Messer
,
Messer - Messerscheide

* 2
Messer.
[* 2]
Werkzeuge
[* 3] zum
Schneiden, werden aus
Stahl, selten aus
Neusilber,
Silber,
Gold,
[* 4]
Knochen,
[* 5]
Horn etc. angefertigt. Die
einfachen Stahlklingen werden durch Schmiedearbeit hergestellt. Der
Stahl ist etwa 13-15
mm breit und 3-4
mm dick und wird in Einer
Hitze ausgeschmiedet. Hierauf trennt man durch Abhauen die
Klinge von der
Stange, indem man an ersterer
einen Teil sitzen läßt, der groß genug ist, um die
Angel oder bei Einlegemessern
den
Druck zu bilden. Die Ausarbeitung dieses
Teils geschieht in einer zweiten
Hitze.
Die
Scheibe
(Schild,
[* 6]
Balance) zwischen
Klinge und
Angel wird durch Ansetzen auf dem
Amboß hervorgebracht und dann in einem zweiteiligen
Gesenke oder mittels eines stählernen
Stempels vollendet. Um
Stahl zu sparen, macht man die
Angel häufig aus
Eisen.
[* 7] Das ausgearbeitete
Messer
wird behufs des
Härtens im rotglühenden Zustand in
Wasser abgelöscht und dann bis zu einer bestimmten
Farbe angelassen, gerichtet, auf nassen oder trocknen
Schleifsteinen geschliffen, auf einer hölzernen rotierenden
Scheibe mit
Schmirgel und
Öl weiter bearbeitet und bei feinern
Sorten mit
Kalk,
Polierrot oder
Zinnasche und
Öl oder
Branntwein auf belederter
Scheibe poliert und auf einem Handölstein vom
Grat befreit (abgezogen).
Windvogel - Winkel

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Winkel.
Die
Flächen einer Tischmesser
klinge sind unter einem
Winkel
[* 8] von 2-5° gegeneinander geneigt, und durch das Scharfschleifen
entsteht an der
Schneide ein
Winkel von 15-20°. Die Seiten einer Federmesser
klinge laufen in der
Schneide unter einem
Winkel
von 13-19° zusammen. Man fertigt die Federmesser
ebenso wie die größern Messer
, versieht sie
aber hinter dem
Druck mit einer interimistischen
Angel, damit der
Schleifer sie in einem Heft befestigen kann. Nicht selten
werden aus Stahlblech unter einem
Durchstoß ausgeschnitten und durch kurzes Nachschmieden vollendet. Bei großen Schneidwerkzeugen
wird eine
Klinge aus Schmiedeeisen mit der
Schneide aus
Stahl durch Vorstählen hergestellt.
Schwefelmilch - Schwef

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Schwefelsäure. Zu Rasiermessern
sowie den Messern für chirurgische
Zwecke wird der feinste
Stahl bei schwacher Rotglut unter öfterer Erwärmung
verarbeitet. Der
Amboß zum
Schmieden der Rasiermesser
ist an den Seiten etwas abgerundet, um die
Klingen dünn ausschmieden
und den
Flächen schon einige Höhlung geben zu können. In der letzten
Hitze setzt man das
Hämmern bis
zum völligen Erkalten fort. Die befeilten
Klingen werden kirschrot erhitzt und mit dem
Rücken voraus in reines oder mit wenig
Schwefelsäure
[* 9] versetztes
Wasser getaucht.
Das
Anlassen erfolgt gewöhnlich in den Abstufungen des
Gelb. Das
Schleifen geschieht auf drei
Schleifsteinen, von denen die
beiden letzten und kleinsten die Höhlung herstellen. Zum
Polieren dient
Schmirgel, dann
Zinnasche oder
Polierrot auf Lederscheiben mit
Öl. Das Abziehen geschieht zuerst auf einem sehr feinkörnigen
Sandstein mit etwas konvexer
Oberfläche, dann auf dem bekannten gelben Rasiermesser
schleifstein mit ebenen
Flächen mit
Öl und zuletzt auf einem blauen,
feinkörnigen
Schiefer mit
Wasser.
Die höchste Verfeinerung erhält die
Klinge durch den Streichriemen, dessen eine Seite mit
Polierrot und die andre mit
Graphit
(beide
Pulver mit
Öl oder
Talg angemacht) eingerieben ist. Die rote Seite wird zuerst benutzt. Die
Krümmung auf den Seitenflächen
der Rasiermesser
hat einen
Halbmesser von 35-100
mm, die Seiten stoßen an der
Schneide unter einem
Winkel
von 16-19° zusammen, so daß die Leichtigkeit, mit welcher Rasiermesser
schneiden, nur von der vollkommenen
Ausbildung der
Schneidkante, der feinen
Politur der
Schneide und der sehr geringen
Dicke der
Klinge in nächster Nachbarschaft der
Schneide abhängig
ist. Sehr gute Rasiermesser
werden durch Ausschneiden der
Klingen mittels eines
Durchschnitts aus vorläufig
durch Kaltwalzen verdichteten Stahlplatten hergestellt; der dicke
Rücken wird an diese als besonderes
Stück angesetzt.
Gabeln werden wie Messer
verfertigt. Man schmiedet aus einem Stahlstab zuerst die
Angel und den
Schaft oder Stiel und haut dann
die
Gabel ab, indem man ein etwa 2
cm langes
Stück des
Stabes
¶
mehr
daran sitzen läßt. Dieses Stück wird in einer zweiten Hitze zu einer Platte von der Länge der Zinken ausgeschmiedet und dann
die Scheibe zwischen Schaft und Angel in einem Gesenke vollendet, worauf man die Zinken durch Einhauen mit dem Meißel
[* 11] oder mit
einem Durchschnitt bildet und die Zwischenräume mit der Gabelfeile ausarbeitet. Das Härten und Anlassen
geschieht wie bei den Messern.
Man schleift die Gabeln zum Teil aus freier Hand
[* 12] auf einem Ölstein und schmirgelt oder poliert
sie auf Bürstenscheiben oder mittels des Polierstahls. und Gabeln aus Silber und Gold werden ebenfalls durch Schmieden, die
aus Neusilber durch Ausschneiden aus Blech oder durch Gießen
[* 13] und Ausbilden in Stanzwerken roh vorgearbeitet
und mittels Feilen und Schleifen vollendet.
Furtim - Fury- und Hek

* 22
Fürth.
Die Hauptsitze deutscher Messer
fabrikation sind Solingen,
[* 14] Remscheid
[* 15] und andre Orte der Rheinprovinz
[* 16] und Westfalens, Suhl,
[* 17] Schmalkalden,
[* 18] Steinbach bei Altenstein, Ruhla, Eberswalde,
[* 19] Sorau,
[* 20] Nürnberg,
[* 21] Fürth,
[* 22] Erlangen,
[* 23] Regensburg,
[* 24] Reutlingen,
[* 25] Stuttgart,
[* 26] Tuttlingen,
[* 27] Heilbronn,
[* 28] Karlsruhe,
[* 29] Heidelberg,
[* 30] Pforzheim,
[* 31] Aachen.
[* 32] Bessere Messer
werden in fast allen großen Städten in den Messer
schmiedewerkstätten
gefertigt; besonders gute Ware liefern Heilbronn, Neustadt
[* 33] bei Stolpen in Sachsen
[* 34] und Solingen. In Österreich
[* 35] liefern Wien,
[* 36] Karlsbad,
Nixdorf in Böhmen,
[* 37] Steyr und Grünberg
[* 38] viele Messer. Die englischen Messer, welche als die besten gerühmt werden, aber die neuern
deutschen Fabrikate nicht übertreffen, kommen besonders aus Sheffield,
[* 39] Birmingham,
[* 40] Woodstock und London.
[* 41] Die französischen Messer sind
höchst zierlich und
elegant gearbeitet und stehen den englischen und deutschen zum Teil gleich.
Holywood - Holz

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Holz.und Gabeln als Eßbesteck kamen erst im 15. Jahrh. vereinzelt auf und wurden dann im 16. Jahrh. allgemeiner, aber immer noch als Luxusgerät betrachtet und demnach künstlerisch verziert. Besonders kostbare Exemplare wurden in silbernen Scheiden (Bestecken) aufbewahrt. Die Gabeln, ursprünglich zweizinkig, seit der Mitte des 16. Jahrh. auch dreizinkig, wurden an den Griffen mit Figuren, Köpfen und Ornamenten verziert. Silber, Gold, Elfenbein, Knochen und Holz waren [* 42] das beliebteste Material für die Griffe. Einige charakteristische Beispiele aus der Renaissancezeit zeigt obenstehende Abbildung. Seit Mitte des 18. Jahrh. wurden die Griffe aus glattem, bemaltem Porzellan gefertigt. Aus Holz geschnitzte Gabeln werden noch heute mit Figuren, Köpfen, Blumen etc. an den Griffen versehen. S. auch Löffel.
[* 2] ^[Abb.: Messer und Gabeln. 1-5 von Silber; 6 und 7 von Eisen; 8 und 9 geschnitzte Elfenbeingriffe (Nationalmuseum in München).] [* 43]