mehr
sie sich trotz mancherlei Wechselfälle behauptet, ja fortwährend erweitert. In neuerer Zeit treten jedoch bedenkliche
Krisen
ein, indem die
Ausdehnung
[* 1] der nordamerikanischen
Weberei
[* 2] und die mehrfach eingeführten
Schutzzölle den
Absatz reduzieren. Sehr
ansehnlich ist die Züricher
Maschinenfabrikation; das alte Etablissement der
Neumühle in Zürich
,
[* 3] das zeitweise bis 1500
Arbeiter
beschäftigte, hat in
Winterthur, dem zweiten
Orte des
Kantons, mehrere neue Mitbewerber bekommen:
Gießereien,
eine Lokomotivfabrik u. dgl. Auch arbeiten mehrere
Glockengießereien,
Schriftgießereien, Papierfabriken,
Seifen- und
Kerzen-, Fayencefabriken etc. Die Stadt Zürich
ist der erste
Handelsplatz der Ostschweiz und insbesondere ein namhafter Geldplatz.
Sie ist der
Knotenpunkt eines vielstrahligen Bahnnetzes geworden (s. unten). Die Ledermesse
Zurzachs ist nach Zürich
übergesiedelt. Das Züricher
Schulwesen steht in der Vorderreihe der regenerierten
Kantone. Als höhere
Volksschulen,
mit fakultativem Besuch, sind Sekundarschulen gegründet. Gegenwärtig zählt man
ca. 100 Sekundarlehrer und 2600 Sekundarschüler
gegen 600 Primarlehrer und über 44,000 Primarschüler. Dem höhern
Schulwesen dienen ein
Gymnasium und
eine
Industrieschule in Zürich
(äußerlich zur Kantonsschule vereinigt) sowie die »höhern
Schulen« zu
Winterthur als Vorstufe zum akademischen
Unterricht, eine Tierarzneischule (seit 1819), ein
Lehrerseminar (zu
Küßnacht),
eine
Universität und das eidgenössische
Polytechnikum (seit 1855), beide in der Stadt Zürich
, das kantonale Technikum in
Winterthur.
Ferner bestehen: eine kantonale
Ackerbauschule, eine Musikschule (seit 1875), ein privates
Lehrerseminar
und ein städtisches Lehrerinnenseminar, eine
Blindenanstalt (seit 1809, die älteste der
Schweiz,
[* 4] 1826 mit einer neugegründeten
Taubstummenanstalt verbunden), 4 Rettungsanstalten, 3 Zwangsarbeitsanstalten etc., dazu 5 Krankenanstalten:
das Kantonsspital, das Kinderspital, die Gebäranstalt, die Irrenheilanstalt (im Burghölzli) und das
Asyl für unheilbare
Gemütskranke
(Kloster
Rheinau). Die öffentlichen
Bibliotheken zählen 320,000
Bände (die Züricher
Stadtbibliothek
mit 110,000
Bänden, die
Bibliotheken des eidgenössischen
Polytechnikums mit 15,000
Bänden, die der Kantonallehranstalten mit
50,000, der
Naturforschenden
Gesellschaft mit 18,000
Bänden).
Die Verfassung vom unterstellt alle Gesetze und Konkordate sowie die Beschlüsse der Legislative (die letztern, sofern die Mehrheit es beschließt) dem Volksentscheid (Referendum); demselben unterliegen auch beträchtlichere Ausgabeposten. Einer Zahl von 5000 Votanten ist das Recht der Initiative bei der Gesetzgebung eingeräumt; dasselbe Recht steht sogar jedem Einzelnen zu, sofern er von einem Drittel der Mitglieder der Legislative unterstützt wird. Das Volk wählt nicht bloß die Legislative direkt, sondern auch die Exekutive. Jene, nun richtiger bloß als das legislatorische Organ des Volkes bezeichnet, ist einem Kantonsrat übertragen, der auf je drei Jahre in den Wahlkreisen gewählt wird, und zwar (nach der Verfassungsrevision vom je ein Mitglied auf 1500 Seelen.
Kantharidensalbe - Kan

* 5
Kanton.Die Exekutive ist auf je drei Jahre einem Regierungsrat von sieben Mitgliedern übertragen. An der Spitze der Rechtspflege steht ein vom Kantonsrat auf sechs Jahre erwähltes Obergericht von neun Mitgliedern. Verbrechen und politische Vergehen, ebenso Preßprozesse, in welchen ein Beklagter es verlangt, werden durch Geschwornengerichte beurteilt. Der Kanton [* 5] ist in elf Bezirke eingeteilt. In jedem Bezirk besteht ein Statthalter als Repräsentant der Exekutive, mit einem Bezirksrat zur Seite; ferner ein Bezirksgericht, eine Bezirksschul- und eine Bezirkskirchenpflege.
Jede Gemeinde hat ihren Gemeinderat und ihren Friedensrichter. Einer der Direktionen der Regierung ist ein Erziehungsrat beigegeben. Die evangelische Landeskirche und die übrigen kirchlichen Genossenschaften ordnen ihre Kultusverhältnisse selbständig unter Oberaufsicht des Staats; die erstere steht unter Aufsicht eines Kirchenrats. Die Staatsrechnung von 1887 weist 8,290,530 Frank Einnahmen und 8,291,161 Fr. Ausgaben, also eine Mehrausgabe im Betrag von 631 Fr., auf. Der stärkste der Ausgabeposten ist das Erziehungswesen mit 2,132,668 Fr. Für das Jahr 1887 berechnet sich das Staatsvermögen auf nahezu 59 Mill. Fr. Aktiven und 29 Mill. Fr. Passiven, also netto ca. 30 Mill. Fr. Dazu kommen 9 Separatfonds mit 16,757,000 Fr. Nettovermögen und 19 Fonds, welche vom Staat nur verwaltet werden, im Betrag von 2,223,357 Fr.
Aall - Aare

* 6
Aarau. Die Stadt Zürich.
Die Stadt Zürich
liegt 459 m ü. M. im Thalgrund zwischen
dem
Ütliberg und Zürichberg
, auf beiden Seiten der
Limmat, wo diese den
Zürichsee verläßt, und oberhalb der Mündung der
links herantretenden
Sihl. Sie ist
Knotenpunkt der Bahnlinien über Turgi nach
Aarau,
[* 6] Basel
[* 7] und
Waldshut, nach
Winterthur, der auf beiden
Seeufern nach der Ostschweiz führenden
Linien und der
Linie
Zürich-Zug-Luzern. Die
Große Stadt auf dem rechten
Ufer, an den Vorstufen des Zürichbergs aufsteigend, ist uneben, meist eng und steil; die
Kleine Stadt auf dem linken
Ufer ist
flacher und hat breitere
Straßen und neuangelegte
Quartiere.
Beide sind durch fünf Brücken [* 8] verbunden, unter denen die neue Kaibrücke die oberste ist und eine prachtvolle Aussicht auf den belebten See und die im Hintergrund aufsteigenden Schneeberge gewährt. Merkwürdige Bauwerke der Stadt sind: das Großmünster, eine einfache gewölbte Pfeilerbasilika aus dem Ende des 12. und dem 13. Jahrh., mit zwei unvollendeten, 1779 mit achteckigen Hauben geschlossenen Türmen, geschichtlich merkwürdig als Ausgangsstätte von Zwinglis Reformation (vgl. Frick, Das Großmünster in Zürich, Wien [* 9] 1886);
das Fraumünster, ein gotischer Bau aus dem 13. Jahrh., mit hohem Spitzturm;
die (altkatholische) Augustinerkirche, mit schönen Altarblättern;
die St. Peterskirche, an welcher Lavater Pfarrer war, und die Predigerkirche;
das 1851 aufgeführte Gebäude der Töchterschule, mit architektonisch merkwürdigem Kreuzgang;
ferner in der Großen Stadt: das Rathaus (1699 erbaut), die restaurierte Wasserkirche mit der Stadtbibliothek und antiquarischem Museum, das Theater, [* 10] das Kasino, die Irrenheilanstalt im vorstädtischen Burghölzli, das Kantonsspital, das Pfrundhaus, das neue, imposante Gebäude der Universität und des Polytechnikums (nach den Entwürfen von Semper und Wolf aufgeführt und 1864 vollendet) mit prachtvollem Vestibül, neuem chemischen Laboratorium [* 11] und neuem Physikgebäude, Naturaliensammlung und Werkstätten, die Kantonsschule, die Blinden- und Taubstummenanstalt, in der Kleinen Stadt: das Stadthaus, das Postgebäude, die Strafanstalt und der großartige Bahnhof.
Mit den Vorstädten zählt Zürich, das, als politische Gemeinde auf die City beschränkt, (1888) nur