Apulĭen
(Apulia, ital. Puglia, spr. pulja), ital. Landschaft, welche den südöstlichsten Teil der Halbinsel (vom Fluß Fortore bis zum Capo di Leuca) umfaßt und jetzt in die drei Provinzen Foggia, Bari und Lecce zerfällt, 22,115 qkm (401,6 QM., nach Strelbitskys Berechnung nur 20,510 qkm = 372 QM.) groß mit (1882) 1,609,353 Einw. (S. die einzelnen Provinzen.)
Geschichte. Die ältesten Einwohner des Landes (s. Geschichtskarte [* 2] »Italien«), [* 3]
Romanzement - Römer

* 4
Römer. das bei den Griechen
Iapygia hieß, waren illyrischen
Stammes und bildeten zwei
Königreiche, das der Daunier im Nordwesten und das der Peucetier (Pödikuler)
im Südosten, welche sich um 400
v. Chr. in einzelne Stadtrepubliken auflösten. Im Samniterkrieg standen die
Stämme Apuliens
zuerst auf seiten der
Römer,
[* 4] dann der
Samniter und wurden 317 der römischen Herrschaft unterworfen. Damals, noch mehr im
zweiten
Punischen
Krieg, wo die Apulier
Hannibals
Partei ergriffen, und im
Bundesgenossenkrieg (90-88) wurde
das blühende Land furchtbar verwüstet.
Die
Römer nannten Apulien
nur das Land bis
Tarent und
Brundusium, die alten
Landschaften
Daunia und Peucetia; der ganze östliche
Strich
(Terra d'Otranto), das alte Messapia, hieß bei ihnen
Kalabrien. Nach dem
Untergang des weströmischen
Reichs kam Apulien
unter
ostgotische, dann unter oströmische Herrschaft. Seit 568 gehörte der nördliche Teil des
Landes zu dem
langobardischen Herzogtum
Benevent, der südliche blieb unter oströmischer Herrschaft. Bei mannigfachem
Wechsel der
Grenzen
[* 5] behaupteten sich im allgemeinen die Griechen im
Süden Apuliens.
Geschichtskarten von D

* 6
Deutschland.
Eine neue
Periode für Apuliens
Geschichte begann mit den
Eroberungen der
Normannen in Unteritalien. Ein reicher Apulier,
Melo,
der schon 981 einen
Aufstand gegen die griechische Herrschaft erregt hatte, zog einige zu der
Kapelle des
Erzengels
Michael am
Berge
Gargano pilgernde normännische
Ritter in seinen
Dienst. Seit
Melos
Niederlage bei
Cannä (1019) und
Flucht nach
Deutschland
[* 6] führten von
Gottfried Drengot herbeigeführte Normannenscharen den
Krieg auf eigne
Faust fort und nahmen
Dienste
[* 7] bei den einander bekämpfenden
Fürsten Unteritaliens.
Bald traten die immer massenhafter herbeiströmenden
Normannen als selbständige Eroberer auf und machten sich unter der
Führung
Wilhelms des Eisenarms, des
Sohnes Tancreds von Hauteville, 1040-43 zu
Herren des
Landes.
Wilhelm nannte sich
Graf von Apulien.
Nach
seinem
Tod setzten seine
Brüder, Drogo und seit
dessen Ermordung (1051) Humfred, die
Kämpfe gegen die
Griechen fort. Als
Papst
Leo IX. die
Normannen vertreiben wollte, besiegten sie ihn 1053 bei
Civitella, nahmen aber dann Apulien
aus
der
Hand
[* 8] des
Papstes zu
Lehen.
Thrombus - Thugut

* 9
Thron.
Nikolaus II. belehnte 1059 den
Grafen
Robert Guiscard mit den Herzogtümern Apulien
und
Kalabrien, und dieser
machte im
Kampf gegen
Sarazenen und Griechen solche Fortschritte, daß sein Herzogtum bald ganz Unteritalien umfaßte. Er hob
die Privilegien und die bisherige
Autonomie des apulischen
Adels auf, unterdrückte mehrere
Verschwörungen der
Großen und behauptete
den
Thron
[* 9] gegen seines
Bruders Humfred
Söhne, die ihre
Erbrechte auf Apulien
geltend zu machen suchten. Er eroberte 1071
Bari,
machte durch die
Einnahme von
Amalfi (1076) und von
Salerno (1077) der griechischen Herrschaft in
Italien ein Ende und ward vom
Papst mit dem Herzogtum
Benevent belehnt.
Ihm folgte 1085 sein Sohn
Roger, der 1089 die Oberlehnsherrlichkeit des
Papstes anerkannte. Mehrere
Städte
in Apulien
und
Kalabrien entzogen sich aber seiner Herrschaft. Ihm folgte 1100 sein Sohn
Wilhelm II., der
Bundesgenosse des
Papstes
in dessen
Kampf gegen
Heinrich V.
Als er 1127 ohne Nachkommen starb, besetzte
Roger II. von
Sizilien
[* 10] Apulien
und
Kalabrien, zwang die
widerspenstigen
Barone und
Städte zur Unterwerfung und nötigte auch den
Papst
Honorius II., der selbst
Wilhelms
Lande erobern wollte, ihn als
Herzog von Apulien
und
Kalabrien anzuerkennen und zu belehnen (1128). So wurden Apulien
und
Kalabrien
mit
Sizilien vereinigt, das durch
Roger zum
Königreich erhoben wurde (1130). Die weitere Geschichte Apuliens
verschmilzt mit
der von
Sizilien und nach Vereinigung
Siziliens u.
Neapels mit der Geschichte dieses
Landes.
Vgl. Gregorovius, Apulische Landschaften (2. Aufl., Leipz. 1880).