15] 1867,
New York 1873, Basel
[* 16] 1879 und Kopenhagen
[* 17] 1885 allerdings einen Bund der Orthodoxen in den verschiedenen evangelischen
Kirchen, nicht aber einen Bund aller evangelischen
Christen darstellte.