Haupterwerbszweige. Von der Oberfläche bestehen 35,5 Proz. aus Ackerland,
37,3 aus
Wiesen u. 16 Proz. aus
Wald; 1888 zählte man 24,789 Ackerpferde, 105,470
Rinder,
[* 2] 476,986
Schafe
[* 3] und 42,501
Schweine.
[* 4] Die
Industrie ist ohne Bedeutung. Die Eisengewinnung hat seit 1809 aufgehört. Hauptstadt ist
Lewes. - S. war der Landungsplatz
der meisten
Völker, welche
England heimsuchten.
Julius Cäsar landete bei
Pevensey, der
Angelsachse Ella
unfern
Chichester; letzterer gründete 477 das
Reich Suth-sex (»Südsachsen«),
Nachdem sich der
Prinz 1801 von seiner Gemahlin, welche ihm zwei
Kinder, die den
NamenEste (s. d.) erhielten, geboren, getrennt
hatte, wurde er 1801 zum
Peer von
England mit dem
Titel eines
Herzogs von S.,
Grafen von
Inverneß und
Baron von
Arklow ernannt.
Im
Parlament hielt er sich meist zur Oppositionspartei und wirkte im liberalen
Sinn für die
Emanzipation der Katholiken, die
Abschaffung des
Sklavenhandels, die Parlamentsreform etc. Obgleich auf den
Genuß seiner
Apanage beschränkt, sammelte er doch
eine besonders an
Ausgaben und Übersetzungen der
Bibel
[* 7] sowie an
Handschriften sehr reichhaltige
Bibliothek, welche
Th. Jos.
Pettigrew (Lond. 1827, 2 Bde.)
beschrieben hat. Auch war er eine Zeitlang
Präsident der königlichen
Gesellschaft der
Wissenschaften. Nach dem
Tod seiner ersten
Gemahlin heiratete er 1831 gleichfalls ohne königliche
GenehmigungLady Cecily Underwood, Tochter des irischen
Grafen von
Arran,
Witwe von
SirGeorge Buggin, die 1840 zur Herzogin von
Inverneß erhoben wurde. Er starb im Kensingtonpalast.
Louis, Bildhauer, geb. zu
Berlin,
[* 12] war daselbst fünf Jahre lang
Schüler von
Wredow, studierte
von 1852 bis 1856 in
Rom, machte dann längere
Reisen und ließ sich 1857 in
Berlin nieder, wo er unter anderm von 1882 bis 1887 als
artistischer
Leiter der königlichen Porzellanmanufaktur fungierte. Auf einen schon in
Rom entstandenen
trunkenen
Faun (1856, Nationalgalerie in
Berlin) folgten andre
Genre- und mythologische Gestalten, z. B. eine haarflechtende
Italienerin, ein
Amor in
Waffen,
[* 13] eine verlassene
Psyche und ein
Knabe als Kandelaberträger.
Franz Xaver,
Komponist, geb. 1766 zu
Steyr, erhielt seine
Ausbildung als Zögling der Benediktinerabtei zu
Kremsmünster sowie später in
Wien
[* 18] durch
Mozart und
Salieri, wurde 1792 zweiter
Kapellmeister am dortigen
Hoftheater und starb als solcher mit Hinterlassung zahlreicher, zu seiner Zeit geschätzter
Vokal- und Instrumentalwerke.
Mit
Mozart intim befreundet, erhielt er kurz vor dessen
Tod von ihm den Auftrag, einige
Arien zur
Oper
»Titus« zu vollenden; auch
gab er nach
MozartsTode dem berühmten
»Requiem« desselben den vollständigen
Abschluß, indem er einzelnes
in der
Instrumentation, was
Mozart nur angedeutet hatte, ausführte und die erste
Fuge:
»Kyrie«, auf die
Worte: »cum sanctis tuis
in aeternum« wiederholte und zum Schlußchor des Werkes machte.
Name für eine
Abart des Pharospiels, welches sich vom eigentlichen
Pharo dadurch unterscheidet,
daß keiner der
Spieler ein eignes
»Buch« bekommt, dagegen ein
Buch offen auf den
Tisch gebreitet wird, von dessen 13 Blättern
jeder
Spieler eins beliebig besetzt.
in der
Geologie
[* 22]
Ablagerungen, die aus ihren organischen Resten schließen lassen, daß sie aus
Süßwasser sich niederschlugen. Die Reste der Bewohner von süßem
Wasser müssen in solchen
Ablagerungen
entschieden vorherrschen und sichere
Anzeichenan sich tragen, daß sie keinem weitern
Transport unterlegen sind, da Süßwasserformen
jedenfalls häufiger in die
See als umgekehrt Seebewohner in süßes
Wasser eingeschwemmt werden.
Reine S. sind für jüngere
Formationen charakteristisch und reichen vermutlich nicht über die Wealdenzeit zurück, werden aber
von einigen Geologen selbst noch in der
Steinkohlenformation angenommen,
¶
mehr
indem die Anthrakosien als Süßwasserformen gedeutet werden, während die Gegner echte Süßwasserkonchylien erst aus dem
braunen Jura gelten lassen.
Hochgebirgspaß im östlichen Flügel der Berner Alpen (2262 m), zwischen Titlis und Sustenhorn (s.
Dammastock), verbindet das bernerische Gadmenthal (Gadmen 1202 m) mit dem Urner Mayenthal (Wasen 847 m).
daher Sustentationskosten, der Aufwand, welchen die Verpflegung einer
auf öffentliche Kosten zu versorgenden Person verursacht. S. heißt auch die Apanage (s. d.) einer Prinzessin.
(spr. ssötherländ,»Südland«,
mit Bezug auf Norwegen),
[* 27] eine der nördlichen GrafschaftenSchottlands, vom Atlantischen Ozean und der Nordsee
bespült, 5451 qkm (99 QM.) groß mit (1881) 23,370 Einw.,
ist mit Ausnahme eines kleinen Gebiets an der Ostküste durchaus rauh und gebirgig und erreicht unweit der Westküste im
BenHope 926, im BenMore Assynt 1000 m, während das Innere ein von tief eingeschnittenen Thälern durchzogenes
Tafelland mit vereinzelten Bergen
[* 28] (Ben Klibreck 964 m) bildet.
Die bedeutendsten Flüsse sind: Oykill (mit dem Shin), Brora und Ullie an der Ostküste, Halladale, Strathie und Naver an der
Nordküste;
keiner derselben ist schiffbar, alle aber sind lachsreich.
eine große Stadt in der chines. ProvinzKiangsu, am Kaiserkanal, auf Inseln erbaut und von Kanälen durchschnitten,
berühmt wegen der Schönheit und Intelligenz seiner Bewohner. Es ist der Sitz des chinesischen Buchhandels,
namentlich in Bezug auf die massenhafte Verbreitung mittelguter Ausgaben klassischer und sonst vielgelesener Schriften. Auch
standen von alters her gewisse Industrien dort in großer Blüte,
[* 37] wie die Anfertigung roter Lacksachen. Die Taipingrebellion
hat jedoch den Wohlstand der Stadt bedeutend verringert, und das neue S. läßt sich mit dem alten nicht
vergleichen. Auch eine katholische und eine evangelische Mission befinden sich daselbst.
eine
Fabelsammlung (das. 1865) sowie eine (unvollständige) Gesamtausgabe der Dichtungen (das. 1851, neue Ausg. 1883).
Seine puristischen
Grundsätze in Bezug auf sprachliche Darstellung hat er in der Schrift »Nea schole« (Athen 1853) und in der Zeitschrift »Helios«
[* 45] entwickelt. Weniger ideal angelegt, aber bedeutend geistvoller als Panagiotis, begann Alexandros seine
poetische Laufbahn 1824 mit satirischen Gedichten gegen die damalige Zerfahrenheit der griechischen Zustände, schrieb 1829 in
Paris seine »Histoire de la révolution grecque« (deutsch, Berl. 1830) und war nach seiner Rückkehr
nach Griechenland
[* 46]
¶
mehr
unerschöpflich in den bittersten Angriffen gegen Kapo d'Istrias, die in dem »Panorama tes Hellados« (Nauplia 1833, 2 Bde.) gesammelt
sind. Seine weitern politischen Gedichte (1845) geben namentlich seinem Haß gegen die Bayern
[* 48] Ausdruck. Auch seine andern Werke
verleugnen den satirischen Grundzug nicht, so besonders die Komödie »Der Verschwender« (»Asotos«,
1830),
mit starkem Anschluß an Molière; der politische Roman »Der Verbannte« (»Exoristos«,
Athen 1835; deutsch, Berl. 1837) und vor allen die nach Byrons »Childe Harold« gearbeitete Dichtung »Der Umherschweifende« (»Periplanomenos«, 4 Gesänge,
Athen 1839-52).
Vgl. über Alexandros S. Queux de Saint-Hilaire im »Annuaire pour l'encouragement des études grecques«
(Par. 1874).
An der einheitlichen Organisation des preußischen Schulwesens, namentlich des höhern, nach dem Frieden von Tilsit
[* 52] und nach
den Freiheitskriegen hat S. wesentlichen Anteil. Er ist der Verfasser des Reglements für die wissenschaftliche Lehramtsprüfung
von 1810, der Reifeprüfungsordnung von 1812 sowie des Normallehrplans für die preußischen Gymnasien
von 1816, den er bereits 1811 ausgearbeitet hatte. Unter seinem Vorsitz entstand durch Kommissionsberatungen das Unterrichtsgesetz
von 1817, das jedoch wie der Normallehrplan Entwurf blieb. Auch lieferte er Ausgaben und Übersetzungen von Äschylos, Sophokles,
Aristophanes und geschätzte Abhandlungen über die dramatische Kunst der Griechen, z. B. über Aristophanes.
(Ssuwalki), russisch-poln. Gouvernement, grenzt im W. an Preußen,
[* 53] im N. an das GouvernementKowno, im O. an die
GouvernementsWilna
[* 54] und Grodno, im Süden an Lomsha und umfaßt 12,551 qkm (228 QM.). Das Land ist eben und wird im
O. und N. von dem Niemen als Grenzfluß umflossen, neben welchem die zum Flußsystem der Weichsel gehörenden Bobr, Netta,
Stawiska, Jastrzebianka zu nennen sind. Die
Zahl der Seen ist 480. Das Klima ist gemäßigt, aber infolge der nördlichen Lage
rauher als in den andern polnischen Gouvernements.
Die mittlere Temperatur ist +6,8° C. Die Bevölkerung
[* 55] betrug 1885: 624,579 Seelen (49 pro QKilometer) und
bekennt sich vorherrschend zur römisch-katholischen Konfession (71 Proz.). Der Rest entfällt auf Juden, Lutheraner und Reformierte,
Griechisch-Orthodoxe, Altgläubige und Mohammedaner. Die Altgläubigen (Starowierzen), an Zahl 5000, haben sich vor mehreren
hundert Jahren im südlichen Teil des Gouvernements niedergelassen, bewohnen fünf Dörfer und genießen
vollständige Freiheit in Bezug auf die Ausübung ihres Kultus.
Die Zahl der Eheschließungen war 1885: 3569, der Gebornen 20,094, der Gestorbenen 15,558. Der Ackerbau, welcher vier Fünfteln
der Bewohner den Unterhalt gewährt, steht auf einer niedrigen Entwickelungsstufe. Obst- und Gemüsegärten sind gänzlich
vernachlässigt. Der Betrieb von Branntweinbrennereien bildet eine bedeutende Aushilfe der Landwirtschaft,
namentlich der größern Güter. Erheblich ist die Pferdezucht
[* 56] (fünf Privatgestüte). Die Zucht der wilden Waldbienen liefert
schönen, weißen Honig.
Alexander Wasiljewitsch, Graf von S.-Rimnikskij, Fürst Italijskij, berühmter russ. Feldherr,
geb. zu Moskau,
[* 61] begann im Siebenjährigen Krieg seine kriegerische Laufbahn, ward 1762 zum Obersten des Astrachanschen
Grenadierregiments ernannt, befehligte beim Ausbruch der polnischen Insurrektion 1768 den Sturm auf Krakau,
[* 62] drang siegreich bis
Lublin vor und kehrte nach der ersten TeilungPolens als Generalmajor nach Petersburg
[* 63] zurück. Im Türkenkrieg
siegte S. 1774 bei Turtukai und bei Hirsowa und focht mit Auszeichnung unter Komenskij bei Kosludschi.
Hierauf zog er nach der Schweiz,
[* 69] um sich mit Korssakow zu vereinigen. SeinZug
über den St. Gotthard war mit unbeschreiblichen Anstrengungen
verknüpft und kostete ihm den dritten Teil seines Heers, den größten Teil der Pferde,
[* 70] alle Lasttiere
nebst Geschütz und Gepäck. Als er endlich das vordere Rheinthal betrat, fand er die Verbündeten inzwischen von Masséna bei
Zürich,
[* 71] von Soult an der Linth, von Molitor bei Mollis geschlagen. Er trat daher den Rückmarsch durch Graubünden
nach Italien und von da, inzwischen
zum Generalissimus aller russischen Armeen ernannt, im Januar 1800 nach Rußland an. Noch vor seiner Rückkehr
aber fiel er infolge angeblicher Nichtbeachtung kleinlicher kaiserlicher Dienstbefehle in Ungnade. Krank kam er in
Petersburg an und starb daselbst 18. Mai.Alexander I. ließ ihm 1801 auf dem Marsfeld zu Petersburg eine kolossale
Statue setzen.
Neuere Biographien Suworows lieferten Polewoi (deutsch, Mit. 1853) und Rybkin (russ., Mosk. 1874). Suworows
»Korrespondenz über die russisch-österreichische Kampagne im Jahr 1799« wurde von v. Fuchs
[* 73] herausgegeben
(deutsch, Glog. 1835, 2 Bde.). - Suworows
Sohn Arkadij Alexiewitsch, geb. 1783, that sich im Feldzug von 1807 hervor, ward Generalleutnant, befehligte eine Division der
Donauarmee unter Kutusow und ertrank 1811 im Rimnik, wo sein Vater den Sieg über die Türken erfochten hatte.
kleine, nur 5 km große Gruppe auf einem eine Lagune einschließenden, mit Wasser bedeckten Riff, zur polynesischen
Gruppe der Manihikiinseln gehörig, unter 13° 20' südl. Br. und 163° 30' östl. L. v. Gr. Die nahe aneinander
liegenden Eilande sind mit Gebüsch bedeckt, haben einige Kokospalmen, aber kein Trinkwasser.
(Suarez, eigentlich Schwartz), KarlGottlieb (nicht von spanischer Abkunft), der Schöpfer des preußischen Landrechts,
geb. zu Schweidnitz,
[* 75] studierte 1762-65 in Frankfurt
[* 76] a. O. trat hierauf als
Auskultator bei der
Oberamtsregierung zu Breslau in den praktischen Justizdienst, ward 1771 Rat daselbst und wirkte bei Neugestaltung der Verhältnisse
Schlesiens unter dem Provinzialminister v. Carmer wesentlich mit zur Begründung des landschaftlichen Kreditsystems, zur Reorganisation
der höhern Schulen wie zur Anbahnung einer Prozeßreform, welch letztere indessen, durch den Großkanzler
v. Fürst bekämpft, ins Stocken geriet.
Als Carmer an FürstsStelle berufen wurde, folgte ihm S. 1780 als vortragender Rat nach Berlin, um dessen legislatorische Pläne
auszuführen. Auf Grund des Prozeßentwurfs von 1775 bearbeitete er das 1781 publizierte erste Buch des
»Corpus juris Fridericianum« (von der Prozeßordnung),
ebenfalls sein Werk, hervorging. Auch in der Gesetzkommission für das allgemeine Gesetzbuch
fiel ihm die Hauptarbeit zu. Er schuf den »Entwurf eines Allgemeinen Gesetzbuchs« (Berl. 1784-88, 6 Abtlgn.), ebenso
die Schlußredaktion des am zur Publikation gelangten Gesetzbuchs selbst. Nachdem dasselbe infolge von Gegenströmungen auf
unbestimmte Zeit wieder suspendiert war, besorgte S. die durch Kabinettsorder vom angeordnete Revision, welche
in dem »Allgemeinen Landrecht für die königlich preußischen Staaten«, publiziert mit Gesetzeskraft
vom 1. Juni, ihren endlichen Abschluß fand. 1787 zum Geheimen Oberjustizrat befördert und noch in demselben Jahr zum Obertribunalsrat
ernannt, starb S. in Berlin.
dän. Amt, den südöstlichen Teil der InselFünen nebst den InselnTaasinge, Langeland, Aeroe und vielen andern
umfassend, 1643 qkm (29,8 QM.) mit (1880)
117,577 Einw. -
Johann Severin, norweg. Komponist, geb. zu Christiania,
[* 79] erhielt von seinem Vater
den ersten Unterricht im Violinspiel und ging 1862 als Mitglied einer ambulanten Musikgesellschaft nach Hamburg,
[* 80] setzte nach
Auflösung derselben, mit einem königlichen Stipendium versehen, seine Studien in Leipzig
[* 81] fort und widmete sich hier, da er
infolge einer Fingerkrankheit das Violinspiel aufgeben mußte, ausschließlich der Komposition. 1867 machte
er eine Reise nach Island,
[* 82] lebte dann 1868-1869 in Paris, hierauf wieder in Leipzig und begab sich 1872 in seine Heimat, von wo
aus er im Herbst 1877, abermals mit einem königlichen Stipendium ausgerüstet, zu weitern Kunststudien nach Italien ging. Über
London
[* 83] und Paris, wo er wieder anderthalb Jahre verweilte, nach Christiania zurückgekehrt, dirigierte er
hier wieder die schon früher von ihm geleiteten Musikvereinskonzerte, bis er 1883 einem Ruf als Hofkapellmeister nach Kopenhagen
[* 84] folgte. Von seinen Kompositionen sind hervorzuheben: ein Konzert für Violine, eins für Violoncello, ferner zwei
¶
Johan, norweg. Politiker, geb. 1816 auf dem SchloßJarlsberg, wo sein Vater die Güter des
GrafenWedel-Jarlsberg verwaltete, studierte die Rechte, machte 1841 sein Examen und ließ sich in Laurvik als Anwalt nieder. 1851 wurde
er in das Storthing gewählt, dem er seitdem ununterbrochen angehörte. RadikalenAnschauungen huldigend, gewann er für dieselben
mehr und mehr Anhänger und bildete sich durch unermüdliche Thätigkeit eine Partei, welche besonders
in der Landbevölkerung vorherrschte (Bauernpartei) und allmählich die Majorität im Storthing erlangte. An ihrer Spitze begann
er, zum Präsidenten des Storthings gewählt, den Kampf gegen das Königtum, das er zu einer bloßen Ehrenstellung herabdrücken
wollte, mit dem Streit über die Zulassung der Minister zum Storthing, aus dem sich dann der weitere über
das königliche Veto entwickelte, in welchem S. 1883 den Sieg davontrug, indem das Ministerium verurteilt wurde. S. wurde 1884 an
die Spitze des Ministeriums gestellt, befriedigte aber durch seine Thätigkeit den radikalen Teil seiner Anhänger nicht, welche
sich von ihm lossagten, und sah sich aus Rücksicht auf die Konservativen, von deren Stimmen er abhängig
war, zu einer gemäßigten Politik veranlaßt.
König von Schweden, Enkel Svens des Opferers, stritt nach dem Erlöschen des Hauses König Stenkils (1129)
mit Magnus um den Besitz der Krone und kam endlich in den alleinigen Besitz derselben.
Nach seiner Ermordung
(1155) versuchten seine Nachkommen vergeblich, sich dauernd auf dem Thron
[* 86] zu behaupten.
Jan, Naturforscher, geb. zu Amsterdam,
[* 93] studierte seit 1661 in Leiden
[* 94] Medizin,
ging auf einige Jahre nach Saumur und Paris, kehrte 1665 nach Amsterdam, 1666 nach Leiden zurück, erwarb dort 1667 die medizinische
Doktorwürde und lebte dann in Amsterdam ausschließlich seinen schon bisher mit großem Eifer betriebenen planmäßigen anatomischen
Studien. Körperlich leidend und von einer pietistisch-schwärmerischen Gemütsstimmung ergriffen, vertiefte er
sich später in die Schriften der chiliastischen Schwärmerin Bourignon, ging 1675
zu ihr nach Schleswig
[* 95] und geleitete sie nach
Kopenhagen, kehrte dann krank nach Amsterdam zurück und starb daselbst S. war als Erforscher der kleinern Tierformen
von epochemachender Bedeutung; er erfand auch die Methode, die Blutgefäße durch Ausspritzung mit Wachs
haltbar und der Untersuchung zugänglich zu machen. In seiner »Allgemeene ^[richtig:
Algemeene ...] verhandeling van bloedeloose diertjens« (Utr. 1669; lat.,
Leid. 1685) legte er die Grundlage für die erste naturgemäße Klassifikation der Insekten,
[* 96] und seine anatomischen Arbeiten
über die Insekten, veröffentlicht in der »Biblia naturae« (hrsg. von Boerhaave, das. 1737-38, 2 Bde.;
deutsch, Leipz. 1752), sind die bedeutendste Erscheinung auf diesem Felde der Zootomie bis in die neuere Zeit geblieben. Auch
beschäftigte er sich mit der Metamorphose der Insekten und suchte die Gleichartigkeit der Zeugungsweise bei Tieren aller Klassen
nachzuweisen, indem er die Rolle des Samens feststellte. Er schrieb noch »Miraculum naturae,
seu uteri muliebris fabrica« (Leid. 1672).
Sir Mutu Coomara, gelehrter Ceylonese, geb. 1836 zu Kolombo auf Ceylon,
[* 97] studierte englisches Recht und erlangte
als der erste Nichtchrist in England die Würde eines Barristers (Anwalts), wurde dann in seiner Heimat Mitglied
des LegislativeCouncil und heiratete eine englische Dame. Seine verdienstlichen Arbeiten zur Quellenkunde des südlichen Buddhismus:
»History of the tooth relic of Buddha« und »Sutta Nipata, the dialogues and discourses of Gotama Buddha« (Pâlitexte, mit engl.
Übersetzung, Lond. 1874), trugen ihm die Erhebung in den englischen Adelstand ein. Er starb in
Kolombo.
zum kartwelischen Stamm gehöriges Volk in Transkaukasien, das, 12,000 Köpfe stark, die obern Thäler des Ingur
und der Tskenis im GouvernementKutais bewohnt. Aus den EbenenMingreliens vertrieben, haben sie sich in eine fast unzugängliche
Gebirgswelt zurückgezogen, wo sie in Verwilderung und nach dem Gesetz der Blutrache sich beständig befehdend ein elendes
Dasein führen. Not trieb bei ihnen zur Sitte des Mädchenmordes; Christen sind sie nur dem Namen nach, ebenso ist ihre Abhängigkeit
von Rußland (seit 1853) nur nominell.
nach nord. SageSigurds Tochter von Gudrun, wurde am Hof
[* 102] ihres Stiefvaters, des Königs Jonakur
(den Gudrun geheiratet, nachdem sie vergeblich den Tod in den Wellen
[* 103] gesucht), erzogen und sollte König Jormunrekr (d. h. Ermanarich,
den Ostgotenkönig) heiraten.
(spr. sswónssih), Stadt in Glamorganshire (Wales), an der Mündung des Tawe in die Swanseabai des Bristolkanals,
mit (1881) 65,597 Einw. S. ist eine wenig anziehende Stadt, und die
den Schlöten seiner zahlreichen Kupferschmelzhütten entsteigenden Dämpfe verhindern den Pflanzenwuchs in der ganzen Gegend.
Es verdankt seine Blüte den reichen Kohlenlagern, die es in den Stand setzen, die ihm aus Cornwall und allen
Teilen der Welt zugeschickten Kupfer- und Zinkerze zu verschmelzen.
Außerdem hat es Töpfereien und Porzellanwerke, Blechfabriken und Schiffbau. SeinHandel ist bedeutend und wird gefördert durch
die im Ästuar des Tawe angelegten großartigen Docks. Es gehörten zum Hafen 1888: 166 Seeschiffe von
58,727 Ton. Gehalt und 45 Fischerboote. Die Einfuhr vom Ausland belief sich auf 1,593,752 Pfd. Sterl., die Ausfuhr dorthin (meist
Steinkohlen) auf 2,868,612 Pfd. Sterl. An öffentlichen Anstalten verdienen Erwähnung
die RoyalInstitution (mit Museum und Bibliothek), ein Lehrerseminar, eine Lateinschule, eine Kunstschule und ein Taubstummeninstitut.
S. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Dicht dabei liegt Landore mit den ehemals Siemensschen Stahlwerken.
(Swentowit), eine slaw. Gottheit, ursprünglich wohl lichter Sonnen- (und Tages-) Gott gegenüber Tschernebog
(s. d.). Besonders berühmt war sein Tempel
[* 107] zu Arkona auf Rügen, den König Waldemar I. 1168 zerstörte.
S. wurde vierköpfig (nach den vier Weltgegenden blickend) dargestellt, mit Bogen
[* 108] und Füllhorn (was beides auf den Regenbogen
nach verschiedener Auffassung desselben als Bogen oder Horn geht). Beim Erntefest wurde das Horn mit Met gefüllt; aus dem Rest,
welcher vom vorigen Jahr in demselben übriggeblieben, schloß man auf gute oder schlechte Ernte.
[* 109] Man
hielt ihm auch heilige Pferde (zum Zweck der Weissagung).
kleiner Gebirgsstaat nordwestlich von Peschawar, an der Grenze von Britisch-Indien, mit 100,000 Einw., Afghanen
vom Jusufzaistamm, die sich im 16. Jahrh. hier niederließen und die ältern arischen Bewohner
verdrängten, in einem der äußern Thäler, die vom Hindukusch nach dem Kabulfluß sich herabziehen, hat
warmes Klima, dichte Waldungen und trägt Reis, Olivenbäume etc. Europäern ist das Bereisen des Thals nur in Verkleidung mit
Lebensgefahr möglich.
Hauptort ist Allahdand. Alexander d. Gr. durchzog den untern Teil des Thals. Zu einem gewissen Ruf gelangte S. durch seinen
Akhund (d. h. Lehrer) NamensAbd ul Ghafar, der in Indien, Zentralasien,
[* 110] Arabien, ja bis Konstantinopel im Ruf eines Weisen von übernatürlicher
Begabung stand, von Privaten als Schiedsrichter, von mohammedanischen Fürsten um Beirat in politischen Fragen angegangen wurde
und noch 1877 einen Gesandten des Sultans der Türkei
[* 111] erhielt. Der Akhund verkehrte nicht mit Europäern,
drang auch in Afghanistan
[* 112] auf Abschließung und bezeigte insbesondere England wie Rußland gleichmäßig Mißtrauen. 1846 hatte
er unter den Afghanen, die damals vorübergehend Peschawars sich bemächtigt hatten, den Glaubenskrieg gepredigt; seitdem
aber erkannte der Akhund rückhaltlos die Überlegenheit der Europäer an und riet im russisch-türkischen Krieg 1877 sowohl
seinen Landsleuten als dem Sultan der Türkei davon ab, die Fahne des Propheten zu entfalten. Dieser einflußreiche religiöse
Führer der MoslemsZentralasiens starb Ende 1877.
(Schateu),
dem europäischen Handel seit 1869 geöffnete Handelsstadt in der chines. ProvinzKuangtung, an der
Mündung des Han in die Fukienstraße, Sitz eines deutschen Konsuls, einer katholischen und evangelischen
Mission, mit etwa 30,000 Einw.
(Zwentibold), Herzog von Mähren,
[* 113] kam zur Herrschaft über dieses Land, nachdem er seinen Oheim Rastislaw
gefangen genommen und dem ostfränkischen König Ludwig dem Deutschen ausgeliefert hatte, und sicherte sich 871 durch einen
verräterischen Überfall des bayrischen Heers, welches vernichtet wurde, seine Unabhängigkeit. Er breitete
nun sein Reich nach allen Seiten hin aus. Den Plan seines Oheims Rastislaw, mit Hilfe des Methodius ein von Deutschland
[* 114] unabhängiges
slowenisches Kirchenwesen in Mähren zu begründen, gab er später preis, indem er nach Methodius' Tod sich wieder der bayrischen
Kirche zuwandte. Er starb 894, und nach seinem Tod ging sein Reich zu Grunde.
in England Bezeichnung der Vermittler, welche Arbeiten von größern Unternehmern übernehmen und dieselben unmittelbar an
Arbeiter gegen Lohn vergeben, um aus deren Schweiß (daher Sweating-System) einen Gewinn herauszuschlagen.