Weser
(lat. Bisurgis,
Visurgis, althochd. Wisera, Wisura), einer der Hauptflüsse
Deutschlands,
[* 2] entsteht durch die Vereinigung
der
Werra (s. d.) mit der
Fulda
[* 3] (s. d.) bei
Münden. Auf ihrem weitern
Lauf, der eine vorherrschend nördliche
und nordnordwestliche
Richtung hat, bildet die Weser
zuerst die
Grenze zwischen den preußischen
Provinzen
Hessen-Nassau
[* 4] und
Hannover,
[* 5] tritt auf eine kurze
Strecke ganz in die
Provinz
Hessen-Nassau über, um dann nochmals (in der Gegend von
Karlshafen) beide
Provinzen
zu scheiden, trennt darauf die preußische
Provinz
Westfalen
[* 6] vom braunschweigischen Gebiet und berührt
auf diesem Weg die preußischen
Städte
Beverungen und
Höxter sowie die braunschweigische Stadt
Holzminden.
Kreiden - Kreis

* 8
Kreis.Hierauf fließt sie eine Strecke ganz durch braunschweigisches Gebiet, sodann wieder durch die Provinz Hannover (an Hameln [* 7] vorbei), dann durch den zur Provinz Hessen-Nassau gehörigen Kreis [* 8] Rinteln, scheidet darauf eine kurze Strecke das Fürstentum Lippe [* 9] von der preußischen Provinz Westfalen, tritt oberhalb Vlotho ganz in diese Provinz ein und fließt hierbei Hausberge, Minden, [* 10] Petershagen und Schlüsselburg vorüber. Unterhalb des letztern Ortes tritt sie wieder in die Provinz Hannover über, passiert Nienburg [* 11] und Hoya, durchströmt die Stadt Bremen [* 12] und deren Gebiet und bildet dann bis zu ihrer Mündung in die Nordsee unterhalb Bremerhaven, 88 km unterhalb Bremen, die Grenze zwischen dem Großherzogtum Oldenburg [* 13] und der preußischen Provinz Hannover (s. Karte »Oldenburg«).
Ihre wichtigsten Nebenflüsse sind rechts: die Hamel, die schiffbare Aller mit Oker und Leine, die Wümme (Lesum), Drepte, Lune und Geeste;
links: die Diemel, Bever, Nethe, Emmer, Lippesche Werre, Aue und die schiffbare Hunte.
Die
Entfernung
der Mündung des
Stroms von seiner
Bildung bei
Münden beträgt in gerader
Linie 275 km, der Stromlauf mit allen
Krümmungen 451 km
und, wenn man die
Werra als Quellfluß betrachtet, im ganzen 720 km. Das gesamte Stromgebiet der
Weser
wird zu 47,960 qkm (872 Q M.) berechnet. Bei
Münden ist sie 94, bei
Minden 180, bei
Bremen 220
m und an der Mündung 12 km
breit; die Tiefe derselben beträgt bei niederm Wasserstand zwischen
Münden und
Hameln nur 0,8, unterhalb
Bremen 2-4, von
Bremerhaven
abwärts 7 m. Der Wasserspiegel liegt bei
Münden 120, bei
Minden 40, an der Allermündung 10 und bei
Bremen 5 m ü. M.
Nur von der Huntemündung ab umschließt sie einige
Werder, sonst fließt sie immer in ungeteiltem
Strom, ist bis
Vegesack aufwärts
für Seeschiffe fahrbar und trägt bis
Münden aufwärts
Kähne von 200
Ton.
Last.
Dampfpumpe - Dampfschi

* 14
Dampfschiff.
Die Weser
ist eine wichtige Wasserstraße, doch ist sie in ihrem obern und mittlern
Lauf wegen Versandung im
Sommer oft monatelang
nicht zu befahren. Das erste
Dampfschiff
[* 14] auf derselben ging 1843.
Später ward der
Fluß auf der ganzen
Strecke von
Münden ab
mit
Dampfschiffen befahren; jedoch wurde die
Dampfschiffahrt infolge der Eisenbahnbauten mehr und mehr
beschränkt. Neuerdings hat sich die Schifffahrt mehr gehoben; ein nennenswerter
Verkehr von Personenschiffen findet indessen
nur auf der Unterweser
und zwischen
Karlshafen und
Münden statt.
Der bereits im 18. Jahrh. angelegte
Kanal
[* 15] zur
Verbindung der
Hamme mit der
Oste bei
Bremervörde ist seit 1830 wieder schiffbar
gemacht, und 1852 ist im Land
Hadeln ein
Entwässerungs- und Schiffahrtskanal zur
Verbindung der Weser-
und Elbmündung hergestellt
worden, der über
Bederkesa führt, bis hierher Geestekanal heißt und von da ab als Hadeler
Kanal bei
Otterndorf die
Elbe erreicht.
Auf der linken Seite der Weser
ist ein
Kanal zwischen der
Hunte und
Leda
(Ems)
[* 16] in Ausführung gebracht.
Die Weser
schiffahrt hat von jeher durch das
Stapelrecht mehrerer
Städte, durch das Einlegerecht, durch die Bevorzugung der
Mündener
Schiffer, durch den kostspieligen und an manchen
Orten gar nicht gestatteten
Leinpfad, durch das Vorspannrecht, das
manche Ortschaften prätendierten, durch die große Zahl der Weser
zölle und andre
Abgaben wesentlich
gelitten. Um diese Hindernisse zu beseitigen, fanden schon früher mehrmals
Konferenzen statt, hatten aber eine gründliche
Abhilfe des Übels nicht zur
Folge.
Wesergebirge - Wesley

* 17
Seite 16.547.
Erst durch die zu
Minden unterzeichnete Weser
schiffahrtsakte traten erleichternde Bestimmungen ein. Die
Verhandlungen
der 1824 und 1829 sowie später zusammengetretenen Revisionskommissionen haben diese Bestimmungen noch
mehrseitig zu vereinfachen gesucht. Seit der
Annexion
Kurhessens und
Hannovers berührt der
Strom fast ausschließlich preußisches
Gebiet, und die letzten Hindernisse für den freien
Verkehr wurden nun beseitigt. Von besonderer Wichtigkeit hierfür war
der 1888 erfolgte Zollanschluß
Bremens und der damit im Zusammenhang stehende
¶
mehr
Neubau eines großen, geräumigen Hafens in der Stadt, welcher im Oktober d. J. eröffnet wurde. Auch wird seit den letzten
Jahren an der Verbesserung des Fahrwassers auf der Weser
unterhalb Bremen, dessen geringe Tiefe und verwilderter Zustand große
(transatlantische) Schiffe
[* 18] bisher nötigte, in Bremerhaven liegen zu bleiben, energisch gearbeitet. In Schlagd
bei Münden kamen an 1887: 235 Schiffe mit 5164 Ton. Ladung; es gingen ab 236 Schiffe mit 1387 T. Ladung. Der Verkehr bei Karlshafen
stellte sich auf 452 angekommene Schiffe mit 4599 T. Ladung und 434 abgegangene Schiffe mit 8037 T. Ladung.
Die Schleuse zu Hameln passierten zu Berg 426 Schiffe mit 43,660 T. Ladung, zu Thal
[* 19] 423 Schiffe und 20,549 Flöße
mit 69,989 T. Ladung inkl. Floßholz. Bei Minden gingen durch 928 Schiffe und 2740 Flöße mit 69,197 T. Ladung inkl. Floßholz,
es kamen an 404 Schiffe und 1200 Flöße mit 30,412 T. Ladung inkl. Floßholz, es gingen ab 385 Schiffe mit 7265 T.
Ladung. In Bremen kamen an auf der Unterweser
5801 Schiffe zu 505,358 Registertons und gingen ab 5827 Schiffe zu 521,905 Registertons;
auf der Oberweser
kamen an 871 Schiffe zu 151,926 Registertons und gingen ab 864 Schiffe zu 149,762 Registertons.
Tabak

* 20
Tabak.
Was den Weser
handel im allgemeinen anbetrifft, so beschäftigt er sich vornehmlich mit Leinengarn, Produkten
des Harzes, Wolle, Rüböl, Kolonialwaren, Thran und Seefischen, Leinen (aus Hannover), fabriziertem Tabak,
[* 20] Steingut, englischen Fabrikaten
jeder Art, rohem Leder, Fensterglas, Spiegeln etc. Die wichtigste Handelsstadt an der Weser
ist Bremen.
Vgl. Meidinger. Die Weser
und
Ems in ihren Verkehrs- und Handelsverhältnissen (Leipz. 1854); Franzius, Die Korrektion der Unterweser
(Brem. 1888).