mehr
aus einem der nachgenannten Stoffe verfertigter Stab [* 2] von 1 m oder 1000 mm Länge bei der Erwärmung von 0 auf 100° sich um die beigeschriebene Anzahl von Millimetern verlängert:
Glas | 0.8 mm | Gold | 1.4 mm | Zinn | 2.0 mm |
Platin | 0.9 | Kupfer | 1.7 | Blei | 2.8 |
Stahl | 1.1 | Messing | 1.9 | Zink | 3.0 |
Eisen | 1.2 | Silber | 1.9 |
Nimmt man nun an, was auch sehr nahe zutrifft, daß die Ausdehnung
zwischen 0 und 100° gleichmäßig erfolge, d. h.
für gleiche
Erhöhungen der
Temperatur gleichviel betrage, so findet man die
Verlängerung,
[* 3] welche ein
Körper bei der Erwärmung
um 1° erfährt, gleich dem hundertsten Teil der obigen
Zahlen; ein Zinkstab z. B. von 1 m
Länge dehnt
sich, wenn man ihn um 1° erwärmt, um 0,03
mm aus oder, was dasselbe ist, um 0,00003 m, d. h. um 3/100000
seiner ursprünglichen
Länge. Diese Zahl, welche ausdrückt, um den wievielten Teil seiner
Länge bei 0° ein
Körper bei der
Erwärmung um 1° sich ausdehnt, nennt man seinen
Längen- oder linearen Ausdehnung
skoeffizienten. Nach den besten
Beobachtungen
werden die Längenausdehnung
skoeffizienten nachgenannter
Körper durch folgende
Zahlen ausgedrückt:
Blei | 0.00002848 | Messing | 0.00001892 |
Eis | 0.00005180 | Platin | 0.00000856 |
Eisen, Stab-, von | 0.00001167 | Silber | 0.00001909 |
bis zu | 0.00001440 | Stahl, harter | 0.00001225 |
" Guß- | 0.00001110 | " weicher | 0.00001079 |
Glas, weißes | 0.00000362 | Zink | 0.00002942 |
Gold | 0.00001466 | Zinn | 0.00002173 |
Kupfer | 0.00001717 |
Pen - Pendel

* 4
Pendel. Bezeichnet man den linearen Ausdehnung
skoeffizienten eines
Körpers mit α und seine
Länge bei 0° mit l0, so ist seine
Länge l
bei t°: l = l0 (1+αt). Von der Verschiedenheit der Ausdehnung
verschiedener fester
Körper macht man
manche nützliche Anwendung. Da die Schwingungsdauer eines
Pendels bei
Verlängerung desselben sich vergrößert, so muß eine
mit gewöhnlichem
Pendel
[* 4] versehene
Uhr
[* 5] bei hoher
Temperatur zu langsam, bei niedriger
Temperatur zu schnell gehen. Bei dem
Rostpendel
(Kompensationspendel,
[* 1]
Fig. 1) wird diese den gleichmäßigen
Gang
[* 6] der
Uhr störende Einwirkung der
Wärme
[* 7] ausgeglichen
(»kompensiert«),
indem die kürzern, aber stärker sich ausdehnenden Zinkstangen zz die Pendellinse ebensoweit nach
oben schieben,
als sie durch die längern, aber weniger ausdehnung
sfähigen Eisenstangen eee nach abwärts geschoben wird. Taschenuhren,
bei welchen die Wärmeeinwirkung ausgeglichen ist, nennt man
Chronometer; die Ausgleichung wird bewirkt durch Metallstreifen,
die aus zwei verschiedenen
Metallen zusammengelötet sind (sogen. Kompensationsstreifen) und sich daher
bei der Erwärmung so biegen, daß das stärker sich ausdehnende
Metall auf der gewölbten Seite der Biegung liegt. Solche
Streifen in Halbkreisform mit kleinen
Gewichten an ihren
Enden werden, das stärker ausdehnbare
Metall nach außen, am
Umfang
der
Unruhe befestigt; bei der Erwärmung werden sich nun jene Gewichtchen dem
Mittelpunkt der
Unruhe nähern
und dadurch die
Verschiebung nach außen, welche die
Masse der
Unruhe
durch die Ausdehnung
erleidet, wieder ausgleichen. Derartige
Streifen
werden ferner zur Herstellung von Metallthermometern benutzt (s.
Thermometer).
[* 8]
Brücken II

* 9
Brücken. Die der festen
Körper beim Erwärmen und ihre Zusammenziehung bei der Abkühlung erfolgt mit großer
Gewalt. Bei der Herstellung eiserner
Brücken,
[* 9] bei der Schienenlegung etc. muß man daher den einzelnen
Stücken den zu ihrer
Ausdehnung
notwendigen Spielraum lassen, damit sie nicht durch die
Kraft,
[* 10] mit welcher sie sich ausdehnen, verkrümmt oder zerdrückt
werden. Der
Schmied legt den eisernen Radreif in glühendem Zustand lose um das
Rad; nach der Erkaltung
umschließt der enger gewordene
Reif das
Rad so fest, wie es anders kaum erreichbar wäre.
Bei festen
Körpern, aus welchen sich
Stäbe verfertigen lassen, war es am natürlichsten, ihre Längenausdehnung
zu ermitteln;
da sie sich in demselben
Verhältnis auch nach der
Breite
[* 11] und
Dicke ausdehnen, so kennt man hiermit auch
die Vergrößerung ihres Rauminhalts
(Volumens) oder ihre körperliche Ausdehnung
, und zwar beträgt der körperliche oder kubische
Ausdehnung
skoeffizient, d. h. die Zahl, welche angibt, um den wievielten Teil seines Rauminhalts
bei 0° ein
Körper sich ausdehnt bei der Erwärmung um 1°, sehr nahe das
Dreifache des Längenausdehnungskoeffizienten.
Gefäße, prähistorische

* 12
Gefäß.Bei flüssigen Körpern kommt überhaupt nur die körperliche in Betracht. Um dieselbe nachzuweisen und ihrer Größe nach zu bestimmen, kann man sich eines Glaskolbens bedienen, dessen Hals an einer Stelle verengert und hier mit einer Marke a versehen ist (Dilatometer, [* 1] Fig. 2). Füllt man das Gefäß [* 12] bei gewöhnlicher Zimmerwärme bis zur Marke mit einer Flüssigkeit, z. B. Petroleum, und erwärmt es durch Eintauchen in warmes Wasser, so sieht man die Flüssigkeit bald über die Marke in den darüber befindlichen trichterförmigen Teil des Halses steigen.
Die Größe der Ausdehnung lernt man kennen, wenn man ermittelt, wieviel von der Flüssigkeit bei einer bestimmten Erwärmung, z. B. vom Schmelzpunkt des Eises (0°) bis zum Siedepunkt des Wassers (100°), über die Marke ausgetreten ist, indem man das Gefäß, nachdem man es bei jeder dieser Temperaturen bis zur Marke gefüllt hat, beidemal abwägt. Man findet z. B. auf diese Weise, daß von 1 Lit. oder 1000 ccm Quecksilber bei der Erwärmung von 0 auf 100° 15,4 ccm austreten.
Diese Zahl gibt aber nur die scheinbare (relative) Ausdehnung des Quecksilbers in Bezug auf Glas [* 13] an; der Hohlraum des Glasgefäßes dehnt sich nämlich bei der Erwärmung gerade so aus, als ob er ein massiver Glaskörper wäre, so daß eine Glasflasche, welche bei 0° 1 L. oder 1000 ccm faßt, bei 100° um 2,6 ccm weiter wird. Um die wahre (absolute) Ausdehnung des Quecksilbers allein zu erhalten, müssen also zu den 15,4 ccm, welche ausgeflossen sind, noch die 2,6 ccm hinzugezählt werden, welche das erweiterte Gefäß in sich aufgenommen hat. Die wahre Ausdehnung des Quecksilbers von 0 bis 100° beträgt demnach 18 Tausendteile. Auf diese Weise hat man gefunden, daß bei der Erwärmung von der Temperatur des schmelzenden Eises bis zu der des siedenden Wassers
1 | Quecksilber um | 18 Kubikzentimeter |
Liter | Wasser " | 43 " |
(1000 ccm) | Olivenöl " | 80 " |
Petroleum " | 100 " |
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1. Kompensationspendel.]
Ausdehnung (der gasför

* 14
Seite 2.110.[* 1] ^[Abb.: Fig. 2. Dilatometer.] ¶
mehr
sich ausdehnt. Kauft man also 1 L. Öl oder 1 L. Petroleum einmal bei kaltem, ein andermal bei heißem Wetter, [* 15] so erhält man im letztern Fall merklich weniger Ware als im erstern. Die angeführten Zahlen zeigen zunächst, daß die Flüssigkeiten sich bei gleicher Temperaturerhöhung stärker ausdehnen als die festen Körper. Wäre ihre Ausdehnung gleichmäßig, so könnte man ihre Ausdehnung für je einen Grad aus obigen Zahlen einfach durch Division mit 100 ableiten. Für Quecksilber trifft diese Voraussetzung zwischen 0 und 100° in der That zu, und gerade darum ist dieses flüssige Metall zur Füllung der Thermometer von so großem Wert; sein Ausdehnungskoeffizient ist hiernach 0,00018. Die andern Flüssigkeiten dagegen dehnen sich bei höhern Temperaturen schneller aus als bei niedrigen.
Ein besonders eigentümliches Verhalten aber zeigt das Wasser. Ein Glasgefäß, welches sich nach oben in eine Glasröhre fortsetzt (Wasserthermometer, [* 14] Fig. 3), sei bis zu dem obern Strich mit Wasser von 0° gefüllt; erwärmt man nun langsam, so sieht man die Wassersäule zunächst sinken bis zum untern Strich, um bei weiterm Erwärmen zuerst langsam wieder bis zum ursprünglich innegehabten Stand und dann immer rascher darüber hinaus zu steigen. Unter gehöriger Berücksichtigung der Ausdehnung des Glases ergibt sich aus diesem Versuch, daß sich das Wasser bei der Erwärmung von 0 bis 4° C. zusammenzieht und dann erst bei weiterer Erwärmung sich ausdehnt; eine Wassermenge nimmt also bei 4° einen kleinern Raum ein als bei jeder andern Temperatur: das Wasser hat bei 4° seine größte Dichte, es ist bei dieser Temperatur spezifisch schwerer als bei jeder andern. 1 L. oder 1000 ccm Wasser von 4° dehnt sich aus beim Erwärmen
auf | 8° um | 1/10 Kubikzentimeter |
" | 16° | 1 |
" | 30° | 4 |
" | 60° | 17 |
" | 100° | 43 |
Eis (technische Verwen

* 16
Eis (technische Verwendung).beim Erkalten auf 0° dehnt es sich ebenfalls aus um 1/10 ccm, und beim Erstarren zu Eis [* 16] findet eine plötzliche Ausdehnung statt um 90 ccm, so daß das Eis (spez. Gew. 0,9) selbst auf kochendem Wasser schwimmt. Diesem merkwürdigen Verhalten des Wassers ist es zu verdanken, daß unsre größern Seen niemals bis auf den Grund gefrieren können. Im Winter erkalten zuerst die obern Wasserschichten durch Ausstrahlung und Berührung mit der kalten Luft; solange die Temperatur der größten Dichte noch nicht erreicht ist, sinkt das schwerere kalte Wasser zu Boden und wird durch aufsteigendes wärmeres Wasser ersetzt.
Dieses Spiel dauert fort, bis endlich die ganze Wassermasse die Temperatur von 4° besitzt. Erkalten jetzt die oberflächlichen Schichten noch tiefer, so kann ihr kälteres Wasser, weil es leichter ist als das von 4°, nicht mehr hinabsinken; es behauptet sich oben, und hier beginnt auch, wenn die Oberfläche die Temperatur des Gefrierpunktes erreicht hat, die Eisbildung; da das Eis ebenfalls nicht untersinken kann, so überzieht sich die Wasserfläche mit einer schützenden Eisdecke, welche das Erkalten der untern Schichten verzögert und daher nur allmählich an Dicke zunimmt.
Fasquelle, E. - Fassâ
![Bild 56.594: Fasquelle, E. - Fassâ [unkorrigiert] Bild 56.594: Fasquelle, E. - Fassâ [unkorrigiert]](/meyers/thumb/56/56_0594.jpeg)
* 17
Faß.In der Tiefe aber behält das Wasser jahraus jahrein, auch wenn der See oben zugefroren ist, die Temperatur von 4° und ermöglicht dadurch das Fortbestehen des Lebens der Wassertiere. Würde das Wasser, wie andre Flüssigkeiten, beim Erkalten und Erstarren schwerer werden, so müßte das Gefrieren eines Sees von unten herauf erfolgen und die ganze Wassermasse rasch zu einem ungeheuern Eisklumpen erstarren. Die Sonnenwärme des nächsten Sommers würde, statt Früchte zu reifen, kaum zum Schmelzen dieser gewaltigen Eismassen hinreichen, und unsre Gegenden würden zur unbewohnbaren Eiswüste. - Die der Flüssigkeiten vollzieht sich ebenfalls mit großer Gewalt; beim Füllen eines Fasses mit Öl oder Petroleum läßt man daher noch einen kleinen, mit Luft erfüllten Spielraum übrig, weil sonst das Faß [* 17] bei höherer Temperatur Gefahr liefe, zersprengt zu werden. Ganz ungeheuer ist die Kraft, mit welcher das Wasser beim Gefrieren sich ausdehnt; mit Wasser gefüllte Flaschen, Wasserleitungsröhren, selbst dickwandige Bomben werden beim Gefrieren ihres Inhalts zersprengt.
Ausdehnung gasförmiger Körper.
Noch beträchtlicher als die der Flüssigkeiten ist diejenige der gasförmigen Körper; um sie wahrzunehmen, bedarf es daher auch keiner feinern Hilfsmittel. Taucht man z. B. die Mündung eines etwas langhalsigen Glaskölbchens unter Wasser, so daß die Luft im Innern durch das Wasser abgesperrt ist, so reicht die Erwärmung des Kölbchens mit der Hand [* 18] hin, die eingeschlossene Luft so auszudehnen, daß ein Teil derselben in Blasen aus der Mündung entweicht. Will man aber die Ausdehnung messen, so muß man berücksichtigen, daß der Rauminhalt eines Gases nicht bloß von seiner Temperatur abhängt, sondern auch (nach dem Mariotteschen Gesetz, s. d.) von dem Druck, welchem er ausgesetzt ist, und muß daher Sorge tragen, daß die Messung des ursprünglichen und des durch Ausdehnung vergrößerten Rauminhalts bei dem gleichen Druck vorgenommen werde. Hierzu kann man sich folgender Vorrichtung [* 14] (Fig. 4) bedienen.
Ein kleiner Glasballon A steht durch eine enge Glasröhre B mit dem kürzern Schenkel C eines weitern zweischenkeligen Glasrohrs CD (Manometer) [* 19] in Verbindung, in welches Quecksilber durch den offenen Schenkel D eingegossen und durch den Hahn [* 20] c abgelassen und dadurch auf einen beliebigen Stand gebracht werden kann; im kürzern Schenkel ist oben eine Marke a angebracht. Man umgibt nun den mit trockner Luft gefüllten Ballon [* 21] A, dessen Rauminhalt samt demjenigen der Glasröhre B bis zur Marke a genau ermittelt ist, mit schmelzendem Eis oder Schnee [* 22] und bewirkt, während derselbe durch den Hahn b noch mit der äußern Luft in Verbindung bleibt, daß das Quecksilber im kürzern Schenkel an der Marke a und im längern gleichhoch steht; die Luft im Ballon übt alsdann denselben Druck aus wie die äußere, welch letzterer durch den gleichzeitigen Barometerstand angegeben wird. Nun läßt man, nachdem der Hahn b
[* 14] ^[Abb.: Fig. 3. Wasserthermometer.]
[* 14] ^[Abb.: Fig. 4. Luftthermometer.] ¶