Honig
(lat.
Mel), der von den
Bienen, besonders von
Apis
[* 2] mellifica, aus den
Nektarien der
Blüten gesammelte, in ihrem
Körper verarbeitete und in besondere
Zellen des
Stockes entleerte süße Saft. Die aus dem
Stock genommenen
Waben kommen oft ohne weitere Zubereitung in den
Handel (Scheibenhonig
), häufig zerschneidet man sie und läßt den Honig
freiwillig
ausfließen
(Jungfernhonig).
Um den Honig
vollständig zu gewinnen, werden die
Waben schließlich ausgepreßt und ausgekocht, wobei
man den gewöhnlichen Honig
erhält.
Zuckergewinnung I

* 3
Zucker.
Vorteilhafter wird der Honig
mit
Hilfe der Zentrifugalmaschine unter
Erhaltung der
Waben gewonnen.
Der von den
Bienen im Frühjahr angesetzte Maihonig
übertrifft den Herbsthonig an Wohlgeschmack, ebenso der
Kraut- oder Landhonig
, welchen
die
Bienen aus vielen verschiedenen
Blumen sammeln, den Heidehonig
, der nur von dem
Heidekraut
(Calluna) und
Buchweizen stammt.
Als bester Honig
gilt der von Lindenblüten stammende Lindenhonig. Der Honig ist eine gelbliche
oder bräunliche, mehr als sirupdicke, anfangs fast durchsichtige
Flüssigkeit, die nach längerm Aufbewahren blumenkohlartige
Kristallisationen von
Zucker
[* 3] absetzt, auch wohl ganz zu einer kristallinischen
Masse erstarrt; er schmeckt süß, etwas schärflich
kratzend, riecht angenehm balsamisch; doch richten sich
Geruch und
Geschmack etwas nach den
Pflanzen, von
welchen der Honig
stammt.
Giftige
Pflanzen können giftigen Honig
geben. Der Honig besteht aus
Fruchtzucker
(Levulose) und
Traubenzucker
(Dextrose), welch letzterer
allmählich kristallisiert; er enthält ferner etwas
Ameisensäure,
Farbstoff,
Schleim etc. Rußland,
Polen,
Ungarn,
[* 4]
Griechenland,
[* 5] Spanien,
[* 6]
Frankreich,
Deutschland
[* 7] und
Amerika
[* 8] liefern bedeutende
Mengen Honig.
Unter den Handelssorten ragen hervor:
der Havanahonig
, der Honig von
Valparaiso
[* 9] und
San Domingo, der italienische (besonders der römische, der sehr häufig verfälscht
wird), der französische, besonders der von
Narbonne, der polnische und von den deutschen
Sorten der holsteinische gelbe.
Honigdachs - Honitva

* 14
Seite 8.703.
Der ungarische ist gering. Honig
geht leicht in
Gärung über und wird dann gereinigt, indem man ihn mit 2 Teilen
Wasser im Zinnkessel eine
Stunde bis nahe auf 100° erhitzt, dann auf 50° abkühlen läßt, filtriert und im
Dampfbad zur Sirupskonsistenz
verdampft. Auch setzt man vor dem
Filtrieren
[* 10] von feinem
Pulver befreite, grob zerstoßene
Holzkohle oder in
Wasser
gerührtes
Filtrierpapier zu. Man benutzt den als
Genußmittel, zu Backwaren, in den
Apotheken zur
Darstellung einiger
Präparate
(Rosenhonig,
Sauerhonig etc.) und früher häufiger als jetzt zur
Darstellung von
Met. In der
Schweiz,
[* 11] in
Frankreich etc. wird
er vorzugsweise zum Frühstück genommen. Der Honig war eins der ersten
Nahrungsmittel
[* 12] der
Menschen,
Milch
und Honig oder, nach andern, der
Extrakt der feinsten Teile daraus war die
Kost der
Götter
(Ambrosia);
Zeus,
[* 13] als Zögling der Honignymphe
Melissa, ist auch
¶
mehr
Mischkünstler dieses Honigtranks. Als er seinen Vater Kronos überfallen wollte, schläferte er ihn durch ein. Die Alten glaubten, daß der als Tau vom Himmel [* 15] falle; in der nordischen Götterlehre träufelt von der heiligen Esche der Tau (Hunangsfall, Honigfall) auf die Erde, und von ihm nähren sich die Bienen. Der griechische Mythus läßt die Nährerinnen des Zeus, die Bienen, endlich von diesem mit der Kunst gelohnt werden, den Honig in Wachstafeln, als Kost für den Winter, zu bewahren.
Sizilien

* 17
Sizilien.Bei Moses und in den Psalmen, im Hohenlied Salomos und an andern Orten der Bibel [* 16] wird des Honigs rühmend gedacht; Johannes der Täufer lebte in der Wüste zum Teil von Honig. Der Honig durfte bei den Hebräern nicht zu Speiseopfern benutzt werden; nur Erstlinge vom Honig wurden dargebracht, gehörten aber den Priestern. Homer, Euripides, Ovid, Vergil besingen den Honig wegen seiner trefflichen Eigenschaften. Nach Diodor von Sizilien [* 17] bildete der Honig die Hauptnahrung vieler Völker Italiens. [* 18]
Nach Platon opferte man in den ältesten Zeiten den Göttern nichts als mit Honig bestrichene Früchte. Allgemein hielt man den Honig für ein treffliches Nahrungs- und Heilmittel. Doch kannte man auch die giftigen Eigenschaften manchen Honigs (Sprichwörter), und der pontische Honig war durch Xenophons Rückzug berüchtigt genug. Der Honig von Hyble in Sizilien und vom Hymettos in Attika war wegen seines Aromas berühmt, der von Corsica [* 19] stand in üblem Ruf wegen seines Taxusgeschmacks.
Auch der Koran erwähnt den und arabische Ärzte haben mehrfach davon gehandelt. Nach Strabon legten die alten Assyrer Leichen in Honig, um sie zu konservieren; auch Agesipolis, König von Sparta, Agesilaos und Alexander d. Gr. wurden nach ihrem Tod in Honig gelegt. Ebenso benutzte man Honig zur Konservierung von Früchten und andern Nahrungsmitteln. Durch die Einführung des Zuckers und die Verminderung des Wachsverbrauchs zu Kerzen sank die Bedeutung des Honigs sehr erheblich.
Vgl. Arnold, Der Honig, dessen Bedeutung, Wert und Verwendung (Ansb. 1886).