Titel
Schlesien
,
Schlesien

* 2
Schlesien.
[* 2] ein vorzeiten zum
Königreich
Böhmen
[* 3] gehöriges Land (Herzogtum), zerfiel nach uralter
Einteilung in
Ober-
und Niederschlesien
, von denen jenes gegen Ende des 18. Jahrh. 6 Fürstentümer
(Teschen,
Troppau,
[* 4]
Jägerndorf,
Oppeln,
[* 5]
Ratibor,
[* 6] Bielitz), die freien Standesherrschaften
Pleß und
Beuthen
[* 7] und einige
Minderherrschaften, dieses 13 Fürstentümer
(Breslau,
[* 8] Brieg,
[* 9]
Glogau,
[* 10]
Jauer,
[* 11]
Liegnitz,
[* 12]
Münsterberg,
[* 13]
Neiße,
[* 14]
Öls,
[* 15]
Sagan,
[* 16]
Schweidnitz,
[* 17]
Wohlau,
Trachenberg und
Karolath), die freien Standesherrschaften
Wartenberg,
Militsch und
Goschütz und mehrere
Minderherrschaften umfaßte. Gegenwärtig zerfällt das Land in Preußisch- und
Österreichisch-Schlesien.
Schlesien (preußische

* 21
Seite 14.514. I. Die preußische
Provinz Schlesien.
(Hierzu die
Karte »Schlesien«
.)
Preußisch-S.,
Provinz des preuß.
Staats, wird nördlich und nordöstlich von den
Provinzen
Brandenburg
[* 18] und
Posen,
[* 19] östlich von
Polen und
Galizien, südlich von Österreichisch-S.,
Mähren und
Böhmen, westlich von dem
Königreich
Sachsen
[* 20] und der preußischen
Provinz
Sachsen begrenzt, umfaßt das alte Oberschlesien
(mit Ausnahme der Fürstentümer
Troppau,
Jägerndorf,
Teschen,
Bielitz etc.), das
¶
mehr
gesamte Niederschlesien
nebst der Grafschaft Glatz
[* 22] (mit Ausschluß des Kreises Schwiebus),
[* 23] den durch Vertrag vom von
Sachsen abgetretenen Teil der Markgrafschaft Oberlausitz, die abgetretenen böhmischen Enklaven und die Stadt Rothenburg
[* 24] vom Kreis
[* 25] Krossen der Neumark und hat einen Flächeninhalt von 40,302,6 qkm (731,94
QM.).
[Bodenbeschaffenheit, Klima.]
Die Provinz besteht zur größern Hälfte aus Tiefland, zur kleinern aus Berg- und Gebirgsland. Durch dieselbe erstreckt sich, vom Ursprung der Malapane im O. bis zum Austritt der Schwarzen Elster [* 26] im W., eine Thalsenkung, das Schlesische Längenthal, das zuerst längs der Malapane sich zur Oder hinunterzieht, alsdann dieser bis zur Mündung der Katzbach folgt und endlich weiter in westlicher Richtung über Bober, Queiß und Lausitzer Neiße sich bis zur Schwarzen Elster erstreckt.
Tarnowitzit - Tarquini

* 27
Tarnowitz.Der Boden der Thalsenkung ist längs der Oder fruchtbar, an der Malapane und Elster sumpfig, zwischen Oder und Elster sandig und teilweise auch sumpfig. Nördlich von diesem Längenthal zieht durch die Provinz ein Teil des Uralisch-Karpathischen Landrückens, der Märkisch-Schlesische Landrücken (s. d.), welcher im Oberschlesischen Jura bis zu 360 m ansteigt. Im Süden jener Thalsenkung tritt zunächst östlich von der Oder das Plateau von Tarnowitz [* 27] mit dem Oberschlesischen Steinkohlengebirge, einem Ausläufer der Karpathen, hervor; der höchste Punkt daselbst ist der Annaberg [* 28] (430 m) unweit der Oder.
Auf der linken Seite der Oder steigt das Land langsam an bis zur Gebirgsmauer der Sudeten, welche die Grenzen
[* 29] der Provinz in
Oberschlesien
nur mit dem Fuß der Bischofskuppe (886 m) erreicht, dagegen durch Mittelschlesien
sich von Reichenstein bis
Jauer erstreckt. Vor dieser Gebirgsmauer erheben sich vereinzelt in der Ebene der Zobten (718 m), die Geiersberge
(679 m), die Striegauer Berge u. a. Die Gebirge der Provinz werden durch den Paß
[* 30] von Liebau am Bober in zwei Teile geschieden.
Östlich erstreckt sich zunächst das Glatzer Gebirgssystem (s. Glatz) mit seinen vielfachen Verzweigungen, in denen der Große Schneeberg (1422 m) der höchste Gipfel ist, sodann das Sandsteingebirge der Heuscheuer, ferner das Niederschlesische Steinkohlengebirge mit dem Hochwald und endlich das Katzbachgebirge, von dem der Gröditzberg (407 m) ein vorgeschobener Posten gegen das Tiefland ist. Im W. jenes Passes erhebt sich auf der Grenze gegen Böhmen das Riesengebirge (s. d.) mit der Schneekoppe (1603 m), dem höchsten Gipfel der Provinz und des deutschen Berglandes, und als Fortsetzung das Isergebirge.
Gorillagarn - Görlitz

* 31
Görlitz.Vereinzelte Vorposten des Berglandes gegen das Tiefland sind weiter westlich noch die Landskrone bei Görlitz [* 31] (429 m) und das Königshainer Gebirge. Innerhalb des Gebirges bilden das Landeshuter und das Hirschberger Thal, beide am Bober, und der Glatzer Gebirgskessel innerhalb der Glatzer Gebirge ansehnliche Vertiefungen. S. gehört mit ganz geringen Ausnahmen zum Gebiet der Oder; nur im SO. berührt die Weichsel die Grenze, und aus dem Westen fließen Iser, Spree und Schwarze Elster zur Elbe.
Die Oder, welche bei Ratibor schiffbar wird, durchströmt die Provinz in ihrer ganzen Länge von SO. nach NW.;
ihr fließen auf der rechten Seite zu: die Olsa, Klodnitz, Malapane, Weida und Bartsch;
auf der linken: die Oppa, Zinna, Hotzenplotz, Glatzer Neiße, Ohlau, Weistritz und Katzbach;
der Bober, der den Queiß aufnimmt, und die Lausitzer Neiße münden außerhalb der Provinz.
Jundt - Jupiter

* 33
Klima.
Der Klodnitzkanal ist der einzige schiffbare Kanal
[* 32] Schlesiens
, und abgesehen von zahlreichen Teichen
ist auch unter
den Landseen allein der Schlawasee von einiger Bedeutung. Das Klima
[* 33] ist am mildesten bei Grünberg,
[* 34] rauher in
den Gebirgen und in Oberschlesien.
Die jährliche Durchschnittswärme beträgt zu Ratibor 8,0, Oppeln 8,76,
Neiße 8,41, Landeck 6,75, Kirche Wang im Riesengebirge 4,8, Eichberg bei Hirschberg
[* 35] 7,0, Görlitz und Breslau 8,0° C. Die jährliche
Regenmenge beträgt in der Ebene 50-60, im Gebirge bis 116 cm.
Leo (Hebräus) - Leobsc
![Bild 61.92: Leo (Hebräus) - Leobschütz [unkorrigiert] Bild 61.92: Leo (Hebräus) - Leobschütz [unkorrigiert]](/meyers/thumb/61/61_0092.jpeg)
* 37
Leobschütz.[Bevölkerung. Bodenerzeugnisse.]
Die Zahl der Einwohner betrug 1885: 4,112,219 Seelen (102 auf 1 qkm), worunter 1,897,002 Evangelische, 2,156,578 Katholiken, 70,487 andre Christen, 51,481 Juden etc. Die Katholiken überwiegen im Regierungsbezirk Oppeln, mit Ausnahme des Kreises Kreuzburg, ferner in der Grafschaft Glatz und den Kreisen Münsterberg und Frankenstein des Regierungsbezirks Breslau und im Kreis Landeshut des Regierungsbezirks Liegnitz. Die Bevölkerung [* 36] wohnt in 148 Städten, 5404 Landgemeinden und 3847 Gutsbezirken und ist vorwiegend eine deutsche; zahlreich sind aber auch die Polen (825,000), die auf der rechten Oderseite abwärts bis Namslau und Polnisch-Wartenberg und auf der linken von Ratibor bis Oberglogau vorherrschen. Ferner gibt es Tschechen (55,000) zwischen Ratibor und Leobschütz, [* 37] bei Kudowa in der Grafschaft Glatz und in mehreren evangelischen Kolonien in den Kreisen Strehlen, [* 38] Oppeln, Wartenberg und Groß-Strehlitz, endlich Wenden (32,000) in der Westspitze der Provinz an der Spree und Schwarzen Elster.
Von der Bodenfläche der Provinz entfallen 55,8 Proz. auf Ackerland, Gärten und Weinberge, 8,5 Proz. auf Wiesen, 2,2 Proz. auf Weiden und 28,9 Proz. auf Waldungen. Der Boden ist längs des Gebirges sehr fruchtbar, ganz besonders aber in der Landschaft zwischen Liegnitz und Ratibor, woselbst 70-80 Proz. der Gesamtfläche dem Ackerland angehören. Am wenigsten fruchtbar sind die eigentlichen Gebirgskreise, sodann der auf der rechten Oderseite gelegene Teil des Regierungsbezirks Oppeln, die Kreise [* 39] an der Bartsch im N. und, mit Ausnahme eines Teils des Kreises Görlitz, die westlichen Kreise der Provinz; in allen diesen Teilen sind die Ackerländereien auch nur von geringem Umfang, die Waldungen hingegen bedeutend.
Hopfen (Pflanze) [unko
![Bild 59.349: Hopfen (Pflanze) [unkorrigiert] Bild 59.349: Hopfen (Pflanze) [unkorrigiert]](/meyers/thumb/59/59_0349.jpeg)
* 40
Hopfen.
Der Getreidebau deckt vollständig den Bedarf der Provinz; der Flachsbau, neuerdings wieder mehr gepflegt, gewinnt an Bedeutung
und ist besonders in den Berg- und Hügellandschaften von Wichtigkeit. Der Zuckerrübenbau findet auf
großen Landstrichen zwischen Breslau und Schweidnitz statt; die Kartoffel wird mehr in den weniger fruchtbaren Landesteilen
gebaut. Andre Produkte des Pflanzenreichs sind: Zichorien zwischen Breslau und Ohlau, Hopfen
[* 40] bei Münsterberg, Tabak,
[* 41] Ölgewächse,
Wein bei Grünberg, viel Obst in Mittelschlesien
(der Obstbau wird unterstützt durch ein pomologisches
Institut zu Proskau), allerlei Gartengewächse etc. Die Gartenkunst, in Verbindung mit großer Treibhauszucht (Ananas) und großen
Parkanlagen, wird durch den Großgrundbesitz, dem über 51 Proz. der Fläche angehören, sehr gefördert. In keiner Provinz
des preußischen Staats befindet sich überhaupt ein so bedeutender Grundbesitz in Einer Hand
[* 42] wie in S.;
Besitzungen von 25-44,000 Hektar haben der König von Sachsen (Öls), der Herzog von Ujest (Schlawenzitz), der Reichsgraf von Schaffgotsch
(Warmbrunn), die Graf Renardschen Erben (Groß-Strehlitz), der Herzog von Ratibor (Rauden), der Graf Arnim (Muskau) und der Fürst von
Pleß. Nach der Viehzählung von 1883 gab es 275,122 Pferde,
[* 43] 1,397,130 Stück Rindvieh, 1,309,495 Schafe,
[* 44] 518,612
Schweine
[* 45] und 175,283 Ziegen. Für
¶
Schlesien (preußische

* 46
Seite 14.515.mehr
die Hebung [* 47] der Pferdezucht [* 48] bestehen Landgestüte zu Leubus und Kosel. [* 49] Die Rindviehzucht blüht in der fruchtbaren Landschaft zwischen Liegnitz und Ratibor; sie ist aber auch in den Gebirgskreisen bedeutend, weniger in den sandigen Gegenden auf der rechten Oderseite und an der Schwarzen Elster. Für die Zucht von edlen Schafen bildet S. seit Anfang dieses Jahrhunderts mit seinen großen Gütern den Ausgangspunkt für die andern preußischen Provinzen (Eckersdorf, Rogau, Kuchelna); deshalb sind auch die meisten Schafe veredelte.
Die Schweinezucht entspricht noch nicht dem Bedarf. Wildbret ist zahlreich vorhanden, namentlich besitzt S. noch einen Reichtum an Hirschen, Rehen, Wildschweinen und Hasen; selten kommt im SO. noch der Wolf von den Karpathen herüber. Auch das Geflügel ist stark vertreten. Die Fischerei [* 50] ist nicht unbedeutend: es gibt Karpfen in den zahlreichen Teichen, Welse und Lachse in der Oder, Forellen in den Gebirgsbächen. Die Bienenzucht [* 51] ist erheblich, und das neuere Verfahren bei derselben ging durch den Pfarrer Dzierzon gerade von S. aus.
Nachtigall - Nachtpfau
![Bild 62.144: Nachtigall - Nachtpfauenauge [unkorrigiert] Bild 62.144: Nachtigall - Nachtpfauenauge [unkorrigiert]](/meyers/thumb/62/62_0144.jpeg)
* 52
Myslowitz.Sehr beträchtlich ist die Ausbeute des Mineralreichs. S. enthält die größte Steinkohlenablagerung des europäischen Festlandes, nämlich auf der rechten Oderseite in Oberschlesien, woselbst die Steinkohlenformation mit reichhaltigen Flözen, teilweise zu Tage tretend, teilweise von Buntsandstein, Muschelkalk oder Diluvialschichten bedeckt, einen Raum von wenigstens 1375 qkm (25 QM.) einnimmt. Das Hauptgebiet des zu Tage tretenden Teils liegt zwischen Zabrze und Myslowitz [* 52] und entsendet nach SW. einen Flügel über Nikolai hinaus bis Belk.
Kleinere Steinkohlenpartien finden sich noch bei Czernitz, Pschow und selbst auf der Westseite der Oder an der Landecke unterhalb der Oppamündung. Eine zweite Ablagerung von Steinkohlen ist bei Waldenburg [* 53] zwischen den ältern Schichten der Kohlenformation von Freiburg [* 54] und den Porphyren und Melaphyren des Niederschlesischen Steinkohlengebirges eingebettet; dieselbe erstreckt sich, wie auch die erstere, noch über die Grenze der Provinz hinaus. Endlich gibt es Steinkohlen auch im Sandstein der obern Kreide [* 55] am Queiß.
Alaun (gebrannter) - A

* 56
Alaun.Die Braunkohle ist in den Hügellandschaften stark verbreitet, wird aber nicht in großer Menge abgebaut. Wichtig ist dagegen die Ausbeute an Eisen- und Zinkerzen, diese bei Beuthen in Oberschlesien in unmittelbarer Nachbarschaft des Steinkohlengebirges, jene in den verschiedensten Teilen des Regierungsbezirks Oppeln auf der rechten Seite der Oder, aber auch in den Gebirgen. Ferner werden gewonnen: Bleierze in Oberschlesien, Kupfer-, Kobalterze, Schwefelkies, Arsenik, Alaun, [* 56] einige Edelsteine [* 57] von geringem Wert (Chrysolith, Amethyst, Chalcedon, Achat, [* 58] Chrysopras, Jaspis etc.), vortrefflicher Thon, Marmor, Serpentin, Schleif- und Mühlsteine, [* 59] Kalksteine (Gogolin in Oberschlesien), Gips, [* 60] Walkererde, Feld- und Schwerspat, Magnesit, Torf etc. Die vorhandenen Salzquellen haben nur eine schwache Sole; dagegen haben andre Mineralquellen besuchte Badeanstalten entstehen lassen, so zu Warmbrunn, Salzbrunn, Reinerz, Landeck, Flinsberg, Kudowa, Charlottenbrunn, Langenau etc. 1886 wurden in der Provinz gefördert: 15,996,326 Ton. Steinkohlen im Wert von 68,336,188 Mk., 360,589 T. Braunkohlen im Wert von 1,289,398 Mk., 722,018 T. Eisenerze im Wert von 2,307,850 Mk., 578,858 T. Zinkerze im Wert von 3,547,603 Mk., 29,316 T. Bleierze im Wert von 3,647,941 Mk. etc. Die Hüttenproduktion ergab 1886: 374,493 Ton. Roheisen im Wert von 17,259,181 Mk., 82,659 T. Zink im Wert von 21,209,323 Mk., 20,879 T. Blei [* 61] im Wert von 4,914,495 Mk., 31,987 T. Schwefelsäure [* 62] im Wert von 1,536,006 Mk. etc.
Reichenau - Reichenbac

* 63
Reichenbach.[Industrie und Handel.]
Die Industrie bildet einen wichtigen Erwerbszweig der Bevölkerung, von der 35,2 Proz. darin ihre Beschäftigung finden. In den Kreisen von Leobschütz bis Löwenberg, meist im und am Gebirge und anschließend an den großen Bezirk der Flachsindustrie in Böhmen, ist die Leinwandfabrikation, in Verbindung mit Baumwollweberei, Färberei und Bleicherei, die Hauptbeschäftigung der Bewohner; große Flachsspinnereien sind zu Liebau, Landeshut, Erdmannsdorf, Freiburg, Waldenburg und entfernt vom Gebirge zu Neusalz a. O., Baumwollspinnereien zu Langenbielau etc., großartige Webereien namentlich in den Kreisen Reichenbach, [* 63] Waldenburg, Landeshut und Hirschberg.
Die Tuchfabrikation ist in Görlitz, Sagan, Grünberg und Goldberg von Bedeutung; auch werden Wollwaren mehrfach gefertigt. Handschuhe liefert Haynau, Teppichknüpferei wird in Neustadt, [* 64] im Hirschberger Thal (hier neuerdings auch Spitzenklöppelei), in Sprottau [* 65] und Schmiedeberg betrieben. Die Hüttenindustrie sowie die Verarbeitung der Metalle haben ihren Hauptsitz in den Steinkohlengebieten. Die Zinkproduktion ist fast ausschließlich im Oberschlesischen Steinkohlengebirge mit zahlreichen Werken vertreten, dagegen ist die Eisenindustrie viel weiter verbreitet.
Die großartigsten Eisenwerke liegen zwischen Gleiwitz, [* 66] wo auf der Gleiwitzer Hütte 1796 der erste Kokshochofen in Preußen [* 67] ins Leben trat, Tarnowitz, wo auf dem Bleiwerk Friedrichsgrube 1788 die erste Dampfmaschine [* 68] in Deutschland [* 69] aufgestellt ward, Beuthen, Königshütte [* 70] und Myslowitz, ferner an der Malapane im Kreis Oppeln und bei Waldenburg, sodann auch in Niederschlesien im Bereich der Waldungen des Schlesischen Längenthals zwischen Bunzlau [* 71] und Sprottau.
Stärke (natürliches Vo

* 72
Stärke.Wichtige Eisengießereien und Maschinenfabriken gibt es zu Breslau, Ratibor, Görlitz, Lauban etc. Andre Industriezweige Schlesiens sind: die Fabrikation von Rübenzucker zwischen Breslau und Schweidnitz (1887: 56 Fabriken), von Stärke, [* 72] Papier, Leder, Dachpappe, Seilerwaren (Oppeln), Seife, Lichten, Schuhwaren, Tabak und Zigarren (Breslau, Ohlau), Chemikalien, Pulver, Dynamit, Zündhölzern, Uhren [* 73] (Freiburg, Silberberg), Turmuhren (Glogau), Hüten (Liegnitz), Strohgeflechten, Glaceehandschuhen (Breslau), Billards (Breslau), Schrot-, Blei- und Zinnwaren (Breslau), Nägeln, Wagen, Eisenbahnwagen, Kalk (Gogolin und Oppeln), Zement (Oppeln), Glas [* 74] (im Kreis Oppeln, bei Waldenburg, am Queiß und an der Lausitzer Neiße), von feinen Glaswaren (Josephinenhütte im Riesengebirge), von Schamottesteinen, Töpferwaren (Bunzlau), Porzellan- und Steingutwaren (in den Kreisen Waldenburg und Schweidnitz), von Schaumwein (Grünberg), von eingemachten Früchten (Grünberg und Hirschberg).
Nennenswert sind noch: die Bierbrauereien, die Brennereien und Likörfabriken, große Mahlmühlen, Gerbereien etc. Der Handel Schlesiens leidet durch die russischen Grenzverhältnisse, hat sich jedoch in der neuesten Zeit infolge des bedeutend erweiterten Eisenbahnnetzes sehr gehoben. Die Eisenbahnen sind fast nur Staatsbahnen. [* 75] Die wichtigsten Linien sind: Sommerfeld-Breslau, Görlitz-Kohlfurt-Liegnitz, Kohlfurt-Sorgau, Liegnitz-Neiße-Oppeln, Breslau-Halbstadt, Breslau-Mittelwalde, Breslau-Stettin, Breslau-Posen, Breslau-Tarnowitz, Breslau-Brieg-Kosel, Kosel-Kamenz, Kosel-Oderberg, Kosel-Oswiecim etc. Besonders stark entwickelt ist das Eisenbahnnetz im oberschlesischen Industrierevier, wo zahlreiche ¶