Titel
Schottland
,
brit. Königreich, bildet den nördlichen kleinern Teil von Großbritannien [* 2] (s. Karte »Großbritannien«),
grenzt nördlich an das Atlantische Meer, östlich an die Nordsee, südlich an England (in einer Linie von der Mündung des Tweed bis zu jener des Esk) und wird im W. durch den Nordkanal von Irland getrennt. Dunnet Head, der nördlichste Punkt seines festländischen Teils, liegt in 58° 41' nördl. Br., der Mull of Galloway, sein südlichster, in 54° 38', und eine beide verbindende gerade Linie mißt 463 km. Die Küstenlänge beträgt 3540 km, von unbedeutenden Krümmungen abgesehen (kein Punkt des Landes ist weiter als 120 km vom Meer entfernt), der Flächeninhalt mit Einschluß der Inseln (Orkneys, Shetlandinseln, Hebriden) 78,777 qkm (1430,7 QM.), aber ohne Landseen und Gewässer nur 77,230 qkm (1402,6 QM.).
Areal und Bevölkerung.
Grafschaften | Areal | Bevölkerung | Zu- od. Abnahme | Bewohner auf 1 QKil. | |
---|---|---|---|---|---|
QKilometer | QMeilen | 1881 | 1871-81 | 1881 | |
Nördliche. | Proz. | . | |||
Shetland | 1475 | 26.8 | 29![]() |
-6.0 | 20 |
Orkneyinseln | 1004 | 18.2 | 32![]() |
2.4 | 32 |
Caithneß | 1805 | 32.8 | 38![]() |
-2.9 | 21 |
Sutherland | 5451 | 99.0 | 23![]() |
-3.9 | 4.3 |
Nordwestliche. | |||||
Roß mit Cromarty | 8272 | 150.2 | 78![]() |
-3.0 | 9.5 |
Inverneßshire | 10![]() |
199.0 | 90![]() |
3.3 | 8.3 |
Nordöstliche. | |||||
Nairnshire | 509 | 9.3 | 10![]() |
2.2 | 21 |
Elginshire (Moray) | 1248 | 22.7 | 43![]() |
0.3 | 35 |
Banffshire | 1669 | 30.3 | 62![]() |
1.1 | 37 |
Aberdeenshire | 5093 | 92.5 | 267![]() |
9.6 | 52 |
Kincardineshire | 999 | 18.1 | 34![]() |
-0.5 | 35 |
Östliche (im Innern). | |||||
Forfarshire | 2279 | 41.4 | 266![]() |
12.1 | 117 |
Perthshire | 6702 | 121.7 | 129![]() |
1.0 | 19 |
Fifeshire | 1279 | 23.2 | 171![]() |
7.0 | 134 |
Kinroßshire | 201 | 3.7 | 6697 | -0.67 | 33 |
Clackmannanshire | 127 | 2.3 | 25![]() |
8.1 | 202 |
Westliche (im Innern). | |||||
Stirlingshire | 1195 | 21.7 | 112![]() |
14.5 | 94 |
Dumbartonshire | 683 | 12.4 | 75![]() |
28.0 | 110 |
Argyllshire | 8468 | 153.7 | 76![]() |
1.0 | 9 |
Buteshire | 568 | 10.3 | 17![]() |
4.1 | 31 |
Südwestliche. | |||||
Renfrewshire | 649 | 11.8 | 263![]() |
21.2 | 41 |
Ayrshire | 2951 | 53.6 | 217![]() |
8.3 | 73 |
Lanarkshire | 2302 | 41.8 | 904![]() |
18.2 | 394 |
Südöstliche. | |||||
Linlithgowshire | 313 | 5.7 | 43![]() |
5.5 | 139 |
Edinburghshire | 941 | 17.1 | 389![]() |
18.5 | 413 |
Haddingtonshire | 703 | 12.8 | 38![]() |
1.9 | 55 |
Berwickshire | 1199 | 21.8 | 35![]() |
-3.0 | 30 |
Peeblesshire | 922 | 16.8 | 13![]() |
12.0 | 15 |
Selkirkshire | 974 | 12.2 | 25![]() |
37.6 | 26 |
Südliche. | |||||
Roxburghshire | 1734 | 31.5 | 53![]() |
8.2 | 31 |
Dumfriesshire | 2774 | 50.4 | 76![]() |
1.8 | 27 |
Kirkcudbrightshire | 2359 | 42.8 | 42![]() |
0.6 | 18 |
Wigtownshire | 1269 | 23.0 | 38![]() |
0.6 | 30 |
Zusammen: | 78![]() |
1430.7 | 3![]() ![]() |
11.2 | 47 |
[Küstenbildung.]
Auffallend
ist der Unterschied zwischen der
Ost- und Westküste Schottlands.
Erstere bietet, obgleich auch
hier die
Firths des
Forth und des
Tay, der
Moray Firth und feine Verzweigungen und der
Cromarty
Firth tief ins Land eindringen,
doch im ganzen einfache
Umrisse dar. Großenteils ist sie flach, häufig mit vorlagernden
Sandbänken,
und nur in
Caithneß, in
Kincardineshire und ganz im
Süden, jenseit des steil ansteigenden St.
Abb's
Head, wird sie auf längere
Strecken durch steil abfallende
Felsen gebildet.
Schottland (Bodenbesch

* 4
Seite 14.613.Ganz verschieden gestaltet ist die Westküste mit ihren engen, tief ins Land eindringenden und von steilen Bergen [* 3] eingefaßten »Lochs« und den zahlreichen ihr vorliegenden gebirgigen Inseln, die häufig nur ein schmaler, aber desto tieferer Meeresarm vom Festland trennt. Am bedeutendsten unter den Fjorden sind Loch Linnhe (50 km tief) und Loch Fyne (58 km tief). Von den Inseln, die insgesamt als Western Islands oder Hebriden (s. d.) zusammengefaßt werden, sind Skye, Mull und Arran die wichtigsten. Erst nachdem man den steilen »Mull« umschifft hat, trifft man auf der Ostseite des Firth ¶
mehr
of Clyde wieder auf größere Strecken von Flachland, und auch die Nordküste des Solway Firth, der S. von England trennt, ist meist eben und stellenweise sogar sumpfig.
[Bodenbeschaffenheit.]
S. bietet hinsichtlich der Bodenbeschaffenheit, wie ganz Großbritannien, eine Abwechselung zwischen
Hoch- und Tiefland dar wie kaum ein andres Land Europas von gleichem Umfang. Der gebirgigste Teil ist Nordschottland
,
im Gegensatz zu der niedrigen Ebene zwischen dem Clyde und dem Firth of Forth als Hochlande (highlands) bezeichnet. Diese »Hochlande«
trennt das enge, scharf geschnittene Thal
[* 5] von Glenmore (s. d.) in zwei Hälften. Der nördlich und westlich von diesem
Thal gelegene Teil Schottlands
, der unwirtlichste und am dünnsten bevölkerte Teil des Landes, bildet
eine kahle, 160-500 m ü. M. gelegene Hochebene mit zahlreichen Torfmooren und Hochgipfeln.
Von Bergen über 1000 m hoch erheben sich hier Ben More Assynt (1000 m), Ben Dearig (1082 m), Sleugach oder Slioch (1219 m), Scour na Lapich (1150 m), Mam Soul (1177 m), Ben Attow (1219 m) und Scournhorer (1024 m), sämtlich in der Nähe der Westküste, und der als Vorposten im O. stehende Be Uaish oder Wyvis (1036 m) am Cromarty Firth. Skye, die höchste der Inseln, steigt im Scuir na Gillean auf 981 m an. Nach der Ostküste hin verflacht sich das Land und bildet die wellenförmige Ebene von Caithneß.
Auch die zwischen den Firths von Dornoch, Cromarty und Inverneß gelegenen Halbinseln sind größtenteils eben. Der südliche Teil der Hochlande, der größtenteils von dem Grampiangebirge (s. d.) eingenommen wird, steht dem nördlichen an Unfruchtbarkeit kaum nach. Die Abhänge der Berge sind hier zum Teil sehr steil und zerklüftet, die Gipfel dagegen abgerundet, die Thäler tief eingeschnitten. Heidekräuter bedecken weite Strecken, die nur von Torfmooren unterbrochen sind.
Gutes Futtergras wächst nur in den Thälern, und wo sich diese nach SO. und NO. hin erweitern, findet sich auch gutes Ackerland.
Ihren höchsten Gipfel haben die Grampians im Ben Nevis (1343 m) an der Westküste, dem indes der Kulminationspunkt
der Cairngormgruppe im Innern des Landes, der Ben Muich Dhui (1309 m), nur wenig an Höhe nachsteht. Die Hügellandschaft Südschottlands
hat Broad Law (835 m) und Hart Fell (708 m) zum Mittelpunkt. Von hier aus strecken sich die Moorfoot- und Lammermuirhügel
nach NO.; ein zweiter Höhenzug, mit dem Ettrick Pen (672 m), stellt die Verbindung mit den Cheviothügeln an der Grenze Englands
her.
Westlich liegen die Loutherhügel (732 m) und von dort aus nach SW. hin die Berggruppen, deren Gipfel von der Cairns Muir
na Deuch (798 m) und dem Merrick (842 m), dem Kulminationspunkt Südschottlands
, gebildet werden. Auch in diesen Hügeln bilden
Heideland und Moorflächen einen hervorragenden Zug
der Landschaft. Die Thäler aber sind fruchtbar und die Abhänge weidereich.
Zwischen dem Grampiangebirge und dem südlichen Hügelland Schottlands
breitet sich das schottische Tiefland (lowlands)
aus.
Bregthalbahn - Bremen
![Bild 67.215: Bregthalbahn - Bremen [unkorrigiert] Bild 67.215: Bregthalbahn - Bremen [unkorrigiert]](/meyers/thumb/67/67_0215.jpeg)
* 6
Breite.Ein Teil desselben ist Strathmore, d. h. die »große Thalebene«, die sich von Stirling in nordöstlicher Richtung dem südöstlichen Fuß der Grampians entlang bis nach Stonehaven 130 km bei einer Breite [* 6] von 2-30 km erstreckt und durch die Sidlawhügel (382 m) und die Ochillhügel (717 m) von der Nordsee getrennt wird. Das Tiefland zwischen dem Firth of Forth und dem Clyde ist eine weite, fruchtbare Fläche und der bevölkertste Teil des Landes. Ausgedehntere Niederungen sind die Merse am untern Tweed, die Ebene nördlich vom Solway Firth, aus der sich die isolierte Granitmasse des Criffel 551 m hoch erhebt, und die fruchtbare Ebene von Ayrshire am Firth of Clyde.
In geologischer Beziehung kann man S. in drei scharf gesonderte Teile scheiden, nämlich: die nördlichen Hochlande, die Niederung zwischen Forth und Clyde und die südliche Hügellandschaft. Eine von Stonehaven an der Nordsee zum Clyde gezogene Linie bildet die Grenze der nordischen Hochlande, in welchen aus der Metamorphose hervorgegangene silurische Gesteine [* 7] vorherrschen. Sie bestehen aus Urthonschiefer, Chloritschiefer und Grauwacke, zwischen welchen Glimmer- und gneisartige Schiefer eingebettet sind, aus Quarzit und Quarzschiefern.
Aberdeen - Aberdeenrin

* 8
Aberdeen.
Die Mannigfaltigkeit in der Zusammensetzung der Gebirge bedingt die landschaftlichen Reize vieler Gegenden. Durchbrochen werden
diese Schiefer von Eruptivgesteinen, namentlich Granit mit Syenit, und Porphyr in der Nähe der Westküste.
Granit bildet die wilden Gebirgshöhen um die Quellen des Dee und Don und im W. von Aberdeen;
[* 8] Ben Nevis, der höchste Berg Schottlands
,
aber ist ein Porphyrberg. Längs der Westküste Schottlands
, vom Kap Wrath an südlich bis zur Insel Skye, erstreckt sich
eine Gneisregion, von Murchison und Geikie als zur laurentischen Formation gehörig erkannt und überlagert von kambrischen
Sandsteinen und Konglomeraten.
Untergeordnet kommen dort auch Urkalk und von jüngern Formationen (an der Granardbai) Trias vor. An der Westküste, rings um die Moray- und Dornochfirths sowie tief in Glenmore hinein, verbreiten sich die an fossilen Fischen so reichen devonischen Sandsteine, die weiter nördlich, in dem flachen Caithneß, in noch größerer Ausdehnung [* 9] auftreten. Diesen Sandsteinen folgen unmittelbar kohlenführende Oolithensedimente in horizontaler Lagerung am untern Brora.
Tertiäre Bildungen fehlen gänzlich. Auch die im N. Schottlands
gelegenen Orkneys gehören der devonischen Formation an, während
auf den nördlicher gelegenen Shetlandinseln silurische Gesteine, durchbrochen von Granit, Porphyr und andern
Eruptivmassen, vorherrschen. Die äußern (westlichen) Hebriden sowohl als Coll und Tiree bestehen ausschließlich aus Gneis.
Viel größere Mannigfaltigkeit bieten die dicht an der Küste gelegenen, durch Mac Cullochs Untersuchungen berühmt gewordenen
innern Hebriden, unter denen Skye die Perle ist.
Hier sowohl als auf Mull herrschen Basalte vor, oft säulenmäßig gestaltet und auf der kleinen Insel Staffa, bei Mull, die berühmte Fingalshöhle bildend. Wo die Gesteine der Lias- und Oolithenformationen, die jedoch nur in kleiner Ausdehnung auftreten, mit den eruptiven Gesteinen zusammenstoßen, da gehen sie in metamorphische Kalksteine über. Auch die Kreideformation [* 10] tritt auf Mull und an einigen Stellen des benachbarten Festlandes auf, freilich in sehr mäßiger Ausdehnung, wird aber sonst nirgends in S. angetroffen.
Schottland (Gewässer,

* 12
Seite 14.614.
Die Tuff- und Konglomeratschichten, welche an einigen Stellen den Basalt begleiten, sind die einzigen Repräsentanten der Tertiärzeit
in ganz S. Braunkohlenflöze kommen in ihnen vor, und sie sind reich an Fossilien. Die südlichen Hebriden
endlich schließen sich ihrer geologischen Bildung nach an Südschottland
an. An guten Bausteinen ist das nördliche S. reich,
an Metallen aber arm. Nur Blei
[* 11] und Plumbago werden zu Tage gefördert, sowie seit jüngster Zeit auch etwas Waschgold und selbst
Steinkohlen gewonnen. Der Granit von Aberdeen enthält Beryll, der Glimmerschiefer Granate. Das mittlere S.
¶
mehr
gehört vornehmlich der Steinkohlenformation an, die sowohl im Süden als im N. durch devonische Sandsteine eingefaßt wird. Alle die steilen Felshöhen, welche sich dagegen aus dem flachen oder hügeligen Land erheben, einschließlich von Arthurs Sitz bei Edinburg [* 13] (s. Tafel »Geologische Formation«),
gehören dem Basalt, Porphyr und andern eruptiven Bildungen an. Auch Tuffe und vulkanische Konglomerate treten inmitten des Steinkohlengebiets auf. Die Sandsteine des mittlern S. liefern gute Bausteine (bei Craigleith), und in den Trappfelsen findet man Amethyste (in Fife) und die sogen. schottischen Kieselsteine (Pebbles), Jaspis, Achate, Karneole und Chalcedone. Das südliche S. mit seinen Hügeln u. Bergzügen ist vorherrschend aus silurischen Schiefern, Sandsteinen und Kalken zusammengesetzt.
Eiszeit

* 14
Eiszeit.
Ganz untergeordnet treten in Dumfriesshire permische rote Sandsteine auf. Eruptivgesteine kommen stellenweise vor, so Porphyr
in den Cheviots, Granit in den westlichen Gebirgen. Den silurischen Bildungen von Oberlanark gehören die wichtigen Bleiglanzlagerstätten
Schottlands
an sowie die für den Mineralogen so interessanten Gänge von Leadhills. Großartig muß zur
Eiszeit
[* 14] die Gletscherbildung in S. gewesen sein, wie sich aus der weiten Verbreitung erratischer Blöcke ergibt. Später hob
sich das Land, so daß Strandbildungen mit Muscheln
[* 15] noch jetzt im benachbarten Meer lebender Arten hoch über dem Meeresspiegel
und weit im Innern des Landes aufgefunden werden.
[Gewässer, Klima.]
Die Flüsse
[* 16] Schottlands
entspringen fast ohne Ausnahme im Gebirge, haben einen weit
raschern Lauf als die Englands, sind daher weniger zur Schiffahrt geeignet und von geringer kommerzieller Bedeutung. In die
Nordsee münden: der Tweed, der 34 km weit die Grenze zwischen S. und England bildet;
der Forth, der den Theith aufnimmt und in die Meeresbucht Firth of Forth einmündet;
der Tay, der bedeutendste und schönste Fluß Schottlands
, der selbst
die Themse an Wasserreichtum übertrifft, mit dem Tummel, der Isla und der Earn;
der Dee, der noch in seinem untern Lauf ein Gefälle von 1,6 m auf das Kilometer hat;
der Don, unterhalb Inverary mit einem Gefälle von 4,5 m auf das Kilometer;
der Spey, der ein wildes, bewaldetes Thal durchfließt;
der Neß, der aus dem 34 km langen Loch Neß im Thal Glenmore kommt und bei Inverneß in den Loch Beauly mündet;
der Shin, der den 32 km langen Loch Shin durchfließt und in den Firth of Dornoch mündet.
Korinth (Stadt)

* 17
Kanal.Der bedeutendste Fluß der Westküste ist der Clyde, der sich in den gleichnamigen Firth ergießt. Der Lochy, aus dem Loch gleiches Namens abfließend, nimmt den in seinem obern Lauf den Loch Laggan bildenden Spean auf und mündet in den Loch Eil. An Seen ist S. sehr reich, und ihre romantische Lage inmitten der Berge trägt viel zum malerischen Charakter des Landes bei. Sie bedecken eine Fläche von 1640 qkm (fast 30 QM.). Im Tiefland ist nur der Loch Leven in Kinroß von Bedeutung; der größte aller Hochlandseen ist der 39 km lange und bis 12 km breite Loch Lomond. Im Thal Glenmore ist die Seenkette der Lochs Neß, Oich und Lochy gegenwärtig durch den Kaledonischen Kanal [* 17] verbunden. In einem Seitenthal liegt der Loch Arkaig, im südlichen Argyll der Loch Awe, im westlichen Roß der Maree, im westlichen Inverneß die Lochs Shiel und Morar, in der Mitte von Roß der Loch Fannich.
Das Klima
[* 18] Schottlands
, wie der britischen Inseln überhaupt, wird beeinflußt durch die warmen Gewässer des Golfstroms, welche
die westlichen Küsten bespülen, durch die Nähe des Arktischen Meers mit seinen Eismassen
und durch die Lage westlich vom Festland
Europas. Im Frühjahr herrschen kalte Winde
[* 19] aus N. und O. vor; im Sommer und Herbst aber wehen kühle, feuchte
Winde in entgegengesetzter Richtung; im Winter sind Nord- und Südwinde überwiegend. Die Nord- und Nordostwinde sind meist trocken,
werden aber in S. zu gewissen Zeiten von Schnee
[* 20] begleitet.
Wärmeeffekt - Wärmelei

* 21
Wärme.
Die West- und Südwestwinde bringen Regen. Schnee bleibt in den Gebirgen Schottlands
oft 2-3 Monate liegen.
In den schottischen Tiefländern ist die Kälte selten größer als -6 oder -8° C., und gleich selten übersteigt die Wärme
[* 21] 24° C. Die mittlere Jahreswärme ist auf Unst (Shetland) 7,2, in Edinburg 8,9, die mittlere Wärme im Winter dort
4,1, hier 3,7, im Frühling dort 6,6, hier 6,9, im Sommer dort 11,8, hier 14,6, im Herbste dort 6,2, hier 9,1° C. Man behauptet,
das Klima sei strenger geworden, da Mohn, Tabak
[* 22] und verschiedene Obstsorten, die früher mit großem Erfolg angebaut wurden,
jetzt nicht mehr gedeihen.
[Bevölkerung.]
Die Bevölkerung von S. betrug 1881: 3,735,573 Seelen (47 auf 1 qkm); vgl. Tabelle S. 612. Im Jahrzehnt 1871-81 sind in S. 468,883 mehr Menschen geboren als gestorben, was einem natürlichen Zuwachs von 14 Proz. entspricht. Derselbe wird durch die starke Auswanderung gemindert, deren Ziffer von der allerdings nicht unbedeutenden Einwanderung aus Irland keineswegs erreicht wird. Sehr ungleich verteilen sich Abnahme und Zunahme auf die einzelnen Grafschaften.
Bevölkerungsstatistisc

* 23
Bevölkerung.Die Abnahme in den Hochlanden erklärt sich durch die Handlungsweise der Grundbesitzer, die die kleinen Ackerbauer vertrieben und weite Gebiete an Jagdliebhaber verpachtet haben, weil ihnen dies eine höhere Rente abwirft. Bereits im J. 1877 schätzte man den Umfang von 2060 Jagdgründen auf 810,000 Hektar und den Ertrag derselben auf 600,000 Pfd. Sterl. Sehr ungleichmäßig ist die Dichtigkeit und Verteilung der Bevölkerung [* 23] (s. die Tabelle). Weit über die Hälfte derselben bewohnt den Strich Landes, der sich von den Firths of Tay und Forth bis zum untern Clyde hinzieht. In diesem Gebiet liegen auch 7 von den 8 großen Städten des Königreichs, nämlich Glasgow, [* 24] Edinburg, Dundee, [* 25] Greenock, Paisley, Leith und [* 26] Perth. Aberdeen ist die einzige Stadt mit mehr als 25,000 Einw., die außerhalb dieses Gebiets liegt.
Der Nationalität nach unterscheidet man die germanischen Schotten von den keltischen Hochländern, die sich selbst mit Stolz Gael oder Cael und ihr Land Caeldoch nennen. Gebiet und Anzahl der letztern nehmen fast sichtlich ab, teils durch Auswanderung, teils aber auch infolge der Verbreitung der englischen Sprache. [* 27] Allerdings wird gälisch noch auf einem Areal von 40,000 qkm von der Mehrheit der Bevölkerung gesprochen, aber dieses weite Gebiet zählt kaum 260,000 Einw. In ganz S. war Gälisch (1881) noch 231,594 Menschen geläufig, und wenn es auch noch die Kirchensprache in den Hochlanden ist und auch in den Schulen vielfach Verwendung findet, so verliert es doch stetig an Boden.
Überwiegend gälisch sind nur Sutherland, Roß mit Cromarty, Inverneßshire, Argyllshire, der Hochlandsteil von Perthshire und sämtliche Hebriden. Während das schottische Niederland durch den Verkehr mit Südbritannien allmählich zu höherer Gesittung gelangte, bildeten sich die gesellschaftlichen Verhältnisse im Hochland auf der Grundlage, welche der Zustand der keltischen Urbewohner darbot, eigentümlich aus. Jedes der dortigen Thäler, deren Bewohner wegen der natürlichen Lage derselben wenig allgemeinen ¶