Turin-Novi-Genua über
den der Riviera des Golfs von Genua
[* 2] zugewendeten
Teil der
Apenninen, eröffnet. Die alte Linie
des Giovipasses zwischen Rivarolo und Ronco, 1846 begonnen und 1854 vollendet, dient nunmehr lediglich dem örtlichen Verkehr.
Bei ihren äußerst ungünstigen Steigungsverhältnissen konnten im besten Falle während 24
Stunden höchstens 800 Güterwagen
auf die Paßhöhe geschafft werden. Die weitere Bedeutung, die die
Verbindung zwischen
Turin
[* 3] und Genua mit der Vollendung der
Gotthardbahn (s. d.) erhielt, veranlaßte die Regierung, den schon in dem
Eisenbahngesetz vom (s.
Italienische Eisenbahnen) geplanten
Bau einer leistungsfähigern Parallelstrecke zu beschleunigen.
Die Linie besitzt 18
Tunnels (12,37 km Gesamtlänge) von 95 bis zu fast 8300 m
Ausdehnung
[* 4] und eine große
Zahl von
Viadukten, von denen der Viadotto del
Verde bei Pontedecino (431,30 m lang, bis 55,73 m hoch) mit 18 Öffnungen und
über 40 m hohen Pfeilern allein 2 ½ Mill. M. gekostet hat. Die gesamten
Baukosten betrugen 64,8 Mill.
M.
(spr. dschowio),Paolo, ital. Geschichtschreiber,
geb. in Como, wurde von seinem ältern
BruderBenedettoGiovio, dem Geschichtschreiber Comos, sorgfältig erzogen und
studierte zu
Padua
[* 6]
Philosophie und in Pavia
Medizin, ließ sich in Como, darauf in Mailand
[* 7] als praktischer
Arzt nieder. Um 1517 ging er nach
Rom,
[* 8] gab aber seinen
Beruf auf, um der Geschichtschreiber seiner Zeit zu werden. Seine unter
dem
NamenPaulus Jovius herausgegebenen «Historiarum sui temporis libri XLV»
(2 Bde., Flor. 1550–52, auch
Bas. 1560 u. ö.; italienisch von Domenichi, 2 Bde.,
Flor. 1551–53 u. ö.) behandeln die Geschichte
von 1494 bis 1547. Hadrian VI. verlieh ihm ein Kanonikat an der
Kathedrale von Como und Clemens VII. ernannte ihn 1528 zum
Bischof von Nocera. 1543 ging er nach Como und 1550 nach
Florenz,
[* 9] wo er starb und in
SanLorenzo beigesetzt
ward. Er schrieb noch
Biographien«Vitae vivorum illustrium» (italienisch von Domenichi, 7 Bde.,
Flor. 1549–57),
«Elogia vivorum doctorum», «Elogiavivorum bellica virtute illustrium» (italienisch von Domenichi, ebd. 1554 u. ö.),
PierGiacinto, ital. Schriftsteller, geb. in
Turin, studierte daselbst
Philosophie und
Litteratur und ist gegenwärtig Professor der ital. Litteratur am Lyceum zu
Alessandria. Er schrieb: «Le
[* 10] pergamene Arboresi»
(Tur. 1869),
«Le metamorfosi del pensiero poetico diGiozzaLeopardie carattere del suo scetticismo»
(Benevent 1875),
Krankheitserscheinung der Holzgewächse, deren oberste Partien allmählich dürr werden, ihre
Blätter
abwerfen und schließlich absterben. Meist wird Gipfeldürre durch ungünstige Ernährungsverhältnisse,
hauptsächlich durch
Mangel an Wasser hervorgerufen; jedoch auch eine teilweise Zerstörung der
Wurzeln durch parasitische
Pilze,
[* 13] welche die
Wurzelfäule (s. d.)
u. dgl. bewirken, oder auch von
Tieren herrührende Verwundungen der
Wurzeln können die
Gipfeldürre veranlassen.
Kiefern leiden nicht selten an Gipfeldürre infolge der
Kienkrankheit (s. d.).
AlteEichen werden oft
gipfeldürre, wenn sie als Überhalter (s. d.) aus dem geschlossenen
Stand frei gestellt werden. Sehr alte
Laubhölzer, namentlich
Eichen und
Buchen, aber auch andere
Bäume zeigen nicht selten Gipfeldürre als den ersten Anfang eines allmählichen
Absterbens.
[* 1]
(Gyps), ein aus wasserhaltigem schwefelsaurem Kalk (CaSO4+2aq, mit 32,54 Kalk, 46,51 Schwefelsäure
[* 14] und 20,95 Proz. Wasser) bestehendes Mineral, das aber auch zugleich als Gestein auftritt. Der
Gips krystallisiert im monoklinen
System; beistehende
[* 1]
Fig. 1 zeigt eine der gewöhnlichsten Krystallformen, die von den vertikalen
Prismenflächen, rechts und links von dem Klinopinakoid, oben und unten von der negativen Hemipyramide
begrenzt ist; bisweilen sind die
Flächen der letztern lang und breit ausgedehnt.
Bei den aufgewachsenen
Krystallen erscheinen die Individuen vielfach verzwillingt, indem zwei derselben mit ihren vordern Querflächen,
wie
[* 1]
Fig. 2 angiebt, zusammengewachsen sind, wodurch dann an dem einen Ende des Zwillings ein
einspringender Winkel
[* 15] entsteht, die «Schwalbenschwanzzwillinge».
Bei den eingewachsenen
Krystallen kommt ein anderes Zwillingsgesetz
vor (s.
Gipslinsen). Eine sehr vollkommene
Spaltbarkeit folgt dem Klinopinakoid, auf welchem
Perlmutterglanz hervortritt, eine
viel weniger gute der Hemipyramide.
Der hat nur die Härte 1,5 bis 2 (er läßt sich mit dem Fingernagel ritzen) und das spec. Gewicht 2,3.
Im reinen Zustande ist er farblos und oft wasserhell, auch schneeweiß, eine Beimengung von
Thon, bituminöser Materie oder
Eisenoxyd färbt ihn aber oft grau, dunkelgrau, gelblich oder rötlich. Bei der Erhitzung giebt er Wasser ab, wird trübe
und weiß, blättert sich
auf und schmilzt zu weißem Email. Er löst sich in 360–480
Teilen Wasser,
weshalb aus Gipslagern kommende
Quellen damit beladen sind, in Säuren nicht viel besser.
Formen, in denen der Gips auftritt, sind:
1) Gipskrystalle, isolierte oder aggregierte große Individuen, rundum ausgebildet, bisweilen linsenförmig abgerundet,
eingewachsen in
Thonen und Mergeln, oder aufgewachsen in Hohlräumen der Gips- und Salzgebirge. Solche
Gipskrystalle bilden sich noch immerfort, wie man sie denn in Höhlungen von Hüttenschlacken, auf Grubenholz, in
¶
Giraffe (Camelopardali
* 16 Seite 58.13a.
Gipsabguß - Gipsdielen
* 17 Seite 58.14.
Giraffe(Camelopardalisgirafa)¶
mehr
künstlich aufgehäuften Thonmassen als ganz jugendliche Absätze aus dem Wasser beobachtet hat. Besonders schöne und große
Krystalle finden sich in den sog. Krystallschlotten der GrafschaftMansfeld und im Herzog-Ernst-Stollen bei Reinhardsbrunn am
Thüringerwalde, am letztern Orte bis 30 cm dick und 2 m lang. Die durch Zerspaltung der Krystalle erhaltenen
perlmutterglänzenden Tafeln nennt man Fraueneis, Jungfernglas oder Marienglas, weil man sie wegen ihrer Reinheit als Sinnbild
der Keuschheit betrachtete und die Marienbilder damit zu schmücken pflegte; man hat sie, wie den Glimmer, zu Fensterscheiben
benutzt.
2) Fasergips, der in der Form von Platten oder Trümmern gewöhnlich Spalten ausfüllt.
3) Körniger ein krystallinisch-körniges Gestein, das unter der Benennung Alabaster (s. d.) zu mancherlei
Kunstwerken benutzt wird.
4) Dichter Gips, eine sehr verbreitete Varietät dieses Gesteins, oft durch Thon oder Bitumen grau gefärbt.
5) Porphyrartiger Gips, der körniger oder dichter Gips ist, mit in der Masse zerstreuten, oft rosettenartig zusammengeschossenen
Gipskrystallen.
6) Schaumgips oder Gipserde, aus lauter feinen krystallinischen, nur lose zusammengehäuften Blättchen
bestehend. Der Gips tritt als Gestein vorzugsweise nur in geschichteten Sedimentärformationen auf, und zwar in Deutschland
[* 18] hauptsächlich mit Steinsalz zusammen in der Zechstein-, Buntsandstein-, Muschelkalk- und Keuperformation, in deren Bereich
er manchmal mauerartige Bergzüge oder schroffe Felsen bildet. In vulkanischen Gegenden bildet sich der
Gips durch die Einwirkung der Exhalationen von Schwefelwasserstoff und schwefliger Säure auf die Kalksilikate des
Bodens, und die dortigen Tuffe sind oft reichlich mit Knollen
[* 19] und Schnüren von Gips erfüllt.
Viel Gips ist im Laufe der Zeit durch Aufnahme von Wasser aus Anhydrit (s. d.) entstanden, und so besitzen
viele Gipsberge in ihrem Innern noch einen gewaltigen Kern von Anhydrit, auch erkennt man unter dem Mikroskop
[* 20] in Dünnschliffen
von Gips noch oft die Reste des ursprünglich an seiner Stelle vorhanden gewesenen Anhydrits. Anhydritpulver, an feuchter Luft
liegend, bedeckt sich mit mikroskopischen Kryställchen von Gips. Der Gips gestattet eine
vielseitige praktische Verwertung. Im Bauwesen findet der Gips, nachdem man ihn durch Glühen von seinem Wassergehalt befreit
hat, vielfach Verwendung an Stellen, die vor Feuchtigkeit geschützt sind; so als Zusatz zu Kalk und Cement (Gipskalk, Gipscement)
bei der Herstellung von Wand-, Rohrdecken- und Gesimseputz.
– Die Landwirtschaft benutzt Gips als Dünger
(s. d.), die Chirurgie als erhärtendes Mittel bei Verbänden (s. Gipsverband). In der Bildnerei wird Gips verwendet
zu Abgüssen von Natur- und Kunstgegenständen, z. B. Statuen (s. Abguß). Feinfaserigen Gips verarbeitet man zu Perlen und andern
Schmuckgegenständen, dichten und feinkörnigen zu Vasen,
[* 24] Säulen u. s. w. Andr. Verrocchio zu Florenz, 1432–88, war einer
der ersten, der in der neuern Zeit Teile des menschlichen Körpers
in Gips abformte. –
Vgl. Böhmer und
Neumann, Kalk, Gips, Cement (Weim. 1886);
Hüttmann, Der Gipser als Cementierer u. s. w. (ebd. 1886);
Tarnawsky, Kalk, Gips u. s. w.
(Wien
[* 25] 1887).